Der Capitän des Vultur. Мэри Элизабет Брэддон

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Capitän des Vultur - Мэри Элизабет Брэддон страница 10

Der Capitän des Vultur - Мэри Элизабет Брэддон

Скачать книгу

her, Master Darrell, hier ist Mrs. Duke, die in dieser bitterkalten, finstern Nacht den weiten Weg vom andern Ende der Stadt hierher gekommen ist, um Euch zu sehen.«

      Die gute Frau sagte dies, um dem Kranken eine Freude zu machen; aber die Erwähnung des Namens Duke erinnerte den jungen Mann an die Heirath seiner Cousine und er rief mit Bitterkeit aus:

      »Mrs. Duke! Ja, ich erinnere mich’s, und dann den Kopf aus dem Kissen umdrehend, sagte er mit plötzlicher Heftigkeit: »Millicent Duke! Millicent Duke, weshalb kommst — Du hierher, um mich mit Deinem Anblick zu peinigen?«

      In diesem Augenblicke erhob sich der Ton eines Wortwechsels in dem Hausflur unten, gefolgt von raschen Fußtritten auf der Treppe. Mrs. Pecker eilte nach der Thüre, aber ehe sie dieselbe erreichen konnte, wurde sie heftig aufgerissen und der Capitän des Vultur trat in das Zimmer. Ihm auf dem Fuße folgte der Arzt, der sogleich an das Bett ging, indem er mit halbunterdrücktem Zorn ausrief:

      »Ich protestire dagegen, Capitän Duke, und wenn etwas Schlimmes daraus entstehen sollte, so mache ich Euch dafür verantwortlich.«

      Der Capitän nahm keine Notiz von der Rede, sondern wandte sich an seine Frau und sagte in rohem Tone:

      »Wird es Euch anstehen, mit mir nach Hause zu gehen, Mrs. Millicent? Es ist fast vier Uhr und das Zimmer eines kranken Gentlemans ist zu solcher Zeit kaum ein passender Ort für eine Dame.«

      Darrell Markham richtete sich im Bette empor und rief mit krampfhaftem Lachen:

      »Ich sage Dir, das ist der Mann, Millicent; Sarah, sieh ihn an. Das ist der Mann, der mich auf Compton Moor angehalten —- der Mann, der mich in den Arm geschossen — der Mann, der mir meine Briefe geraubt hat.«

      »Darrell! Darrell!« rief Millicent, »Du weißt nicht, was Du sagst. Der Mann ist mein Gatte.«

      »Dein Gatte! Ein Straßenräuber! ein —«

      Das Wort, das noch auf Mr. Markhams Lippe war, blieb ungesprochen, denn er fiel bewußtlos auf das Kissen zurück.

      »Capitän George Duke,« sagte der Arzt, seine Hand auf den Puls seines Patienten legend, »wenn dieser Mann stirbt, so habt Ihr einen Mord begangen.«

      Drittes Capitel.

      Rückblicke.

      John Homerton, der Grobschmied, sagte nur die Wahrheit, wenn er behauptete, daß der junge Squire, Ringwood Markham, sich in London ruinire. Wenn auch die einfachen Landbewohner die Gefahren und Laster der Hauptstadt leicht übertreiben, so war doch, was der ehrliche Meister Homerton sagte, keine Uebertreibung, denn der junge Squire eilte mit schnellen Schritten auf der glatten und bequemen Straße dahin, die als der Weg zum Ruin bekannt ist.

      Ringwood Markham war drei Jahre älter als seine Schwester Millicent und sechs Jahre jünger als sein Cousin Darrell, denn der alte Squire Markham hatte spät im Leben geheirathet und kurz nach seiner Hochzeit den kleinen Darrell adoptirt. Dieser war das einzige Kind seines jüngeren Bruders, der frühzeitig gestorben war und seinem Waisenknaben ein kleines Vermögen hinterlassen hatte.

      Ringwood Markham hatte in seinem Aeußern große Aehnlichkeit mit seiner Schwester. Er besaß dasselbe blaßgoldene Haar, dieselben tiefblauen, glänzenden Augen, dieselben feinen Züge und dieselbe weiße und rosige Hautfarbe. Aber jene Art Schönheit, welche reizend an einem Mädchen von Neunzehn ist, war viel zu weibisch an einem Manne von Zweiundzwanzig, um gefallen zu können, und der alte Squire sah mit Verdruß seinen geliebten Sohn zu nichts Besserem als zu einem hübschen Knaben, zu einem puppenhaften Gecken aufwachsen, die Bewunderung von einfältigen Schulmädchen und überspanntem mittelalterlichen Frauen.

