Ein verhängnisvoller Wunsch. Sabine von der Wellen
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Ein verhängnisvoller Wunsch - Sabine von der Wellen страница 15
Das kannst du nicht wirklich wollen.
Doch!
Dieser neue Gedanke begann Isabel aufzurühren. Er war erregend und abschreckend zugleich und alles in ihr wollte ihn eigentlich verwerfen. Außerdem, wie sollte sie das auf die Reihe bekommen? Sie hatte ihn seit ihrem 15 Lebensjahr nicht mehr gesehen und konnte doch nicht einfach zu ihm gehen und sagen: „Hallo, da bin ich. Ich dachte mir, ich schau mal, wie du es so hast und ob du mit mir eine Nacht verbringen willst.“
Isabel nahm dieser Gedanke einen Moment lang die Luft.
Plötzlich schien ihr alles so glasklar. Fast war es so, als wäre alles in ihrem Leben nur auf diesen Punkt hinausgelaufen. Sie wollte Cedric wiedersehen, diesen Traum mit ihm endlich verwirklichen und weiter ausbauen, um ihn für ihr restliches Leben als Erinnerung in sich zu tragen … und vielleicht sogar dabei ein Kind mit ihm zeugen.
Dieser Gedanke nahm ihr ganz die Luft. Ein Kind von Cedric! Mit der Erinnerung an ihren Traum gepaart, entstand etwas in ihr, dass sich wie die unsagbare Vorfreude aller Weihnachten und Geburtstage in ihrem Leben anfühlte.
Sie wollte ihn wiedersehen, und vielleicht eine Nacht mit ihm verbringen … nur eine Nacht. Sie wollte ihren Traum einmal Wirklichkeit werden lassen. Mehr nicht.
Dieser Gedanke machte sie ganz schwindelig, weil er auch gleich einen anderen aufkeimen ließ. Vielleicht hätte das Schicksal sogar ein Einsehen und würde ihr wirklich aus nur einer Liebesnacht ein Kind schenken. Fast erschien es ihr so, als könne das nur eine Vorsehung sein, die schon seit immer in den Arsenalen der Welt geschrieben stand und nur auf die Erfüllung wartete. Daher die Träume von ihm. Das Schicksal hatte ihr diese Wegweiser geschickt.
Der Gedanke elektrisierte sie immer mehr.
Überwältigt setzte Isabel sich auf. In ihrem Kopf überschlug sich alles.
Ja natürlich. Wieso sollte sie auf ein Kind verzichten, bloß weil sich kein Hammel finden ließ, der es mit ihr großzog? Sie brauchte niemanden, außer einen Erzeuger. Und den hatte sie schon immer gehabt. Cedric! Er war es früher für sie gewesen und wahrscheinlich schon ihr Leben lang. Wenn er der Vater ihres Kindes werden würde, dann hätte sie alles, was sie sich je gewünscht hat. Dann hätte sie ein Kind - aus Liebe gezeugt und etwas, dass sie für immer mit jemanden verband, dem sie schon vor langer Zeit ihr Herz geschenkt hatte. Auf Ewig.
Isabel griff nach dem Kissen und zog es sich in die Arme. Langsam stand sie auf und schob sich an dem Tisch vorbei.
Außerdem würde sie ihn weiterhin in ihren Träumen haben und es würde darin endlich ein vielzugestaltendes Happy End geben. Und sie würde dieses eine Mal auskosten, es bis ins Unendliche genießen. Denn es würde das letzte Mal in ihrem Leben sein.
So ein hysterischer Quatsch. Du bist doch wohl nicht ganz bei Trost. Das macht der doch nie mit. Oder meinst du, du brauchst dich nur vor ihm zu räkeln und er reißt sich gleich die Klamotten vom Leib? Der wollte dich doch damals schon nicht!
Isabel drückte das Kissen fester an sich. Langsam begann sie sich tanzend zu drehen.
Das schaffe ich schon. Ich muss es irgendwie schaffen! Ich bin kein Kind mehr, dass darauf wartet, dass er den ersten Schritt macht. Ich werde es tun. Ich bin stark und weiß, was ich will.
Ja, das war eine Perspektive. Dies war ein Gedanke, den man ausbauen konnte. Das war ein unglaubliches Ziel für das neue Jahr.
