Geliebter Wächter 2: Wolfsherz. Billy Remie
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Читать онлайн книгу Geliebter Wächter 2: Wolfsherz - Billy Remie страница 29
»Ich kann es fühlen«, entgegnete der Frechdachs, »die Einsamkeit umhüllt euch wie dichter Nebel. Ich kann förmlich schmecken, wie sehr Ihr Euch nach einem Ende davon sehnt.«
Kacey wollte trotzig den Blick abwenden, doch dann seufzte er stattdessen. »Tun wir das nicht alle irgendwie?«, flüsterte er dann matt und starrte zur Seite. »Endlich bin ich frei und will das auch spüren.«
Das breite Grinsen verging seinem Aufpasser, er wurde ernst. »Ihr seid ihm zu jung.«
Verwundert sah Kacey ihn wieder an. »Wie bitte?« Ihm gefiel nicht, wohin das Gespräch führte.
»Doragon«, erklärte er Kacey entschuldigend, »er hält Euch für zu jung, sieht nur ein Kind in Euch, das er beschützen muss und beschützen will. Auch vor sich selbst. Deshalb hat er Euch nicht zurückgeküsst.«
Kacey zuckte zusammen. »Wo…woher wisst Ihr …?« Er brach ab und schluckte schwer mit bleichem Gesicht.
Der andere Junge legte mit einem nachsichtigen Lächeln den Kopf schief. »Ich sehe mehr, als es Euer sterblicher Verstand begreifen könnte, ohne anwesend sein zu müssen. Ich sehe, was war und was ist – und manchmal«, er senkte die Stimme unheilvoll, »auch was mal sein wird.«
Kacey blinzelte überrascht. »Ihr … Ihr hab die Gabe des Sehens!«
Sein Aufpasser nickte. »Wie beinahe jeder Gott.«
Fröstelnd zog Kacey die Füße auf die Liege und umschlang die Knie mit den Armen.
Mit verengten Augen durchbohrte ihn der andere Junge vom Bett aus und rutschte dann aufgeregt an die Kante. »Soll ich Euch etwas vorhersagen?«
Kacey schüttelte stumm den Kopf. »Ich bin nicht sicher, ob ich mein Schicksal kennen will.«
»Schade«, enttäuscht seufzte sein Aufpasser, »dabei wäre es etwas wirklich Gutes gewesen. Etwas, womit ihr garantiert nicht rechnet.«
Neugierig wanderten Kaceys Augen über das blutjunge Gesicht, das ihm herausfordernd entgegenblickte und wieder breit grinste. Aber er war sich wirklich nicht sicher, ob er etwas über seine Zukunft hören wollte, die Aussicht darauf, sie zu kennen, ängstigte ihn.
»Ich kann es Euch in Rätseln sagen«, schlug der andere vor und tippte sich an das spitze Kinn. Ohne auf eine Antwort zu warten, sprudelten die Worte aus ihm heraus, sobald er sie sich in seinem Kopf zurechtgelegt hatte. »Den ersten Kuss wollte Euch keiner erwidern, den zweiten wollt Ihr nicht geben. Es ist ein Spiel zunächst, für Euch nur eine Blödelei, doch dem anderen ist es ernst, er legt sein Herz auf seine Lippen, doch ihr werdet es brechen – und es gleichzeitig zähmen.«
Kacey war wie erstarrt, während die Worte auf ihn wirkten und sein Herz jede einzelne Silbe zerteilte, umdrehte und erforschte, um sich ihrer Bedeutung gewiss zu sein.
»Ihr kennt denjenigen bereits«, grinste der andere Junge spitzbübisch, »aber ihr beide habt noch keine Ahnung, dass Eure Leben verknüpft sind.«
Nun überschlugen sich Kaceys Gedanken. So viele Personen kannte er schließlich nicht, es musste jemand sein, den er bereits getroffen hatte. Jemand, der jetzt im Audienzsaal war…?
Er schüttelte den Kopf und wollte die Grübeleien verscheuchen. Was kümmerte ihn ein Kuss in der Zukunft, wenn er gerade fürchtete, dass er keine mehr hatte. Zumindest keine allzu lange.
