Rudolf Cronau: Drei Jahrhunderte deutschen Lebens in Amerika Teil 4. Rudolf Cronau

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Rudolf Cronau: Drei Jahrhunderte deutschen Lebens in Amerika Teil 4 - Rudolf Cronau gelbe Buchreihe

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Frankenberg starb in Germantown im Jahre 1882.

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       Wir können diesen Abschnitt nicht schließen, ohne der Bestrebungen zu gedenken, die gemacht wurden, um auch den Unterricht in deutscher Sprache, Literatur und Kulturgeschichte in die Lehrpläne der amerikanischen Bildungsanstalten einzufügen.

      Die in die Vereinigten Staaten eingewanderten Deutschen unterhalten seit langer Zeit deutsche Schulen, einesteils in dem Wunsch, ihren Kindern und Nachkommen die erhabenen Geistesschätze des deutschen Volkes zugängig zu machen, dann auch aus praktischen Gründen, die der Verfasser dieses Buches in einer im August 1903 von den „Vereinigten deutschen Gesellschaften der Stadt New York“ ausgesendeten Flugschrift in folgender Weise zusammenfasste: „Unsere öffentlichen Schulen sind diejenigen Anstalten, wo unsere Kinder für ihren späteren Kampf ums Dasein ausgerüstet werden sollen. Es muss demnach allen Eltern, welchen die Wohlfahrt und Zukunft ihrer Kinder nicht gleichgültig ist, daran gelegen sein, dass dieselben seitens der Schulen in erster Linie mit solchen Kenntnissen ausgestattet werden, welche die besten und sichersten Garantien für ihr späteres Fortkommen darbieten. Angesichts der Tatsache, dass die Handelsbeziehungen sämtlicher Länder Amerikas mit Deutschland in beständiger Zunahme begriffen sind, angesichts der Tatsache, dass in den Vereinigten Staaten allein mehrere Millionen Personen sich des Deutschen als Umgangs- und vielfach auch als Geschäftssprache bedienen, angesichts der von vielen amerikanischen Gelehrten zugestandenen Tatsache, dass die Kenntnis des Deutschen beim Verfolgen wissenschaftlicher Studien heutzutage geradezu unentbehrlich geworden sei, weil unzählige der wichtigsten neueren Werke aller Wissenschaften gerade in dieser Sprache geschrieben sind, angesichts der Tatsache endlich, dass von allen europäischen Sprachen Deutsch, die Mutter des Englischen, nach dem Englischen die verbreitetste ist und gegenwärtig von etwa 80 Millionen über den ganzen Erdball zerstreuten Personen geschrieben und gesprochen wird, geben wir unsrer Überzeugung Ausdruck, dass eine gründliche Kenntnis der deutschen Sprache für unsere Kinder von größter Wichtigkeit ist, weil diese Kenntnis ihre Befähigung zur späteren Teilnahme am wissenschaftlichen Leben erhöht und ihre Aussichten auf eine gesicherte Lebensstellung wesentlich verbessert.“

      Die betreffende Flugschrift erschien als ein Protest gegen von gewissen Seiten gemachte Versuche, den deutschen Sprachunterricht durch Vorschieben anderer, weit weniger wichtiger Fächer aus den Schulen der Stadt New York zu verdrängen.

       Dass das aufgeklärte Amerikanertum an solchen, leider nur zu häufig wiederkehrenden Versuchen keinen Anteil hat, beweisen – Professor Will H. Carpenter von der Columbia Universität zu New York äußerte sich über die kommerzielle Wichtigkeit der Kenntnis der deutschen Sprache folgendermaßen: „There are almost innumerable instances in America when the value of the possession of the German language may be expressed in the most material way, in terms of actual dollars and cents. In all our larger cities there are opportunities in plenty in the legal and medical profession that are not readily accorded a lawyer or physician who speaks English only.

      In teaching, since German has and is to have an important place in the school curriculum, there are opportunities that can only be grasped by one who knows well both German and English. In many branches of trade, a knowledge of the two languages is necessary to a conduct of the business. This is not alone true of the great importing houses which in special cases deal only with Germany, but it is true, also, along vastly extended lines of export and import, in all parts of the country where the industrial and commercial importance of modern Germany inevitably creates German connections and German correspondence which, again, can only be properly attended to by one who knows both the English and German languages. This is true, furthermore, of insurance companies, of banks, and of many other branches of business in which bi-lingual correspondence-clerks and stenographers are needed as a necessary part of equipment. These conditions, too, are increasing, rather than diminishing in numbers and in value, and will continue to increase with the dominance of the English and German speaking nations.“

