Ein verhängnisvoller Wunsch. Sabine von der Wellen

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Ein verhängnisvoller Wunsch - Sabine von der Wellen

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wo für sie in zwei Tagen doch eigentlich eine neue Zeitrechnung anbrechen sollte.

      Nervös und mit einem flauen Gefühl im Magen öffnete sie den Briefumschlag.

      Vorsichtig, als könne er eine ätzende Pulvermischung in ihre Augen verstreuen, entfaltete sie das Blatt Papier und warf einen Blick darauf. Wovor fürchtete sie sich nur so?

      Blume in der Nachbarschaft, las sie. Wenn Sie diese Zeilen erhalten, sitze ich endlich im Flieger, der mich zurückbringt. Bitte machen Sie mich glücklich und kommen Sie zu unserer Verabredung. So viele Zufälle ließen in letzter Zeit einfach keine Begegnung zu, dass ich langsam Angst bekomme, ein anderer könne in ihr Leben treten, bevor ich Ihnen meins zu Füßen legen kann. Ich glaube, nachdem ich den Mut fand, Ihnen meine Gefühle und mein Herz auszuschütten, habe ich endlich auch den Mut, Ihnen zu zeigen, dass Sie diejenige sind, die mein Leben auf wundervolle Weise bereichern kann. Bitte schenken Sie mir diesen Abend. Ihr erwartungsvoller M. Zikowski.

      Isabel legte die Zeilen aufgebracht zur Seite und starrte lange unschlüssig auf das gelbe Blütenmeer auf ihrem Tisch.

      Wie in Trance stand sie auf und tauschte die langstielig gewordenen Tulpen gegen die Rosen aus. Dabei rieselten die Tulpenblätter zu Boden und Isabel holte wie ferngesteuert den Besen und kehrte sie auf.

      Heute Abend treffen … Heute Abend treffen …

      Isabel konnte nichts anderes denken und suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Wo sein erster Brief noch keine Panik in ihr ausgelöst hatte, weil sie sich dachte, dass sie schließlich nicht zu dem Treffen hingehen musste, wurde ihr nun bewusst, dass er fest mit ihr rechnete. Mit diesem Brief wurde seine Einladung nun erschreckend konkret und ließ sich nicht mehr so einfach ignorieren. Was sollte sie also tun?

      Unruhig lief sie in der kleinen Küche auf und ab. Dieser Mensch setzte so viel Hoffnung in diese Begegnung, dass sie fast mehr Angst davor hatte, seinen Vorstellungen nicht zu entsprechen, als dass er ihre nicht erfüllte. Außerdem war da etwas, was sie an diesem Menschen ängstigte. Sie war sich nicht klar darüber, ob es seine Art war, die sie auf diesem Planeten für ausgestorben hielt oder die Hingabe, mit der er sie als das Wesen auserkoren hatte, das sein Schicksal mit ihm teilen sollte. Vielleicht war es auch nur seine Art, sich mit viel Gefühl in ihr Leben zu drängen, ohne sich vorher einmal gezeigt zu haben oder auch nur seinen vollen Namen zu nennen.

      Vielleicht verbarg er seinen Vornamen, weil sie auf keinen Fall mehr über ihn erfahren sollte?

      M könnte für Marcel, Martin, Magnus oder Michael stehen.

      Trotz ihres Misstrauens konnte Isabel nichts dagegen tun, dass sich in ihrem Inneren eine seltsame Wärme ausbreitete, je länger sie über den Typ nachdachte. Kurz sah sie sich von einem schönen dunkelhaarigen Mann in die Arme geschlossen, der sie herzlich anlächelte und dann leidenschaftlich küsste.

       Bist du wahnsinnig, dir jetzt noch so einen Floh ins Ohr zu setzen! Du wirst in zwei Tagen in deine Heimat reisen und dort deinen vom Schicksal Auserkorenen treffen, schnell ein Kind mit ihm zeugen und wieder verschwinden. Dann wirst du all deine Liebe diesem kleinen Geschöpf widmen und es wird endlich keine Männer mehr geben müssen, die dein Leben aufmischen. Was werden dann für geruhsame Zeiten anbrechen!

      Genau! So und nicht anders. Sie setzte sich energisch an den Küchentisch und dachte darüber nach, was sie tun sollte.

      Am besten, sie ging hin und erklärte ihm, dass sie nicht mehr von ihm belästigt werden wollte. Ja, der Gedanke war gut.

       Nein, das ist gar nicht gut!

