Magisches Kompendium - Runen und Runenmagie. Frater LYSIR
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Runenalphabete, Runenreihen, Runenkreise
Runen! Bei den Runen kann man also mit Leichtigkeit erkennen, dass sie alle aus einer Trinität geschaffen sind – Stäbe, Zweige und Haken. In diesem Kontext werden einige Runen mit doppelten „Eigenschaften“ versehen, bzw. man findet entsprechende Dopplungen in Bezug auf die Verwendung der Stäbe, Zweige und Haken. Wenn man sich dann die jeweiligen Runen anschaut, kann man ohne große Probleme „Erschaffungsregeln“ ableiten, sodass diese „Kreationsregeln“ pro Zeichen einen oder zwei Stäbe, Zweige oder Haken erlauben. Hierbei können Stäbe eben auch diagonal gestellt sein und Doppelhaken dürfen hier auch eine Überlappung aufweisen. Doch wenn es um die Stäbe selbst geht, dann erkennt man, dass ein Stab bzw. die Kombination aus Stäben, mit einem „Entweder-Oder-Zwang“ versehen sind, da sie entweder nur mit Zweigen oder nur mit Haken versehen werden. Gleichzeitig muss man bedenken, dass die Runen auch bei Doppelstäben im Zwischenraum entsprechende Anordnungen besitzen. Wenn man sich die Zweige der Runen anschaut, erkennt man, dass sie in einer sehr „flexiblen“ oder auch „natürlichen“ Art und Weise verwendet werden, wie Zweige an einem Baum, da die Zweige eben in ambivalenten Gruppierungen existieren. Wenn man sich dann den Haken zuwendet, die oft in der Kombination mit Stäben existieren, muss man aber auch sagen, dass sie auch ganz allein vorkommen können. Dies gilt ja auch für die Stäbe selbst. Zweige hingegen kommen nicht alleine vor, was auch wieder ein Bild von den Zweigen an einem Baum erschafft. Da die Zweige eine hohe Flexibilität bei der Kombination mit den Stäben besitzen, ist der Grundgedanke eines Baumes nicht von der Hand zu weisen, denn die Zweige können kreuz und quer „angebracht“ werden. Sie stehen oben, unten, mittig oder sogar an Doppelpositionen (mittig mit Überschneidung oder auch oben und unten) – wie die Zweige eines Baums!
Doch bei der ganzen Thematik der Stäbe, der Haken und der Zweige muss man natürlich sagen, dass es sich bei den Runen, die sich im älteren Futhark befinden um eine deutlich idealisierte Form handelt. Bei Ausgrabungen bzw. bei Runenfunden, tauchen auch andere Zeichen auf, die man zwar auch mit den Runen des älteren Futharks vergleichen bzw. verbinden kann, doch findet man hier nicht so klare Attribute von den Stäben, den Haken und den Zweigen, wie bei den 24 Runen des älteren Futharks. Hierbei muss man immer wieder berücksichtigen, dass es unendlich viele verschiedene Ritz- und Schreibtechniken gab, sodass man hier auch immer eine gewisse Freiheit des jeweiligen Künstlers berücksichtigen muss. Dies kann man am einfachsten dadurch verstehen, dass man sich die Handschrift eines Menschen anschaut.
Es werden die lateinischen Buchstaben verwendet, jeder kennt diese lateinischen Buchstaben, doch wenn man sich manche Handschriften anschaut, kann man nur mit sehr viel Fantasie hier und da korrekte Buchstaben herausfiltern. Ganz so extrem ist es bei den Runenschnitzereien natürlich nicht, dennoch muss man auch hier Abstriche machen, die sich auf die jeweiligen Menschen beziehen, die die Runen erschaffen haben bzw. in Steinen, in Holz oder auf anderen Gegenständen hinterlassen haben. Zu dieser Thematik kommt natürlich noch die Tatsache hinzu, dass die verschiedenen Landstriche, Gemeinschaften, Subkulturen und Sippen letztlich auch ihre persönlichen Noten hatten, sodass man die Runen des älteren Futharks als eine Art „universelles Alphabet“ oder auch „genormtes Alphabet“ verstehen kann. Auch hier kann man wieder die Handschrift des Menschen als Vergleich nehmen, was bedeutet, dass unser lateinisches Alphabet von A bis Z in Druckschrift eine klare Norm aufweist, wenn es aber um eine personenspezifische Handschrift geht, weicht diese sehr oft von der eigentlichen Norm ab. Daher sind die Runen immer sehr individuell zu deuten, wobei man gleichzeitig wiederum sagen muss, dass die Runeninschriften leider kaum etwas über den Sprachgebrauch der nordischen Stämme und Völker Aussagen. Eine 100%ige und absolut korrekte Aussprache der Runen bzw. eine korrekte Phonetik, wie die entsprechenden Wörter betont und ausgesprochen werden, kann man durch die Runenritzereien nicht wirklich ableiten. Zwar haben Etymologen und allgemeine Sprachwissenschaftler in Rekonstruktionsversuchen eine Betitelung und eine Aussprache ersonnen, doch ob diese zu 100 % richtig ist, wird man niemals sagen können, da alle Menschen, die diese Sprache gesprochen haben schon lange tot sind. Daher gibt es auch immer wieder langatmige Diskussionen in der entsprechenden Fachliteratur der Runologie, welche Ausspracheregeln und welche Lautwerte in Bezug auf die Runen existieren. Dies gilt im Übrigen auch für alle anderen alten Sprachen, die nicht mehr gesprochen werden. Ob es nun ägyptische Hieroglyphen sind oder ob es die Keilschrifttafeln aus Sumer sind. Man müsste hier schon Menschen fragen, die in der aktuellen Zeit inkarniert sind, und zu 100 % in Sumer gelebt haben, und sich daran erinnern, wie eigentlich die ganzen Sachen ausgesprochen wurden. Ein geschriebenes Wort hat nicht immer etwas mit dem jeweils ausgesprochenen Wort zu tun. Bei den Runen und bei den jeweiligen Aussprachemöglichkeiten, muss immer berücksichtigt werden, dass es hier und da „lang gezogene Betonungen“ gibt, aber auch sehr kurze Laute. Hinzu kommt die Möglichkeit, dass auch einzelne Buchstaben verschiedene Betonungen haben – mal werden sie stumm gesprochen, mal kurz, mal total lang gezogen – und sich auf Nachbarbuchstaben beziehen. Die Betonungen haben sich aber auch mit den verschiedenen Futharken verändert und verschoben, sodass auch hier wieder große lokale Unterschiede existieren. In Bezug auf die Runologie ist dies sehr interessant, sodass man sich kulturell und etymologisch herrlich austoben kann.
