Die neun größten Städte Südamerikas. A.D. Astinus
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In São Paulo sind zahlreiche internationale Konzerne vertreten. Nahezu alle bedeutenden deutschen Großunternehmen haben eine brasilianische Niederlassung in der Stadt. Wegen der Präsenz von rund 1000 deutschen Unternehmen mit 230.000 Mitarbeitern wird São Paulo nach der Anzahl der Beschäftigten dieser Betriebe als die „größte deutsche Industriestadt“ bezeichnet. Volkswagen do Brasil (20.000 Beschäftigte und 8,1 Milliarden US-Dollar Umsatz) und Mercedes-Benz do Brasil (13.000 Beschäftigte und 4,5 Milliarden US-Dollar Umsatz) waren 2006 unter den größten industriellen Arbeitgebern Brasiliens. Im benachbarten São Bernardo do Campo produziert Scania, mehrheitlich im Besitz des Volkswagen-Konzerns, Motoren, Achsen, Getriebe sowie Lkw und Busse auch für den Export. Dort ist auch das zum Geschäftsfeld Daimler Trucks gehörende Werk der Daimler AG, das leichte und mittelschwere Mercedes-Benz-Lkw und Busse fertigt.
Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von Grande São Paulo lag 2004 bei 94,06 Milliarden US-Dollar. Das BIP pro Kopf betrug 4.918 US-Dollar. Der Anteil am gesamten BIP Brasiliens lag bei 15,6 Prozent. Der Ballungsraum São Paulo stellt 30 Prozent des industriellen Produktionswerts des Landes und etwa ein Drittel aller Beschäftigten in der Industrie Brasiliens. In der Umgebung der Stadt werden heute etwa 50 Prozent aller Baumwolle des Landes, 62 Prozent seines Zuckers, 50 Prozent aller Fruchtexporte und 30 Prozent des Kaffees produziert. São Paulo liefert rund 90 Prozent von Brasiliens Kraftfahrzeugen, 65 Prozent an Papier und Zellulose sowie 60 Prozent aller Maschinen und Werkzeuge. Die Stadt ist aber auch für 60 Prozent des gesamten Energieverbrauchs des Landes verantwortlich und Hauptsitz vieler Unternehmen der brasilianischen Solarindustrie. In São Paulo werden 33 Prozent aller Exporte Brasiliens und 40 Prozent aller Importe abgewickelt – die meisten dieser Güter werden über den Hafen in Santos verschifft.
Infrastruktur
Fernverkehr
São Paulo ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt mit Flughäfen, Eisenbahnlinien und Autobahnen. Die Stadt besitzt zwei große Flughäfen, den Aeroporto Internacional de São Paulo/Guarulhos (GRU) und den Aeroporto Internacional de Congonhas/São Paulo (CGH). Letzterer wird ausschließlich für Inlandsverkehr genutzt und auch die „Luftbrücke“ Rio de Janeiro-São Paulo bedient, teilweise im 10-Minuten-Takt. Ebenfalls zum Einzugsgebiet von São Paulo zählt der rund 100 km nordwestlich gelegene internationale Flughafen Viracopos.
Der Flughafen Guarulhos ist der größte internationale Flughafen in Lateinamerika. 39 Fluggesellschaften aus 28 verschiedenen Ländern bieten 500 Flüge täglich an. Insgesamt 370 Unternehmen, darunter 60 Geschäfte, verteilen sich auf einer Fläche von 14 Quadratkilometern. Die beiden Terminals haben eine Kapazität von 29 Millionen Fluggästen pro Jahr. Im Jahre 2007 hat der Flughafen 18,5 Millionen Fluggäste und 230.995 Flugzeuge abgefertigt. Der Flughafen soll im Rahmen des Erweiterungsprojektes direkt ans Metronetz angeschlossen werden.
Der Flughafen Congonhas befindet sich etwas südlich des eigentlichen Stadtzentrums in der Nähe des Ibirapuera-Parks. Hier wird der größte Teil des Inlandverkehrs abgewickelt. Weiter gibt es noch den Flughafen Campo de Marte, unmittelbar nördlich des Rio Tietê, auf den Billigflüge und Charterlinien gerne ausweichen um Kosten zu sparen.
São Paulo soll gegenwärtig den größten Hubschrauberverkehr weltweit haben. Verlässliche Quellen hierzu gibt es jedoch nicht. Wer es sich leisten kann, umgeht die prekäre Verkehrssituation und die hohe Kriminalität per Hubschrauber. Über 200 Helikopter-Landeplätze befinden sich in der Stadt.
Am 1. Januar 1867 bekam São Paulo Anschluss an die Eisenbahn. Die Strecke Santos–Jundiaí verbindet die Stadt heute, die bis dahin durch Flüsse und Gebirgszüge isoliert war, mit der Küste. Hierbei hat sie große Steigungen zu überwinden, wofür früher die Schienenseilbahn Paranapiacaba und heute eine Zahnradbahn verwendet wird. Dadurch ist die Integration einer der ganz wenigen größeren Städte Lateinamerikas, die nicht an der Küste liegen, in die atlantischen Handelsrouten möglich geworden. Die Eisenbahn ist heute wegen geringer Investitionen in die Infrastruktur relativ langsam und wird nur von wenigen Menschen genutzt. So dauert die Fahrt auf der wichtigen 373 Kilometer langen Strecke nach Rio de Janeiro etwas weniger als zehn Stunden; der Bahnbetrieb für den Personenverkehr (trem de prata) ist inzwischen eingestellt worden.
