Die Fallschirmjäger der Fremdenlegion. Thomas GAST
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Der Sergent nickte. »Ich zähle sechs, und du?«
»Richtig. Und sie klettern wie Gämsen.«
»Was schätzt du, hundertfünfzig Meter, mehr?«
Der Legionär überlegte kurz und stimmte dann zu. »Hundertfünfzig. Wir könnten sie von hier aus alle auf einmal erledigen.«
Einige Sekunden darauf hallte das Echo der Schüsse von den Berghängen wider. Das Feuer war präzise und wirkungsvoll. Vier der sechs Rebellen starben, zwei hingegen gelang die Flucht. Sie hatten sich, so schien es, einfach in Luft aufgelöst. Im Dorf blieb die zweite Kompanie inzwischen nicht untätig. Auberts Männer stöberten eine versteckte Rebellengruppe auf und töteten in einem kurzen Feuergefecht den verantwortlichen Rebellenchef der gesamten Nord-Region des Borkou-Ennedi-Tibesti. Im Versteck fanden sich Dokumente von großer Bedeutung, einige Kriegswaffen, Nahrung, Waffen und Munition. Auch in Massloua bei Am-Timan kam es zu Kämpfen. Achtundsechzig Rebellen starben im Kugelhagel der Legionäre, und es war wie ein Wunder: Bisher gab es unter den Paras nur einige Leichtverletzte. Die Erfolge konnten jedoch nicht die Tatsache beiseitefegen, dass sich die Situation überall im Land drastisch zuspitzte. Und so kam es, dass die in Calvi verbliebenen Kompanien der Paras sich eine nach der anderen einfanden. Am 7. Oktober traf das EMT-2 unter dem Befehl des Major Malaterre im Tschad ein, und am 25. Oktober war das ganze Regiment, Oberst Lacaze an der Spitze, komplett im Einsatz. Darunter die dritte Kompanie, die schwere Kompanie, damals CAE, heute Compagnie d'éclairage et d'appui (CEA), sowie eine motorisierte Einheit, die Compagnie motorisée de la Légion étrangère (CMLE). Letztere bestand aus Legionären des ersten Fremdenregimentes. Die Operation „Cantharide“ konnte also beginnen. Ziel der Operation war es, das gesamte Gebiet im Dreieck Bokoro-Melfikole-Bitkine zu befrieden. Die Resultate hingegen blieben aus. Sobald die Legion in Erscheinung trat, tauchten die Rebellen unter. Überhaupt agierten die Rebellen nun eher in kleinen Gruppen, was es schwieriger machte, sie aus der Luft aufzuklären. Auch waren die zurückzulegenden Distanzen einfach zu erheblich, und die Legionärs- Kompanien zwischen Faya-Largeau, Mongo und Mangalmé zu weit auseinandergezogen. Wenn man die Legions-Einheiten abzog, die an der Grenze zum Sudan operierten, dann erwies sich die Rechnung als einfach: Eine Kompanie musste in einer Region für Ordnung sorgen, die so groß war wie die Insel Korsika. Das zu stemmen war auch mit Unterstützung aus der Luft kein Leichtes. Ganz automatisch wurden die Patrouillen mit den Kfz seltener und kürzer, bis sie irgendwann ganz aufhörten. Schwer wog auch die Tatsache, dass im Nachbarstaat Libyen ein gewisser Muammar al-Gaddafi inzwischen die Macht an sich gerissen hatte. Sein Regime unterstützte die FROLINAT, und wer Unterstützung sagte, der meinte moderne Waffen, Munition im Überfluss und bessere Informationen über den Feind. Die Legionäre waren gewarnt!
13. Februar 1970
»Sie wollen was?«
Leutnant Piétri dachte zunächst an einen Scherz.
»Ich muss meinen Bezirk inspizieren, ein paar Reden halten und den Bauern sagen, dass wir sie nicht vergessen haben. Und da könnte sich ein Begleitschutz als nützlich erweisen.« Der Unterpräfekt meinte es ernst. Die Lage in Mangalmé hatte sich mit dem Eintreffen der Legion in der Stadt und der Region sichtlich beruhigt. Um zu verhindern, dass die Rebellen sich die mentale Unterstützung der Bauern im Distrikt holten, wollte die Regierung jetzt handeln. „Kavallerist“ Piétri, der Verantwortliche für die Garnison Mangalmé, stimmte sofort zu.
»Wie viele Männer benötigen Sie für Ihre Kampagne?«
»Das liegt einzig und allein in Ihrem Ermessen, cher lieutenant!«
»Gut! Ich stelle Ihnen einen Zug ab, dazu drei Fahrzeuge und einen Chef, von dem ich große Stücke halte!«
Der Unterpräfekt blinzelte.
