Die Fallschirmjäger der Fremdenlegion. Thomas GAST

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Die Fallschirmjäger der Fremdenlegion - Thomas GAST

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und im Kampf recht unerfahren, konnte sie nichts unternehmen, was die FROLINAT in ihren Zielen in irgendeiner Weise hätte beeinflussen können. Also bat der starke Mann Tschads Frankreich um Beistand. In der Tat gab es seit Mai 1961 mehrere geheime Militärabkommen zwischen den beiden Staaten, und so löste der Tschad de facto nur das bereits bezahlte Ticket ein. Die zu Hilfe eilenden Truppen Frankreichs gliederten sich in zwei Säulen: Soldaten der Marineinfanterie und Fremdenlegionäre.

       Nizza / Fort Lamy, 16. April 1969

      Das 390 Mann starke Legionärskontingent, kurz EMT-1, bestand aus der ersten und der zweiten Kompanie des 2. REP sowie aus einem Führungsstab und einer kleinen Stabs- und Versorgungskompanie. An Bord von 2 DC-8 verlegten sie frohen Mutes und von Neugier erfüllt von Nizza nach Fort Lamy. Die Waffen in der Hand, marschierten sie am nächsten Tag singend und im Gleichschritt im Camp Dubut ein.

       En Afrique malgré le vent, la pluie.

       Guette la sentinelle sur le piton.

       Mais son cœur est au pays chéri.

       Quitté pour voir des horizons lointains.

       Ses yeux ont aperçu l’ennemi qui s’approche.

       Qui s’approche. L’alerte est donnée, les souvenirs s’envolent.

       Maintenant au combat.

      In Afrika trotz Wind und Regen.

      Der Posten wacht auf den Gipfeln.

      Aber sein Herz ist im geliebten Land.

      Losgezogen um ferne Horizonte zu sehen.

      Seine Augen sehen den Feind, der sich nähert.

      Der sich nähert. Die Warnung wurde gegeben, Erinnerungen kommen hoch.

      Auf in den Kampf.

      „En Afrique“, Legionslied. Ursprung: „Auf Kreta, bei Sturm und bei Regen“

       Ehemaliges deutsches Fallschirmjägerlied im zweiten Weltkrieg

      Das gesamte Détachement sollte an die Front verlegt werden, am besten am nächsten Tag, doch die knallharten Realitäten sprachen dagegen. Die zur Verfügung stehenden Fahrzeuge, sprich „Sektor“, rosteten seit langer Zeit schon vor sich hin. Sie auf Vordermann zu bringen erforderte etwas Geduld und viel Können. Eilig schienen es die Legionäre nicht zu haben, denn das Cameronefest stand unmittelbar bevor. Das wollten sie, wenn schon, in Fort Lamy feiern und nicht in einem abgelegenen Dorf in der Wüste. Wie bereits erwähnt, war es das erste Mal, dass die Paras Legion im Tschad zum Einsatz kamen. Einige alte Hasen unter ihnen haderten noch mit dem Rückzug aus Indochina, mit dem Verlust Algeriens und dem Abzug der Legion aus ihrer Hochburg Sidi-bel-Abbès. Doch Calvi, da waren sich alle Paras einig, erwies sich als weit besser als Ain-El-Turk oder Bou-Sfer (auch Aïn Boucefar), ihre letzte Garnison in Algerien. Tschad, das war wieder etwas völlig anderes. Es öffnete sich hier ein absolut unbekanntes Kapitel, mit einer vor kurzer Zeit entstandenen, vielversprechenden Legionärs- Generation. Vorbei die Idee des Festkrallens an Ländern, die einem nicht gehörten. Nicht gehören wollten! Vorbei auch die Zeiten, in denen der Legionär nicht wusste, wo und für was er kämpfte. Mangalmé, ein Ort gefährlich nahe der Grenze mit dem Sudan, war vor einigen Wochen von einer konsequenten Rebellengruppe angegriffen worden, und seitdem hatte man nichts mehr von dort vernommen. Es herrschte absolute Funkstille. Die reguläre Armee hütete sich, einen Vorstoß zu wagen, der sie an die Grenze zum Sudan oder auch nur annähernd in die Gegend führen würde. Sollten sich doch die Legionäre darum kümmern. Die Offiziere, Unteroffiziere und Legionäre des 2. REP kannten Land und Leute kaum, hilfreiche geographische Karten gab es nicht, und das Klima war erdrückend. Doch man passte sich an. Ihr Chef, Commandant Louis de Chastenet d'Esterre, der zwei Jahre lang in Colomb-Béchar (Algerien) in den Rängen des Deuxième Étranger verbracht hatte, war mit Wüstenregionen jedoch bestens vertraut. Wissen verbreitet sich flink, und so sah die Truppe, die am 28. April in Richtung Guéra-Provinz nach Mongo und Mangalmé ausrückte, nicht aus wie eine Einheit der Fallschirmjäger der Legion, sondern eher wie eine verschworene Bande, wie echte Söhne der Wüste. Sie trugen den landestypischen Chéche um den Kopf, hatten Sonnen- und Motorradbrillen auf, und die Ärmel der Uniformwesten waren so weit wie möglich nach unten gerollt, sodass kein Flecken Haut der gnadenlos vom Himmel brennenden Sonne ausgesetzt war. Das grüne Barett fand in der Tiefe des Rucksacks Platz, der Chapeau de Brousse, der ockerbraune breitkrempige Dschungelhut, zierte von nun an kantige, kahle Schädel. Die Legionäre waren nicht gekommen, um Krieg zu führen, so zumindest flüsterten es die Spatzen von den Dächern, sondern um einen solchen zu verhindern. Schießen?

