Leidenschaft. Andreas Nass
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»Prinzessin der blutigen Königin«, er stieg ab und verneigte sich, »der Hort des Herrschers über das Gebirge befindet sich nicht weit von hier. In dem Tal davor können wir rasten, während Euch Scrag hinauf geleitet.«
»Wie groß waren die Verluste?«
»Über die Hälfte meiner Männer hat der Angriff das Leben gekostet. Sechzehn sind nicht kampffähig.« Als er meinen verkniffenen Gesichtsausdruck sah, fügte er schnell hinzu: »Aber wir haben gute Beute gemacht, Prinzessin! Kaum ein Bergwolf ist entkommen. Stamm der Kultruk hat gute Krieger.«
»Eure Kampfkraft stelle ich nicht in Frage, doch der Angriff hat meine Pläne etwas durcheinandergebracht.« Ich spitzte meine Lippen. »Kümmert Euch nicht weiter darum, sammelt Eure Männer und wir ziehen weiter in das Tal.«
Erleichtert, nicht bei mir in Ungnade gefallen zu sein, atmete der Anführer aus und machte sich daran, meinen Befehl umzusetzen. Unter der aufgehenden Sonne marschierten wir über den Bergkamm und errichteten oberhalb des beschriebenen Tals ein Lager. Die Baumgrenze hatten wir längst überschritten. Dunkle Moose und blassgrüne Flechten überzogen den Stein, vereinzelt sprossen hell leuchtende Blumen zwischen den Felsen hervor. In nicht sehr weiter Ferne grollte der Vulkan, ein rötlicher Schein hing dort über den Gipfeln.
Stolz baute sich Scrag vor mir auf. Ich hatte gerade meine noch brauchbaren Reitstiefel mit kurzen thaumaturgischen Anrufungen ausgebessert, für die Hose und die Weste gab es keine Verwendung mehr. Die Beinlinge hatte ich abgetrennt, nur wenig Leder bedeckte nun meine Hüften. Um meinen Oberkörper trug ich jetzt ein am Bauch geknotetes Hemd aus rotem Leinen.
»Wenn Ihr bereit seid, Prinzessin, werden wir zum Plateau des Herrschers aufsteigen.« Der Anhänger des Buu-naa wartete geduldig, während ich in die Reitstiefel schlüpfte.
Nachdem auch meine Haare gebändigt waren, wandte ich mich Scrag zu: »Geht voraus und weist mir den Weg.«
Als sich auch Torvac in Bewegung setzte, gebot der Glaubenskrieger ihm Einhalt.
»Nur Ihr, Prinzessin, dürft in meiner Begleitung die heilige Stätte betreten.« Erhobenen Hauptes ließ Scrag erkennen, dass er zu keiner Ausnahme bereit war.
»Es ist schon gut, Torvac«, lächelte ich meinem Beschützer zu, »wir sind ja nicht weit weg.« Grummelnd blieb er zurück.
Unser Weg führte über einen schmalen Pfad steil hinauf, bis das Gebiet flacher wurde und zu einem sanft ansteigenden Hügel wechselte.
Auf den gesamten Hang hinweg befanden sich rauchende und spritzende Löcher. Schwefel hatte den Stein gelblich gefärbt und ein stechender Geruch hing unverkennbar in der Luft. Eine verwitterte Treppe zog sich in mehreren Windungen hinauf. Sie wurde direkt in den rauen Stein geschlagen. Große Felsbrocken versperrten die Sicht auf den Kamm. Wenn sie gelöst würden, hätten sie auf ihrem Weg ins Tal alles unter sich zermalmt und eine Steinlawine nach sich gezogen.
Unbeeindruckt der Gefahr schritt ich hinter Scrag die Stufen hinauf. Wir umrundeten einen massiven Findling und erreichten ein Plateau. In Gruppen standen auf Speeren gespießte Schädel zusammen. Gelblicher Nebel wallte kniehoch über dem Boden. Unter zwei gekreuzten Speeren hing ein großes, rotes Horn mit goldenen Gravuren. Kleine Räucherbecken verteilten sich um diese Stelle, vor der sich Scrag hinkniete. Er huldigte Buu-naa, der sie ausgewählt hatte, über die Welt zu herrschen. Dabei entzündete er kleine, dunkel rauchende Feuer. Es roch nach verbrannten Haaren gewürzt mit trockenen Fäkalien. Mühsam konnte ich ein Niesen unterdrücken.
