Die Fallschirmjäger der Fremdenlegion. Thomas GAST

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Die Fallschirmjäger der Fremdenlegion - Thomas GAST

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       2. REP. 1965 - 2015

      Tschad – Herz der Finsternis

       La Légion marche vers le front

       En chantant nous suivons,

       Héritiers de ses traditions

       Nous somme s avec elles.

      Die Legion marschiert voran.

      Singend folgen wir.

      Die Erben der Traditionen.

      Wir sind mit ihr.

       La Légion marche - Lied des 2. REP

      Als ich das erste Mal mit dem Phänomen Tschad in Berührung kam, ging der September 1987 gerade zu Ende. Die 1. Kompanie des zweiten Fallschirmjägerregimentes, in das ich von Guyana kommend abkommandiert wurde, hielt sich damals im fünftgrößten Land des afrikanischen Kontinents auf, sprang dort von einem Einsatz zum nächsten. Bis zu ihrer Rückkehr hatte man mich zum Ober im Saal der Leutnants in die Caserne Sampierio auf die Zitadelle von Calvi verdammt. Um mir die Zeit zu vertreiben, las ich alles, was mir, den Tschad betreffend, zwischen die Finger kam. Das erste Buch besaß höchste Brisanz. Geschrieben hatte es ein gewisser Pierre Claustre. Der Autor erzählte darin von der Claustre-Affäre. Im Jahr 1974 griff eine von Hissène Habré angeführte Toubou Rebellengruppe die Stadt Bardaï in Tibesti, im Norden Tschads, an und entführte drei Europäer. Christophe Staewen, einen deutschen Schriftsteller, Arzt und Neffen des damaligen Bundespräsidenten Heinemann, Françoise Claustre, eine französische Ethnologin und Archäologin, die am nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung arbeitete, und Marc Combe, einen Entwicklungshelfer. Staewens Frau, Elfriede, wurde bei dem Überfall getötet. Christophe Staewen selbst kam nicht zuletzt auch deshalb frei, weil die Bundesrepublik 2,2 Millionen Mark Lösegeld zahlte. Françoise Claustre aber blieb in den Händen der Toubous. Mit Major Pierre Galopin, einem französischen Offizier, Geheimdienstmann und Unterhändler, der sich um die Befreiung der Geiseln bemühte, machten die Toubous kurzen Prozess. Nach grausamer Folterung wurde er mitten in der Tibesti Wüste an einem Baum aufgeknüpft. Die Geiselnahme von Frau Claustre dauerte drei Jahre. Das Buch „l'Affaire Claustre“ führte mich als Leser durch die grandiose Landschaft der Borkou-Ennedi-Tibesti Wüste und hinein in Ereignisse, die einst auch für die Fremdenlegion geschichtsträchtig waren.

      Der lange Weg bis zur Unabhängigkeit Tschads von Frankreich im Jahr 1960 war steinig, die Meilensteine dorthin klassisch. Zuerst unterlag das Land dem französischen Protektorat, dann wurde es eine Kolonie. Es folgten nicht enden wollende Rebellionen. Dreimal mehr Raum bietend als Frankreich, erstreckt sich das Staatsgebiet großflächig zwischen Libyen im Norden und der Zentralafrikanischen Republik im Süden. Im Norden dominieren unzugängliche, zerklüftete Massive und die vulkanischen Gebirge des Tibesti die Landschaft. Unterirdische Flüsse speisen im Landesinneren kleine, in Talkesseln liegende Ergs und Oasen, während im Westen und im Süden Feuchtgebiete den Tag sehen, die an die braun-grüne Savanne der Nachbarländer erinnern. Nichts gleicht einem Sonnenaufgang in der Gegend um Abéché. Nirgends auf der Erde ist die Luft reiner als am Tschadsee. Kaum anderswo funkeln die Sterne so hell und atemberaubend schön wie im Erg du Djourab, und kein natürliches Monument erscheint identischer als der Hadjer el Hamis, der Felsen der Elefanten. Unwirklich und gleichermaßen real wie aus einem Gemälde von Joseph Eugen von Guérard wirken die zahlreichen Inselberge in der Guéra Provinz, dort wo der Norden der Zentralafrikanischen Republik sich mit dem Süden des Tschad vereint.

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       Hadjer el Hamis, der Felsen der Elefanten.

      Ich weiß das, denn ich kenne all diese Orte. Im Jahr 1991 betrat ich den Tschad zum ersten Mal. Angeführt von unserem Regimentskommandeur, Remy Gausseres, einem alten Baroudeur (Haudegen), einst Kompaniechef der dritten Kompanie, waren wir gekommen, um an der Operation Épervier teilzunehmen, also um das fortzusetzen, was unsere Vorgänger 1969 begonnen hatten.

