Ein verhängnisvoller Wunsch. Sabine von der Wellen

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Ein verhängnisvoller Wunsch - Sabine von der Wellen

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beruhigte sie. Das Bild von einem ständig auf sie lauernden Spanner verflüchtigte sich.

      Beschwingt griff sie nach ihrer Jacke und der kleinen, schwarzen Ledertasche. Schnell schlüpfte sie durch die Tür, als ihr Fuß gegen etwas stieß und es an die gegenüberliegende Wand schleuderte. Isabel sah sich erschrocken um. Aber außer einem lädierten Strauß gelber Tulpen war nichts Ungewöhnliches auszumachen.

      Sie ging langsam darauf zu, als könne es sich um eine Bombe handeln und hob sie auf.

      Einige Köpfe segelten zu Boden und drei Blätter rutschten kraftlos über ihre Hand. Aber sie gaben einen Zettel frei und Isabel starrte gespannt darauf. Ihr Herz fing wild zu schlagen an. Die können nur von diesem Anrufer sein.

      Sie sah sich schnell noch einmal um, hob die heruntergefallen Blüten auf und huschte in die Wohnung zurück.

      Schnell ging sie in die Küche und schnappte sich eine Schere, um das Band zu öffnen, das den Strauß und den Zettel zusammenhielt. Sie war aufgeregt wie bei einem ersten Liebesbrief. Sie zweifelte keinen Augenblick mehr, dass er von diesem Mann kam. Schnell faltete sie den Zettel auseinander und ließ die Tulpen achtlos auf den Tisch sinken.

      „Unser Gespräch hat mir Mut gemacht. Ich werde versuchen mich in Geduld zu üben. M. Zikowski.“

      Isabels Herzschlag erhöhte sich noch mehr.

      Langsam und verunsichert, wie sie das Ganze finden sollte, legte sie den Zettel an die Seite und nahm die Tulpen zusammen. Sie stellte sie in eine Vase und brachte sie auf den kleinen Tisch, auf den sie damals die Rosen gestellt hatte. So lange ist das her, dass ihr jemand Blumen geschenkt hatte. Das letzte Mal war es an Neujahr und es waren die Rosen eines Unbekannten. Das war jetzt drei Monate her.

      Drei Monate!

      „Ich bin vor drei Monaten hergezogen …“

      Isabel wandte sich wieder dem Tisch zu, auf dem der Zettel lag. Die Schrift war sauber und leicht verschnörkelt. Sie las die Zeilen noch einmal. Das war wirklich süß geschrieben und zeigte ihr, dass er nicht aufgeben wollte. Irgendwie freute sie das. Er schien wirklich um ihre Gunst kämpfen zu wollen. Aber leider passte das im Moment überhaupt nicht. Ihre Pläne sahen einen um ihr Herz kämpfenden nicht vor. Außerdem konnte sie sich immer noch nicht denken, dass er ein annehmbares Exemplar Mann sein konnte. Solche Männer waren doch alle vergeben oder hatten es nicht nötig einer Frau hinterherzurennen.

      Aber vielleicht war er auch nur hoffnungslos romantisch und glaubte an die große Liebe?

       Tja, dann stimmt aber hundertprozentig etwas mit ihm nicht.

      Isabel musste mit Wehmut an das Musical denken, das sie damals so sehr in ihren Bann gezogen hatte. Sie hatte es im Stella in Hamburg gesehen und sofort drang die Musik wieder in ihr Gedächtnis. Da ging es auch um eine unglückliche Liebe - die Liebe eines verunstalteten Mannes zu einem Mädchen.

      Isabel hatte die Schuld für ihr anhaltendes Helfersyndrom bei Männern oft auf dieses Musical geschoben. Zumindest hatte das offensichtlich einiges bei ihr verstärkt.

      Ihr Blick fiel auf die Küchenuhr.

      Schnell steckte sie den Zettel in die oberste Küchenschublade und griff wieder nach der Tasche und rannte zu Tür. Laut ein Lied aus Phantom der Oper pfeifend, lief sie die Treppe hinunter, verließ das Haus und bog in den Hof ein, wo ihr Auto in der Garage parkte. Erst dort wurde ihr bewusst, dass sie laut pfiff und stellte das sofort ein.