      Ja, aber nur in absoluter Notwehr!

      In Mongo angekommen, wurde sofort ein Zug zum Schutz des Außenpostens befohlen, der Rest spaltete sich in zwei Kolonnen. Eine davon, es handelte sich um die erste Kompanie (Capitaine Saval) unter dem Befehl von Major Chastenet, schlug den südlichen Weg Richtung Mangalmé ein. Sie fuhr durch das Telfan Gebirge direkt nach Baro, einer winzigen Ortschaft, in der das Bergvolk der Hadjeraï lebte und in der es eine katholische Mission gab. Die andere Kolonne mit der zweiten Kompanie (Capitaine Aubert) sollte durch das nördliche Steingebirge vorrücken. Und zwar über eine schmale Holperpiste mitten durch die Landschaft am Guedi-Berg. Die zu überwindenden Schluchten erwiesen sich als eng, tief und steinig, der Weg bergauf steil und kurvig, und so kam das Détachement der zweiten Kompanie, angeführt von Capitaine Milin, nur langsam und beschwerlich voran. Oft genug mussten die Legionäre absitzen und die Fahrzeuge schieben, was bei Temperaturen um die 45 Grad Celsius kein Leichtes war. Die Rebellen der FROLINAT lauerten auf ihre Chance, den Konvoi anzugreifen. Die bot sich ihnen völlig unverhofft am späten Nachmittag des 29. April.

      »Ein Panzergraben!«

      Leutnant Chiaroni, Stabsfeldwebel Kretschmar und Legionär Meyer trauten ihren Augen kaum. Der Graben an sich stellte keine erhebliche Gefahr dar, sicher aber die hundertfünfzig mordlustigen Rebellen, die plötzlich die Berghänge füllten. Macheten, Speere und alte Schusswaffen in den Händen, stürmten sie schreiend die Geröllhalden hinunter, direkt auf die drei Legionäre zu. Chiaroni sah auf seine Uhr und fluchte laut. Das Vorauskommando war längst außer Sichtweite. Es musste sich einige hundert Meter weiter im Osten aufhalten. Die zweite Kolonne hingegen war zu der Tageszeit sicherlich in der Gegend um Baro. Der Leutnant setzte sofort einen Funkspruch ab und zerstörte anschließend das Funkgerät mit gezielten Schüssen aus seiner Pistole, einer alten P.A.M.A.C. Modell 1950. Dann zeigte er auf eine kleine Ansammlung hoher Felsen am rechten Wegrand.

      »Dort hinüber, schnell!«

      Meyer hatte noch nie auf einen Menschen angelegt.

      »Wie ist die Lage?«, fragte er den Leutnant. Er lag auf dem Bauch, lugte hinter dem brüchigen Felsen hervor und fummelte nervös an seiner Pistole herum.

      »Bestens!«, gab der Leutnant ironisch zurück. »Es würde aber dennoch an ein Wunder grenzen, wenn wir das hier überleben.«

      »Sollen wir auf sie schießen?«

      »Du Armleuchter«, erwiderte der Leutnant streng. »Mit der Pistole?«

      Die drei Männer der Stabskompanie waren in der Tat nur mit Pistolen bewaffnet. Der Jeep, um den sich die Angreifer drängten, befand sich außer Schussweite. Noch hatte man sie nicht entdeckt. Der blutjunge Meyer war mit seinen Nerven fast am Ende. Den Blick des dienstälteren Kretschmar vermeidend, fragte er: »Mon lieutenant. Hatten

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