Magisches Kompendium - Runen und Runenmagie. Frater LYSIR

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Magisches Kompendium - Runen und Runenmagie - Frater LYSIR MAGISCHES KOMPENDIUM

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die überall vorhanden war, einen gewissen Einfluss hatte. Gerade im Mittelalter wurde das griechische und das hebräische Alphabet sehr stark verwendet, und man darf auch nicht vergessen, dass im 16. Jahrhundert, in den Jahren 1581-1587 die henochische Magie sehr stark keimte und sich entwickelte. In diesem Kontext muss man also vorsichtig sein, denn auch wenn es klare runologische Beweise gibt, dass einzelne Runennamen ab dem vierten Jahrhundert auftauchten, ist dem Menschen an und für sich zuzutrauen, dass einige Besonderheiten zurechtgebogen wurden, um einen magischen Nutzen illusorisch darzustellen.

      Im Mittelalter gab es einen regelrechten magischen Hype, sodass nicht nur auf Teufel komm raus irgendwelche Dämonen, Engel und andere theatralische Wesen erfunden wurden, nein, es wurden auch bestehende magische Systeme dahingehend verändert, dass sie in die mittelalterliche Sichtweise hinein passten. Die Magie des gesprochenen Wortes gehört sehr deutlich in diese Sparte, sodass immer wieder gerne postuliert wurde, dass besondere Laute, Silben, Gesänge oder eben auch Zaubersprüche unendliche Macht besitzen. Wenn man sich die Bezeichnungen der Runen anschaut, dann findet man hier ein sogenanntes akrophonen Prinzip, was bedeutet, dass der Wert des jeweiligen Lautes einer Rune, mit dem Anlaut des Runennamens in Verbindung steht. Doch diese ganzen Zusammenstellungen, die Lautwerte, die Runennamen und die akrophonen Prinzipien, stehen sehr oft auf dünnem Eis, da es immer wieder Ausnahmen gibt (die Rune ALGIZ ist hier passend), die dann mögliche Erklärungen über den Haufen werfen. Auch aus diesem Blickwinkel, sind die Runen für Etymologen, Historiker, Archäologen und auch Magier sehr interessant. Sie haben schon einige 100 Jahre auf ihren Buckel, gleichzeitig findet man immer wieder Neuerungen, die vorherige Gedanken über den Haufen werfen, sodass es den Anschein macht, dass die jeweiligen Runenreihen nicht nur ein Eigenleben führen, sondern über eine ganz eigene, hoch spezialisierte Dynamik verfügen. Sie sind wie lebendige Symbole, die den Menschen nur ihre Geheimnisse verraten, wenn diese sich als würdig zeigen. Dies würde in diesem Kontext bedeuten, dass man selbst eine geistige Flexibilität besitzt, dass man über die Fähigkeit verfügt, energetisch zu reisen, und sich soweit erkannt hat, dass man in all seine facettenreichen Abgründe blickt und auch stürzt, ohne zu erstarren.

      Es geht auch hier wieder um die Möglichkeit der Selbstopferung, denn so, wie Odin, ein klares Opfer erbracht hat, um die Runen zu erhalten, so muss auch der runeninteressierte Mensch bereit sein, ein individuelles Opfer zu bringen, um die Möglichkeiten, die Energien und die Dynamiken der Runen zu erkennen, zu verstehen und letztlich auch anzuwenden. Die Dynamiken der Runen werden zwar immer wieder dokumentarisch festgehalten, gerade in der aktuellen Zeit, da stellt dieses Buch keine Ausnahme, doch zeigt die Praxis, dass man nicht zu sehr auf festgefahrene Texte bauen sollte, wenn es um die eigene energetische Interpretationsmöglichkeit geht. Zwar ist es hilfreich, wenn man fixe Texte, klare Strukturen und entsprechende Zuordnungen verwendet, wenn man mit den Runen divinatorisch agieren will, doch zeigt die magische Praxis auch wiederum, dass die energetische Flexibilität viel stärker vorhanden sein muss, wenn man die Runen initiatorisch in das Energiesystem eines Menschen integrieren will. So kann man die einzelnen Runen ohne Weiteres energetischen Prinzipien bzw. Archetypen zuordnen, die man auf der einen Seite im Alltag, aber auch im magischen Ritual fokussiert verwenden kann. Doch wie richtig oder falsch sind diese Zuordnungen? Wie richtig oder falsch sind die Zuordnungen von anderen Alphabeten, Zeichen, Symbolen, Glyphen oder ganzen Siegeln?

