Hilmer. Jörg Olbrich
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„Wir haben unser Bestes gegeben“, sagte Targi.
„Es gibt keinen Grund, uns die Schuld in die Schuhe zu schieben“, stellte auch Torgi fest.
„Haltet die Klappe und setzt euch in die Ecke“, sagte Helmut entschieden. „Mit euch werde ich mich später beschäftigen.“
Hilmer gewann den Eindruck, dass der König wesentlich ausgeglichener war als am Vormittag. Seine Laune hatte sich erheblich gebessert, obwohl er sich immer noch mit einem Ungläubigen auseinandersetzen musste, dessen Ansichten ihn aufregten. Auch Dieter stellte ein zufriedenes Grinsen zur Schau. Der fette Hamster lag neben dem Thron und streckte alle viere von sich, als gingen ihn die Probleme des Königs nichts an. Die beiden hatten offensichtlich einen vergnüglichen Mittag hinter sich.
„Dein Mut imponiert mir“, sagte der König schließlich. „Du wirst aber einsehen müssen, dass ich nicht dulden kann, dass sich einer meiner Untertanen offen gegen die Lehren des furchtlosen Wonibalts stellt. Ich verliere an Glaubwürdigkeit, wenn ich dich am Leben lasse.“
„Es muss ja keiner wissen“, sagte Hilmer. Für einen Augenblick sah er eine Chance, dass ihn Helmut doch noch verschonen würde.
„Ich habe eine bessere Idee“, sagte der König. „Wir werden dich öffentlich hinrichten und dem Volk damit zeigen, dass der vorbestimmte Weg eingehalten werden muss. Außerdem wird den Leuten das Spektakel gefallen. Sie freuen sich über jede Abwechslung in ihrem langweiligen Leben.“
Hilmer seufzte enttäuscht. Es wäre auch zu schön gewesen, wäre der König von seinen grotesken Vorstellungen abgewichen. Im Moment wusste er nicht, wie er Helmut und seinen Mannen entkommen konnte. Auch seine hirnlosen Vettern würden sich ganz sicher weiterhin gegen ihn stellen. Hinzu kamen die nach wie vor mörderischen Kopfschmerzen. Die Lage wurde immer hoffnungsloser.
„Wie soll der Verräter denn sterben?“, fragte Turgi neugierig.
„Wir haben noch nie von einer Hinrichtung gehört“, sagte Targi.
„Das wird ein Riesenspaß“, freute sich Torgi.
„Ich habe euch gesagt, ihr sollt still sein“, fuhr Helmut die drei Brüder an. Dann wandte er sich an seinen Berater. „Wach auf Dieter. Wir haben ein Problem.“
„Ich schlafe nicht“, sagte der Hamster und setzte sich auf. Sein Bauch reichte dabei bis auf den Boden und schien auch seinen Kopf nach unten zu ziehen.
„Hast du eine Idee, wie wir den Kerl in Wonibalts Reich schicken können?“
„Ich dachte, Hilmer kommt nicht in das gelobte Land“, rief Turgi überrascht.
„Er hat diese Ehre nicht verdient“, regte sich Targi auf.
„Das ist ungerecht“, moserte Torgi.
„Ihr sollt die Klappe halten!“, schrie Helmut. „Wenn ihr euch noch einmal einmischt, werde ich dafür sorgen, dass auch ihr niemals ins Angesicht des Propheten blicken werdet!“
Während Helmuts Gesicht sich vor Wut rot färbte, musste sich Hilmer ein Grinsen verkneifen. Es war nicht leicht, längere Zeit mit Turgi, Targi und Torgi in einem Raum zu sein. Dies hatte er in den letzten fünfzehn Monaten zur Genüge erfahren. Trotz seiner prekären Situation bereitete es ihm Spaß zu sehen, wie der König wegen der drei Spinner langsam die Geduld verlor.
„Wir könnten ihn von den Klippen werfen“, sagte Dieter nach einer Weile und lächelte seinen Chef an.
„Bist du eigentlich völlig bescheuert? Das haben diese drei Vollidioten schon zweimal versucht. Wir müssen eine andere Möglichkeit finden.“
Turgi schien sich gegen diese Bemerkung wehren und zu einer Erwiderung ansetzen zu wollen, schluckte die Worte aber herunter, als er den drohenden Blick sah, den der König ihm zuwarf.
„Wir könnten ihn erschießen“, schlug Dieter schließlich vor.
„Das klingt schon besser“, gab der König zu. „Wir haben aber keine Waffen. Bisher war es nie notwendig, einen Lemming mit der Todesstrafe zu belegen.“
„Dann hängen wir ihn auf“, sagte der Hamster.
„Eine fabelhafte Idee“, freute sich Helmut. „Das Schauspiel wird unserem Volk sicherlich gefallen. Jetzt brauchen wir nur noch einen Galgen.“
„Den müssen wir eben bauen“, schlug Dieter vor.
„Weißt du, wie das geht?“
„Nicht genau“, gab der Hamster zu. „In meiner Heimat habe ich so was aber schon einmal gesehen. So schwer kann das nicht sein.“
„Schön! Dann wirst du die Herstellung des Galgens überwachen.“ Helmut war sichtlich zufrieden mit dem Lauf der Dinge. Eine öffentliche Hinrichtung würde dem Volk gefallen. Er selbst konnte die Gelegenheit nutzen, sich seinen Untertanen zu präsentieren.
„Was ist mit uns?“, fragte Turgi, der jetzt, wo das Problem geklärt war, wieder den Mut fand, den König anzusprechen.
„Ihr könnt nach Hause gehen. Haltet euch dort bereit. Wir werden euch rufen, damit ihr beim Bau des Galgen helfen könnt.“
„Das ist nicht fair“, beschwerte sich Targi. „Heute sollte unser Todestag sein.“
„Ich habe euch gesagt, dass ihr nicht eher zum Schicksalsberg dürft, bis Hilmer tot ist. Dabei bleibt es. Ihr tragt einen Teil der Schuld, dass euer Vetter noch lebt. Strafe muss sein.“
Turgi, Targi und Torgi schauten betreten zu Boden. Sicher hatten sie gehofft, noch an diesem Tag vom Todesfelsen springen zu dürfen. Das war jetzt auf unbestimmte Zeit verschoben. Hilmer war sich sicher, dass es ein paar Tage dauern würde, bis der Galgen fertig war. Besonders, da Dieter die Arbeiten leitete.
„Was machen wir mit dem Verräter?“, fragte eine der Wachen.
„Werft ihn in den Kerker“, entschied der König.
„Aber dort sitzen auch noch die beiden Verrückten“, warf der Lemming ein.
„Die werden sich schon nicht gegenseitig umbringen.“ Helmut brach ihn schallendes Gelächter aus und auch Dieter freute sich über den Scherz seines Herrn.
Als Hilmer sich zu den beiden Wachlemmingen umdrehen wollte, bekam er einen Schlag gegen den Hinterkopf. Bevor er sich darüber beschweren konnte, dass der Hieb die Stelle getroffen hatte, an der bereits eine Beule wuchs, verlor er das Bewusstsein und ging zu Boden.
8
„Ich glaube er wacht auf.“
„Das wurde ja auch Zeit. Der Typ pennt schon einen halben Tag lang.“
„Er hat aber auch mächtig eins auf die Rübe bekommen.“
„Das stimmt. Die Beule ist beachtlich. Es wird einige Zeit dauern, bis die Schwellung weg ist.“
„Wenn