Hauptwerke: Der Kaufmann von Venedig, Der Widerspenstigen Zähmung, Die Komödie der Irrungen, Ein Sommernachtstraum, V.... William Shakespeare
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Читать онлайн книгу Hauptwerke: Der Kaufmann von Venedig, Der Widerspenstigen Zähmung, Die Komödie der Irrungen, Ein Sommernachtstraum, V... - William Shakespeare страница 21
PORZIA.
O Liebster, geht, laßt alles andre liegen!
BASSANIO.
Ja, eilen will ich, da mir Eure Huld
Zu gehn erlaubt: doch bis ich hier zurück,
Sei nie ein Bett an meinem Zögern schuld,
Noch trete Ruhe zwischen unser Glück!
Alle ab.
Dritte Szene
Venedig. Eine Straße.
Shylock, Solanio, Antonio und Gefangenwärter treten auf.
SHYLOCK.
Acht' auf ihn, Schließer! – Sagt mir nicht von Gnade:
Dies ist der Narr, der Geld umsonst auslieh. –
Acht' auf ihn, Schließer!
ANTONIO.
Hört mich, guter Shylock!
SHYLOCK.
Ich will den Schein: nichts gegen meinen Schein!
Ich tat 'nen Eid, auf meinen Schein zu dringen.
Du nanntest Hund mich, eh' du Grund gehabt:
Bin ich ein Hund, so meide meine Zähne!
Der Doge soll mein Recht mir tun. – Mich wundert's,
Daß du so töricht bist, du loser Schließer,
Auf sein Verlangen mit ihm auszugehn.
ANTONIO.
Ich bitte, hör' mich reden!
SHYLOCK.
Ich will den Schein: ich will nicht reden hören,
Ich will den Schein, und also sprich nicht mehr!
Ihr macht mich nicht zum schwachen, blinden Narr'n,
Der seinen Kopf wiegt, seufzt, bedauert, nachgibt
Den christlichen Vermittlern. Folg' mir nicht,
Ich will kein Reden: meinen Schein will ich.
Shylock ab.
SOLANIO.
Das ist ein unbarmherz'ger Hund, wie's keinen
Je unter Menschen gab.
ANTONIO.
Laßt ihn nur gehn,
Ich geh' ihm nicht mehr nach mit eitlen Bitten,
Er sucht mein Leben, und ich weiß warum:
Oft hab' ich Schuldner, die mir vorgeklagt,
Davon erlöst, in Buß' ihm zu verfallen;
Deswegen haßt er mich.
SOLANIO.
Gewiß, der Doge
Gibt nimmer zu, daß diese Buße gilt.
ANTONIO.
Der Doge kann des Rechtes Lauf nicht hemmen.
Denn die Bequemlichkeit, die Fremde finden
Hier in Venedig, wenn man sie versagt,
Setzt die Gerechtigkeit des Staats herab,
Weil der Gewinn und Handel dieser Stadt
Beruht auf allen Völkern. Gehn wir denn!
Der Gram und der Verlust zehrt so an mir,
Kaum werd' ich ein Pfund Fleisch noch übrig haben
Auf morgen für den blut'gen Gläubiger.
Komm, Schließer! – Gebe Gott, daß nur Bassanio
Mich für ihn zahlen sieht, so gilt mir's gleich.
Ab.
Vierte Szene
Belmont. Ein Zimmer in Porzias Hause.
Porzia, Nerissa, Lorenzo, Jessica und Balthasar kommen.
LORENZO.
Mein Fräulein, sag' ich's schon in Eurem Beisein,
Ihr habt ein edles und ein echt Gefühl
Von göttergleicher Freundschaft; das beweist Ihr,
Da Ihr die Trennung vom Gemahl so tragt.
Doch wüßtet Ihr, wem Ihr die Ehr' erzeigt,
Welch einem biedern Mann Ihr Hülfe sendet,
Welch einem lieben Freunde Eures Gatten,
Ich weiß, Ihr wäret stolzer auf das Werk,
Als Euch gewohnte Güte dringen kann.
PORZIA.
Noch nie bereut' ich, daß ich Gutes tat,
Und werd' es jetzt auch nicht: denn bei Genossen,
Die mit einander ihre Zeit verleben,
Und deren Herz ein Joch der Liebe trägt,
Da muß unfehlbar auch ein Ebenmaß
Von Zügen sein, von Sitten und Gemüt.
Dies macht mich glauben, der Antonio,
Als Busenfreund von meinem Gatten, müsse
Durchaus ihm ähnlich sein. Wenn es so ist,
Wie wenig ist es, was ich aufgewandt,
Um meiner Seele Ebenbild zu lösen
Aus