Geliebter Wächter 2: Wolfsherz. Billy Remie
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Читать онлайн книгу Geliebter Wächter 2: Wolfsherz - Billy Remie страница 32
Wütend funkelte Desiderius ihn an. »Er gehörte zu mir! Zu uns!«
»Eine Weile«, lenkte Wexmell ein und legte die Hände in Desiderius` Nacken. »Aber glaub mir, es ist keine dämonische Kraft, die sein Denken beeinflusst.«
Als er Wexmells entschuldigenden Blick bemerkte, wusste er, wovon dieser sprach, und seufzte schwermütig. Er wollte es einfach nicht wahrhaben, es schmerzte zu sehr.
»Aber doch nicht Zazar! Warum ausgerechnet Zazar?«, quengelte er.
Doch nicht sein eigener Bruder…
Wexmell schmunzelte bedauernd, allerdings lag auch ein geradezu beängstigendes Wissen in seinen schlauen Augen. »Keine Sorge, Derius, sie werden ihre Liebe zu dir deshalb nicht vergessen.«
Er murrte nur, weil er es nicht zugeben wollte. Wexmell hatte recht, es fühlte sich ein wenig so an, als würde er dadurch Bruder und Freund gleichzeitig verlieren. Aneinander verlieren.
Ihm wurde übel…
»Aber noch viel interessanter als Cohens Verhalten, finde ich Bellzazars«, überlegte Wexmell laut und verengte nachdenklich seine frostblauen Augen. »Hast du nicht bemerkt, dass er anders ist. Irgendwie … sanfter.«
»Sanfter?« Desiderius rieb sich überdeutlich das schmerzende Kinn. »Hm, schlägt immer noch genauso fest zu wie früher, von seiner spitzen Zunge ganz zu schweigen.«
Wexmell schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, Derius, ich glaube für deinem Bruder war es nicht einfach nur das, was er behauptete, was es war. Hast du nicht bemerkt, wie er Cohen ansieht, wie er diesen Streit mit dir geradezu provozierte? Er wollte, dass du über sie Bescheid weißt, fast so, als wollte er dir damit etwas mitteilen. Als wollte er von vorneherein klar machen, dass Cohen jetzt zu ihm gehört.«
Desiderius brummte unzufrieden, das wollte er gar nicht hören.
Wexmell drückte seinen Nacken und zog seinen Kopf hinab, bis sie sich an der Stirn berührten. »Ich will nur sagen, auch wenn es schwerfällt, vielleicht solltest du nicht gegen sie sein. Vielleicht sind Zazars Gefühle mehr als Begierde. Und vielleicht hat dein Bruder es ja verdient, nach all dem Schmerz, den die Götter ihm bereiteten, ein klein wenig Glück zu erfahren? Genau wie Cohen ein wenig Glück verdient? Wundert es dich wirklich, dass sie zusammenfanden, als sie die Gelegenheit dazu hatten? Und ganz vielleicht war diese eine Nacht damals, ein tiefes Sehnen, das Zazar vor dir verschwiegen hat.«
Desiderius spannte die Kiefer an und dachte einen Moment ärgerlich darüber nach. Es war schwer, ein egoistisches Arschloch zu sein, wenn Wexmell so einfühlsam war.
»Ich werde ihn im Auge behalten«, knurrte er dann jedoch, »Cohen hat Besseres verdient.«
Wexmell legte amüsiert den Kopf schief. »Glaubst du das wirklich?«
Nein. Niemand war gut genug für Cohen. Niemand.
*~*~*~*
»He!« Cohen lehnte sich mit den Armen neben Bellzazar auf das Geländer. »Alles in Ordnung?«
Er hatte Bellzazar gleich draußen an einem Nebeneingang entdeckt, der wohl nur für die Dienstboten gedacht war. Sie standen an einem kleinen Treppenaufgang mit Blick über die dichten Kronen uralter Bonsaibäume und hatten für einen Moment für sich.
Bellzazar rieb sich die Nase, bis Knochen knirschten und gerichtet waren, und schniefte dann feucht. »Ja. Natürlich. Warum auch nicht?«
»Bell…«
»Coco…«, äffte er ihn kindisch nach.
