Rudolf Cronau: Drei Jahrhunderte deutschen Lebens in Amerika Teil 4. Rudolf Cronau

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Rudolf Cronau: Drei Jahrhunderte deutschen Lebens in Amerika Teil 4 - Rudolf Cronau gelbe Buchreihe

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auf beiden Seiten glücklich gewesen, zeigten die in Berlin wie in Cambridge und New York gehörten Worte schmerzlichen Bedauerns, dass man so berufene Vertreter echter Wissenschaft nicht zu dem ständigen Lehrpersonal zählen dürfe.

       „Unser einziges Bedauern ist nur, dass wir ihn nicht beständig hier behalten können“, so berichtete der mit der Leitung der preußischen Universitätsangelegenheiten im Kultusministerium betraute Geheimrat Dr. Althoff über Professor Peabody nach Harvard. Und dort empfand man in gleicher Weise, dass die Besuche der Professoren Ostwald, Kühnemann und anderer Ereignisse waren, die auf die gesamte dortige Studentenschaft tiefe, unauslöschliche Eindrücke hinterließen.

      Da sowohl die amerikanischen wie die deutschen Austauschprofessoren während ihres Verweilens in dem befreundeten Lande auch Besuchsreisen nach anderen dort bestehenden Universitäten unternahmen und daselbst Vorträge hielten, so blieb ihr befruchtender Einfluss nicht auf einen engeren Kreis beschränkt, sondern erstreckte sich über große Teile der beteiligten Nationen.

      Welche Anregungen diesem fortgesetzten Austausch von Gelehrten fernerhin entsprießen mögen, das lässt sich zurzeit noch nicht absehen. Aber schon jetzt darf man die im schönsten Sinne kosmopolitische Idee als einen vollen Erfolg bezeichnen, der sowohl für Amerika wie für Deutschland von hoher Bedeutung zu werden verspricht. „In dem Austauschgedanken“, so äußerte sich Professor Kühnemann über das Experiment, „drückt sich in einer edlen Weise das Gefühl der Verwandtschaft zwischen dem deutschen und dem amerikanischen Volke aus, etwas wie eine Zusammengehörigkeit, die zu dem Bedürfnis führt, sich wahrhaft kennen zu lernen und dadurch wahrhaft näherzutreten, dadurch, dass man die Lehrer der fremden Jugend das Wesen des eignen Volkes erklären hört. Ja, noch mehr, man möchte beteiligt sein am Leben des anderen großen Volkes, indem man mitarbeitet an der Seele seiner Jugend. Jeder dieser ins Ausland gehenden Professoren – das ist gewiss – kommt zurück als ein Mittelpunkt freundschaftlicher Gefühle für die Fremden. Ward je in gleich starker Weise der Professor aus der Enge seiner Gelehrtenstube hinausgeführt? Ward er je stärker daran erinnert, dass auch er ein Glied ist im Dienst der öffentlichen geschichtlichen Aufgaben seines Volks? Eine neue Klasse dieser internationalen Professoren wird sich bilden, die sich untereinander verbunden fühlen als Mitarbeiter an einem gemeinsamen Werk. Der Austausch von Gelehrten ist ein wahrhaft kosmopolitischer Gedanke – nur dass dieser Kosmopolitismus die nationale Eigenart nicht auslöscht, sondern geradezu voraussetzt und steigert.“

       Und Professor Peabody fügte dem hinzu: „Der Besuch eines Professors ist eine vorübergehende Episode eines Semesters. Was von viel größerer Wichtigkeit ist, als die unmittelbare Wirkung eines einzelnen Vorlesungskursus, das ist die kumulative Wirkung dieser neuen Gelegenheit auf den Ehrgeiz und die Wünsche der jungen Leute. Viel wirksamer, als ein Austausch von Professoren an sich, wäre die Möglichkeit, durch den Austausch von Professoren die Mehrung des Austausches von Studenten zu fördern und den weiterblickenden, unternehmungslustigeren Studenten beider Länder die Erweiterung ihrer Lerngelegenheiten nahezulegen. Der Strom der studentischen Wanderung von den Vereinigten Staaten nach Deutschland ist bereits bedeutend, aber er bedarf sowohl der weiteren Ausdehnung wie der Direktion, welche ein frisch vom Mittelpunkt deutscher Wissenschaft gekommener Ratgeber geben könnte. Auf der anderen Seite könnte eine Gegenwandrung deutscher Studenten nach den Vereinigten Staaten und in soziale Verhältnisse, in denen Initiative und Fortschritt einen von Deutschland so scharf verschiedenen Lauf nehmen, lehrreich genug sein, um eine so kühne intellektuelle Entdeckungsreise zu rechtfertigen. Für die Vereinigten Staaten wenigstens liegt hierin die größte Bedeutung des akademischen Austausches. Der zunehmende Gedankenaustausch und Verkehr der jungen Gemüter in beiden Ländern würde eine Garantie für die Zukunft und die Bürgschaft internationaler Duldsamkeit, Freundschaft und Friedensliebe bedeuten. In Deutschland erwarten den amerikanischen Studenten viele Lehren, die er getrost nach Hause tragen kann, ohne einen Prohibitivtarif auf den wertvollsten deutschen Export fürchten zu müssen. Aber bei diesem Aneignen deutschen Wissens kann der Amerikaner zwei tiefere Lehren erhalten, welche sein Land noch sehr notwendig hat. Die erste dieser Lehren betrifft die Natur der Universität als einer Schöpfung, nicht des Geldes oder lediglich aus Gebäuden bestehend, oder aus ihrer Einrichtung, sondern groß durch die Gelehrsamkeit, die sie fördert, durch die Liebe zur Wissenschaft, welche sie erzieht, als eine Heimat des Idealismus, die sie darbietet. Die zweite Lehre, die sie erteilt, besteht in der Gelehrtennatur, in der Freude an dem selbständigen, fleißigen und zufriedenen Suchen nach Wahrheit, in dem Freisein von Selbstsucht und Ehrgeiz, in welchen Eigenschaften sich noch immer der schönste Typus deutschen Gelehrtentums kennzeichnet.“

