Geliebter Wächter 2: Wolfsherz. Billy Remie
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Читать онлайн книгу Geliebter Wächter 2: Wolfsherz - Billy Remie страница 30
Wärme durchflutete Desiderius` Herz und ließ es vor Liebe anschwellen. Er nahm Wexmells Hand, drückte sie und lächelte ihn an.
Dann herrschte wieder beklommenes Schweigen, wie es auch geherrscht hatte, als Wexmell für eine Weile den Raum verlassen hatte, um nach den Kindern zu sehen, die nach Desiderius` Geschmack viel zu lange »still« gewesen waren. Wenn er lange kein Gezanke hörte, heckten sie etwas aus oder hatten bereits etwas angestellt. Wurde es zu still um sie, musste man nachsehen gehen.
Bis auf Desiderius, Wexmell, Bellzazar und Cohen – die ihnen gegenüberstanden – war der Raum leer. Eagle hatte sich zurückgezogen, er würde seine Kaiserin und seine Kinder über seinen Bastard ins Bild setzen, ebenso wie über die drohende Gefahr, dass die Stadt angegriffen werden könnte. Ragon und Fen wurden zu ihren Gemächern gebracht, während Place in eine Zelle gesteckt wurde und Levi ihn persönlich überwachte. Blieben nur noch sie. Sie vier. Und obwohl sie einst so vieles geteilt hatten, spürten sie alle deutlich diese tiefe Kluft zwischen ihnen, die es erschwerte, einen Anfang zu finden.
Desiderius verzehrte sich danach, die Hand nach Cohen auszustrecken und ihn an seine Brust zu ziehen, ihn einfach ganz festzuhalten und so lange zu spüren, bis er wirklich glauben konnte, dass er noch lebte.
Aber er bekam das Gefühl nicht los, dass Cohen das nicht wollte. Oder es ihm zumindest aus irgendeinem Grund unangenehm sein könnte, selbst wenn er diese Nähe gewollt hätte.
»Mir schwirrt der Kopf«, murrte Desiderius schließlich, um das Schweigen zu brechen. Er rieb sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Stirn.
Wexmell seufzte. »Uns allen. Das ist alles nicht leicht zu glauben.« Er sah besonders Cohen an.
Wenn er wüsste… Desiderius würde ihn bald über Doragon ins Bild setzen müssen. Allerdings wollte er dafür einen freien Kopf und etwas mehr Zeit mit ihm allein. Das ging nur sie etwas an.
»Warum nennt man sie eigentlich immer noch Stämme?«, fragte Cohen plötzlich nachdenklich und offensichtlich nur, um irgendetwas zu sagen, damit kein neues Schweigen aufkam. »Seit sie eine Königin haben, meine ich.«
»Es ist einfacher«, erklärte Wexmell schulterzuckend. »Wie würdest du sie denn nennen? Es sind immer noch Stämme geblieben. Die Königin ist mehr ein Symbol gewesen, weniger eine Herrscherin. Sie stand an der Spitze, gewiss, um alle Stämme zu vereinen, aber innerhalb der Stämme gibt es noch einmal eigene Anführerinnen. Im Grunde hat sich durch die Ernennung einer Königin nichts geändert, nur dass sie ein Sprachrohr wählten, das sie alle respektierten und ihre Interessen mit anderen Ländern und in Zeiten des Krieges vertrat.«
»Wexmell Airynn, meine Lords und Ladys, das sprechende Geschichtsbuch«, spöttelte Zazar.
Desiderius sah ihn genervt an, aber Wexmell schenkte ihm ein amüsiertes Lächeln.
Wieder diese unangenehme Stille, selbst der sanfte Wind von draußen klang überlaut in ihrem anhaltenden Schweigen. Cohen trat nervös von einem auf den anderen Fuß und sah immer wieder zu Bellzazar auf.
Wie sie sich ansahen, so vertraut, so … als verschwiegen sie was vor ihnen. Das gefiel Desiderius ganz und gar nicht. Am liebsten hätte er Cohen grob an sich gerissen und sich gebieterisch vor Bellzazar aufgebaut. Aber ebenso gut hätte er sich die Hörner wetzen und wie ein Tier mit dem Huf schaben können, also hielt er sich mühsam zurück. Er wollte sich immerhin nicht noch dämlicher verhalten.
