Ein verhängnisvoller Wunsch. Sabine von der Wellen

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Ein verhängnisvoller Wunsch - Sabine von der Wellen

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das bescherte ihr mehr Desaster, als ihr lieb war und brachte nichts. Und dann die Sache mit Hardy auf der Weihnachtsfeier, was wohl eine völlige Kurzschlussreaktion gewesen war.

      Eigentlich sollte ihr mittlerweile klar sein, dass dieses Leben nicht dafür gedacht war, es mit einem Mann glücklich und in trauter Zweisamkeit zu verbringen. Das sah ihr Seelenplan wohl nicht vor … oder sie war irgendwann falsch abgebogen.

      Der Gedanke machte sie noch trauriger.

       Verdammt, was soll das? Hatten wir nicht gerade erst eine klare Vereinbarung getroffen? Warum hängst du jetzt schon wieder hier rum und denkst an nichts anderes als an das, an das du nicht mehr denken wolltest?

      Isabel ignorierte ihr Gewissen. Der Gedanke mit dem falschen Weg hatte sie schon oft befallen. Aber sie wusste nicht, wann sie einen anderen Weg hätte einschlagen können oder wann ihr Leben nicht mehr dem Plan gefolgt war? Vielleicht schon in ihrer Kindheit, als alles so schrecklich konfus war und sie schon viele falsche Entscheidungen getroffen hatte, an die sie aber nicht mehr denken will. Außerdem gab es damals nicht die Möglichkeit, etwas anders laufen zu lassen, weil ihre Gefühle nicht mitgespielt hatten, oder derjenige ihre Gefühle nicht erhörte, dem sie ihre für immer schenken wollte.

       Sind wir wieder an dem Punkt, den Schuldigen zu benennen? Der, dem du deine Gefühle ein Leben lang vor die Füße kippen wolltest und der sie mit den Selbigen trat, bis sie nur noch Mus waren.

      Oh Mann, bloß nicht! Cedric war tiefste Vergangenheit. Ein Kindheitstraum. Er konnte sie nur noch in ihren Träumen erreichen, die ihn aber immer mal wieder heraufbeschworen, als könne etwas in ihr ihn einfach nicht loslassen.

      Isabel stand auf und schlurfte ins Wohnzimmer. Sie warf sich auf das kleine, geblümte Sofa und schaltete den Fernseher ein, um alte Erinnerungen nicht wieder hochquellen zu lassen. Sie hatte viele Jahre gebraucht, um sich von ihnen zu lösen und den Plan, mit Cedric das Leben zu leben, nicht mehr als ihre Bestimmung anzusehen. Sie hatte lange nicht verstanden, warum Cedric ihr gegenüber all die Jahre so unnahbar geblieben war, obwohl sie damals davon überzeugt war, dass er sie lieben muss oder dies irgendwann tun wird. Schließlich wollte sie mit ihm alles durchstehen, ihm bei allem helfen und hätte für ihn vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung auf dem Gut geschuftet.

      Sie hatte sich lange damit getröstet, dass es nur der Hausbrand gewesen war, der diesen Traum zerstört hatte.

      Isabel verdrängte mit aller Kraft die alte Geschichte. Es liefen die Nachrichten des Tages und sie konzentrierte sich auf die. Aber auch da war alles was sie sah: Das Leben ist nun mal beschissen, gewöhn dich daran.

      Vielleicht sollte sie mal wieder bei ihrer alten Schulfreundin Kerstin anrufen? Sie könnte sie fragen, wie es ihr so geht und was sie so macht und ihr nachträglich ein gutes, neues Jahr wünschen.

      Kerstin hatte es tatsächlich geschafft in ihrem hohen Alter von sechsunddreißig Jahren noch einen Kerl abzubekommen, der sie sogar vor kurzem geheiratet hatte. Unglaublich!

      Natürlich war Peter kein Mann, den Isabel genommen hätte. Aber Kerstin meinte, dass er wirklich lieb und toll ist, sie liebt und man die Witwenrente als verheiratete nicht außeracht lassen darf, wenn er den Löffel abgibt. Doch Isabel hatte keine Lust sich den Bericht der tollen Hochzeitsreise anzuhören, der dann anstehen würde.

      Ihr fiel ihre andere Schulfreundin ihres damaligen Dreiergespanns ein. „Na gut, dann rufe ich halt Britta an.“

      Britta hatte sie seit mehr als einem Jahr nicht mehr gesprochen. Das lag daran, dass die wenig Zeit hatte, seit sie den Buben zur Welt gebracht hatte. Außerdem herrschte dort wieder ungetrübte Familienidylle, seit der Zuwachs die Zweisamkeit mit ihrem Mann wieder gefestigt hatte. Davor sah es kurz so aus, als würden sie sich scheiden lassen.

