Die Fallschirmjäger der Fremdenlegion. Thomas GAST
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»Ja«, sagte er in einem milderen Ton. »Und Angst haben wir Alten heute immer noch, wir denken nur weniger dran. Dafür soll man sich nicht schämen.«
Meyer dankte ihm, indem er erleichtert einatmete und sich sichtbar entspannte.
»Einer von uns muss den Konvoi warnen«, sagte der Leutnant mit einem Seitenblick auf den Adjudant-chef. »Kretschmar, das ist Ihre Aufgabe.«
Mehr brauchte der erfahrene Adjudant-chef nicht zu wissen. Er warf einen Blick auf die Rebellen, sprang auf, huschte hinter die hohen Felsen und verschwand in ihrem Schutz lautlos und ungesehen in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Kaum hatte er die nächste Kurve erreicht, sah er schon die Kolonne, die sich langsam vom Westen her auf ihn zuschlängelte. Er lief ihr entgegen und winkte sie heran. Der Beifahrer des ersten Wagens war Heer, ein deutscher Sergent. Heer grinste. »Mensch, mon Adjudant-chef. Machen Sie hier oben vielleicht einen Spaziergang?« Doch dann fiel ihm ein, dass Kretschmar nicht alleine unterwegs gewesen war. Nur zum Spaß würde er sich wohl kaum zu Fuß in dieser unwirtlichen Gegend herumtreiben. Mit einem wütenden Blick und wenigen Worten klärte Kretschmar den Sergent auf. Zunächst verblüfft, tätschelte Heer seine Waffe, eine brandneue MAS 1949-56. Mit der, so waren sich alle Legionäre im Regiment einig, konnte er Wunder vollbringen. Er beugte sich nach unten zum Fahrer.
»Fahr langsam vor bis zur Kurve, mach schon!«
Der Fahrer tat, was der Sergent von ihm verlangte. Einmal Sicht ins Gelände, erkannte Heer den Ernst der Lage sofort. Mit einem prüfenden Auge hob er die Waffe an die Schulter und schoss seelenruhig Kugel um Kugel in die Meute der Rebellen. Er hörte auch dann nicht auf, als neben ihm eine Zwölf-Sieben Bordkanone losratterte. Der Zug des Leutnant Germanos hatte seine Stellung erreicht und nahm den Feind seinerseits unter Feuer. Fünfzig Rebellen fielen dem präzise geführten Feuergefecht und dem sofort eingeleiteten Gegenangriff zum Opfer.
»Schöne Sache, Heer«, nickte Germanos dem Deutschen zu, als die Waffen endlich schwiegen. »Das war absolute Präzision. Ich werde dafür sorgen, dass Ihr Name im Einsatzbericht erwähnt wird.«
»Kleinigkeit«, erwiderte Heer.
Kretschmar, der zugehört hatte, kriegte sich nicht ein.
»Und ich sorge dafür, dass Sergent Heer zwei Wochen lang Wache schiebt. In der Zeit kann er sich Gedanken darüber machen, wie man mit einem Adjudant-chef der Legion spricht, der wahrhaftig nichts anderes zu tun hat als bei 45 Grad im Schatten allein in der Gegend spazieren zu gehen!«
Nachforschungen ergaben, dass die Befehle, die den Hinterhalt ausgelöst hatten, auf Russisch über Funk gekommen waren. Anhand der erbeuteten Waffen und der Munitionsreste konnte auch eine eindeutige nachrichtendienstliche Spur in den Sudan gelegt werden. Die wichtigste Erkenntnis, die aus diesem Hinterhalt gezogen wurde, war die, dass die Rebellen die Legionäre zum Tanz gebeten hatten: Vorbei war die Zurückhaltung! Als nach der Operation alle Elemente des 2. REP in Mangalmé eintrafen, begann der Auftrag. Unablässig, Tag wie Nacht rückten die Patrouillen auf der Suche nach den Rebellen aus. Da man auf Helikopter verzichten musste, griff der Zug des Leutnant Piétri auf Pferde zurück. Das wurde nicht nur geduldet, sondern sogar begrüßt. Diese Art aufgesessene „Harka“ hatte sich bereits in Aïn Sefra (Algerien) bewehrt. In den darauffolgenden Tagen überschlugen sich die Einsätze. Zwischen Eref und Mangalmé wurden aus der Luft Rebellen entdeckt. Vier Sikorsky H-34 Hubschrauber mit einem Zug Legionäre an Bord hoben ab und landeten unweit der Stellungen der Banditen in einem engen Talweg. Kaum hatten die Maschinen den Boden berührt, schwärmten die Männer aus, umzingelten die Rebellen und töteten acht von ihnen. In diesem Trott ging es noch eine Weile weiter, doch die Rebellen lernten täglich dazu. Als ob es ihnen gerade eingefallen wäre, vermieden sie es plötzlich, tagsüber aktiv zu werden, und es schien gar, als ob sie den bewaffneten Kampf zeitweise ganz eingestellt hätten. Für die Paras war die Situation nicht unbedingt befriedigend. Die Zeit verging. Es gab zwar jeden Tag etwas zu tun, aber oft waren Müßiggang und Langweile der ärgste Feind der Legionäre in der Garnison Mangalmé. Alarmiert beugte sich De Chastenet über das Problem des sich unter den Männern breitmachenden Unmuts.