      Operation Limousin 1969 -1970

      Das Eingreifen der französischen Truppen im Tschad 1969 bis 1970 war, nach Algerien, gleichzeitig die erste Militärintervention Frankreichs in einem souveränen, afrikanischen Land. Dieser Intervention gaben die Franzosen den Namen „Limousin“. Auf dem Höhepunkt der Militäroperation kämpften 2500 französische Soldaten, inklusive des gesamten 2. REP im Tschad. Ziel war es, die Hauptstadt N’Djamena, die bis 1973 noch Fort Lamy hieß, vor der Offensive der Rebellen der Front de Libération Nationale du Tchad (FROLINAT) zu schützen. Bei der FROLINAT handelte es sich um eine erst kürzlich entstandene Bewegung. Der Hass Nord-Süd aber, der für ihre Gründung verantwortlich gemacht wurde, saß von Beginn der Zeit an immer schon tief. Wir werden hier etwas an Ruanda und an das Verhältnis zwischen Hutu und Tutsi erinnert. Die feinzügigen, fast hellhäutigen Araber im Norden des Tschad sahen die Schwarzen im Süden von jeher als ihre Sklaven an. In seiner unendlichen Weisheit hatte Gott es so entscheiden. Erst als das Land die Unabhängigkeit erreichte, nahmen die Schwarzen ihre Revanche, und die war grausam. Sie, die Christen und Animisten, rissen den Großteil der zentralen Ämter an sich. Sie traten plötzlich als eine Art Herrenrasse in Erscheinung, eine Ethnie, die in allen Belangen bevorzugt wurde. Sonderrechte auf der einen und Benachteiligungen auf der anderen Seite, das ergab schon immer ein explosives Gemisch, aus dem unweigerlich Flächenbrände entstanden. Die Rebellen, hagere, von der Sonne gebräunte Muslime, Toubous, Hirtennomaden und Karawanenführer, kämpften ab sofort gegen das mit unbarmherziger Härte geführte Regime des Präsidenten François Tombalbaye. Der aus dem Süden stammende Protestant hatte nur Missachtung für die Araber des Borkou-Ennedi-Tibesti und für die Teda und Daza des Toubou Volkes übrig. Deshalb der Aufstand, ebendaher die Revolte. Gegründet wurde die FROLINAT 1966 in Nyala, im Sudan. Nicht wenige Denker und Lenker im Tschad sagten, sie sei nur eine Speerspitze des libyschen Imperialismus, der versuche, eine tiefe Wunde in die Flanke des Landes zu reißen. Was den Führern der Bewegung, Ibrahim Abatcha allen voran, tatsächlich im Kopf herumging, ihre wahren Absichten und ihre realen Ziele, das sei dahingestellt. Für die Menschen im Norden stellte sie nur eine Vereinigung halbwüchsiger Burschen dar, wozu auch dieser Habré gehörte. Die Männer hatten einen Traum, und der war nicht mal so schlecht. Sie träumten nämlich davon, nicht diese ständig steigenden Steuern zahlen zu müssen, damit sich die Herren aus dem Süden nicht noch mehr die eh schon dicken, fetten Bäuche vollschlagen konnten. Sie träumten, dass Willkür, Gewalt und Machtmissbrauch, die immer dann ins Spiel kamen, wenn sie nicht in der Lage waren, diese Steuern zu zahlen, endlich aufhörten. Und sie wollten, dass die Regierungssoldaten die Finger von ihren Frauen und Mädchen ließen. Und der Traum bestand aus dem Stoff, aus dem sich die Rebellen selbst schmiedeten. Rebellen, die besser schießen, die schneller und weiter laufen konnten und die verbissener ans Werk gingen als ihre Gegner, die Soldaten der Armee. Im zerklüfteten Land im Norden Tschads bauten sie ihre uneinnehmbaren Bastionen aus. Wurden sie verfolgt, so zogen sie sich über die Grenze nach Darfur in den Sudan oder in die Zentralafrikanische Republik zurück. Deshalb befanden sich ihre Basiscamps auch teilweise grenznah im Südosten des Landes in und um Am-Timan, aber auch in der Region um Mongo. Das Bollwerk, das Zentrum des Widerstandes jedoch, blieb der hohe Norden, die Steinwüste des Tibesti. Aus dem Nichts heraus stellten die Aufständischen zwei Armeen auf. Die erste Armee bestand aus Kämpfern der Ethnie der Ouaddaï. Die zweite Armee vereinte Gleichgesinnte der Ethnie der Gorane, der Toubou also. Die Toubou waren hervorragende Kämpfer, das Beste, was Afrika zu bieten hatte. Die Gefahr, dass die beiden Armeen schnurstracks nach Fort Lamy marschierten, schätzten die Militärs Ende des Jahres

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