James Bond für Besserwisser. Danny Morgenstern
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Am 15. Januar 1952, zwei Monate und neun Tage vor der Eheschließung, begann Ian Fleming mit seiner Arbeit am ersten James-Bond-Roman „Casino Royale““ und arbeitete bis 6 Tage vor der Hochzeit daran.
Anne Geraldine Rothermere und Ian Fleming gaben sich am 24. März 1952 auf Jamaika das Jawort. Sohn Casper wurde am 12. August geboren.
Fleming setzt sich im Roman mit dem Thema Bonds Heirat auseinander. Er lässt 007 gegenüber Vesper Lynd ironisch anmerken, er wolle sie heiraten, weil sie die Temperatur des Badewassers passend gewählt habe - Lynd reagiert emanzipiert: „Du brauchst eine Sklavin und keine Ehefrau“ - und einmal spielt Bond tatsächlich mit dem Gedanken, zu heiraten.
War „Casino Royale“ Ablenkung und Überbrückung bis zur Hochzeit, so konnte Fleming in allen weiteren Romanen den Agenten das tun lassen, was ihm selbst nicht gelungen war: ihn mit allen Frauen schlafen lassen und ihn zum Helden machen, der keine Verpflichtungen hatte. Wenn er schließlich eine Frau traf und sich sogar verliebte, dann tötete Fleming seine weiblichen Romanfiguren oder ließ sie verschwinden. Bond war wieder frei.
Fleming schrieb bis zu seinem Tod 12 Romane und 9 Kurzgeschichten über den Agenten Ihrer Majestät, und das Thema Ehe ist darin immer wieder präsent. Gegenüber Tiffany Case äußert 007 in „Diamonds Are Forever“, er sei schon verheiratet - mit einer Person namens „M“.
John Pearson schreibt in seinem oft vernachlässigten Buch „Agent 007 Das Leben von James Bond“, Bond verlobte sich mit der Schwester eines Offiziers, die 22 Jahre alt war und Muriel hieß - dies ist die erste Erwähnung einer möglichen Heirat in der Biographie James Bonds.
Pearson beschreibt auch, wie 007 Kissy Suzuki einen Heiratsantrag macht, weil sie seinen Sohn James Suzuki132 geboren hat. Kissy lehnt den Antrag ab und heiratet einen bei Shell angestellten Japaner.
Weiter trifft James Bond in seinem Buch auf Honeychile Schultz (geb. Rider), die verwitwet ist und es auf Bond abgesehen hat. Tatsächlich plant Bond am Ende des Buches zu heiraten. Am Vorabend der Hochzeit findet eine große Party statt, doch Bill Tanner und andere Geheimdienstmitarbeiter versuchen Bond zu überreden, in den Secret Service zurückzukehren. Bond bleibt hart. Honey Schultz überredet ihn letztendlich, wieder in den aktiven Dienst zurückzukehren.
Zusammengefasst gibt es eine echte Heirat (mit Tracy di Vicenzo), eine unwirksame Trauung (mit Harriet Horner), zwei vorgespielte Hochzeiten bzw. Ehen (mit Kissy Suzuki und Tatjana Romanova), drei Verlobungen (mit Muriel, Honeychile Schultz und Frederika von Grüsse) sowie viermal das Vorhaben zu heiraten (mit Vesper Lynd, Gala Brandt, Tiffany Case und Percy Proud).
7) Bond für die Ohren
Als die James-Bond-Filme mit großem Erfolg in den Kinos liefen, war abzusehen, dass bald andere Zweige der Multimediabranche an diesem Erfolg teilhaben wollten. So erschienen in Deutschland die James-Bond-Hörspiele bei „Europa“, als erstes „James Bond 007 jagt Dr. No“. Das Ergebnis war enttäuschend, denn bis auf den Originalton, den man auch vorm heimischen Bildschirm hätte aufnehmen können, bieten diese Audio-Kassetten nichts wirklich Ansprechendes. Hinzu kommt, dass man die Handlung kaum versteht, wenn man den Film nicht vorher gesehen oder zumindest das Buch gelesen hat.
Lediglich ein Sprecher versucht, den Hörer auf dem Laufenden zu halten. Der Autor wiederum war nicht gut mit der Materie vertraut; so ist die Rede von Bonds Beretta, während 007 schon längst eine Walther PPK hat, oder von Strangway statt Strangways, obwohl der Name im Filmsound schon mehrfach genannt wurde.