      Ringwood war stets der Günstling seines Vaters gewesen, selbst mit Ausschluß der reizenden, liebenswürdigen und liebenden Millicent, und als Darrell zum Mann heranwuchs, kränkte es den alten Squire, in dem älteren Cousin einen muthigen, kühnen und kräftigen Jüngling zu sehen, der sich in allen männlichen Uebungen auszeichnete, während Ringwood nur an sein hübsches Gesicht und an seinen gestickten Rock dachte, und den glänzenden Griff seines Schwerts mehr liebte als die Klinge.

      Es war hart für den Squire, sich die demüthigende Wahrheit bekennen zu müssen; aber die Thatsache ließ sich nicht in Abrede stellen, daß Ringwood Markham ein Feigling war.

      Der alte Mann verbarg seine Kränkung in dem Innern seines Herzens und mit einem Gefühl von Ungerechtigkeit, welches eine der Schwächen leidenschaftlicher Liebe ist, haßte er Darrell, weil derselbe seinem Sohne überlegen war.

      So kam es, daß sich das blasse Gesicht des Kummers zuerst in der kleinen Familiengruppe zu Compton Halt zeigte.

      Darrell und Millicent hatten einander von Kindheit an geliebt und sie liebten einander so offen und aufrichtig, daß sie in dem gewöhnlichen Sinne des Wortes vielleicht niemals Liebende gewesen waren.

      Sie hatten keine koketten Eifersüchteleien, keine reizenden Zwiste und noch reizendere Versöhnungen, keine verstohlenen Zusammenkünfte im Mondschein, keine Vermittlung von bestochenen Kammerzofen, welche mit der Besorgung parfümirter Liebesbriefe beauftragt waren. Nein, sie liebten einander ehrlich und offen mit einer ruhigen, unveränderten Zuneigung, die so wenig Worte bedurfte, daß vielleicht Niemand von der Tiefe und Stärke dieser stillen Leidenschaft eine Ahnung hatte.

      Wenn der Squire diese wachsende Neigung zwischen den jungen Leuten auch wahrnahm, so that er doch nichts, um sie zu begünstigen oder zu entmuthigen. Um Millicent hatte er sich ohnehin nie viel bekümmert. Sie und ihr Bruder waren die Kinder einer Frau, die er wegen ihres schönen Vermögens geheirathet hatte und die unbeachtet und unbetrauert — Einige sagten, am gebrochenen Herzen — gestorben war, bevor Millicent ihr erstes Jahr vollendet hatte.

      So verliefen die Dinge zu Compton Hals sehr friedlich. Darrell und Millicent ritten mit einander durch die schattigen grünen Feldwege und über die weite Moorfläche, während der Squire in dem eichengetäfelten Wohnzimmer oder in dem holländischen Garten seine Pfeife rauchte und Ringwood in dem Städtchen herumlungerte, oder in der Wirthsstube des Schwarzen Bären seine Zeit zubrachte. Aus diese Weise erschien das Leben ruhig und angenehm genug, bis ein Ereigniß die ganze Sachlage veränderte.

      Darrell und Ringwood Markham hatten einen heftigen Streit, bei dem auf beiden Seiten harte Worte gesprochen und Schläge ausgetauscht wurden — einen Streit, der Darrells Aufenthalt zu Compton Halt plötzlich ein Ende machte.

      Wir haben gesagt, daß Ringwood Markham ein Feigling und ein Müßiggänger war. Es gab aber Leute in Compton, die ihm noch schlimmere Namen beilegten, die ihn einen herzlosen Feigling und einen Lügner nannten, und der Tag kam, wo Darrell selbst dem angebeteten Sohn des Squires diese Namen in’s Gesicht schleuderte.

      Er hatte ein Liebesverhältniß zwischen Ringwood und einem siebenzehnjährigen Mädchen, der Tochter eines kleinen Farmers entdeckt, und ihm darüber Vorstellungen gemacht.

      Ringwood nahm dies sehr übel auf. Es entstand ein Wortwechsel zwischen ihnen, der damit endigte, daß der junge Mann, vor Zorn seiner nicht mehr mächtig, seinem Cousin wie eine Katze an den Hals sprang und ihn zu drosseln versuchte, als ein Schlag von Darrells kräftiger Faust ihn zu Boden streckte. Dies geschah, am Hause des erwähnten Farmers, in Gegenwart von mehreren Zeugen.

      Darrell kehrte nach der Halle zurück, wo er einige Kleider in seinen Sattelranzen

Скачать книгу