Geliebter Unhold. Billy Remie

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Geliebter Unhold - Billy Remie Chroniken der Bruderschaft 4

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über ihn, andere waren schlicht neugierig. »Die sogenannten Hexenjäger drangen erneut in die Akademie ein, mit Schwertern und silbernen Schilden bewaffnet, und griffen alles an, was sich bewegte. Es war mitten in der Nacht, sie verschafften sich leise Zugang, schlugen drei Gardisten nieder und überraschten eine junge Magierin im Erdgeschoss. Sie war sechszehn Sommer, als sie sich in der Küche etwas Milch warm machte. Sie wurde von fünf Schwertern durchbohrt.« Er blickte ernst in die Menge und betonte es noch einmal. »Fünf Schwerter. Breite Klingen, Ritterwaffen, die ein zierliches, kleines Mädchen niederstreckten. Meine Herrschaften, das war grausamer Mord, wie wir es auch drehen und wenden.«

      Er erhielt zustimmendes Gemurmel und Nicken, doch es gab auch trotz aller Traditionen genug Elkanasai, die die Arme verschränkten oder spöttisch schnaubten. Er ignorierte sie.

      »Daraufhin habe ich entgegen des guten Rates meiner Kollegen«, er deutete nach links und rechts zu den beiden Professoren, die ihn begleiteten und sich sichtlich von seinen Entscheidungen absondern wollten, indem sie nickten, »einen Schutzschild um die Akademie gezogen. Es handelt sich dabei um ein intelligentes, selbsthandelndes Kraftfeld, das den Verstand eines ungebetenen Eindringlings verwirrt, ihn vergessen lässt, wo er war, wohin er wollte, sogar wie er heißt, und seinen Fluchtinstinkt weckt, indem es sich bedrohlich zeigt. Es ist ein Alptraumfeld.« Er leckte sich die Lippen, er war stolz auf seine Arbeit, wusste aber auch, dass sie nicht bei allen Zustimmung fand. »Somit fällt diese Art von Schutzschild bereits in die Kategorie der magischen Kriegsführung. Mir ist bewusst, dass diese Art der Zauberei innerhalb der Stadt und innerhalb einer Friedensperiode verboten ist, doch möchte ich darauf hinweisen, dass wir bereits zwei Angriffe abwehren mussten, und einer endete für eine von uns blutig und tödlich.« Auch dieser Worte ließ er wirken, er musste leise schlucken, dann sah er auf. »Ich möchte nicht erneut einer Familie schlechte Nachrichten überbringen. Deshalb beantrage ich, das Kraftfeld bestehen zu lassen und fordere für die Sicherheit der Magier Elkanasais, dass an Akademien wieder Verteidigungszauber und auch Kampfmagie gelehrt werden darf« - er musste ob des durcheinandergeratenen Stimmengewirrs lauter sprechen - »damit wir gegenüber dem Feind, der sich erhoben hat, nicht völlig machtlos dastehen. Ich bitte um genaue und objektive Betrachtung und Beurteilung der Vorfälle und fordere deshalb ein Eilverfahren zur Aufhebung des Verbots der Zerstörungsmagie.«

      Er hatte die letzten Zeilen von seinen Notizen abgelesen, obwohl dort etwas völlig anderes stand. Die ganze Nacht hatte er überlegt, wie er den Begriff geschickt umgehen konnte, denn es war nicht das, was er wirklich wollte. Zerstörung war solch ein hässlicher Begriff. Er wollte nichts zerstören, er wollte schützen. Als er nun aufsah, war er seit Jahren doch das erste Mal wieder nervös.

      Die Anwesenden gingen beinahe über Tische und Bänke, während sie untereinander diskutierten. Es war ähnlich wie auf einem der Gemälde in den Fluren des Palastes, auf denen Versammlungen festgehalten wurden, Momente, als neue Zeitalter anbrachen und neue Denkweisen auf alte trafen, wo Tradition sich gegen Erneuerung auflehnte. Aufgebrachtes Rufen, erhobene Hände, tadelnde Finger, rote Köpfe.

      Kacey verstand nicht ein Wort, doch die Decke und der Boden schienen unter dem Tumult zu vibrieren. Und plötzlich wusste er, wie Riath sich gefühlt haben musste, als er vor sein Volk getreten war und verkündet hatte, dass seine Kräfte erwacht waren und Wexmell ihn zu seinem Erben ernennen würde. Ähnlich wie das Bild, was sich Kacey bot, hatte Riath diesen Tag im Thronsaal in einem Brief an ihn beschrieben. Es war beängstigend zu sehen, wie viele Gegner die Magie besaß, nachdem alle Völker so lange von ihrem Nutzen profitiert hatten. Aber es schien ein Unding, dass die Magie verlangte, sich selbst zu schützen.

      Doch was war so viel anders an einem Mann mit einem Schwert als an einem Mann mit Magie, beide konnten sowohl damit töten als auch schützen. Warum durften Wachen Speere und Schilde tragen, aber Magier mussten ungeschützt umherlaufen?

