Leidenschaft. Andreas Nass
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Nun war ich es, die grinste und die Waffe ableckte.
Hinter mir brüllte Torvac und stürmte mit gesenktem Kopf auf das Schurkenpack zu. Grunzend sprangen weitere Orks von den niedrigen Dächern herab. Einer klatschte feucht auf den Boden auf, ein anderer wurde noch in der Luft von der wirbelnden Axt gespalten.
Nur reine Verzweiflung konnte das Lumpenpack dazu bewegt haben, uns anzugreifen. Die Hoffnung, mich als schnelle Beute wegzuschleifen, starb ebenso schnell wie das erste Dutzend des Diebesgesindels.
Als unsere Begleiter in die Gasse bogen, hatten sich die verbliebenen Angreifer angesichts abgetrennter Köpfe und blutiger Rinnsale schon davongemacht.
Torvac blutete aus vereinzelten Schnittwunden, die jedoch nicht bedrohlich waren. Bei mir blieben nur Löcher in der Lederweste zurück. Ohne magische Waffen konnte kaum ein Sterblicher meine außerweltlichen Selbstheilungskräfte überwinden.
Den beiden von mir Getöteten hackte ich die rechte Hand ab. Bei Torvac musste ich die Gliedmaßen nur einsammeln. In seiner Berserkerwut hatte er den Pöbel zerstückelt.
Von einem verlassenen Händlerstand nahm ich einen Sack und stopfte die Ausbeute hinein.
»Holen wir die Pferde«, sagte ich zu meinen Begleitern, »bevor wir noch die ganze Gosse vom Abschaum befreien müssen.«
Bis die Tiere gesattelt waren, hatte sich eine Patrouille am Gasthaus eingefunden. Sie trugen dreckige Lederrüstungen und hatten lange Speere in den schwieligen Händen. Fassungslos sah der vorderste Ork auf den blutverschmierten Sack.
»Wenn ihr den Rest sucht«, sprach ich die Soldaten an, »dann schaut in die Gasse dort drüben. Das Pack hat es gewagt, mich anzugreifen, und ich frage mich, warum erst jetzt Bewaffnete auftauchen. Wer führt die Patrouille an?«
Unter meinem strengen Blick rührte sich keiner der Orks, dann schubsten zwei ihren Anführer nach vorne.
»Ich führe den Trupp. Feldwebel Zoti«, krächzte der krummbeinige Ork, dessen Lippen so wulstig waren, dass seine Aussprache darunter litt. Auf seinem Kopf hatte er einen stählernen Topfhelm, dessen Nasenschutz auf der Knollennase aufsaß.
»Nun denn, Feldwebel, ich bin äußerst ungehalten über den Empfang, der mir bereitet wurde.« Ein leichtes Glimmen meiner violetten Augen verstärkte meine ärgerliche Stimme. »Im Gespräch mit dem König werde ich Vorschläge unterbreiten, wie er seine Wachen besser motivieren kann.«
Zoti schluckte schwer und fing an zu stammeln. »Niemand hat gesagt, nobler Besuch sei in der Stadt. Bin einfacher Patrouillenführer …«
»… der nicht gelernt hat, wie er sich gegenüber einer Prinzessin zu verhalten hat!«, schrie ich ihn an. Ein Schnippen meiner linken Hand beförderte die Blutdornenpeitsche aus dem Handschuh in die Faust. »Auf die Knie, Wurm!«
Unter dem Knall der Peitsche fiel der Feldwebel zu Boden. Seinen Speer hatte er vor Schreck losgelassen. Auch seine Soldaten zuckten zusammen.
»Vergebung«, wimmerte der zitternde Fellhaufen vor mir. Mindestens einer seiner Männer belustigte sich über das Schauspiel.
»Schweigt! Sorgt dafür, dass ich unbehelligt vom Pöbel zum Palast gelange, dann vergesse ich diesen Vorfall…«, ein dämonisches Lächeln huschte über meine Lippen, »… vielleicht.«
Als wäre meine Drohung nicht genug, sprang Gargarhaykal aus dem Ätherraum hinaus und landete sicher neben mir. Flammen zogen ihre Spur hinter ihm her. Mit gefletschten Reißzähnen besah er sich die versammelten Orks, als suche er sein erstes Opfer aus. Wahrscheinlich tat er das auch. Die gesamte Patrouille hatte sich einige Schritte zurückgezogen, nur der Feldwebel wagte es nicht, sich zu rühren.