Wenn es aber um die Energetik der Runen und der Runenmagie geht, verebbt diese Thematik eben, da das Wichtigste in jedem Ritual der Protagonist ist. Wenn man also als „Supermagier“ ein chaotisches Energiesystem hat, sich nicht fokussieren kann und auch sonst unendlich viele parasitäre und disharmonische Energien im eigenen System hat, dann könnte man die tollste und stimmigste Runenbetonung ausführen und hätte dennoch keinen rituellen bzw. magisch-evolutionstechnischen Gewinn, da es eben zu keiner Energiearbeit im magischen Sinne kommt. Natürlich ist die „Magie des gesprochenen Wortes“ nicht zu verkennen, doch ist der Energiehaushalt des Protagonisten wichtiger für den Erfolg einer magischen Arbeit. Wenn man jetzt beginnt, logische Schlüsse zu ziehen, sodass man begreift, dass die verschiedenen Runen eine sehr breite Möglichkeitspalette und Lautformungsmacht besitzen, wird man zu dem Ergebnis kommen, dass man ein solches Potenzial nicht wirklich mit einem "Alphabet" gleichsetzen kann. Man kann es NICHT mit einem Alphabet gleichsetzen? Warum nicht? Es ist doch ein Alphabet, oder?
Nun, auf der einen Seite ist es ein Alphabet, auf der anderen Seite sind es Reihenfolgen der jeweiligen Buchstaben, und diese sind doch sehr unterschiedlich zu anderen, klassischen Alphabeten. Wenn man sich jetzt das hebräische Alphabet, das lateinische Alphabet oder auch das griechische Alphabet anschaut, die sich alle wieder aus dem phönizischen Alphabet entwickelt haben, findet man natürlich sehr große Ähnlichkeiten. Sie sind nicht immer absolut identisch, dennoch haben sie Reihenfolgen, die den Anschein eines Alphabets auf eine Ebene der Realität heben. Wenn man sich jetzt das Runenalphabet anschaut, muss man sagen, dass hier unterschiedliche Buchstaben und auch Lautwerte die Reihenfolge bestimmen. Wenn man zu diesem Aspekt auch noch die Tatsache nimmt, dass es verschiedene Futharke gibt, bzw. verschiedene Runenreihen, ist man auf ein Faktum gestoßen, welches entgegengesetzt den eigentlichen Alphabetfolgen tendiert. Genau aus diesem Grund kann man sagen, dass es sich bei den Runen nicht um ein Runenalphabet handelt, sondern um eine Runenreihe, was wiederum bedeutet, dass eine Reihe eine deutlich höhere Flexibilität besitzt, als ein Alphabet. Wenn man so will, kann man sagen, dass ein Alphabet stets ein Dogma ist. Eine Reihe hingegen ist flexibel, da in einer Reihe auch Plätze getauscht werden können, zumindest in dem Kontext, dass die Grundinformationen der Reihe erhalten bleiben. Um hier etwas Klarheit einzubringen, muss man berücksichtigen, dass in den verschiedenen Zeitepochen immer wieder neue Runenreihen aufgetaucht sind, und erst im Mittelalter eine Annäherung an eine Alphabetordnung erfolgte. Ein weiterer Umstand ist die Tatsache, dass die Runen auf der einen Seite Lautwerte haben, und auf der anderen Seite auch klangvolle Namen tragen. Dies findet man auch im hebräischen Alphabet, im griechischen Alphabet und im henochischen Alphabet. In diesem Kontext kann man sagen, dass diese drei anderen Alphabete, alle magische Gesichtspunkte besitzen, die mal mehr und mal weniger auch in der rituellen Magie verwendet werden.
In diesem Zusammenhang kann man also sagen, dass die Runen entweder ein magisches Alphabet sind, oder auch eine Schaffung von magischen Möglichkeiten implizieren, hierbei selbst aber als Reihe drapiert sind. Hierbei muss man