Seerosenzauber. Heidi Oehlmann

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Seerosenzauber - Heidi Oehlmann

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und wie sehr sie es vermissen würde, wenn es vorbei wäre. Gleichzeitig ist sie vom Fernweh gepackt.

      Sie lächelt mir mit ihrem typischen warmen Lächeln zu. »Gerne. Mittlerweile kenne ich deine Koffeinvorliebe.«

      Ich lache laut auf. Meine Sekretärin kennt mich wirklich gut, besser als meine Eltern.

      »Ach ja, Cindy von der Buchhaltung hat um einen kurzfristigen Termin gebeten. Ich habe sie heute dazwischen gequetscht. Ich hoffe, es ist okay.«

      Ich seufze. »Klar. Scheint wichtig zu sein«, antworte ich. Insgeheim weiß ich, worauf ihr Besuch hinauslaufen soll. Mit Rosalie möchte ich aber nicht darüber reden.

      »Bestimmt, was es genau ist, wollte sie mir nicht sagen.«

      Ich nicke. »Na schön, dann wollen wir mal«, murmle ich gedankenverloren und greife nach der Maus. Seit ich die Firma gegründet habe, komme ich immer seltener dazu, meiner Leidenschaft, dem Programmieren, nachzugehen. In den letzten Jahren sind wir so gewachsen, dass ich zu viele andere Dinge zu tun habe. Mein Highlight sind die Besprechungen mit den Programmierern, wenn sie mir ihre Arbeit zeigen. Hin und wieder tüftle ich noch mit ihnen an Problemen. Leider ist das nur ein winziger Bruchteil meiner Arbeitszeit.

      ***

      Es klopft an der Tür, als ich gerade damit beschäftigt bin, E-Mails von Kunden zu beantworten.

      »Herein«, rufe ich und schaue auf.

      Rosalie steckt den Kopf zur Tür hinein und hält einen Stapel Briefumschläge in der Hand. »Ich bringe dir die Post«, sagt sie und kommt herein. »Cindy ist auch schon da. Soll ich sie dir gleich reinschicken?«

      »Okay, danke. Gib mir zwei Minuten, damit ich die Mail zu Ende schreiben kann.«

      »Gut.«

      Rosalie verlässt das Zimmer.

      Ich lese meine Antwort an den Kunden noch einmal durch und überprüfe sie auf Fehler. Nachdem ich keine finden kann, drücke ich auf Senden und lehne mich zurück.

      Mein Schreibtisch ist voll mit Arbeit, aber etwas Neues anzufangen, lohnt sich nicht, da die Buchhalterin jeden Moment hineinkommen wird.

      Ich hoffe für sie, dass es wirklich wichtig ist. Bei Cindy weiß man das nie. Sie kam schon häufiger unter einem Vorwand zu mir.

      Es klopft erneut an meiner Bürotür.

      Ich atme tief durch und setze mich aufrecht hin. »Herein!«, rufe ich mit fester Stimme.

      Die Tür geht auf und eine aufgetakelte Cindy betritt das Büro. Ihr schwarzer Rock ist kurz genug, um als Gürtel durchzugehen. Die weiße Bluse, die sie anhat, sieht aus, als würde sie jeden Moment explodieren wollen. Sie sitzt sehr eng und hat ordentlich damit zu tun, Cindys Oberweite zu halten. Die oberen beiden Knöpfe sind bereits geöffnet und bieten einen tiefen Einblick. Sie trägt wieder einmal High Heels, in denen sie kaum laufen kann. Sobald sie etwas schneller gehen muss, sieht sie aus, als würde sie über rohe Eier balancieren.

      Ich schaue meiner Buchhalterin ins Gesicht. Wie immer ist sie stark geschminkt. Ich würde jede Wette eingehen, sie ungeschminkt nicht zu erkennen.

      Ihre blonden Haare sind hochgesteckt, nur vereinzelte Strähnen hängen heraus. Ich bin mir sicher, Cindy hat sie mit Absicht so drapiert.

      Sie trägt eine Mappe unter dem Arm und setzt ein Lächeln auf, als sie meine Musterung bemerkt.