Meine Peitsche verschwand mit einer geflüsterten Losung im Aufbewahrungshandschuh und ich bestieg das riesige Ross. Ein Schwung meines Kopfes wirbelte meine langen Haare nach hinten. Erhobenen Hauptes sah ich auf die Wachen hinab.
Neben mir schulterte Torvac seine Axt, Hufgetrappel verriet mir, dass meine Begleiter sich hinter mir einreihten. Nun war es am Feldwebel, seine Soldaten anzutreiben und mir eine Schneise durch die Bevölkerung zu bahnen.
Unsere Prozession erzeugte einiges an Aufsehen. Gerüchte über mich eilten uns voraus, denn immer mehr Schaulustige drängten sich um einen guten Platz.
Bis wir die oberste Ebene erreichten, hatten weitere Patrouillen die erste verstärkt. Die zusätzlichen Wachen waren auch notwendig, um die gaffende Bevölkerung von uns abzuhalten.
Das Palastgebäude ähnelte einem gigantischen Echsenschädel mit zwei hoch aufragenden Hörnern. Den Eingang bildeten die beiden Nasenlöcher.
Bedienstete kümmerten sich um die Reittiere, Hacasin und Sha’Red blieben bei ihnen. Torvac ging rechts neben mir, Sith’e’thak blieb auf meiner linken Seite etwas zurück. Mir folgten Chalice und dahinter die Zwillinge. Mit weiten Schritten meiner langen Beine trat ich in das Innere des Gebäudes. Mein Umhang bauschte sich hinter mir auf.
Runde Fenster reihten sich zu beiden Seiten entlang eines weitläufigen Saales. Sie warfen dämmriges Licht auf das Spalier der Palastwache, die ihre langen Speere nach innen geneigt hatten. Die Wächter waren sehr stämmig und blickten grimmig drein. Ihr König thronte auf den Schädeln getöteter Feinde, Speere dienten ihm als Rückenlehne. Auf mich wirkte diese Demonstration männlicher Kampfeskraft eher lächerlich. Viel imposanter fand ich die beiden neben dem Thron stehenden Orks. Auf ihrem Lederpanzer glomm ein flammendes Auge, das Zeichen der Glaubensfanatiker von Buu-naa. An Stelle ihrer rechten Augen klaffte ein Loch, dessen Ränder wie ausgebrannt wirkten. Zahlreiche, wulstige Narben überzogen ihren Schädel. Auf dem Rücken hatten sie eine ungewöhnliche Axt, die an beiden Enden über eine doppelseitige Klinge verfügte. In ihren knorrigen Händen hielten sie einen blutroten Speer. Ihre verbliebenen Augen musterten mich von Kopf bis Fuß. Ein Anhänger des Buu-naa kaute beständig auf einem Finger, dessen Kuppe aus seinem Mundwinkel ragte. An einem Lederband um den Hals hingen weitere Finger.
Ich stolzierte mit bezaubernd schwingenden Hüften auf den König zu und umgab seinen Geist mit freundschaftlichen Gefühlen.
Bevor ich auf zehn Schritte an den Thron heran war, trat der nicht kauende Fanatiker vor, schlug mit dem Speer auf den Boden und richtete seine bellenden Worte an mich. Dank meiner Sukkubusfähigkeit, alle Sprachen zu verstehen und zu sprechen, bildeten die harten Laute ehrvolle, ja geradezu höfische Sätze.
»Wer macht König Zuboko vom Stamm der Kultruk seine Aufwartung?«
»Sagt König Zuboko«, den ich intensiv ansah, »dass Prinzessin Crish vom Scharlachroten Tempel in wichtigen Staatsangelegenheiten zu ihm gekommen ist.«
Ein Raunen ging durch die Reihen. Offenbar hatte ich gerade die vorausgeeilten Gerüchte bestätigt. Der König beugte sich vor und wartete nicht die Worte seiner Leibgarde ab.
»Viel Aufsehen für eine Prinzessin, deren Eintreffen unerwartet, aber willkommen ist.« Die spitzen gelben Zähne, die sein Lächeln hervorrief, wirkten nicht so charmant wie seine Worte. »Ghorn, mach unserem Gast Platz, damit er näher treten kann.«
Kurz verharrte das ockerfarbene Auge auf mich, dann drehte sich der Gardist zur Seite.