Ein verhängnisvoller Wunsch. Sabine von der Wellen
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Читать онлайн книгу Ein verhängnisvoller Wunsch - Sabine von der Wellen страница 17
Isabel versuchte zu erfassen, woher der Typ das alles wissen konnte, als er plötzlich fragte: „Wenn ich Ihnen ein Geschenk machen möchte, würden Sie es annehmen?“
Isabel wusste wirklich nicht, was sie darauf antworten sollte. Darum fragte sie zurückhaltend: „Warum wollen Sie mir etwas schenken? Ich kenne Sie doch gar nicht und Sie mich nicht.“
Lass dich nicht auf so einen Scheiß ein! Solche Leute sind verrückt und wer weiß, was der wirklich im Schilde führt. Nachher bekommst du eine Briefbombe oder dergleichen frei Haus.
Fast schon entrüstet, rief der Mann in den Hörer: „Das stimmt nicht! Ich habe Sie schon oft gesehen und glaube, sie schon gut zu kennen. Und wenn ich das sagen darf: Ich halte Sie für eine sehr schöne Frau, die ihr Leben sehr gut im Griff hat. Ich mag selbstständige Frauen, die ihre Unabhängigkeit behalten. Und …!“ Er stockte verlegen, bevor er leiser raunte: „Und ich hoffe, dass Sie unabhängig und … frei sind. Ich hoffe das sehr.“
Isabel verstand nichts. Was wollte der Typ? Wollte er wirklich bei ihr anbändeln? Und was heißt, er findet sie schön und emanzipiert und frei? Um das zu wissen, müsste er sie beobachtet haben.
Langsam wurde sie nervös. Ihr gefiel nicht, was ihr alles im Kopf herumzuspuken begann.
„Was verstehen Sie unter frei?“, brummte sie.
Die wohltönende tiefe Stimme antwortete: „Nicht vergeben. In keiner Beziehung. Ich habe in den letzten drei Monaten niemanden gesehen, der ihnen etwas zu bedeuten scheint.“
In Isabels Kopf überschlug sich alles. „In den letzten drei Monaten?“
Einen Moment schien ihr Gegenüber zu überlegen, was er noch preisgeben sollte. Doch dann raunte er: „Ich bin vor drei Monaten hergezogen. Aber ich bin viel geschäftlich unterwegs. Daher kann es natürlich sein, dass ich mich irre. Dann täte es mir leid, dass ich Sie belästigt habe.“
Der Typ stalkte sie schon seit drei Monaten? Isabel war völlig sprachlos.
„Bitte, ich möchte nichts weiter, als Sie einmal zum Essen ausführen. Zu ihrem Geburtstag … als Nachbarschaftsgeste.“
„Machen Sie das bei allen Nachbarn?“, fragte sie, weil sie nicht wusste, wie sie auf seine Einladung reagieren sollte. Der Typ klang einfach zu nett und höflich, als dass sie ihn als perversen Stalker abtun konnte, dennoch schrie alles in ihr nach Vorsicht.
Sie hörte ein leises Lachen. Dann antwortete er: „Naja. Ich dachte mir, ich beginne mal mit Ihnen!“
Dieses Lachen und seine etwas lapidar hingeworfenen Worte gaben dem Gespräch einen vertrauenerweckenden Charakter.
„… bevor Sie sich durch die anderen Stockwerke arbeiten“, beendete Isabel seinen Satz und konnte nicht verhindern, dass auch sie etwas belustigt klang.
Wieder hörte sie das leise Lachen. „Vielleicht kann ich ja bei Ihnen beginnen, mit Ihnen weitermachen und bei Ihnen aufhören?“, erwiderte der Anrufer.
Was sollte Isabel darauf antworten? Offensichtlich ging es ihm ausschließlich um sie und das rührte etwas in ihr. Aber das machte sie auch schrecklich nervös und sie sah sich gezwungen, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken.
„Ich habe wirklich wenig Zeit. Ich plane einen längeren Urlaub“, warf sie erklärend ein und dachte sich im selben Moment, dass dies unklug war. Vielleicht räumte er ihr die Wohnung aus, wenn sie ihm steckte, dass sie länger nicht da sein würde?
