Geliebter Wächter 2: Wolfsherz. Billy Remie

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Geliebter Wächter 2: Wolfsherz - Billy Remie Chroniken der Bruderschaft 2

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war, wusste er nicht, und er wollte es auch nicht wissen, solange er kein Feind war.

      Alles andere war nicht von Belang.

      »Ich kann das alles gar nicht glauben«, sagte Eagle und fuhr sich durch sein rotblondes Haar, »ich stand in Verbindung mit der Königin von Zadest! Sie antwortete wie immer mit einem persönlichen Schreiben auf die Einladung zum Friedensabkommen! Wie kann sie schon tot gewesen sein?«

      Desiderius runzelte nachdenklich die Stirn. »Bist du sicher, dass sie antwortete? Der Brief könnte ebenso gut gefälscht sein.«

      »Das war er ganz sicher«, murmelte der Zadestianer mit starkem Akzent, wobei er das R seltsam über seine Zunge rollte.

      Eagle sah ihn an und musterte ihn von Kopf bis Fuß, dann sah er Doragon an. »Fassen wir also zusammen. Diese Herrin – diese Göttin – hat bereits eine Armee aufgestellt, die in den Wäldern vor meiner Stadt lauert, mein Sohn ist der Schlüssel zu ihrem Erfolg, und gleichzeitig auch unsere Rettung, obwohl er so dürr und kränklich aussieht, als würde ihn ein Atemhauch umpusten…«

      »Was man von Euch nicht mehr behaupten kann«, murmelte Bellzazar und weitete die Augen.

      Desiderius trat ihm auf den Fuß, damit er den Mund hielt.

      Eagle wandte sich an Doragon und fuhr fort: »Und Ihr seid ein Blutdrache, der unter Tiermenschen aufwuchs? Ihr habt Sklaven befreit, darunter meinen Sohn, und ersucht uns nun um Hilfe?« Er stieß arrogant den Atem aus. »Und wer sagt mir, dass ihr nicht auch von dieser Herrin versklavt wurdet?«

      »Mein Kaiser«, begann Doragon höflich, »es ist deutlich sichtbar, wenn man von der weißen Magie der Herrin befallen ist. Leuchtende Linien schlängeln sich durch die Venen und enden in den Schläfen, wo sie den Verstand der Sklaven kontrollieren.«

      Eagle geriet ins Grübeln.

      »Wenn ich kurz erklären dürfte…«, fragte Doragon zögerlich.

      Eagle forderte ihn ungeduldig auf.

      »Sklaven gab es in Zadest schon seit Jahrhunderten. Die Frauenstämme stecken die Jungen schon bei der Geburt in Arbeiter- oder Zuchthäuser. Die Sklaverei ist dort nicht ganz so grausam wie in manch anderen Reichen, zumindest körperlich nicht.«

      Fen schnaubte neben ihm, er hatte dazu offensichtlich eine andere Meinung.

      »Als die Königin gestürzt wurde, flohen die Frauenstämme und ließen ihre Sklaven zurück«, fuhr Doragon fort, »diese Sklaven befreiten wir, ehe die Herrin sie in die Finger bekommen konnte. Denn diese Sklaven macht sie zu ihren eigenen und baut ihre Heerscharen auf.«

      »Weshalb ihre Armee größtenteils aus Männern besteht, die nie zu Kämpfern ausgebildet wurden.«

      »Warum fürchtet ihr ihre Armeen dann so?«, hakte Wexmell nach.

      Doragon erklärte: »Die Herrin hat ihnen die Furcht genommen. Außerdem kann sie sie über große Distanzen hinweg kontrollieren und befehligen.«

      »Das heißt, sie ist gar nicht hier«, vermutete Desiderius.

      »Wir vermuten, dass sie im gespaltenen Turm ist. Dort.« Doragon legte den Finger auf einen weit östlich gelegen Punkt auf der Karte in mitten des Dschungels von Zadest. »Dort befindet sich auch das Portal.«

      »Dort müssen wir den Jungen hinbringen«, sagte Bellzazar.