Nach einer Viertelstunde erhob sich der Glaubenskrieger, verneigte sich und führte das Horn an seine Lippen. Zunächst hörte ich nichts sondern spürte nur ein gedehntes Vibrieren im Bauch, das an Stärke zunahm. Tiefes Brummen echote daraufhin von den umliegenden Gipfeln wider. Steine prasselten den Hang hinab. Erst mehrere Minuten, nachdem sich Scrag von dem Horn getrennt hatte, verebbten die tiefen Laute.
Ohne Vorwarnung begann der Boden unter meinen Füßen zu beben. Ein neues Dröhnen erklang, nur weitaus gehaltvoller. Dann wirbelte der gelbe Nebel inmitten des Plateaus auf. Als der Schleier sich legte und der Ton verklang, erblickte ich den gigantischen Schädel eines roten Drachen. Rauch wallte durch die Gesichtszüge – nicht der Körper selbst war erschienen, sondern ein Abbild seines schlafenden Geistes, für mich nicht minder Ehrfurcht erregend. In den glühenden Reptilienaugen, so groß wie mein Kopf, brannte Alter und Macht. Die Macht der Jahrtausende. Aus dem Maul ragten spitze Zähne, die so lang wie meine Oberschenkel waren. Mehrere Hornreihen sprossen aus seinem Schädel und gingen in vier nach hinten gewundene Hörner über. Sein Kinn verlief nach unten hin spitz zu und formte so einen starren Bart, der ihm Würde und Erhabenheit verlieh. Ehrfurcht ergriff mich und lähmte meine Muskeln. Scrag hatte sich bereits zu Boden geworfen.
»Oh, ehrwürdiger Amogoron, Herrscher über das Orgkebirge, dein treuer Untertan hat das Horn von Malrikesh erklingen lassen, um Euren Rat zu erflehen. Prinzessin Crish vom Tempel der Scharlachroten Königin bittet um Euer Gehör.«
»Sprecht!« Die tiefe Stimme des uralten Wyrms brachte meinen ganzen Körper zum Zittern. Sie durchfuhr mich mit solcher Kraft, dass ich mich den Worten nicht hätte widersetzen können. Ich fühlte mich winzig, nicht nur in körperlicher Länge.
Um meiner Ehrfurcht Ausdruck zu verleihen, verneigte ich mich sehr tief und wählte meine Worte so diplomatisch, wie ich nur konnte. »Majestät, als Vertreterin der dunklen Allianz, in deren Diensten ich stehe, führt mich der Weg in das Orkgebirge, um das Feurige Auge zu betreten. Nur hier kann ich die Essenz eines großen Feuerelementarwesens bekommen, die für das Gelingen unserer Verbindung unabdingbar ist. Demütig bitte ich Euch um die Erlaubnis, meinen Weg fortzusetzen.«
In der folgenden Stille spürte ich ein durchdringendes Pulsieren im Felsen tief unter meinen Füßen. Das Blut in meinen Ohren rauschte und mein Herz schlug aufgeregt unterhalb meines Busens. Kühlender Schweiß bildete sich auf meiner Stirn gefolgt von einem ziehenden Schmerz in meinem Schädel. Unterbewusst reagierte ich auf diesen mentalen Angriff – Amogoron las in meinen Gedanken! Meine Schläfen pochten bei dem Versuch, ihm nicht alle Geheimnisse meines Geistes zu offenbaren, doch es wäre anmaßend zu behaupten, ich hätte gegen seine überragende Intelligenz den Hauch einer Chance gehabt.
Dann endete sein Zugriff so unvermittelt, wie er gekommen war, doch ein dumpfer Schmerz blieb.
»Ja, ich sehe diese Notwendigkeit«, jedes seiner Worte war ein Donnerhall, ein Ausbruch an Macht, »die Bitte sei gewährt.«
Alle Gesichtszüge verwirbelten ineinander, bis nur noch sein rechtes Auge zu erkennen war, das sich musternd in meine Gedanken brannte. Was hatte er noch gesehen? Ich taumelte einige Schritte und als ich wieder aufsah, breitete sich der gelbe Nebel wie unberührt auf dem Plateau aus.
Ergriffen von der Präsenz des Drachen brauchte ich einige Augenblicke, bis ich mich wieder beruhigt hatte und mit Scrag das Plateau verließ.
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