       Was sollen denn die Nachbarn denken, wenn du hier so herumkrakelst?

      Schnell stieg sie ein und fuhr durch die Stadt Richtung Industriegebiet. Im Auto sang sie leise das Lied noch einmal und spürte wieder den längst vergessenen Flair, den diese Musik und die Geschichte damals bei ihr heraufbeschworen hatte. War sie nicht sogar regelmäßig in Tränen ausgebrochen, wenn sie sich hinterher die CD von dem Stück angehörte hatte. Wie sehr hatte sie immer mit den drei Protagonisten mitgelitten, die in ihrer Liebe verstrickt waren und wie sehr trauerte sie am Ende um die verlorene Liebe des verunstalteten Phantoms, der nichts wollte, als die Liebe dieses Mädchens und das sie ihm die Einsamkeit nahm.

      Isabel schwor sich am Abend wieder einmal die CD herauszusuchen und sich damit einen herzerweichenden Abend zu gestalten. Das würde ihre momentane Gefühlslage noch mehr unterstreichen. So fuhr sie durch die Stadt und hoffte, die letzten zwei Wochen bis zu ihrem Urlaub werden schnell vergehen.

      Als sie einige Tage später ihre Post aus dem Briefkasten nahm und müde die Treppe erklomm, sah sie sich wie jeden Abend vor ihrer Tür um. Aber der seltsame Anrufer schien wirklich keinerlei Anstalt mehr zu machen, sie umgarnen zu wollen. Zumindest gab es erneut keine Blumen vor ihrer Tür. Nicht das Isabel sich von dem etwas erhoffte. Gott bewahre! Aber dass er so ganz vom Erdboden verschluckt zu sein schien …

      Sie zog ihre Jacke aus, streifte die Schuhe von den Füßen und ließ sich auf einen Küchenstuhl sinken. Dort sah sie die Post durch. Das meiste war Werbung und sie fand noch drei Rechnungen. Nur einen Brief konnte sie nicht zuordnen, weil der aus dem Ausland zugestellt worden war.

      Sie riss ihn ungeduldig auf und fand ein zusammengefaltetes Blatt Papier. Als sie ihn auseinanderfaltete, fiel ihr eine getrocknete rote Rose entgegen. Sie legte sie nach genauer Betrachtung auf den Tisch und las den Brief.

       Blume in der Nachbarschaft

       Seit ich sie erblühen sah,

       dicht an meine eigenen Wurzeln reichend,

       zu entfernt und doch so nah,

       Erinnerung nicht aus meinem Herzen weichend,

       möchte ich niemals vergehen

       niemals an einem anderen Ort stehen

       immer umgeben von der gleichen Luft

       immer durchdrungen von dem gleichen Duft

       Wurzel an Wurzel,

       Blatt an Blatt

       Zusammengehörigkeit, die nie ein Ende hat.

       Schenken Sie mir einen Augenblick. Gehen Sie mit mir Essen.

       Ich werde Mittwoch aus Frankreich zurückkehren und erwarte Sie an diesem Abend um zwanzig Uhr im Steak House in unserer Straße.

       Hochachtungsvoll, M. Zikowski.”

      Isabel starrte auf die Zeilen. Was für ein schönes Gedicht und was für ein netter Brief. Und er erwartet sie!

      In ihrem Inneren rumorte es aufgeregt und verängstigt zugleich. Der Mann will sie treffen. Er will mit ihr Essen gehen. Unbedingt. Und er hatte ihr ein Gedicht geschickt, dass schon sehr persönlich klang … und nach dem Wunsch auf mehr.

      Isabels Herz begann unruhig einen neuen Takt vorzugeben und ihr Magen wurde seltsam schwer. Einerseits, weil er so unverfroren ihr ein Treffen aufdrängte und andererseits, weil er so ein nettes Gedicht an sie geschickt hatte, dass von wirklich viel Gefühl sprach.

      

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