      Kacey verstand das System nicht, denn in Kriegszeiten wurden seine Schüler dazu genötigt, zu töten, aber wenn man sie persönlich angriff, war Magie zum Einsetzen der eigenen Verteidigung ein Gräuel?

      Die Welt der Magier war ungerechter, für einige Anwesenden in dieser Halle waren Hexer und Hexen nicht mehr als Hunde, Haustierchen, die den Hof bewachen konnten, aber einen Maulkorb aufgezwungen bekamen, wenn sie sich vor einem tierhassenden Besucher verteidigten, der nach ihnen trat.

      Kacey würde es nie verstehen, wie es in Elkanasai zu dieser Art Konflikt gekommen war. Die Elkanasai waren gebildet, fortschrittlich und haben schon immer Seite an Seite mit Magiern gelebt, das halbe Volk war der Magie mächtig. Wie war es möglich, dass Angst und Hass so schnell wie ein Lauffeuer die Runde machen konnte? Ohne ersichtlichen Grund, nur aufgrund von gruseligen Geschichten aus Nohva, wo Kinder angeblich ihre eigenen Eltern während eines Wutanfalls durch unkontrollierte Magie getötet hatten. Wo Hexen Ehemänner verführten oder Liebhaber auf ewig verfluchten, nur weil sie ihre Liebe nicht erwidert hatten. All dies waren doch keine Gründe für solch einen Argwohn, für solchen Hass, dass man Magier regelrecht verfolgte.

      Nur weil in Nohva ein Hexenprinz den Thron hätte besteigen sollen.

      Doch es war, wie Riath es einst so vortrefflich in einem seiner Briefe formuliert hatte:

      …es hat weder Sinn noch Verstand, Kacey, es ist völlig irrational. Angst geht Hand in Hand mit Wut, so hat Wexmell es gesagt, doch die Ängste des Volkes sind leichter zu entfachen, als sie wieder zu nehmen. Ich habe es hier beobachtet, ich kann mir auch nicht erklären, wie so eine Nichtigkeit eine Verfolgung einer ganzen Völkergruppe nach sich ziehen kann. Vermutlich ist es die Angst vor Dämonen, oder die Angst vor etwas, das sie nicht verstehen. Wir könnten ewig darüber grübeln, warum oder weshalb, vielleicht ist es jedoch schlicht ein Vorwand oder der einzige Weg, jemanden wie mich zu stürzen, indem man alle Zauberkundigen zu Sündenböcken macht.

       Sie sind dumm, Kacey, man kann ihre Beweggründe nicht erklären. Sie sind einfach dumm, und der Hass auf etwas, das sie nicht verstehen, gibt ihrem tristen Leben Würze.

      Während der lautstarken Diskussionen steckte die Kaiserin mit dem Rat der Fünf – der seit dem geisterhaften Verschwinden eines ihrer Mitglieder noch immer nur zu viert war – die Köpfe zusammen. Sie wirkte konzentriert, denn das Thema war äußerst brisant und bewegte derzeit alle Königreiche. Sie musste ihre Entscheidung umsichtig treffen, um alle Seiten zu beruhigen.

      Wie sollte man mit Magie verfahren, wie viel Freiheit war ihr erlaubt? Tatsächlich diskutierten die Politiker bereits darüber, ob ein Kult wie die Hexenjäger vielleicht staatlich gemacht werden sollte, um sie einerseits zu kontrollieren, und andererseits, um gefährlich gewordene Magier zu jagen und unschädlich zu machen. Die Hexenjäger waren in Nohva emporgekommen, doch sie trugen ihre Wahrheit mittlerweile wie religiöse Missionare über jede Grenze hinweg, wie eine Seuche. Und statt sich davor zu schützen, handelten alle Reiche genauso abwartend wie König Wexmell in Nohva, wägten ab, beschwichtigten, zögerten hinaus, und wunderten sich hinterher, wenn der Aufstand nicht mehr aufzuhalten war.

      Es ging den Jägern nicht nur um Nohva, sie wollten die Magie überall in Knechtschaft zwingen, damit niemals irgendwo ein Zauberkundiger auf einem Thron saß. Sie fanden in jedem Land Zustimmung, überall gab es jemanden, der schon immer einen persönlichen Argwohn gegen Magie gehegt hatte, viele Leute wollten auch einfach gegen die Obrigkeit rebellieren, sich wichtig fühlen. Wie Riath sagte, die Hexenjäger wollten schlicht, dass alle Magier litten, damit keiner von ihnen je Macht – und damit absolute Freiheit erlangte. Gleichberechtigung war nur ein Trugschluss, als es darauf ankam, zu den Magiern zu halten. Wer nicht gegen sie war, hielt sich lieber raus.

      Kacey verstand ihre Angst sogar, Magie schien wie Wunder, sie war für Normalsterbliche unbegreiflich, sie sahen nicht die Energieströme, Auren oder geisterhaften Kräfte, nicht die Schönheit, die der Magie innewohnte. Die wahre Natur war für das normale Auge nicht sichtbar, nur Magier besaßen diese Sicht. Für alle anderen war das, was Zauber

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