Es dauerte, bis er darauf erwiderte: „Schade! Und es gibt keine Chance zu einem kleinen Rendezvous, bevor Sie diesen Urlaub antreten?“
In Isabel wollte etwas ihm einen Abend einräumen, nur um den Typ zu der netten Stimme und dem unglaublich sympathischen Lachen zu sehen. Aber sie wusste, dass das keine gute Idee war, nun, wo sie vorhatte ihre Vergangenheit aufzusuchen.
„Leider nicht. Ich muss erst einiges in meinem Urlaub hinter mich bringen. Deshalb habe ich für nichts anderes im Moment den Kopf frei.“ Das klang dramatisch und Isabel fragte sich erneut, warum sie ihm das steckte.
„Das ist schade. Aber vielleicht erlauben Sie mir, dass ich mich bei Ihnen noch einmal melden darf. Vielleicht ändern sie doch noch ihre Meinung.“
Der war wirklich hartnäckig. Aber Isabel mochte das. Das gab ihr das Gefühl, dass er sie wirklich kennenlernen wollte. In ihrem Kopf schwirrte schon der Gedanke, ihm ihre Handynummer zu geben. Doch den Gedanken verwarf sie. Sie musste erst die Sache mit Cedric überstehen. Da durfte sie nichts von abbringen.
„Schauen wir mal“, sagte sie nur zurückhaltend.
Etwas traurig hörte sie ihn sagen: „Okay, schauen wir mal. Dann bis hoffentlich bald. Es war schön, einmal mit Ihnen zu sprechen.“
Ja, das fand Isabel eigentlich auch.
„Ich fands auch nett“, gestand sie. „Bis Irgendwann!“ rief sie mit pochendem Herzen und legte schnell auf.
Sie wusste, es war falsch, ihm irgendwelche Hoffnung zu machen. Wie er so schön gesagte hatte: Sie war emanzipiert und stand ihr Leben allein durch … und daran sollte sich nun auch nichts mehr ändern. Und schon gar nicht durch so einen Typen, der sie heimlich beobachtete.
Sie sprang auf und ging zu jedem Fenster in ihrer Wohnung und zog die Schalosien herunter. Doch statt endlich beruhigt zu sein, fühlte sie sich nun wieder allein. Er klang so nett und sympathisch und wollte mit ihr Essen gehen.
Nein, sie würde sich jetzt nicht von so einem Kerl durcheinanderbringen lassen.
Aber er klang wirklich nett und kennt hier niemanden!
Isabel seufzte auf. Offenbar war er genauso einsam wie sie. Aber bei ihr wird sich das bald ändern. Ihre Vergangenheit wartete auf sie und sie konnte es kaum mehr abwarten, endlich ihren Urlaub anzutreten.
Am nächsten Morgen stand sie ausgeruht auf. Die Sache mit dem Anruf dieses seltsamen Mannes regte sie nicht mehr so auf. Alles hatte während der Nacht an Bedeutung verloren. Nach einem guten Schlaf werden Probleme nur noch nichtssagend. Alles erscheint dann wieder im richtigen Licht. So auch dieser Anruf. Sie hatte sich ein Ziel gesetzt und wird es sich erfüllen. Soll der Kerl ruhig die anderen Nachbarn zu umgarnen versuchen.
Aber er will dich!
Irgendwie hoffte sie zwar, dass sie ihn doch bald kennenlernte, doch sie räumte ihm keinerlei Chancen ein. Da konnte er noch so einschmeichelnd und nett klingen. Außerdem war sie sich mittlerweile sicher, dass die ganze Sache einen Haken haben musste. Entweder der Kerl war verrückt oder erschreckend hässlich.
So musste es sein, dachte sie sich. Sonst wäre er nicht mehr allein.
Isabel frühstückte, warf ihre F 35 Plus für den Kinderwunsch ein, und machte ihr Bett. Jetzt war es am Morgen nicht mehr dunkel und sie liebte es, die Schalosien hochzuziehen und die Fenster weit zu öffnen. Die frische Luft am frühen Morgen ließ den Tatendrang in ihr bis ins Unermessliche steigen. Doch sie musste sich an diesem Morgen eingestehen, dass sie aus jedem Fenster mit besonders wachsamem Blick schaute. Er galt nicht, wie sonst, dem neuen Tag, sondern den gegenüberliegenden Wohnungen. Doch sie konnte