Geliebter Unhold. Billy Remie

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Geliebter Unhold - Billy Remie Chroniken der Bruderschaft 4

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diese Ströme lenken konnten, waren unglaublich wichtig, gerade im Kaiserreich, wo durch den Zusammenbruch des Sklavenhandels die Wirtschaft angegriffen war und wo das Klima lebensfeindlich sein konnte, brauchten sie Magie, um die Ernten zu retten und ihre Erträge zu verdoppeln, um fauliges Wasser wieder trinkbar zu machen oder sogar, um gefährliche Stürme abzumildern, damit keine ganzen Städte in Schutt und Asche verwandelt wurden.

      »Zauberkundige sind da, um zu dienen«, erhob sich eine kräftige Frauenstimme von der gegenüberliegenden Wand über das Stimmengewirr, die Halle hörte sie an. »Magie sollte immer nur zum Wohle aller eingesetzt werden, zum Heilen und zum Erneuern, so will es das Gesetz.«

      Kacey sah die Frau an, bemerkte ihre Empörung und beschwichtigte sie mit einer Geste. »Ich weiß, mein Antrag klingt drastisch, aber bitte, ihr kennt mich mittlerweile alle, habt mich oft angehört, ich war immer der festen Überzeugung, dass Magie dazu da ist, dem Wohl der Gemeinschaft zu dienen, und ich bin selbst ein Feind der Vorstellung, magische Kriege zu führen. Doch hier geht es darum, dass wir die Erlaubnis bekommen, uns selbst zu verteidigen. Denn hätte das Mädchen ihre Angreifer, die ganz offensichtlich nach ihrem Leben trachteten, in einem Impuls durch magisches Feuer oder Eis niedergestreckt, würde sie wegen ihres Vergehens hängen.«

      Nun brach erneutes Chaos aus, denn seine Magierkollegen stimmten lautstark zu und es wurden sich verschiedene Ansichten durch den Raum entgegengerufen.

      Ein älterer Lord erhob sich, schneeweißes Haar und glatte Wangen, strenges Gesicht, er fuchtelte wütend mit einem Arm. »Ihr sagt, wir würden Euch kennen? Was, wenn Ihr uns die ganze Zeit etwas vorgespielt habt, um unser Vertrauen zu erschleichen, um es jetzt auszunutzen?«, klagte er Kacey an, sodass einige andere sichtlich ins Grübeln kamen. »Ihr tut so, als ob Ihr nur das Wohl aller im Sinn habt, und dann bringt Ihr uns dazu, Verbote aufzuheben, damit Ihr die Herrschaft über die Stadt übernehmen könnt!«

      Was?! Kacey war auf alles vorbereitet gewesen, aber nicht darauf, dass man ihm unterstellen könnte, dass er die Stadt an sich reißen wollte. Entsprechend ungläubig blinzelte er den Mann an.

      »Ich sage Nein!«, rief der Mann aus und sprach nun zu allen, bevor Kacey sich hatte fangen können und begriff, wie die Stimmung kippte. »Wo kämen wir denn da hin, meine Lords und Ladys, wenn wir plötzlich alle Gesetze aufheben würden. Unsere Vorväter haben sich etwas dabei gedacht, als sie diese Verboten aufschrieben, sie wollten uns schützen! Die Magie ist mächtig, sie muss ihre Ketten anbehalten. Vergessen wir nicht, dass dieser Kult von Hexenjägern nicht ohne Grund entstand! Wir würden ja auch keinen Jaguar unter uns herumlaufen lassen und darauf hoffen, dass sein Instinkt, zu töten, nicht erwacht!«

      »Vergebung«, mischte Kacey sich ein, freundlich und nachsichtig, obwohl ihm der eigene Herzschlag in den Ohren rauschte. »Aber bitte vergessen wir nicht, dass die Richtlinien für Magie von den gleichen Männern verfasst worden waren, die auch dafür verantwortlich waren, alle kurzlebigen Völker mit runden Ohren und ohne Fänge zu dem puren Bösen zu erklären, und außerdem Sklaven hielten.«

      Davon wollte der Elkanasai gar nichts hören, er winkte grunzend ab, als ob Kacey ein schmutziger Straßenjunge wäre, dessen Meinung ihn nicht interessierte. »Ihr seid doch gar nicht objektiv, Ihr stammt nicht von hier, Ihr wart Sklave und vor allem seid Ihr selbst ein Magier!« Und wieder wandte er sich an alle. »Wenn wir erlauben, dass Magie zur Verteidigung eingesetzt wird, dann wird sie auch bald zur tödlichen Waffe gemacht. Und am Ende nehmen sie sich das ganze Land oder gar das Reich der Götter!«