Beschwingt durch diesen Gedanken, der einen aufregenden Gefühlsturm durch ihren Körper jagte, ging sie ins Schlafzimmer. Etwas in ihrem Inneren schien noch nicht daran glauben zu wollen, dass ihr etwas Derartiges gelingen konnte. Doch Isabel wollte daran glauben. Mehr als an alles andere. Es erfüllte ihr Herz mit Liebe und Zuversicht … und Spannung! Einer unbändigen Spannung und Unternehmungslust … und Lust auf das Leben.
„Dort in die Ecke stelle ich das kleine Bettchen oder vielleicht auch eine schöne Wiege mit Spitzenhimmel … und dort passt noch der Wickeltisch hin. Das wird so genial.“
Isabel drehte sich ein paar Mal um sich selbst und tanzte, das Kissen wiegend, durch den Raum. Vor dem großen Spiegel blieb sie stehen. Sie streckte den Bauch aus und strich sich darüber.
„Ich werde immer für dich da sein und die Jagd nach einem Mann fürs Leben wäre mit Cedric im Herzen für immer beendet. Genauso, wie er schon immer in meinen Träumen erschien, würde er auch weiterhin in mir bestand haben. Durch dich!“
Wieder tanzte sie durch den Raum zum Fenster.
Gerade, als sie nach dem Schalosienband greifen wollte, fiel ihr Blick auf das dunkle Fenster gegenüber. Die Glut einer Zigarette wurde sichtbar und verglomm im nächsten Moment wieder. Nur wie ein Schatten war eine Gestalt zu erkennen.
„Ach du Scheiße …“, entfuhr es ihr. „Dieser Spanner!“
Sie ließ schnell die Schalosie herunter und trat vom Fenster weg.
Ob der wohl auf eine Fortsetzung von neulich wartete? Der denkt bestimmt, dass sie öfters so etwas macht.
Sie spürte die Hitze auf ihren Wangen. Hoffentlich begegnet sie ihm nie auf der Straße. Sie würde vor Scham versinken.
Isabel sah wieder in den Spiegel und bemerkte die Röte auf ihren Wangen. Egal! Sie würde sich schon Ende des Jahres keine Sorgen mehr um Männer machen. Für sie gab es nur noch den einen, und sie sah ihn lachend auf sich zukommen, ihre Hand greifen und sie mit sich mitziehen und sie hörte sich fragen: „Cedric, was hast du vor?“
Seine braunen Augen blitzten auf und er flüsterte leise: „Dasselbe wie du.“
Isabels Gewissen murrte aufgebracht: Du bist doch vollkommen verrückt!
Ja! Und es ist so schön, verrückt zu sein.
Doch plötzlich erstarrte sie in ihren Bewegungen. Was ist, wenn Cedric bereits eine Frau hat? Sie hatte nie etwas davon gehört und er galt lange als Junggeselle. Aber das konnte sich durchaus inzwischen geändert haben.
Sie sah sich im Spiegel an und raunte, nun nicht mehr voller Glückseligkeit, sondern eher kampfbereit: „Das finde ich schon heraus.“ Aber etwas in ihr war sich sicher, dass das Schicksal ihren vorgesehenen Plan wieder aufgenommen hatte und es diesmal der richtige Weg war.
Mit diesem neuen Plan im Kopf bekam Isabels Leben einen neuen Aspekt, der sie mit Elan und Vorfreude den Januar überstehen ließ. Dazu hatte sie ihrer Schwester Karin sogar den längst fälligen Besuch abgestattet. Da die mit ihrer Familie in einem Nachbarort und ihre Schwiegereltern sogar im gleichen Ort wie Cedric lebten, hatte Isabel so gehofft an referenztaugliche Informationen zu gelangen. Aber Karin hatte anderes im Sinn. Sie klagte ihrer Schwester ihr Leid wegen ihrer Ehe, und dass Klaus sie betrogen hatte, wahrscheinlich sogar mehrmals, viel auf dubiose Geschäftsreisen fuhr und Karin mit allem allein ließ. Nur auf Umwegen und über einige Hindernisse hinweg konnte Isabel in Erfahrung bringen, dass das Gut der Schneiders immer noch von Cedric allein geführt wurde. Aber mehr wollte Karin über dieses für sie völlig unwichtige Thema nicht sprechen. Schließlich hatte für sie das, was auf dem Nachbarsgut aus Kindertagen stattfand, keinerlei Bedeutung. Sie erwähnte nur herablassend, dass Cedric immer noch der alte zu sein schien und keiner ihn wirklich mochte. Außerdem galt das Gut nicht gerade als Vorzeigeobjekt.
Isabel reichte das.