Die neun größten Städte Südamerikas. A.D. Astinus
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Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1929 handelt es sich meist um Schätzungen, von 1940 bis 2010 um Volkszählungsergebnisse und 2015 um eine Schätzung des Brasilianischen Bundesamtes für Statistik und Geographie (IBGE). Dabei kommt das Wachstum in der Stadt selbst allmählich zum Erliegen, da innerhalb der Stadtfläche kaum noch Möglichkeiten für Expansion bestehen.
Die durchschnittliche Kinderzahl je Frau (Fertilitätsrate) lag 2006 bei 1,7.
Ethnische Zusammensetzung
Menschen aus rund 100 verschiedenen Ethnien nennen die Stadt ihr Zuhause. Laut Schätzung des IBGE vom 1. Juli 2003 lebten in der Stadt 10.677.019 Personen. Die Bevölkerung mit weißer Hautfarbe hatte daran mit 69,9 Prozent den größten Anteil, gefolgt von Menschen mit brauner Hautfarbe (Pardo) mit einem Anteil von 24,0 Prozent, den Afrobrasilianern (4,0 Prozent) und Asiaten (2,0 Prozent). Die ethnische Zusammensetzung ergab im Einzelnen folgende Statistik:
Europide/Kaukasier – (69,9 %), rund 8,0 Millionen
Pardo/Mischlinge – (24,0 %), rund 2,0 Millionen
Afrobrasilianer/Schwarze – (4,0 %), rund 527.000
Asiaten – (2,0 %), rund 456.000
Angehörige der indigenen Bevölkerung – (0,1 %), rund 18.000
Die meisten Einwohner von São Paulo sind italienischer Abstammung, das entspricht in etwa sechs Millionen Menschen. Die portugiesischstämmige Bevölkerung liegt mit drei Millionen Personen auf Rang zwei. An dritter Stelle stehen japanische Brasilianer mit rund 326.000. Zudem gibt es etwa 120.000 Juden in São Paulo.
Religionen
Die Religionsverteilung der Bevölkerung laut Volkszählung 2010:
Religion Anteil in % Einwohnerzahl
römisch-katholische Kirche 58,20 6.549.775
Protestantische Kirche 22,11 2.487.810
konfessionslos 9,38 1.056.008
Spiritismus 4,73 531.822
Buddhismus 0,67 75.075
Judentum 0,39 43.610
Islam 0,06 8.277
Hinduismus >0,01 1.008
Quelle: IBGE
Entwicklung der Wohnsituation
Das Stadtzentrum von São Paulo hat sich seit den 1960er Jahren gewaltig ausgedehnt und zeigt heute eine imposante Hochhauskulisse. In diesem Bereich haben sich jüngere, äußerst dynamische Zonen entwickelt, während das alte Zentrum seit Anfang der 1970er Jahre zahlreiche seiner zentralen Funktionen verloren hat, die an den Rand der Stadtmitte oder in nahe neue Subzentren abgewandert sind. Zur Abwertung der alten Stadtmitte um die Praça da Sé hat ein Verfall der Bausubstanz durch geringe Investitionen, Immobilienspekulation und zahlreiche nur teilweise genutzte oder leerstehende Gebäude, Lärm, Schmutz, hohe Kriminalität, starke Konzentration sozial an den Rand gedrängter Bevölkerungsgruppen zusammen mit unzureichender Präsenz staatlicher Organisation geführt.
Die öffentlichen und privaten Investitionen konzentrieren sich überwiegend auf neue Standorte und Entwicklungsachsen im Randbereich des Stadtzentrums. So hat sich die Avenida Paulista, die älteste Prachtstraße der Stadt, an der sich der Paulistaner Geldadel, die Großindustriellen und Kaffeebarone ihre Paläste errichten ließen, seit den 1970er Jahren zu einer Hochhausschlucht entwickelt, entlang der Banken und Versicherungen sowie Industrie- und Handelskonzerne mit Bürotürmen die Appartementhochhäuser in die nahegelegenen hochrangigen Wohnquartiere abgedrängt haben.