      Ein anderer aus den unteren Reihen stimmte ihm zu und erhob sich mit den Worten: »Schaut doch, was in Nohva geschehen ist, wo die Magier keine Akademien besitzen und keine Regeln bezüglich der Magie! Dort, wo die Magie frei ausgelebt werden durfte, nach eigenem Ermessen, starben so viele Menschen, ob gewollt oder durch Unfälle, dass sich ein Kult erhoben hat. Aus purer Verzweiflung!« Er wandte sich an die Emporen der Magier, legte seine Hände aneinander und verneigte sich tüchtig. »Verzeiht, ich will keinem etwas unterstellen, ich profitiere selbst von der Magie, aber wir Normalsterblichen müssen uns auch vor ihrer dunklen Seite schützen – und wir wollen euch vor euch selbst schützen.«

      Nobel, dachte Kacey, aus diesem Mann sprach lediglich die Angst. Doch die Diskussion brannte heiß im Raum, mit solch einem Tumult hätte er niemals gerechnet. Dass man ihm durch die Bürokratie Steine in den Weg legen würde hatte er erwartet, aber eine offene, hitzige Debatte war für Elkanasai äußerst untypisch und zeugte davon, wie brisant dieses Thema bereits war.

      Es hatte sich in die Köpfe der Bürger geschlichen, war bis in die hohe Politik vorgedrungen und spaltete sie. Innerhalb weniger Wochen.

      »Wir haben sicher nicht vor, die Magie gegen unsere eigenen Brüder und Schwestern zu wenden«, wandte Kacey ein, »und ich spreche auch nicht davon, dass wir jedem Magier gestatten, überall und nach Belieben Zerstörung anzurichten.« Er musste lauter rufen, wenn er Gehör finden wollte, und erhob die Stimme. »Es geht lediglich darum, dass sich ein Magier mit seiner eigenen Magie verteidigen darf!«

      »Dann soll er doch ein Schwert tragen«, rief jemand. Kacey konnte ihn unter all den aufgebrachten Togenträgern nicht herauserkennen.

      »Wie soll sich ein einziger Magier mit einem Schwert gegen fünf Angreifer zur Wehr setzen?«, sagte nun auch der Professor zu seiner Linken. Dankbar legte Kacey dem älteren Kollegen eine Hand auf die Schulter seiner nachtblauen Robe.

      »Wir können auch nur ein Schwert benutzen, um uns zu verteidigen, warum soll euch mehr gestattet sein als uns?«

      Neid. Ein weiterer Grund, die Magie zu hassen. Kacey schloss kurz die Augen, musste sich sammeln. Es war völlig surreal, was hier geschah, er konnte es nicht begreifen. Und doch wusste er, dass der Fehler bei ihm lag, denn in einer so heiklen Situation hätte er nicht um mehr Freiheiten für seinesgleichen bitten dürfen, das hatte ihren Gegnern nur noch mehr Brennholz für Argwohn und absurde Geschichten und Ängste geliefert.

      Aber was für eine Wahl hatte er, wenn er seine Schule schützen wollte?

      Irgendwo hörte er jemanden zu einem anderen sagen: »Und am Ende tritt er die Wahl zum Kaiser an. Stell dir das mal vor, erst soll in Nohva ein Hexenprinz auf den Thron, dann wollen die Magier das Kaiserreich übernehmen.«

      »Das kann er doch nicht, oder?«

      »Jeder darf sich zur Wahl stellen.«

      »Aber nur, wer die Gesetze achtet.«

      »Na ja, der ist doch auch ein Prinz, Sohn des Kaisers, viele schätzen ihn. Warts nur ab, in ein paar Jahren haben die Magier uns ganz übernommen, dann gibt’s uns nicht mehr.«

      Empörtes Einatmen folgte.

      Kacey wünschte, er hätte das nicht mit angehört, Zweifel und Missgunst ihm gegenüber gingen ihm immer besonders nahe, da er nichts mehr wollte, als gemocht zu werden.

      Er machte eine beschwichtigende Geste. »Ich versichere, dass wir lediglich um unsere Sicherheit besorgt sind. Wir wollen euch allen weiterhin dienen…«

      »Brauchen wir sie denn wirklich, geschätzter Rat?«, rief eine junge Lady zur Empore der Kaiserin hinauf. »Ist es vielleicht nicht sogar Zeit, diese Akademie dicht zu machen? Dann kann sie nicht mehr angegriffen werden!«

      Der Rat ignorierte Zwischenrufen, solange er mit der Kaiserin flüsterte. Doch ihre Worten fanden weitere Zustimmung. Und plötzlich stand die Frage im Raum, ob die Stadt die Magier überhaupt brauchte.

      »Wir wollen euch dienen!«, rief Kacey und spürte doch, wie ihm die Zuhörer entglitten. »Wir wollen euch heilen, eure Ernten retten, eure

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