Beim zweiten Hörspiel zum Film wurden die Informationen durch den Sprecher noch weiter reduziert. Ein Durchschauen der Handlung ist für den unerfahrenen Hörer nicht möglich. Der Sprecher bei den Hörspielveröffentlichungen war Norbert Langer133. Peter Bondy war für die Bearbeitung und Heikedine Körting134 für die Regie der Hörspielbearbeitung zuständig. Beim dritten Hörspiel „Goldfinger“ straffte man die Handlung wie bei den beiden Vorgängern. Besonders Actionszenen, wo nur Explosionen oder Reifenquietschen zu hören waren, beschrieb der Sprecher. Auf Shirley Bassies Ohrwurm „Goldfinger“ wollte man aber nicht ganz verzichten, und so ist ein Teil des Originalvorspann- und Abspannsounds zu hören. Oddjobs Demonstration der tödlichen Melone fehlt ganz, und im Moment, als Oddjob ums Leben kommt, sind die Geräusche für den unwissenden Hörer unmöglich bestimmten Aktionen zuzuordnen.
Zum Kinofilm „Feuerball“ (1965) ist kein Hörspiel erschienen, denn im ersten Teil des Films wird die Handlung von Aktionen dominiert, kaum gesprochen, und der rote Faden wäre für einen Bond-unerfahrenen Hörer nicht zu erkennen. Die zahlreichen Unterwasserpassagen des Films sind für eine Hörspielversion ungeeignet.
Die Firma „Europa“ veröffentlichte als viertes Abenteuer des Agenten überraschenderweise „Diamantenfieber“. Die umfangreichen Textpassagen brachten dieses Hörspiel zu einer Laufzeit von über 70 Minuten. Wieder scheint der Autor mit der Materie nicht vertraut zu sein. Das das automatisch fahrende elektrische Schweißgerät, das in der Pipeline auf James Bond zufährt und ihn in Bedrängnis bringt, wird zu einem Reinigungsgerät. Ferner wird sinnverfälschend davon gesprochen, dass Tiffany Case absichtlich von der Ölbohrinsel gesprungen sei. Im Film erkennt man sofort, dass es sich um eine Ungeschicklichkeit handelte und sie hinunterstürzte. Die Hörspiele dürfen eine bestimmte Laufzeit nicht überschreiten. So wurde die Pre-Title-Sequenz von „Diamantenfieber“ von 4 Minuten 35 Sekunden Laufzeit im Film auf 2 Minuten 33 Sekunden im Hörspiel verkürzt. In „Der Mann mit dem goldenen Colt“ fehlt die Pre-Title-Sequenz komplett, das Hörspiel beginnt mit einer musikalischen Einleitung, die in das Titellied des Films übergeht. Nachdem der Song kurz zu hören ist, werden die ersten Dialoge in „Ms“ Büro geführt.
Der Sprecher erklärt vieles. Der Bond-unerfahrene Hörer bekommt einen besseren Überblick, obwohl der Sprecher Unrichtiges von sich gibt. Er spricht von einer halb gesunkenen Dschunke statt von der Queen Elisabeth135 im Hafen von Hong Kong.
Schon im Hörspiel „Leben und sterben lassen“ sind dem Autor Fehler unterlaufen. Er scheint große Probleme mit den Namen zu haben: Aus Quarrel Jr. wird Skipper, Harold Strutter heißt bei ihm Trotter, und nachdem er Quarrel als diesen identifiziert hat, nennt er ihn Squorrel oder so ähnlich.
Es drängt sich die Vermutung auf, dass man bei der Produktion dieser Hörspiele nicht sehr viel Zeit gehabt hat. Der Sprecher ist an einigen Stellen zu langsam, dafür hört man anschließend den Filmton, der schon läuft, als der Sprecher noch zu hören ist, ein weiteres Mal. Es gibt Tonüberlagerungen und schlechte Schnitte.
Auch die zusätzliche „Spannungsmusik“ wertet das Ganze nicht auf. Und wenn die Stimme vom Tonband wieder von Bonds Beretta spricht, die von Tee Hee verbogen wird, kann der Bond-Fan nur den Kopf schütteln. Ebenso heißt es auf der Kassette, James Bond hätte die Brandbomben auf Kanangas Mohnfeldern gelegt, es war aber Quarrel.
Der Schreiber dieses Hörspiels schien eine Vorliebe für den Ausdruck „sprach es“ als Ersatz für „sagte“ zu haben und nervt den Zuhörer damit. In „Der Spion, der mich liebte“ bezeichnet der Sprecher Beißer als den „weißen Hai“, statt ihn beim deutschen Filmnamen zu nennen. In der englischsprachigen Originalversion heißt Beißer „Jaws“, und so hieß der Film „Der weiße Hai“ auf Englisch.
„Moonraker“ als Hörspiel - zehn Jahre nach dem Film erschienen - bietet wenig Neues. Zwar nutzte man für den Abspann den Originalsong (komplett), der auch am Ende des Films zu hören ist, doch liefen Film- und Sprecherton wieder asynchron. So ist der Sprecher schon bei der handgreiflichen Auseinandersetzung