Privater Nahverkehr
Vor schwierigste Probleme ist São Paulo durch die Situation im Straßenverkehr gestellt. Staus und chaotische Verkehrsverhältnisse, die bei Starkregen zum völligen Zusammenbruch des Straßenverkehrs führen können, sind trotz einer Ringstraße um den alten Stadtkern, großen Straßendurchbrüchen, Straßentunnels und dem Ausbau der großen Ausfallstraßen an der Tagesordnung. Der Kraftfahrzeugbestand (PKW, LKW, Omnibus) hat sich im Jahre 2011 seit 1970 auf 7 Millionen mehr als versiebenfacht. Das Netz an befestigten Straßen hat in diesem Zeitraum von 14.000 km auf 17.000 km zugenommen. Stoßstange an Stoßstange würde der Kraftfahrzeugbestand São Paulos eine Kette von 26.000 Kilometer ergeben. Im Jahre 2007 zirkulierten in der Metropole täglich 15.000 Omnibusse und Kleinbusse, 35.000 Taxis sowie 500.000 Motorräder mit hohem Schadstoffausstoß.
Etwa 2,5 Stunden täglich beträgt im Normalfall die durchschnittliche Wegezeit der Beschäftigten in Grande São Paulo. Bei der heutigen Verkehrsdichte und einem hohen Anteil von Schwerlastverkehr brachte auch die Einrichtung großer Ring- und Umgehungsstraßen entlang des Rio Tietê im Norden und des Rio Pinheiros im Westen der Stadt mit der völligen Versiegelung der überschwemmungsgefährdeten Uferbereiche keine spürbare Entlastung mehr. Eine Verbesserung der Verkehrssituation soll der Rodoanel bringen. Die Fertigstellung der neuen Ringstraße, die etwa 30 Kilometer vom Zentrum entfernt liegt, ist für 2016 geplant. Der Rodoanel wird dann alle Fernverkehrsstraßen miteinander verbinden, um eine Entlastung der inneren Ringstraßen (Marginal Pinheiros und Marginal Tietê) vom Schwerlastfernverkehr zu erreichen. Der erste 32 Kilometer lange Bauabschnitt im Westen São Paulos wurde am 11. Oktober 2002 fertiggestellt. Die Einweihung des zweiten 61 Kilometer langen Bauabschnitts im Süden der Stadt erfolgte am 1. April 2010.
Unter besten Bedingungen dauert die Fahrt mit dem Taxi vom Flughafen São Paulo-Guarulhos zum Stadtzentrum etwa eine Stunde, in der Hauptverkehrszeit kann die Fahrt leicht über zwei Stunden dauern.
1997 wurde der „Wechsel der Kraftfahrzeuge“ (rodízio municipal de veículos de São Paulo) zur Verringerung des Kfz-Aufkommens in den Stoßzeiten in den zentralen Stadtteilen eingeführt. Zwischen 07:00 und 10:00 Uhr sowie zwischen 17:00 und 20:00 Uhr an allen Werktagen dürfen alle Kraftfahrzeuge mit zwei bestimmten Endnummern des Kennzeichens nicht das erweiterte Stadtzentrum befahren (montags beispielsweise betrifft dieses Verbot alle Fahrzeuge mit den Endnummern 1 und 2). Dadurch wird das Fahrzeugaufkommen etwas verringert.
Vermögende Bürger fliegen oft mit dem Hubschrauber, um dem Stau auf der Straße zu entgehen. 450 Helikopter sind offiziell zugelassen, zahlreiche Hochhäuser besitzen einen Landeplatz. Nach Angaben der Stadtverwaltung liegt São Paulo beim Hubschrauberverkehr weltweit auf Platz zwei.
Öffentlicher Nahverkehr
Am 24. März 1872 eröffnete die erste Maultierstraßenbahn. Die ersten elektrischen Straßenbahnen fuhren am 17. Februar 1900 in der Stadt. Der Betrieb wurde am 18. September 1968 eingestellt. Am 22. April 1949 wurde der Trolleybusbetrieb eingerichtet. Aus Deutschland wurden hierzu 50 Trolleybusse des Typs ÜHIIIs beschafft. Das Omnibusnetz ist wegen der Größe São Paulos und der Anzahl der Fahrgäste ständig überlastet. Weite Teile der Stadt sind noch nicht ausreichend erschlossen. Die Omnibusse bewegen sich überwiegend auf Vorzugsspuren mit großem zeitlichen Vorteil im Vergleich zum Autoverkehr. Sie sind allerdings in der Hauptverkehrszeit überfüllt.
Insgesamt