»Warum …« Er brach ab, räusperte sich. »Warum …verflucht noch mal, hast du mir nichts gesagt?«
Verwundert sah Wexmell Desiderius von der Seite an, hielt sich aber raus. Bellzazar wusste ganz genau, wovon Desiderius sprach, und musste nicht erst nachfragen, schuldbewusst senkte er die Augen.
»Weil er es nicht wusste«, fiel Cohen dazwischen, bevor er sich verteidigen konnte.
Desiderius sah ihn ärgerlich an. »Er wusste es nicht, ja? Sprichst du jetzt für ihn?«
Cohen presste ärgerlich die Lippen aufeinander.
»Tut er nicht«, murrte Bellzazar und sah Cohen an. »Du sprichst nicht für mich!«
»Also wusstest du es?«, hakte Desiderius nach.
»Wovon sprecht ihr?«, wollte Wexmell wissen.
Das war Cohens Stichwort, er sah Desiderius mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Ja, Desiderius, wovon sprechen wir?«
Verdammt, was war nur los mit ihm? Warum war er so reizbar? Ob Eagle mit seiner Vermutung richtig lag? Ob sein seltsames Verhalten etwas damit zu tun hatte, dass er nun ein Dämon war und Bellzazar unweigerlich sein Fürst?
Der Gedanke gefiel ihm nicht, denn dann wären Mächte am Werk, gegen die er nicht ankäme.
»Was soll das?«, fragte er dünn und sah von Cohen zu Bellzazar, angewidert zog sich seine Lippe nach oben. »Was ist das, was da zwischen euch passiert? Woher kommt nur diese plötzliche Einheit, ihr habt Euch mal nur soweit getraut, wie ihr euch sehen könnt.«
»Ich habe nicht gesagt, ich würde ihm blind vertrauen«, warf Cohen ein, »aber …« Er brach ab, schloss das Auge und fluchte, während er nach Erklärungen suchte. »Ich weiß nicht, warum, vielleicht war es die Zeit, die wir miteinander verbracht haben, die Seiten, die ich an ihm entdeckt habe. Aber ich sehe ihn jetzt anders… So, wie er wirklich ist. Trotz aller Fehlentscheidungen hat er dich immer geliebt. Uns alle, irgendwie. Und auch jetzt ist er nur hier, weil er uns helfen will. Euch, um genau zu sein.« Er zuckte ratlos mit den Achseln. »Ich finde einfach, er hat etwas Besseres verdient, denn er würde sich für jeden von uns opfern. Er ist ebenso für dich gestorben wie ich, Desiderius, und wir würden es beide wieder tun. Das verbindet uns.«
Bellzazar verdrehte die Augen und seufzte: »Ich hab mit ihm geschlafen, das ist passiert.«
Zack. Einfach so. Wie ein Hieb von hinten in den Rücken, der direkt ins Herz trifft. Für einen Moment waren die Worte sinnlos, Desiderius` Verstand musste sich erst darüber bewusstwerden, was sie bedeuteten, aber die Zeit war eingefroren, während Bellzazars Offenbarung in seinem Kopf nachhallte wie ein unheilvolldrohendes Echo in den Bergen.
Cohen fuhr entsetzt zu Bellzazar herum und öffnete den Mund, aber er war zu sprachlos, um etwas hervorzubringen.
»Was?«, fragte Bellzazar und zuckte mit den Schultern. »Warum müsst ihr immer so rumsülzen? So ist es doch. Wir haben beieinander gelegen, deshalb ist da irgendwie, irgendwas zwischen uns. Kein seltsam magisches Ereignis verbindet uns, außer die Tatsache, dass unsere Körper ineinandersteckten und es sich gut angefühlt hat. Ist wie bei Hunden, wir konnten uns eben einfach riechen, und als Cohen ein Geist war, hat uns der Hurenbock hier nicht mehr im Weg gestanden, also…«
»Ich bring dich um!« Desiderius warf sich auf seinen Bruder, noch eher er sich selbst so richtig bewusstwerden konnte, dass seine Wut überkochte.
Er rammte ihn mit der Schulter und trug ihn quer durch den glänzenden Saal, bis er das Gleichgewicht verlor und sie ineinander verkeilt zu Boden gingen. Blind schlug er zu und traf Bellzazar mitten im Gesicht, sodass Blut spritzte. Seine Faust pochte und bevor er den zweiten Treffer landen konnte, schlug die Faust seines Bruders mit einem dumpfen Laut in seine rechte