Der letzte Tag. Walther Nithack-Stahn
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Читать онлайн книгу Der letzte Tag - Walther Nithack-Stahn страница 9
Sigrid nestelt ihre Handtasche auf, sie hat gerade ihren Monatslohn darin, und holt einen Schein heraus. »Würden Sie das annehmen?«
»Von Ihnen, ja. Ich danke.« Er bleibt stehen und sieht mit einer Weichheit zu ihr auf, die seine Unschönheit mildert. »Wie soll man nun sagen: Leben Sie wohl oder sterben Sie wohl? Ich sage: Leben Sie wohl.«
Sie kann sich nicht enthalten zu fragen: »Wer sind Sie eigentlich?«
»Ich heiße Philander. Alles übrige ist gleichgültig.«
Er ist in einer Nebengasse verschwunden. Sigrid fühlt noch seine schweißig-kalte Hand; sie muß ein Grauen abschütteln, und doch, der Armselige hat sie im Innersten getroffen. Sie geht wie betäubt die breite Straße hinunter, die, wie immer, von Wagen und Spaziergängern belebt ist. Hinter dem Triumphtor alter Könige, das von Siegen und ewigem Ruhme redet, glüht das Abendgewölk. Die Sonne samt ihrem unheimlichen Widersacher ist verschwunden – für diese Nacht. Es ist, als atme man hier unten auf, und jeder gäbe sich noch einmal sorglos dem geliebten Leben hin.
Plötzlich durchglüht es sie: wenn es die letzte Nacht wäre? Und wie ein Dieb in der Nacht das Verderben käme! Dorther, wo es in grauen Wolken glimmt und schwelt! Geliebter – wenn wir uns nicht mehr erreichten! Wie sagtest du doch? »Das Letzte gehört uns allein!« Rufe mich, rufe mich, eh es zu spät ist, daß wir das Leben austrinken bis auf den Grund!
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