      Eagle schüttelte wieder den Kopf, dieses Mal nachdenklich. »Was ist mit den Frauenstämmen? Wenn sie geflohen sind, warum batet ihr dann nicht sie um Hilfe? Es geht schließlich um ihre Heimat!«

      »Sie sind zerstritten und zerstreut ohne Königin«, erklärte Fen und zuckte mit den Achseln. »Außerdem sind wir Männer, sie würden uns nicht zuhören. Sie verstecken sich lieber in ihren Lehmstätten.«

      »Wie konnte das passieren?«, flüsterte Wexmell betroffen und starrte auf die Karte von Zadest. »Wann fing es an und wieso?« Er hob fragend den Blick zu Fen. »Wie konnte solch ein Hass auf Männer entstehen?«

      »So wie jeder Hass entsteht«, erklärte Doragon, »wenn eine Gruppe von Menschen nur lange genug unterdrückt wird, wehrt sich diese Gruppe irgendwann und setzt sich an die Spitze. Genauso war es in Zadest vor vielen Jahrhunderten. Genauso wie es vor ein paar Jahrzehnten im Westen war, als eine Kirche eine Liebe unterdrückte und ein paar Männer genug hatten. Heute ist es bei euch Sitte, Männer zu lieben, vor ein paar Jahren war es eine Sünde. Heute ist es üblich, in Zadest Frauen regieren zu lassen, vor ein paar Jahrhunderten waren die Frauen dort nur Huren.«

      Wexmell lächelte leicht. »Ihr wisst vieles.«

      »Vieles«, nickte Doragon, »es gab Seher in meinem Stamm, die das Weltgeschehen beobachteten.«

      So hatte er also alles über den Westen erfahren, das erklärte sein Wissen.

      »Es muss doch jemanden geben, der die Stämme wieder vereinen kann«, überlegte Eagle, »eine Tochter oder Schwester der Königin. Eine nahe Verwandte? Irgendjemand?«

      Fen und Doragon schlugen die Augen nieder, aber man spürte, dass sie etwas verheimlichten. Sie wurden mit Blicken durchbohrt.

      »Es gibt jemanden«, gestand Doragon schließlich.

      Fen sah ihn böse an. »Ragon!«

      Aber sein Gefährte sah nicht auf.

      Fen fluchte in einer anderen Sprache und wandte sich ab.

      Gequält seufzte Doragon, dann hob er den Blick und sah in die Runde. »Die Königin hat einen Bruder. Ich habe ihn befreit, er war ein Sklave. Sie wollte, dass ich ihn rette, also habe ich ihn gerettet und dafür gesorgt, dass er kämpfen kann. Ihm gehört meine Treue.« Er sah zu Desiderius, als wollte er damit mehr sagen, als die Worte, die aus seinem Mund gekommen waren.

      »Dann wollte sie, dass er ihr Nachfolger wird?«, hakte Desiderius nach.

      Eagle mischte sich ein: »Wo liegt das Problem?«

      Fen lachte humorlos und wanderte hinter Ragon auf und ab. »Es gab in Zadest noch nie einen Mann, der die Stämme vereinen konnte. Noch nie! Und es wird auch nie einen geben.«

      Desiderius verengte seine klugen Augen. »Ihr seid das, habe ich Recht? Ihr seid der Bruder der Königin.«

      »Sie werden ihm nicht folgen«, ging Doragon dazwischen.

      Desiderius zuckte mit den Schultern. »Trotzdem ist er der rechtmäßige Erbe, wenn die Königin keine Kinder hatte und es ihr letzter Wunsch war.«

      Bellzazar ließ Cohen los, der diesen Umstand sehr bedauerte, und erhob das Wort. »Das ist alles nicht von Belang, denn selbst wenn die Stämme dem Ruf ihres Prinzen folgen, wären sie nicht in der Lage, das Problem selbst zu lösen. Ihre Magie reicht nicht aus. Zadest wird das Problem nicht von selbst lösen, vielleicht wird es niemals wieder ein geeintes Zadest geben, es ist nicht weiter von Belang.« Er sah Fen an und nickte.

      Seltsamerweise schien das den Zadestianer zu beruhigen.

      Nun, nicht jeder war dazu gemacht, seinem Schicksal entgegen zu treten.

      Desiderius rieb sich die Falte

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