      Isabel spürte bei der Vorstellung eine unsagbare Angst durch ihr Innerstes kriechen. Es war nicht so, dass sie sich von dem Menschen körperlich bedroht fühlte. Nein, es war anders. Sie fürchtete sich vor ihren Gefühlen. Es ängstigte sie der Gedanke, dass dieser Mann nicht hässlich und unsympathisch war und sie sich wirklich zu ihm hingezogen fühlen könnte. Wenn sie ehrlich war, dann war das jetzt schon der Fall. Dieser Mensch schien wirklich nett und höflich zu sein. Dabei war er auch noch charmant und offensichtlich romantisch veranlagt. Dazu setzte er alles daran, sie für sich zu gewinnen. Eigentlich war er genau so, wie sie sich einen Verehrer immer vorgestellt hatte.

      Er eroberte sie immer mehr ohne dass sie es sich eingestehen wollte und Isabel fürchtete sich davor, dass er ihren Plan zerstörte, der die letzten Monate ihr Leben lebenswert gemachte hatte. Außerdem konnte sie das Gefühl in ihrem Inneren nicht ignorieren, das ihr immer wieder sagte, dass es so etwas wie diesen Mann nicht wirklich geben konnte. Ihr vom Minderwertigkeitskomplex gemartertes Gefühlsleben wollte nicht glauben, dass sich jemand wirklich in sie verliebt haben könnte - außer es war ein Psychopath, Frauenmörder, Vergewaltiger oder ein Schreckgespenst.

      Sie durfte ihn auf gar keinen Fall treffen.

      Von der Anrichte holte sie sich einen Stift und aus dem Drucker ein Blatt Papier. Eilig schrieb sie ein paar Zeilen, faltete das Blatt zusammen und suchte sich einen Umschlag aus einem der Schubladen der Anrichte. Schnell schrieb sie den Namen des Mannes, der den Brief erhalten sollte, auf den Umschlag. Dann warf sie sich ihren Mantel über und verließ eilig die Wohnung. Sie bemühte sich, keinen Gedanken an ihr Gekritzel zu verschwenden, damit sie nicht doch noch die Zweifel packten.

      Sie lief die Straße im Halbdunkeln zu dem Steakhaus an der Ecke hinunter. Es war schon spät und sie musste sich beeilen, wenn sie nicht Gefahr laufen wollte, diesem Kerl doch noch zu begegnen.

      Im Restaurant traf sie auf einen jungen Kellner und nahm ihn zur Seite. Mit wenigen Worten gab sie ihm zu verstehen, dass ein Mann in der nächsten halben Stunde hier eintreffen und sie erwarten würde. Sie erklärte schnell, dass sie diesen Mann nicht beschreiben könne, aber seinen Nachnamen auf das Kuvert geschrieben hatte, und bat den Kellner dafür zu sorgen, dass der richtige Gast ihn erhielt. Dazu reichte sie ihm zwanzig Euro.

      „Kein Problem“, erklärte der grinsend und nahm den Geldschein entgegen. „Sie können sich auf mich verlassen!“

      Isabel bedankte sich schnell und lief wieder zum Ausgang. Sie konnte nicht umhin, noch einen neugierigen Blick zu den Tischen zu werfen. Vielleicht war er schon da und sie konnte ihn kurz sehen?

       Und wenn er dich sieht?

      Panisch riss sie die Tür auf und prallte mit einem Mann zusammen. Isabel sah sich einem weißen Hemd mit blauer Krawatte gefährlich nahe, dass unter dem offenen schwarzen Mantel hervorblitzte. Er hatte die Arme hochgerissen, um sie notfalls zu halten und vor einem Sturz zu bewahren.

      Sie sah kurz hoch, aber außer einem Dreitagebart war sie nicht in der Lage mehr zu registrieren, weil alles in ihr dem Fluchtmodus folgte.

      „Tschuldigung!“, murmelte Isabel schnell und rannte an ihm vorbei hinaus. Sie lief in die entgegengesetzte Richtung, um dem M. Zikowski nicht auf der Straße in die Arme zu laufen und sah auf die Uhr. Es war erst zwanzig Minuten vor acht.

       Keine Panik! Du hast es geschafft und nun machst du einen schönen, kleinen Spaziergang nach Hause und fertig. Die Sache ist erledigt und du widmest dich nur noch deinem Plan.

      Ob der Kellner die Mitteilung überbringen wird? Sie hoffte es. Sie wollte diesen Menschen nicht verletzen und hatte ihm deswegen diese Zeilen geschrieben. Er musste das verstehen.

      Der Kellner war weniger das Problem. Das Problem war sie! Immer noch zitterten ihre Hände und ihre Nerven beruhigten sich nur langsam. Sie schämte sich etwas, weil sie so kopflos das Lokal verlassen hatte. Dabei war sie diesem armen Kerl an der Tür voll

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