Nachdem die letzten Baulücken im innerstädtischen und innenstadtnahen Bereich geschlossen wurden, ist São Paulo heute im Umkreis von mehr als 25 Kilometern um das Zentrum durch Wohnquartiere, Gewerbeflächen und Verkehrswege versiegelt, so dass die wenigen innerstädtischen Möglichkeiten zur Erholung – wie zum Beispiel der Ibirapuera-Park – an den Wochenenden von der Bevölkerung intensiv genutzt werden.
Die Dynamik durch den immensen Bevölkerungsdruck seit Mitte des 20. Jahrhunderts bewirkte insgesamt eine explosive unkontrollierte Expansion São Paulos. Die Planung konnte mit diesen Veränderungen nicht mithalten. Aufgrund fehlender Stadtplanung entstanden an der Peripherie irreguläre Siedlungen („Loteamentos irregulares“) und Favelas. Ein Viertel der Menschen in der Stadt leben in diesen Elendsquartieren. Ein Beispiel für eine gelungene Verbesserung der Lebensverhältnisse ist die deutsch-brasilianische Nichtregierungsorganisation Associação Comunitária Monte Azul.
Heute erstrecken sich rund um ein hochverdichtetes Stadtzentrum weitläufige zersiedelte Peripherien mit geringer städtischer Infrastruktur. Die informelle Bautätigkeit ist für einen überwiegenden Teil der Einwohner São Paulos die einzige Möglichkeit an Wohnraum zu kommen. Die inadäquate Wohnsituation der Bevölkerung und die zahlreichen ökologischen Probleme haben die Regierenden in die Verantwortung gezogen, über eine neue Stadtplanungspolitik nachzudenken.
Kriminalität
Unter 556 Städten und Gemeinden Brasiliens nahm São Paulo auf der „Gewalttatenkarte 2008“ mit einer Mordrate von 31,1 pro 100.000 Einwohner den 492. Platz ein. Auf der Karte von 2006 lag die Stadt mit einer Mordrate von 48,2 pro 100.000 Einwohner noch auf dem 182. Rang. Die „Mapa da Violência dos Municípios Brasileiros” wurde vom lateinamerikanischen Netzwerk RITLA (Rede de Informação Tecnológica Latino Americana) erstellt. Mit Stand 2011 ist São Paulos Mordrate auf 11,9 gefallen, was einen Rückgang von über 80 % innerhalb von 10 Jahren bedeutet. Damit hat São Paulo die mit Abstand niedrigste Mordrate unter den 27 Hauptstädten der brasilianischen Bundesstaaten.
Der Rückgang der Morde begann 1999 und wird auf eine verbesserte Ermittlungsarbeit der Polizei zurückgeführt, die zu einer höheren Anzahl von Festnahmen und Verurteilungen führte. Auch eine stärkere Zusammenarbeit zwischen der Bevölkerung und der Polizei sowie die Verminderung der sich in Umlauf befindlichen Handfeuerwaffen ließen die Anzahl der Tötungsdelikte zurückgehen.
Die Kriminalitätsrate in São Paulo sank allgemein seit Ende des 20. Jahrhunderts. Sie ist im Vergleich zu anderen brasilianischen Großstädten relativ niedrig. Unter den Hauptstädten der brasilianischen Bundesstaaten haben nur Palmas, Boa Vista und Natal eine niedrigere Kriminalität. Trotzdem bereiten Diebstahl, Gewalt, Raub, Mord und Drogenkonsum weiter Probleme. Im Bereich der Prostitution sind Zuhälter besonders in Verbindung mit Menschenhandel und Zwangsprostitution oft Teil organisierter Kriminalität oder werden von entsprechenden Organisationen (Mafia) kontrolliert.
Der bewaffnete Konflikt mit der Mafia-Organisation PCC (Erstes Hauptstadtkommando) erreichte 2006 beinahe bürgerkriegsähnliche Zustände, man sprach vom sogenannten „Guerra Urbana“. Im Mai 2006 kam es in der Region in einer konzertierten Aktion der PCC zu mehreren hundert Angriffen auf staatliche Sicherheitskräfte, Busse, Wohnhäuser von Polizisten, Banken und Geldautomaten sowie zu Gefängnisrevolten. Grund war die Verlegung von 765 inhaftierten Mafia-Mitgliedern in Hochsicherheitsgefängnisse. Bei den Angriffen und den Gegenmaßnahmen der Polizei starben 170 Menschen, darunter 41 Polizisten und Gefängniswärter.