      Isabell wählte deren Nummer und drückte den Hörer ans Ohr, obwohl sie alles wollte, nur nicht telefonieren.

      „Rittler!“

      „Hallo, Britta. Ich bin es, Isabel!“

      „Oh, Isabel! Das ist wirklich nett, dass du mal anrufst. Aber …“ Ein kurzes Stöhnen war zu hören. „Ich kann jetzt leider nicht! Nils holt gerade den Wagen aus der Garage. Wir bekommen unser zweites Baby!“ Halb weinend, halb lachend drangen ihre Worte an Isabels Ohr.

      „Mein Gott, das ist ja …!“ Isabel wusste nicht, wie sie das finden sollte. „Okay, ich wünsche dir alles Gute! Meldet euch, wenn es da ist.“

      „Machen wir! Ich muss jetzt!“ Brittas gepresste Stimme wurde undeutlich und machte dem Besetztzeichen Platz.

      Isabel saß wie betäubt vor dem Telefon und hielt den Hörer immer noch an ihr Ohr. Sie beneidete ihre Freundin. Sie hatte alles. Einen mittlerweile wieder netten Mann, ein Haus und bekam gerade das zweite Kind. Gerade jetzt, in diesem Augenblick.

      Isabel legte langsam den Hörer auf und schüttelte über sich selbst den Kopf. Sie wusste, sie wollte nichts mehr von Britta und ihrem neuen Baby hören. Das riss sie nur noch tiefer in eine Depression.

       Eigentlich hattest du doch immer dein Leben vor allen als Perfekt hingestellt, und die Frauen als bemitleidenswert bedauert, die sich abhängig von ihren Männern machten, indem sie sich durch ein Kind an den Haushalt banden.

      Das war alles nur Show. Isabel konnte sich vielleicht nicht mehr vorstellen einen Mann fest in ihr Leben zu integrieren. Aber sie wollte auch nicht für immer allein sein. Sie sah ihr Leben als in eine Sackkasse gefahren an, wenn es so blieb, wie es war. Sie brauchte endlich einen anderen Einfluss in ihrem Leben, der es aufwertete. Und sie wusste genau, was das sein konnte. Sie wollte ein Kind. Aber woher nehmen, wenn nicht stehlen?

       Wenn du mit einem Mann ins Bett gehst, bloß um ein Kind zu bekommen, ist das auch eine Form von stehlen.

      Quatsch. Das ist etwas ganz anderes. Außerdem würde sie es nur darauf anlegen, wenn Gefühle mit im Spiel waren. Oder zumindest Achtung voreinander, gepaart mit der Bereitschaft, dem Schicksal eine Chance zu geben.

      Isabel seufzte tief auf. Ja, ein Kind wäre ihr Traum. Aber der Gedanke daran brachte auch ein gewisses Maß an Unbehagen mit sich, wenn sie sich die letzten Zusammentreffen mit Männern vor Augen hielt. Sie konnte sich eigentlich nicht vorstellen, ein Kind anzusehen und sich nur an dessen Vater als versoffenen Willigen auf einer Party zu erinnern, der nur hirnlos einen wegstecken wollte.

       Ach so? Komisch, ich kann mich an den einen oder anderen besoffenen Willigen ohne nennenswerten Gefühlsparameter erinnern, der nur vögeln wollte.

      Isabel schüttelte unwillig den Kopf und ging zum Sofa zurück, um sich darauf zusammenzurollen.

      Das war dumm und nur eine Kurzschlussreaktion. Mehrere Kurzschlussreaktionen. Oh Mann! Was soll sie nur tun?

      Sie war verzweifelt und sah für sich keinen Ausweg.

      Um ihre Gedanken zu übertönen, machte sie den Fernseher lauter. Sie musste sich auf das konzentrieren, was dort ablief. Und das war mittlerweile ein Film, in dem eine Frau darüber sinnierte, ob sie den richtigen Mann am nächsten Tag heiraten würde, oder ob sie doch besser den Jugendfreund nahm, den sie als Trauzeugen eingeladen hatte und der sie mit heißer Sehnsucht in den Augen die ganze Zeit anstarrte.

      Isabel drehte sich vom Fernseher weg und schloss die Augen.

       Du musst dir eine Perspektive

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