James Bond für Besserwisser. Danny Morgenstern
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Auch wenn diese Dinge aufgebauscht wurden, trugen sie dazu bei, dass sich Dalton nach sechs Jahren Wartezeit auf seinen potenziellen dritten Bond-Film aus dem Agentengeschäft zurückzog. Er wurde nicht gefeuert, sondern bat um einen Aufhebungsvertrag. Am 12. April 1994 wurde dies der Öffentlichkeit mitgeteilt. Man mag es als Ironie des Schicksals ansehen, dass Pierce Brosnan am 1. Juni 1994 die Zusage für die Rolle des 007 in „GoldenEye“ (1995) erhielt.
Was bei Dalton angeblich gefehlt hatte, hatte Brosnan zu viel. Von einem Schönling, einem Schuljungen im Anzug war die Rede. Deshalb bat Martin Campbell67 Brosnan darum, sich einen Dreitagebart stehen zu lassen, um etwas rauer und männlicher zu wirken; nach dem Erfolg von „Der Morgen stirbt nie“ (1997) verzichtete man darauf.
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Hat James Bond in „Casino Royale“ (2006) wiederbelebt - Regisseur Martin Campbell
Mangelnde Härte, Feigheit, schlechtes Aussehen und Inkompetenz warf man Daniel Craig vor. Er wurde mit Schwimmweste an der Themse der Weltpresse vorgestellt („Beckenrandschwimmer“), konnte angeblich nicht Auto fahren, holte sich bei den Dreharbeiten auf den Bahamas einen Sonnenbrand und wäre der hässlichste 007, seit es die Filmfigur gibt.
Nachdem der Film „Casino Royale“ (2006) explosionsartig gestartet war, verstummten die Kritiker wieder. Dokumentationsmaterial, das erst nach dem Filmstart freigegeben wurde, zeigt Craig am Tag des Pressetermins, wie er verblüfft fragt, ob er wirklich diese lächerliche Schwimmweste tragen müsse. Ja, er müsse: „Versicherungstechnische Gründe“. Craig kann problemlos Auto fahren, brauchte lediglich eine kurze Einweisung für einen Bagger am Set.
Den Sonnenbrand holte sich Craig bei den Dreharbeiten im Wasser in der prallen Sonne und durch eine Reflexionspappe, die dem Darsteller die Sonne immer von derselben Seite an den Körper scheinen ließ.
Fazit: Jeder Darsteller hatte einen schlechten Start, wenn man der Presse glauben darf.
Connery war zu männlich und hart, Lazenby zu hässlich, Moore zu weich und glatt, Dalton zu hässlich, Brosnan zu schön und Craig wieder zu hässlich und unfähig. Dann wird James Bond Nr. 7, wer auch immer es sein mag, wohl wieder ein Schönling allererster Güte werden.
4) „Casino Royale“ (2006) - mehr Neubeginn als Rückblick
Der neue James-Bond-Film „Casino Royale“ (2006) geht zurück zu den Anfängen und zeigt den frühen 007, wie er einen Entwicklungsprozess durchmacht, der ihn zu dem werden lässt, den das Publikum aus 20 anderen Filmen kennt und den es so liebt? Falsch. „Casino Royale“ (2006) ist kein Einblick in die Anfänge der Entwicklung des James Bond68, sondern zeigt, wie Bond seine 00-Nummer durch zwei Auftragsmorde erhält. Das könnte bedeuten, dass dieser Film zeitlich vor „James Bond 007 jagt Dr. No“ (1962) spielt, denn in diesem ersten offiziellen James-Bond-Film ist Bond bereits Nr. 007.
Folgende Dinge führen diese Theorie ad absurdum: James Bond besitzt in „Casino Royale“ (2006) schon seine Walther PPK - in „James Bond 007 jagt Dr. No“ (1962) bekommt er sie aber erst von seinem Chef „M“ ausgehändigt. „M“ ist im ersten James-Bond-Film ein Mann (Bernard Lee69, dann Robert Brown70), in „Casino Royale“ (2006) jedoch eine Frau (Judi Dench71), die seit „GoldenEye“ (1995) diesen Posten innehat („Ich habe gehört, der neue „M“ ist eine Lady“, so Valentin Zukovsky in „GoldenEye“(1995)).
Und: 007 erfindet seinen berühmten „Wodka-Martini“ und nennt ihn nach Vesper Lynd, doch hat er ihn schon jahrelang in allen Lebenslagen getrunken.
James Bond lernt Felix Leiter kennen - schon zum zweiten Mal, denn auch in „James Bond 007 jagt Dr. No“ (1962) begegneten sich die beiden Männer und kannten einander nicht!