      Ich wende meinen Blick von ihr ab. »Bitte!«, sage ich und deute auf einen der Besucherstühle.

      In Zeitlupe setzt sich meine Buchhalterin auf den Stuhl, der meinem genau gegenübersteht. Dabei achtet sie darauf, ihre Brust rauszustrecken und sich möglichst lange gebückt zu halten, um mir einen Einblick auf ihre Oberweite zu gewähren.

      »Was gibt es so Dringendes?«, erkundige ich mich.

      »Nun ja …«, stammelt sie.

      Das Gestammel reicht mir, um zu wissen, wie unnötig dieser Termin ist.

      »Was?«, frage ich in einem schroffen Ton.

      »Ich habe da eine Buchung entdeckt, die ich nicht zuordnen kann.« Cindy starrt mich an und zieht dabei einen Schmollmund.

      »Aha. Und?«

      Sie erhebt sich im Schneckentempo, läuft um den Schreibtisch herum, bis sie neben mir steht. Sie beugt sich nach vorn und legt die Mappe auf den Tisch.

      Ich klappe sie auf und starre auf einen Kontoauszug. »Und?« Meine Stimme klingt genervt. Es fällt mir schwer, Cindy nicht anzuschreien.

      Mit einem langen roten Fingernagel deutet sie auf eine Zahl. »Diese hier!«

      Ich schaue mir erst die Zahl an und wandere dann in der Zeile weiter, um zu sehen, von wem die Überweisung getätigt wurde. Als ich den Namen Murphy Limited lese, kocht in mir die Wut hoch. Nun kann Cindy nicht mehr leugnen, dass sie einen fadenscheinigen Grund gesucht hat, um herzukommen.

      Murphy Limited ist ein Kunde, für den wir mehr als ein Mal gearbeitet haben. Cindy müsste das wissen, sie ist von Angang an in der Firma. Sie war eine der Ersten, die ich vor zehn Jahren, als ich die Firma gründete, eingestellt hatte.

      Aber vielleicht ist genau das ihr Problem. Anfangs verhielt ich mich meinen Mitarbeitern gegenüber eher wie ein Kumpel. Im Laufe der Jahre erlernte ich erst den richtigen Umgang mit Angestellten. Ich versuche stets streng, jedoch fair zu sein und mich wie ein Chef zu verhalten. Natürlich ist es schön, freundschaftlich miteinander umzugehen. Leider nutzen das die meisten Leute aus und nehmen einen nicht mehr für voll. Cindy ist so eine Kandidatin. Umso erfolgreicher wir wurden, desto aufdringlicher wurden ihre Annäherungsversuche. Obwohl ich nie darauf eingehe, versucht sie es immer wieder.

      Ich atme tief durch. »Was soll das?«, frage ich mit ruhiger fester Stimme. »Überfordert dich dein Job so sehr, dass du unsere Kunden nicht erkennst? Willst du dir vielleicht etwas anderes suchen?«

      Cindy erhebt sich aus ihrer gebückten Haltung und starrt mich verwirrt an. Das Lächeln ist ihr längst aus dem Gesicht gefallen.

      »Was?«, piepst sie.

      »Du kommst her und verschwendest meine Zeit, das ist!«

      Sie schluckt und läuft rot an.

      »Was soll das?«, wiederhole ich meine Frage. »Was willst du?«

      »I-Ich …«

      »Ich höre!«

      »N-Nichts!«

      »Gut. Dann kannst du ja jetzt zurück an deinen Arbeitsplatz gehen. Und wenn du noch einmal meine Zeit mit so einem Schwachsinn verschwenden willst, betrachte es als deine erste Abmahnung!« Ich wende mich von ihr ab, starre auf meinen Bildschirm und warte, bis Cindy geht.

      Langsam setzt sie sich in Bewegung. Ich höre jeden ihrer Schritte durch mein Büro klackern. Nach einer gefühlten Ewigkeit wird endlich die Tür geöffnet und fällt kurz darauf wieder zu.

      Ich atme erleichtert aus. Es war das erste Mal, dass

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