DAS SOZIALE LEBEN RUND UM UNBEWEGLICHE SACHEN. Manfred Wasner
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"Das geht jetzt nicht, wir brauchen die Farben sofort!"
Der Verfasser setzt sich also hin, färbelt binnen weniger Minuten eine Kopie der Fassade und schaut sich dabei die Mieter-seitigen Entwürfe gut an. Jimmy sagt: "Diese Farben haben wir nicht auf der Farbkarte."
"Zeig mir die Farbkarte".
Stimmt. Auf dieser Farbkarte gibt es nur ganz wenige Farben. Die ausgewählten Farben sind nicht dabei, nicht einmal annäherungsweise.
"Es gibt doch noch viel mehr Farben, kann man keine anderen nehmen? Kann man nicht mischen?“.
"Nein, das geht alles nicht mehr. Du musst aus dieser Farbkarte auswählen!"
Hätte er sich doch damals darauf nicht eingelassen! Er sucht die noch am ähnlichsten aussehenden Farben aus der Farbkarte heraus. Es sind leider sehr andere Farben, als die ursprünglich ausgewählten, besonders von der Helligkeit und vom Kontrast her.
Das Ergebnis ist schlimm. Mieter rufen ganz verwundert bei der damaligen Sekretärin Sabine Glasl an, warum denn um Gottes Willen die Hoffassade rosa angemalt wird! Aber für Beschwerden ist es zu spät. Das Ergebnis ist eines der schrecklichsten Beispiele der farblichen Gestaltung von Gründerzeit-Fassaden. Der Verfasser wird noch lange bei jeder passenden und, seiner Meinung nach noch viel mehr bei jeder unpassenden Gelegenheit, an die Hegergasse erinnert.
Sie haben die fertige Hegergasse niemanden gezeigt und keine Fotos davon herumgereicht. Das einzige Glück ist: Inzwischen waren schon wieder mehr als zwölf Jahre vergangen und die Hegergasse 8 würde in absehbarer Zeit eine, hoffentlich diesmal ansprechende, neue Fassade erhalten. Es sei heute angemerkt: dass dies einige Zeit nach dem Verfassen dieses Textes dann auch tatsächlich geschah.
15. Eine Watsch´n für den Johnny (das Team 7)
Der Verfasser sucht noch einen Mitarbeiter für die Gebietsbetreuung Ottakring. Er besucht aus diesem Grund eine Präsentation jener Projektgruppe auf der Technischen Universität Wien, die der „Projektgruppe Favoriten“ nachgefolgt ist
Er spricht dort auch einige Worte darüber, was sie in Ottakring so machen und ob nicht jemand Lust hätte, mitzuarbeiten. Daraufhin meldet sich mit seinem breiten Lachen der Johnny Winter und beginnt alsbald zuerst als freier, später als angestellter Mitarbeiter.
Timo nennt den Johnny "Querkopf“, einerseits weil sein Schädelbau tatsächlich an einen Quader erinnert, andererseits, weil er immer alles ganz genau wissen will und lieber eine Frage zu viel, als eine Frage zu wenig stellt. Johnny kümmert sich hauptsächlich um die grafischen Ausarbeitungen und betreibt das sehr intensiv, - wie auch an jenem Nachmittag.
Roswitha, eine Germanistik - Studentin, war von Timo Huber's Gattin Elfi als Sekretärin empfohlen worden. Sie liebt Pflanzen über alles und wird später auch die Hofbegrünungs- Beratung für die Gebietsbetreuung machen. An jenem Nachmittag allerdings will sie nur ihre Blumen gießen. Zu diesem Zweck geht sie mit voller Gießkanne hinter dem Johnny vorbei, ziemlich knapp, weil so viel Platz ist nicht.
Der Johnny, dadurch aus seiner Konzentration gerissen und in der dem Grafiker eigenen Angst vor fließendem Wasser, meint: "Mach das jetzt nicht!" Das sieht Roswitha allerdings nicht ein: "Führ Dich nicht so auf!" Johnnys Versuch, ihr die Gießkanne wegzunehmen beantwortet Roswitha mit ein paar Tropfen über Johnnys Kopf. Johnny wird laut, und daraus entwickelt sich eine Rangelei um die Gießkanne.
Roswitha tut dann genau das, was der Johnny absolut nicht will. Sie gießt nämlich einige Spritzer auf Johnny´s Papiere. Jetzt hat Johnny die Kanne und versucht, das Wasser über die Roswitha zu schütten.
