Seerosenzauber. Heidi Oehlmann

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Seerosenzauber - Heidi Oehlmann

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Spätestens, wenn sein Manfred ihm die Wahrheit sagt, ist das vergessen.«

      Ich nicke zustimmend.

      Manfred ist der einzige Mensch, der sich traut Eduard die Wahrheit unverblümt an den Kopf zu knallen. Als Eduards Lebensgefährte ist er dafür auch privilegiert. Leider ist er nie der Erste, der Eduards Kreationen probiert, sonst würden uns so einige Kuriositäten erspart bleiben.

      Ich muss allerdings zugeben, dass ihm hin und wieder richtige Leckereien gelingen, die dann auf der Karte landen. Für meinen Geschmack sind diese Geschmacksexplosionen viel zu selten.

      Wie aus dem Nichts taucht unser Azubi Josef auf. Seine Miene ist ernst. Er schaut von einem zum anderen und bleibt bei mir hängen.

      »Was ist los?«, frage ich.

      »Der Chef …«, stammelt Josef.

      »Was ist mit ihm?«, erkundigen John und ich uns wie aus einem Mund.

      »Er hatte einen Unfall.«

      »Was er war doch gerade noch …«, sage ich und deute mit der Hand in Richtung Gebäude.

      »Ja, als ihr rausgegangen seid, war er im Büro und ist auf die Leiter gestiegen …«

      »Auf das alte Holzteil?«, unterbreche ich ihn.

      »Und?«, hakt Maike nach.

      »Sie ist unter ihm zusammengebrochen und er ist gestürzt.«

      »Oh mein Gott«, quietscht Charlotte.

      »Wie geht es ihm?«, erklingt meine Stimme piepsend.

      »Die Sanitäter sind gerade bei ihm.«

      Ich nicke.

      Josefs Blick hält mich gefangen.

      Ich spüre, dass er mir etwas sagen will, was mir nicht gefallen wird.

      »Du sollst ihn vertreten«, sagt Josef leise.

      »Was?«, frage ich mit einer Stimme, die mir fremd vorkommt. »Ich?«

      »Ja, du sollst ihn vertreten, bis er aus dem Krankenhaus zurück ist.«

      »Ist er noch drin?«, erkundige ich mich. Statt auf Josefs Antwort zu warten, bin ich schon auf dem Weg ins Gebäude.

      »Wo ist er?«, rufe ich, als ich die Küche betrete.

      Eileen, eine der Küchenhilfen deutet mit dem Kopf auf das Büro.

      Ich haste hinein.

      Eduard liegt auf dem Boden und stöhnt. Vor ihm hocken zwei Sanitäter.

      »Wie geht es dir?«, frage ich.

      Eduard schaut zu mir auf und zuckt mit den Schultern. »Du musst mich vertreten! Du bist die Einzige, der ich vertraue.«

      Das erste Mal, seit ich ihn kenne, ist seine Stimme leise. Na ja, eigentlich spricht er in einer normalen Lautstärke. Für seine Verhältnisse ist es aber leise.

      Ich starre ihn mit offenem Mund an. »O-Okay«, stammle ich. Zu mehr bin ich nicht in der Lage. »Wie lange muss unser Chef im Krankenhaus bleiben?«, wende ich mich an die Sanitäter.

      »Das können wir Ihnen noch nicht sagen«, antwortet der eine, während sie Eduard auf die Trage hieven.

      »Soll ich Manfred informieren?«, hake ich nach.

      Eduard schlägt sich eine Hand gegen die Stirn. »Ja, das wäre toll. Aber Maja?«

      »Ja?«

      »Bitte bring es ihm schonend bei! Er soll sich nicht aufregen!«

      »Okay, das mache ich«, antworte ich und schaue dem Küchenchef und den Sanitätern nach, wie sie das Büro verlassen.