James Bond bekommt den Aston Martin DB5 in „Goldfinger“ (1964) als Dienstwagen mit zahlreichen Extras und benutzt ihn ebenso in „Feuerball“ (1965). In „GoldenEye“ (1995), „Der Morgen stirbt nie“ (1997) und „Die Welt ist nicht genug“ (1999) fährt er das gleiche Modell als Privatwagen, und dann sehen wir plötzlich, wie Bond den Wagen in „Casino Royale“ (2006) beim Pokern von seinem Widersacher Dimitrios (Simon Abkarian72) gewinnt. Spätestens jetzt sollte das logisch denkende Gehirn eine Pause machen.73
[no image in epub file]Aston Martin DB5 - Der Bond-Wagen schlechthin.
„Casino Royale“ (2006) spielt weder vor „James Bond 007 jagt Dr. No“ (1962) noch danach. Der Film ist eher ein Neubeginn. Und gerade diese verwirrende Tatsache löste bei den Kinogängern Diskussionen aus. Warum tut man so etwas? Warum zerstört man die lieb gewonnene Kontinuität der erfolgreichen Serie? Das Publikum wollte sich mit diesem Gedanken einfach nicht anfreunden, und noch heute ärgert es Bond-Freunde. Aber die Kontinuität der Filme wurde schon mehrfach unterbrochen, und kaum jemanden störte es, weil es nicht so offensichtlich war. Erst jetzt, da es etwas deutlicher wird, jammern Kritiker und Bond-Fans. Dass sie zu spät jammern, will ich hier kurz aufzeigen.
In „James Bond 007 jagt Dr. No“ (1962) stellt sich bei einer Unterhaltung zwischen James Bond und Julius No (Joseph Wiseman74) heraus, dass er (zumindest in der deutschen Synchronversion) Präsident der Gofta ist. Gofta ist ein anderes Wort für die Geheimorganisation Phantom, die im Original Spectre heißt. Im zweiten Bond-Film „Liebesgrüße aus Moskau“ (1963) sitzt Ernst Stavro Blofeld (Anthony Dawson75) an der Spitze von Spectre und beklagt den Verlust des besten Mitarbeiters: Dr. No. Also entweder hat No Bond angelogen, oder man hat hier einen gewaltigen Fehler gemacht, als man No damit protzen ließ, die Spitze von Gofta/Spectre/Phantom zu sein.
Logische Fehler im Fortlauf der Serie bieten ebenso die Filme von 1967 und 1969. In „Man lebt nur zweimal“ (1967) kämpft James Bond gegen Blofeld. Beide stehen sich Auge in Auge gegenüber. Blofelds Gesicht ist durch eine längs über das rechte Auge verlaufende Narbe entstellt. Im Verlauf des Films explodiert Blofelds Unterschlupf, doch der Schurke kann entkommen. Die Jahre vergehen, und 007 verliert in „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ (1969) den Auftrag, Blofeld zu Fall zu bringen und ermittelt zunächst privat gegen ihn weiter. Als es zu einer Begegnung kommt, hat Blofeld weder die Narbe im Gesicht noch erkennt er James Bond.
Auf diesen Patzer angesprochen, meinten die Produzenten Albert Romolo Broccoli und Harry Saltzman, Blofeld könne 007 gar nicht erkennen, da er ein neues Gesicht habe: War es im ersten Film noch Sean Connery, so verkörpere ihn nun George Lazenby. Eine wirklich lustige Erklärung. Ian Fleming schrieb „Im Dienst Ihrer Majestät“ (so einer der deutschen Romantitel von „On Her Majesty's Secret Service“) im Jahre 1963, „Du lebst nur zweimal“ wurde hingegen erst 1964 veröffentlicht. Die Produzenten haben sich bei der Verfilmung der Stoffe schlicht und einfach nicht an die Reihenfolge gehalten, und da sich Regisseur Peter Hunt beim Drehen von „Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ (1969) fast hundertprozentig an die Romanvorlage hielt, führte dies zum Bruch der Kontinuität der Filme und stiftet bis heute einige Verwirrung.
Die Beispiele zeigen: „Casino Royale“ (2006) ist keine Besonderheit, auch wenn die Presse meinte, der Film würde als krasser Außenseiter dastehen, weil er James Bond so hart zeige. Diese Kritiker haben wohl „Lizenz zum Töten“ (1989) vergessen, in dem ein blutverschmierter James Bond durch den Wüstenstaub robbt und seine Gegner kaltblütig den Haien zum Fraß vorwirft.
Besonders Bonds Härte gegenüber Vesper Lynd, die sich in „Casino Royale“ (2006) als Doppelagentin entpuppt, wurde mehrfach zitiert und angeprangert. Man mokierte sich darüber, dass James Bond sie gegenüber