      Man muss immer wieder berücksichtigen, dass die Magie absolut individuell ist. In der allgemeinen Runenliteratur ist die Rune FEHU mit den Attributen „Erfüllung“, „Reichtum“, „Geld“, „Gewinn“, „Tat“, „Energie“ und vor allem „Vieh“ versehen. Doch auch „bewegliche Güter“ (die einen hohen materiellen Wert besitzen) werden mit dieser Rune verbunden. Und dies gilt es jetzt, auch energetisch zu verstehen. Wenn alles wortwörtlich genommen werden könnte, müsste man einfach nur die Fehu Rune auf sein Portemonnaie malen, und man würde in Reichtum schwimmen. Dies kann man hier ohne Weiteres einmal ausprobieren. Wenn es also um den energetischen Nennwert geht, dann sollte man den „Reichtum“, dass „Vieh“, den „Gewinn“, die „Energie“ oder auch die „Tat“ entsprechend umdeuten. Dies stellt viele Menschen vor ein unlösbares Problem, da hier die entsprechende energetische Kreativität nicht aufgebracht werden kann, was wiederum bedeutet, dass man nicht in die Tiefe der Rune eindringt, um zu verstehen, dass es nicht um einen materiellen Reichtum geht, sondern um einen inneren Reichtum, was wiederum bedeutet, dass man hier mit einer besonderen Selbstsicherheit agiert, um überhaupt gewappnet und vorbereitet zu sein, die Runenreihen zu bereisen. Nur wenn man auf einem festen Fundament steht, gleichzeitig aber auch eine hohe Beweglichkeit besitzt (hier also das Vieh und der bewegliche Besitz) somit seine materiellen Sorgen beherrscht, ist man befähigt, die Runen energetisch zu erfahren, zu bereisen und letztlich auch zu verwenden.

      In diesem Kontext könnte man die Runen mit dem Studium der Kabbalah vergleichen, denn wenn es um das Studium der Kabbalah geht, heißt es in den traditionellen Schulen auch, dass man mindestens 40 Jahre alt sein muss, verheiratet sein muss, und sein Leben so weit in geordnete und geregelte Bahnen gelenkt hat, dass man sich voll und ganz auf das Studium der Kabbalah beziehen kann. Dies gilt auch für die Runen. Erst wenn man sich selbst erkannt, sich gefestigt hat, wenn man bereit ist, für die Weisheit und das Wissen Opfer zu bringen, wenn man keine materiellen Sorgen, Wünsche oder Obsessionen hat, da man in diesem Kontext „wunschlos glücklich ist“, kann man beginnen, die Runen zu erfahren. Dies könnte man ohne Weiteres fortsetzen, denn auch die zweite Rune, die Rune URUZ, die im literarischen Sinne sehr gerne mit den Attributen „Anfang“, „Wurzel“, „Urgrund“, „Realismus“, „Auerochse“, „Wahrnehmung“, „Verwurzelung“, „Ausdauer“ oder „Tat“ verbunden wird, erhält in einem energetisch-magischen Kontext wiederum andere Attribute bzw. andere Schwingungen. Allein von der Wortbedeutung, kann es auf der einen Seite wirklich der Auerochse, aber auch der Regen bzw. das Wasser sein. Hier sind wir wieder bei dem Aspekt des Reichtums, aber auch der Fruchtbarkeit, der Expansion und des Gedeihens. Im magischen Kontext muss Regen anders als Wasser eines Gewässers gedeutet werden. In diesem Fall kann man den Regen eher zum Element Erde zählen, da der Regen die Erde befeuchtet, man könnte sogar in diesem Kontext davon reden, dass der Regen die Erde befruchtet, was wiederum eine Verbindung zwischen Himmel und Erde bedeutet, da der Regen aus den Wolken kommt. Im magischen und energetischen Kontext kann man hier wieder die Interpretation kreieren, dass die zweite Rune dafür steht, dass der Mensch sich selbst am Anfang einer Reise befindet, einer Reise, die durch den Himmel begünstigt wird, die emotional wird, die stetig vorangetrieben werden muss, die am Ende erneut den Wohlstand, in Bezug auf die absolute Selbsterkenntnis und die Verbindung mit den eigenen höheren Anteilen besitzt, sodass man weiter in die Runenreihen hinein schreitet, um auf die ersten Prüfungen, Herausforderungen und Hindernisse zu stoßen. Und genau hier greift dann auch schon die dritte Rune ein, die Rune THURISAZ. Es ist nicht selten, dass diese Rune mit einer gefahrvollen Energie verbunden wird, da sie in der Literatur nicht nur mit den Attributen „Hammer“, „Luft“, „Donner“, „Blitz“, „Wille“, „Dorn“, „Kraft (für Verteidigung und Angriff)“ versehen ist, sondern auch im Allgemeinen mit einer Energie der Riesen, welche im nordischen Pantheon auch oft als eine schadensbringende Komponente verstanden werden. In diesem Kontext sieht man also, dass der Wanderer, durch die Runenreihen, bei der dritten Rune auf eine Herausforderung, auf ein Hindernis, möglicherweise sogar schon auf einen Widersacher stößt. Die Reise geht dann weiter und der Wanderer landet bei der Rune ANSUZ, die für die Grundschwingungen „Göttlichkeit“, „Kommunikation“, „Sprache“, „Magie“ und „spirituelle Kraft“ steht.

      So findet man hier nach den anfänglichen Prüfungen der Reise sehr schnell eine Schwingung, die die Magie erst einmal erahnen, aber auch nutzen lässt, sodass man hier schon seine ersten magischen Erfahrungen sammeln kann, die jedoch auf Wissen, Kenntnis und Verständnis basiert, da man zur Nutzung die Fähigkeiten der Kommunikation nutzen muss, der Kommunikation mit sich selbst, aber auch mit anderen Ebenen. Hierdurch wird man Stück für Stück zur nächsten Rune kommen, zur Rune Raidho, die die energetischen Grundattribute „Rad“, „Zyklus“, „Rhythmus“, „Leben und Tod“, „Beziehungen“ und „kombinatorische Arbeiten“ besitzt. So wird

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