      Ich starre eine Weile auf die Tür, um die Informationen zu verarbeiten. Es ist schwer zu begreifen, dass Eduard nun auf unbestimmte Zeit nicht in der Küche sein wird. Seine Worte wollen mein Gehirn nicht so recht erreichen. Er hat mir nie gesagt, was er von mir hält. Ich hätte nie gedacht, sein Vertrauen zu genießen. Er hat mich immer genauso streng behandelt, wie alle anderen. Seine Worte schmeicheln mir und schockieren mich gleichzeitig.

      Nach einigen Minuten fange ich mich endlich und eile zum Schreibtisch. Manfreds Nummer ist in der Adresskartei auf dem Tisch. Ich suche die richtige Seite heraus und wähle seine Handynummer.

      2. Gregor - Freitag

      »Guten Morgen, Chef«, begrüßt mich meine Sekretärin, als ich das Vorzimmer meines Büros betrete.

      Rosalie ist die gute Seele des Hauses. Für ihre einundsechzig Jahre hat sie sich gut gehalten. Wenn ich nicht wüsste, wie alt sie ist, würde ich sie auf Ende vierzig schätzen. Nur die grauen Haare, die in den letzten Jahren immer mehr geworden sind, verraten ihr Alter. Noch vor wenigen Jahren waren es ein paar vereinzelte Strähnen, die zwischen ihrem schwarzen Haar sichtbar waren. Inzwischen hat sich das Verhältnis umgekehrt. Von dem Schwarz ist nur noch wenig zu sehen. Doch Rosalie ist alles andere als eitel, sie steht zu ihrer natürlichen Haarfarbe. Sie ist eine der wenigen Frauen in meinem Leben, die sich nicht bis zur Unkenntlichkeit anmalen. Außerdem ist sie sehr herzlich. Für die Menschen, die sie liebt, kämpft sie wie eine Löwin.

      »Guten Morgen, Rosalie!« Ich nicke ihr zu und gehe an ihr vorbei in mein Büro. Hinter mir schließe ich die Tür und atme tief durch.

      Wie jeden Morgen genieße ich die ersten Minuten der Stille, bevor es hektisch wird. In einer halben Stunde beginnt unsere offizielle Öffnungszeit, bis dahin trudeln die restlichen Mitarbeiter ein.

      Rosalie kommt meist eine Stunde früher und ist die erste. Durch meine morgendliche Joggingrunde treffe ich immer nach ihr ein.

      Ich starte meinen Computer und lehne mich zurück. In Gedanken bin ich noch bei der Begegnung von heute Morgen. Ich sehe die leuchtend grünen Augen vor mir, die der Frau gehören, die behauptet hat, ich hätte sie geschubst. Dabei kann ich mich nicht daran erinnern, sie überhaupt berührt zu haben. Entweder war es ein Versuch, mich anzubaggern oder ich war so in Gedanken, dass ich es nicht bemerkt hatte. So sauer, wie die Kleine war, ist die erste Möglichkeit undenkbar. Sie könnte also im Recht sein. Trotzdem stritt ich es ab, sie umgestoßen zu haben.

      Ich hätte es zugeben und sie nach ihrer Nummer fragen sollen.

      Ein Klopfen an der Tür holt mich aus meinen Gedanken. »Ja«, rufe ich.

      Die Tür wird geöffnet und Rosalie kommt mit einer Tasse Kaffee in der Hand hinein, die sie auf meinem Schreibtisch abstellt.

      »Danke, du bist ein Schatz!«, sage ich und lächle meine Sekretärin an.

      Insgeheim hoffe ich, sie in vier Jahren nicht an den Ruhestand zu verlieren. Die Hoffnung ist gering. Sie schwärmt mir ständig vor, wohin sie noch reisen will. Ihr Mann ist bereits in Rente und langweilt sich zu Hause zu Tode. Ihm wäre es am liebsten, wenn Rosalie ebenfalls sofort in den Ruhestand ginge und die beiden die Welt bereisen könnten.

      Rosalie

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