»Ich komme persönlich mit«, lachte der Leutnant. »Also, wann geht es los?«
Am nächsten Morgen pünktlich zum Sonnenaufgang rückte der Zug aus. Die Sitzflächen der Dodges waren aus Holz. Das war gut für ein paar Stunden, danach aber wurde es schnell unbequem. Wie immer, wenn Legionäre vorrückten, ob zu Fuß oder mit dem Fahrzeug, beachteten sie auch dieses Mal strenge Regeln. Das Prinzip „keine Bewegung ohne Feuer, kein Feuer ohne Bewegung“ steckte tief in ihrem Blut. Sobald sie sich einem Dorf näherten, fuhr ein Element in Deckung, saß ab und brachte sich in optimaler Kampfentfernung zum Ziel in Stellung. Eine Gruppe sicherte die Zufahrtswege, während der Rest des Zuges in den Ort eindrang, um zu sehen, ob dort die Luft rein war. Erst dann begab man sich getrost zum Marktplatz, wo der Unterpräfekt seine Reden schwang. Gegen Mittag erreichten sie ein völlig unscheinbares Dorf. Während der Unterpräfekt die Dorfbewohner zusammentrommelte, sah sich Leutnant Piétri etwas in der Gegend um. Und er sprach mit einigen Einwohnern. Was er in Erfahrung brachte, verpasste ihm augenblicklich einen gewaltigen Adrenalinstoß.
»Die Rebellen waren hier!«
»Wann?«
»Eben erst, vor einer Stunde.«
Piétri sah nach Westen hinüber. Dort begann es bereits zu dämmern.
»Und wo sind sie hin?«, fragte er innerlich aufgewühlt.
Der alte Bauer wies in eine Richtung. »Da rüber.«
»Verdammt, muss man dir jeden Wurm einzeln aus der Nase ziehen? Wie viele waren es?«
»Dreimal so viele, wie ihr es seid«, sagte der Bauer lachend und zeigte dabei eine Reihe verfaulter Zähne. »Und jede Menge Waffen hatten sie auch dabei. Funkelnagelneue sogar.«
Nun gab es nichts mehr, was Leutnant Piétri zurückhalten konnte.
»Gruppenführer, aufsitzen lassen!«, brüllte er, sprang auf sein Fahrzeug und brauste davon. Die Befehle gab er unterwegs per Funk.
»Direktion immer mir nach, Reihenfolge egal, Feuer frei auf Imitationen oder wenn ihr die Rebellen als solche ausmachen könnt. Eine Rebellengruppe ist auf dem Weg ins nächste Dorf, deshalb!«
Die Legionäre, von den vorausgegangenen Manövern in der prallen Sonne noch völlig erschöpft, waren plötzlich hellwach. Zwei Fahrzeuge schossen an Piétri vorbei und rasten mit voller Geschwindigkeit auf die Rebellen zu, die sich genau in dem Augenblick zeigten, in dem die Sonne langsam am Horizont erlosch. Das anschließende Gefecht war kurz, aber heftig. Ein Legionär wurde dabei schwer verletzt, elf Rebellen getötet.
Wahre Anekdoten.
Leutnant Piétri wurde gegen Ende des Tschad-Aufenthaltes von einer Kugel erwischt. Sie traf ihn in die Brust. Einmal im Krankenhaus in Fort Lamy, hatte der Leutnant jedoch nichts Besseres zu tun, als die „Mauer“ zu machen. Er hatte es vor Langeweile nicht mehr ausgehalten und streifte deshalb nachts durch die Bars.
Ein Legionär, der bei einem Einsickern hinter die feindlichen Linien den Marsch seines Zuges nach hinten sicherte, wurde auf ein Knistern in seinem Rücken aufmerksam. Da er aber in der stockdunklen Nacht nichts Ungewöhnliches sah, und zwischendrin immer mal alles friedlich war, dachte er sich nichts weiter dabei. Erst als das Geräusch nach einigen Minuten wiederkehrte, ging er in die Hocke und zielte mit dem Gewehr in die Richtung, aus der er gekommen war. Schon bald darauf löste sich ein riesenhafter Schatten aus der Dunkelheit. In seinen Spuren lief tatsächlich ein Löwe.
Mit dem Beginn des Jahres 1970 änderte sich vieles. Urplötzlich tauchten neuwertiges Gerät und moderne Waffen in den Händen der Rebellen auf. Bewegten sie sich gestern