      Und Präsident Gilman von der John Hopkins-Universität zu Baltimore sagte: „Wie im Mittelalter das Lateinische, so ist heute das Deutsche die Sprache der Gelehrsamkeit und Bildung, und kein Student kann auf letztere Bezeichnung Anspruch machen, wenn er das Deutsche nicht vollkommen beherrscht.“ – nicht bloß zahlreiche Äußerungen hervorragender amerikanischer Professoren, die sich für den Unterricht in deutscher Sprache erklärten, sondern auch die Tatsache, dass der deutsche Sprachunterricht trotz solcher Anfeindungen sich von Jahr zu Jahr mehr auf den höheren amerikanischen Lehranstalten einbürgert. Um die Jahrhundertwende wurde festgestellt, dass an den Universitäten 30.000, an den Hochschulen und Colleges 100.000, an den öffentlichen Volksschulen 300.000, an den katholischen Pfarrschulen 125.000 und an Privatschulen 30.000 Zöglinge am deutschen Unterricht teilnahmen. Da von vielen Schulen keine Angaben eingelaufen waren, so lässt sich annehmen, dass im Jahre 1900 von etwa 15 Millionen Schülern mindestens eine Million Deutsch erlernte.

      Fast jede auf Bedeutung Anspruch erhebende Universität und Hochschule besitzt jetzt eine besondere Abteilung, wo deutsche Sprache gelehrt und germanistische Studien betrieben werden. An der Harvard-Universität, deren deutsche Abteilung heute bereits zwölf Professoren benötigt und etwa 1.500 Teilnehmer an vierzig germanischen Studien gewidmeten Kursen zählt, kam es sogar dank der Anregung des Professors Kuno Francke zur Gründung eines „Germanischen Museums“, welches die Kulturentwicklung der germanischen Rasse in Deutschland, Skandinavien, Dänemark, den Niederlanden, Deutsch-Österreich, den deutschen Kantonen der Schweiz und dem angelsächsischen England an charakteristischen Denkmälern der Kunst und des Gewerbes veranschaulichen soll. Das Ziel, welches Francke sich dabei steckte, ist, dieses Museum zu einem Hochstift deutscher Kultur zu gestalten, wo berufene Gelehrte Vorträge über deutsche Geschichte, Literatur und Kunst halten und die studierende Jugend Amerikas mit den Schätzen der deutschen Kultur bekannt machen sollen. Dieses mit dem Anbruch unseres Jahrhunderts eröffnete Museum hat sich in hohem Grade der Förderung seitens Seiner Majestät des deutschen Kaisers und mancher deutschen Städte zu erfreuen gehabt. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass es im Lauf der Zeit zu einem mächtigen Denkmal deutschen Geistes auf amerikanischem Boden anwachsen wird.

       Zu Ende des Jahres 1904 entstand auch in New York eine „Germanistische Gesellschaft von Amerika“. Sie stellt sich die Aufgabe, das Studium und die Kenntnis deutscher Bildung in Amerika und amerikanischer Bildung in Deutschland zu fördern, und zwar durch Unterstützung des Universitätsunterrichts auf diesem Gebiete, durch Veranstaltung öffentlicher Vorträge, durch Herausgabe und Verbreitung geeigneter Schriften sowie durch andere Mittel, die dem Gründungszweck entsprechen. Ein Zyklus von Vorträgen über deutsche Kulturgeschichte an der Columbia-Universität während des Jahres 1905/06, sowie die Einladung des Dichters Ludwig Fulda und des Assyriologen Professor Friedrich Delitzsch zu einer Reihe von Vorträgen in verschiedenen amerikanischen Städten bildeten die ersten Taten dieser Gesellschaft. Im Jahre 1907 folgten Vorträge der Professoren Heinrich Krämer von der Kunstakademie zu Düsseldorf, des Professors Otto Hötzsch von der Akademie in Posen und von Professor W. Sombart aus Berlin. Diesem schlossen sich in der Folge andere namhafte Gelehrte an.

      Ähnliche Ziele verfolgt das in Verbindung mit der „Northwestern Universität“ zu Chicago gegründete „Germanische Institut“. Es will gleichfalls in Amerika ein weiteres und tieferes Interesse für die Ergebnisse deutscher Gelehrsamkeit und Kultur schaffen und die zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland bestehenden Bande enger knüpfen. Es will ferner zeigen, inwiefern das deutsche Element das Leben und Streben des amerikanischen Volkes beeinflusste und eine wie große Rolle Deutschland und die Deutschen in der Geschichte der Entwicklung Amerikas spielten. Ähnliche Ziele erstrebt die im Oktober 1906 in Boston gegründete „Deutsche Gesellschaft“.

      Alle diese Gründungen sind nicht bloß bedeutsame Symptome für das mächtig wachsende Interesse an deutscher Kultur, Kunst, Literatur und Wissenschaft, sondern auch Betätigungen des immer weitere Kreise erfassenden Glaubens, dass zwischen der Bevölkerung der Vereinigten Staaten und derjenigen Deutschlands nicht bloß eine Stammesverwandtschaft, sondern auch eine Wahlverwandtschaft besteht

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