»Das ist normal«, beruhigte ihn Adjudant-chef Kretschmar. »Die Legionäre wollen kämpfen oder ficken. »Denen sind Marsch mit Gesang, der übliche Kasernendrill und die ständigen Corvées doch egal. Alles, was sie brauchen, ist ein gesalzener Einsatz. Oder Sie lassen Mädchen kommen. Ich könnte da was organisieren, bräuchte nur Ihr Einverständnis.«
»Das fehlte noch«, erwiderte der Kommandant barsch. »Aber bevor sie sich gegenseitig die Köpfe einschlagen …!« Er hielt inne und sah zum Fenster hinaus. Auf dem Vorhof standen Legionäre und gestikulierten mit Überschwang. Ihre lauten Stimmen drangen bis an seine Ohren.
»Mann, schaut mal, Hubschrauber!«
De Chastenet traute seinen Augen kaum. Aus der untergehenden Sonne heraus schälten sich ungewöhnliche Schatten. Hummeln gleich, flogen die Hubschrauber heran, drehten eine Schleife und landeten dann einer nach dem anderen auf dem Kasernenhof. Der Commandant rieb sich die Hände. Seinem Détachement waren definitiv die Hubschrauber zugeteilt worden, nach denen er immer wieder gefragt hatte. Außer sechs H-34 Truppentransporthubschraubern verfügten er und seine Männer nun über eine Alouette-2, eine H-34 „pirate“ – ausgestattet mit einer Bordkanone 20 mm – und über zwei Aufklärungsflugzeuge vom Typ Piper-Tripacer. Endlich konnten sie Aufklärung aus der Luft betreiben. Was den operationellen Teil anging, so dachte er daran, ähnlich zu agieren wie die Paras einst in Algerien. Die Piper oder die Alouette stöberten den Feind auf. Die H-34 brachten eine Einheit weit in seinen Rücken, wo die Männer sorgfältig angelegte Auffanglinien bildeten. Eine andere Einheit trieb ihnen die Rebellen dann direkt in die Arme. Auch erschien es unter diesen Umständen denkbar, weit im Hinterland, vor allem an den Pisten, die zur Grenze führten, ganz punktuell kleine Kommandos für einen nächtlichen Hinterhalt abzusetzen. In rascher Folge ereigneten sich mehrere Gefechte in der Region Bitkine, doch jedes Mal rückte die erste Kompanie aus, klärte die einzelnen Situationen und sammelte dabei wertvolle Kampferfahrungen. Die Legionäre gewöhnten sich langsam an den Einsatzrhythmus und an den Tschad. Im September verlegte die zweite Kompanie des Capitaine Aubert nach Fort Lamy und von dort, an Bord einer Trans Faya-Largeau all und dreier Nord Noratlas, weiter nach Faya-Largeau. Im Westen der Oasenstadt, mitten in der zerklüfteten Felswüste des B.E.T., hatten die Rebellen eine Einheit der regulären Armee angegriffen. Beim Eintreffen der Legion vor Ort wich der Feind aus. Der Ruf, der den Legionären stets vorauseilte, hatte sie vorsichtig werden lassen. Im Morgengrauen am Tag darauf stieß eine Patrouille auf die Ortschaft Bedo. Bedo war ein winziger Ort im Bembeche Massiv. Das „Bled“, wie die Legionäre ihn nannten, bestand aus ein paar heruntergekommenen Hütten aus gebranntem Lehm, die kreisförmig um den einzigen Platz des Dorfes standen. Ein alter Mann, begleitet von einem ockergelben Hund, kam den Legionären händeringend entgegen. Die anderen Einwohner waren zwar alle quicklebendig, hatten sich aber sicherheitshalber in den Hütten verbarrikadiert. Der Mann sprach kein Französisch, zeigte jedoch aufgeregt nach Norden. Dort, in der langsam aufgehenden Sonne gut sichtbar, begann ein tiefer, im Schatten hoher Felsen versteckter Canyon, dessen eng aufsteigende Felswände nichts Gutes verhießen. Capitaine Aubert begriff sofort. Prompt wählte er eine kleine Gruppe Legionäre aus.
»Nehmt die Verfolgung auf. Wenn ihr in einer Stunde nicht fündig werdet, kehrt um!«
Es wurde eine Hetzjagd. Die Legionäre ließen ihre Rucksäcke in Bedo zurück und drangen vorsichtig in den Canyon ein, in dem sich jeder Fels und jede Biegung als Hinterhalt anbot. Sie konnten den Feind hören, ihn aber nicht sehen. Immer wieder hielten sie an, weil vor ihnen verdächtige Schatten auftauchten, die sich dann aber als kleine, mit Stacheln übersäte Bäume entpuppten. Als das Licht besser wurde und die Umrisse sich endlich deutlicher herauskristallisierten, blieb der Legionär, der wie ein Jagdhund an der Spitze lief, plötzlich stehen. Atemlos, die Pistole