Wo sollte er hin, wenn sein Vater ihn nicht wollte? Und er machte sich keine zu großen Hoffnungen, sein Vater – der Kaiser – hatte nicht gerade großes Interesse an ihm gezeigt. Ganz im Gegenteil, Kaceys Anwesenheit war ihm sichtlich unangenehm gewesen und sie hatten sich beide nur argwöhnische Blicke zugeworfen.
Tief durchatmend legte er die Stirn auf seine Knie und versuchte, ruhig zu bleiben.
Wenn doch nur endlich Fen und Ragon kommen würden, dann ginge es ihm gleich viel besser.
Sein Aufpasser seufzte leise, sein weißes, knappes Gewand raschelte leise, als er vom Bett aufstand. »Ihr lasst Euch nicht gern von Euren Sorgen ablenken, richtig?« Er setzte sich leise neben Kacey und betrachtete ihn plötzlich seltsam mitfühlend. »Wegen Eures Vaters, oder?«
Kacey nickte und nagte dabei an seiner vollen Unterlippe. »Ich glaube, er mag mich nicht sonderlich.«
Nachdenklich und nun auch eine Spur wehmütig sah der andere Junge ins Leere. »Das hilft Euch vielleicht nicht, aber ich glaube, mein Onkel mag mich auch nicht.«
Neugierig runzelte Kacey seine Stirn. »Wer ist Euer Onkel?«
»Der große Dunkelhaarige«, grinste der andere.
Kacey hob ratlos die schmalen Schultern. »Ich habe heute viele, große Dunkelhaarige gesehen…«
Leise lachend erklärte er Kacey: »Der König von Nohva, Desiderius M´Shier. Er ist … mehr oder weniger mein Onkel. Sein Bruder, Bellzazar – mit den schwarzen Augen – das ist der Mann, der mich erschuf. Mein Vater.«
»Und Ihr seid …?«
»Korah.«
Kacey lächelte. »Es freut mich, Euch kennen zu lernen, Korah – Bellzazars Sohn.«
Korahs Blick schimmerte stolz.
»Aber warum glaubst du, dein Onkel würde dich nicht mögen?«, hakte Kacey verwundert nach.
Seufzend wandte Korah den Blick ab. »Weil er sich gar nicht für mich interessiert hat, als Bellzazar mich vorstellte.«
»Oben auf dem Berg hatten sie wohl anderes im Kopf«, warf Kacey beruhigend ein, »es war vielleicht einfach eine Neuigkeit zu viel und hatte nichts mit dir persönlich zu tun.«
Darüber dachte Korah einen Moment nach, dann seufzte er und nickte zustimmend. »Ja, mag sein«, lächelte er entspannt. Er sah Kacey an. »So geht es sicher auch Eurem Vater. Er muss das erst einmal verdauen. Morgen wird die Welt vielleicht schon anders aussehen.«
Kacey glaubte nicht daran, doch er nickte nachdenklich und legte wieder das Kinn auf die Knie. »Ja, vielleicht.«
»He«, Korah stieß ihm einen spitzen Ellenbogen in die Rippen, »wollen wir uns die Zeit vertreiben?« Er zog ein Kartenspiel unter der Toga hervor, von dem Kacey nicht wusste, wo genau er es die ganze Zeit versteckt gehalten hatte. »Luzianisches Risiko?«
Kacey sah ihn ratlos an.
»Kommt«, grinste Korah und setzte sich vor ihn auf den Boden, auffordernd klopfte er mit der Hand vor sich, damit Kacey zu ihm kam, »ich zeige Euch, wie es geht.«
*~*~*~*
»Sie wollten lauschen«, sagte Wexmell mit einem amüsierten Grinsen, als er zurückkam und sich neben Desiderius an den Tisch lehnte.
Das war klar gewesen, dachte Desiderius bei sich und schüttelte über seine Kinder den Kopf.
Bellzazar stand mit verschränkten Armen vor ihm. »Viel können sie nicht gehört haben, ich habe einen Zauber