Verstimmt presste Cohen die Lippen aufeinander. Es hatte sich natürlich nichts geändert, Bellzazar war noch immer genauso schwierig wie zuvor, auch nachdem er sich das Herz für Cohen rausgeschnitten hatte.
»Was willst du hier?«, maulte er Cohen an und durchbohrte ihn mit einem kalten Blick. »Geh wieder rein und rede über alte Liebe und keine Ahnung was noch, schenkt euch Blumen und schreibt euch Gedichte. Ich bin sicher, sie können es kaum erwarten, dich von vorn und von hinten zu nehmen.«
»Was soll das jetzt? Warum bist du so?«
»So? So bin ich nun mal!«, fuhr Bellzazar ihn an. Cohen verstummte überrascht. Bedauernd fuhr Bellzazar fort: »Versteh das doch, ich werde nie so sein wie er, Coco. Ich bin nicht wie Derius, ich kann nie so lieben wie er, nicht so … tiefgründig und schleimig.«
Verständnislos schüttelte Cohen den Kopf. »Und warum denkst du, ich wollte einen zweiten Desiderius, statt einem einmaligen Bellzazar?«
Bellzazar schnaubte und ließ den Kopf hängen. »Siehst du, das ist genau, was ich meine. Das ist nicht, was ich bin. Ich rasple kein Süßholz, ich quatsche niemanden mit meiner Scheiße voll. Ich weiß nicht mal, was ich will, verstehst du? Alles, was ich weiß, ist, dass ich dir gern die Kleider vom Leib reißen und mich mit dir vereinigen will, bis wir beide Sterne sehen und die Laken vollsabbern. Darüber hinaus … kann und werde ich vermutlich nichts zu bieten haben. Nie. Ich verbiege mich nicht, um meinem Bruder das Wasser reichen zu können.«
So langsam begriff Cohen, was wirklich in Bellzazar vor sich ging. Kaum waren sie hier, überschattete Unsicherheit sein Gesicht, weil er glaubte, er müsse mit seinem Bruder konkurrieren, was absurd war.
Cohen runzelte die Stirn. »Warum musstest du es ihm sagen? Ich meine, warum? Und dann auch noch einfach so geradeheraus. Warum hast du nicht gewartet? Mich erst gefragt?«
Bellzazar streckte den Rücken durch, sein Gesicht war eine harte Maske und sein schwarzer Blick ging nach unten in die Bäume. »Weil du es nicht getan hättest, Coco. Weil du es niemals getan hättest.« Damit wandte er sich ab und ließ Cohen mit offenem Mund oben an der Treppe stehen.
Kapitel 10
Die Nacht legte sich über die Stadt und zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit war ein freier Himmel über seinem Kopf. Ein Meer aus mehreren tausend, funkelnder Punkte durchzog die tiefblaue Weite über der Stadt, der Mond war nur noch eine grelle Sichel an einem weit entfernten Punkt und konnte somit den Sternen nicht ihr zartes Funkeln stehlen.
Mit in den Nacken gelegtem Kopf lehnte Doragon auf der Balustrade ihres Balkons und starrte nun schon seit geraumer Zeit schweigend in die Sterne, konnte ihre Schönheit nicht fassen, ebenso wenig wie die Einsamkeit, die sie in ihm hervorriefen.
Das Zimmer hinter ihm war dunkel, aber er war nicht allein.
Schon landete eine Hand auf seiner Schulter und Fen trat neben ihn. »Sieh sich das einer an! Im Dschungel sieht man sie so selten, dass ich fast vergessen habe, dass sie existieren.«
Ragon lächelte wehmütig. »Deine Schwester hat die Sterne immer sehr gemocht.«
Feixend sah Fen ihn von der Seite an. »Sicher, weil du sie ihr gern gezeigt hast.«
Bedauernd senkte Ragon den Blick in die Stadt, wo er durch das Licht der Fackeln die Wachen beobachten konnte, die durch die Straßen liefen.
»Tut mir leid«, lenkte Fen ein, »das war unangebracht.«
»Sie hat dich