      Der an den Universitäten bemerkbare Einfluss deutscher Methoden strahlt natürlich auch auf die anderen Lehranstalten und Volksschulen über, die bekanntlich einen großen Teil ihrer Lehrkräfte von den Universitäten beziehen.

      Die ausgezeichneten Ergebnisse des gegenseitigen Professorenaustauschs veranlassten im Jahre 1908 den Verwaltungsrat der Carnegie-Stiftung zur Förderung des Unterrichtswesens mit dem preußischen Kultusministerium Verhandlungen betreffs eines preußisch-amerikanischen Lehreraustauschs einzuleiten. Diese Verhandlungen kamen zum Abschluss, und es ward vereinbart, dass Preußen einen Oberlehrer und sechs Kandidaten entsenden solle, die in New York, Boston, New Haven, Worcester, Chicago und Exeter amtieren sollen. Die Vereinigten Staaten sollen zwölf Lehrer nach Preußen schicken, die hauptsächlich in den Universitätsstädten untergebracht werden. Zweifellos dürfte auch dieser Austausch von großem erzieherischem Wert sein.

      Der Einfluss deutscher Methoden erstreckt sich selbstverständlich auch auf die Kindergärten, jene von dem großen Menschenfreund Friedrich Fröbel angebahnte Neuerung, die man mit Recht zu den bedeutendsten Errungenschaften der modernen Pädagogik zählt.

       Es war Fröbel klar geworden, dass zwischen der Kinderstube, in welcher das Kind zwanglos schalten und walten darf, und dem unerbittliche Anforderungen stellenden Schulzimmer ein Übergang fehle, der dem Kind die Angewöhnung an die Pflichten und Gesetze der Schule erleichtere. Gerade die besten und talentvollsten Kinder, die eine Fülle von Lebenslust bekunden, empfinden den schroffen Wechsel von dem einem zum andern am schwersten. Die Kluft zu überbrücken, schuf Fröbel den Kindergarten, dessen Lieder, Spiele und unterhaltende Beschäftigungen das Kind unbewusst in das ernste Leben hinüberleiten.

      Der erste Kindergarten in den Vereinigten Staaten wurde bereits im Jahre 1858 von der Hannoveranerin Karoline Louise Frankenberg, einer Schülerin Fröbels, in Columbus, Ohio, gegründet. Fröbel selbst hatte schon im Jahre 1836 in seiner Broschüre „Wiedererweckung zum Leben“ auf die Vereinigten Staaten als dasjenige Land hingewiesen, welches vermöge seines freiheitlichen Geistes und reinen Familienlebens am besten dazu geeignet sei, um seine Gedanken einer idealen Kindererziehung zu verwirklichen und aus derselben moralischen Nutzen zu ziehen. Wahrscheinlich durch diese Worte ihres Meisters angeregt, traf Fräulein Frankenberg 1838 in den Vereinigten Staaten ein, um die amerikanische Jugend nach den Theorien Fröbels zu erziehen. Ihre gute Absicht fand jedoch kein Entgegenkommen und sie kehrte deshalb schon 1840 wieder nach Keilhau, dem Wohnsitz Fröbels, zurück, unterrichtete dort zunächst zwei Jahre unter der persönlichen Leitung Fröbels, um dann ihren Wirkungskreis nach Dresden zu verlegen, wo sie elf Jahre tätig war. Dann wandte sie sich wieder den Vereinigten Staaten zu und gründete einen Kindergarten in Columbus, Ohio. Auch sie musste alle jene Widerwärtigkeiten und Enttäuschungen durchmachen, die sich stets mit einem bahnbrechenden Pionierleben verknüpfen. Nur mit großer Mühe gelang es ihr, einige Schüler zu erhalten, denn die Eltern betrachteten das Anfertigen von Vögeln, Booten, Hüten und dergleichen aus Papier, das Formen in Sand und Lehm, das Marschieren und Singen lediglich als Spielerei, als die beste Art und Weise, den Kindern die Zeit zu vertreiben und sie vor Unheil und Torheiten zu behüten. Dass in diesem kindlichen Spiel ein hoher erzieherischer Sinn lag, war den wenigsten klar. In ihrem sechzigsten Jahre ward Fräulein Frankenberg infolge eines Unfalls gezwungen, ihre Schule aufzugeben und nach dem Lutherischen Waisenhaus in Germantown, Pennsylvanien, überzusiedeln. In dieser Anstalt führte sie das Kindergartenwesen mit großem Erfolge ein. Fräulein Elisabeth Peabody, welche als die eigentliche Gründerin des amerikanischen Kindergartenwesens gilt, besuchte dort Fräulein

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