Der Verfasser steht auf, geht hin, - und der Johnny hat eine Watsch´n. Mit einem Mal ist alles still. Der Johnny packt seine Sachen und verliäßt wortlos das Lokal.
An nächsten Morgen kommt er wieder, als wäre nichts gewesen.
Nach sechs Jahren beim Team macht sich der Johnny als Architekt selbständig. Inzwischen ist er Adolf Loos- Preisträger geworden, mit „BKK" und der „Sargfabrik", hat das goldene Verdienst- Zeichen der Stadt erhalten und ist leider an Krebs verstorben.
Die letzten Aufgaben, die das Team für ihn hatte, etwa Fertigstellung von Forschungs- Berichten über Holzhäuser und über die Wärmepumpe, haben ihn auch nicht mehr recht gefreut. Die hat dann, viel später, der „Luigi“, - der Helmut Krapmeier fertig gemacht. Dies wäre aber eine andere Erinnerung.
16. Fünfhundert Schilling für den Werner? (das Team 8)
Den Werner Scharf hat der Wolfgang Gräsel sehr "diskret" aufgenommen. Die anderen wussten gar nichts davon. Plötzlich ist der Werner da. Ein kleiner schnauzbärtiger Baumeister mit einem, wie man in Wien sagt, g'sunden Spruch; - jedoch in der Art irgendwie nobel.
Er hatte als Jugendlicher bei der „Admira" Fußball gespielt und läßt in jener Zeit keine Gelegenheit dazu aus. Seine kurzen Beine sind in der Lage, mit Nähmaschinen- Nadel- artiger Geschwindigkeit über den Boden zu fegen und die Art, wie er mit einem Ball umgeht, zeigt den Könner.
Sportliche Aktivitäten in der Gebietsbetreuung Ottakring hatten begonnen; in dem sie einen Schreibtisch als Tischtennisplatte und eine Reißschiene als Netz verwendeten.
Später sind zwei Schreibtische die Tore und Johnny und der Verfasser füllen mit einem echten Lederball die Arbeitspausen. Sie gehen einen Schritt weiter und Timo, Idi, Johnny und der Verfasser verbringen die Mittagspausen auf dem aufgelassenen Parkplatz der Ottakringer Brauerei in der Eisnergasse, wo heute der Gemeindebau steht. Sie spielen Fußball. Zwei gegen Zwei. Bald spielen die Jugendlichen des Stadterneuerungsgebiets mit.
Die vier, alle ursprünglich „Anti-Kicker“, sind bald mit den Eigentümlichkeiten des Spieles auf dem kleinen Platz vertraut. Sowohl die Jugendlichen aus dem Stadterneuerungsgebiet, als auch die Leute der Gebietsbetreuung Meidling sind keine ernst zu nehmenden Gegner mehr. Daher spielten sie weiterhin Zwei gegen Zwei, - Timo und der Verfasser, die Alten, gegen Idi und Johnny, die Jungen, - und es ist sehr ausgeglichen.
Eines Tags ist der Timo nicht da und der Werner nimmt seinen Platz ein. Er darf sich den Partner aussuchen und wählt sich den Johnny. Sie spielen dreimal 10 Minuten und wissen, es würden sehr einseitige Partien werden.
Zur Überraschung aller gewimnnen ldi und der Verfasser ohne Probleme das erste Spiel. Der Werner, obzwar er den großen Fußballplatz gewohnt ist, kann dies kaum glauben. Jetzt würde er den Spieß umdrehen. In dem Idi und in seinem Partner wächst ein ungeheurer Ehrgeiz. 10 Minuten später haben sie auch die zweite Partie gewonnen, was der Werner mit den Worten "Das gibt es nicht" kommentiert.
Die dritte Partie soll für klare Verhältnisse sorgen. Sie tut es auch! Dem Idi als spielenden Torwart gelingen unglaubliche Fuß- Abwehren und dem Verfasser ist es vergönnt, dem Werner den Ball durch die Beine zu schieben, die durch die hohe Schrittfrequenz fast schon unsichtbar sind.
Drei Spiele hintereinander hat der Werner verloren! Er ist fassungslos. "Fünfhundert Schilling", sagt er, "bekommt Ihr, wenn Ihr den Johnny und mich beim nächsten Mal schlagt!" Im Rausch des Erfolges hält der Verfasser mit, und sagt: "Wenn Du mit dem Johnny das nächste Mal wirklich gewinnst, kriegt Ihr die Fünfhundert Schilling von mir!"
Alle sind nun gespannt auf