Rock wie Hose. Holger Hähle
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Ich habe Glück, das Argument der Praxisnähe überzeugt die Studenten, sowie die Tatsache, dass für den Umfang des Themas zwei andere eher theoretische Unterrichtseinheiten gestrichen werden. Außerdem verspreche ich, mich bei der Umsetzung des Marketingplans als Model zur Verfügung zu stellen. So haben sie bei einer Modenschau oder einem Foto-Shooting dann doch noch die Gelegenheit, mich leibhaftig im Rock zu erleben.
Mir ist ein solches Ereignis, bei dem ich als Mann auftreten kann, viel lieber, als noch einmal die Rolle des Schulmädchens zu wiederholen. Als Mann fühle ich mich einfach besser. Ich gehöre eben nicht zu den Menschen, die gerne eine Frau wären, was ich im Übrigen aber auch in Ordnung fände. Was soll daran schlecht sein, eine Frau zu sein. Ich liebe Frauen. Ich bin deswegen sogar mit einer Frau verheiratet. Aber zu meiner Natur passt eben nur ein Kerl. Was ich suche, ist nicht ein Geschlechterwechsel, sondern mehr Freiheit in der Männerrolle und als Mensch neben meinem Geschlecht sowie zwischen den Geschlechtern. Ich habe kein Problem mit meinem Geschlecht. Ich habe ein Problem damit, dass meinem Geschlecht eine zu große Bedeutung beigemessen wird, die den Menschen dahinter verdeckt.
Mir sind die Rollenzuweisungen der Geschlechter zu eng. Das muss nicht so sein. In der Geschichte war das auch mal anders. Ich glaube, die Geschlechter verbindet mehr, als die tatsächliche Rollenverteilung zeigt. Rollen trennen. Sie schaffen Ungleichheit. Ich möchte die Gemeinsamkeiten pflegen. Unterschiede sind mir nur dort wichtig, wo es den Geschlechtern biologisch nützt oder eine sexuelle Orientierung unterstützt.
Schon der Begriff Rolle macht deutlich, dass das Erlernen von Verhalten wichtig ist und das es nicht von Natur aus angelegt sein muss. Konventionen verbinden das Geschlecht mit einer Rolle. Das ist möglich, weil Biologie und Kultur entkoppelt sind. Die Konventionen ersetzen mit ihren Regeln die Naturgesetze. Gesichertes Wissen repräsentieren Konventionen nicht. Maximal sind sie Prämissen eines überzeugten Glaubens. Trotzdem wird das Regelwerk zum Drehbuch unseres Lebens, dass das Geschlecht zur Hauptrolle und zum Lebensmittepunkt erklärt.
So wie ein Schauspieler eine Filmrolle lernt, werden Geschlechterrollen einstudiert. Da wir von Kindheit an Geschlechterrollen üben, gehen sie uns in Fleisch und Blut über. Im Gegensatz zu einem Schauspieler, der seine Film- oder Theaterrollen wechselt, verinnerlichen wir durch lebenslanges Training unsere Geschlechterrolle. So werden wir zur Rolle und kommen nicht auf die Idee, eine Rolle zu verändern oder zu wechseln. Obwohl Rollen grundsätzlich veränderbar und austauschbar sind, wird uns die einstudierte Rolle zur universellen Identität.
Rollen definieren unser Verhalten aber auch unsere Erwartungen an andere. Neben den Rolleneigenschaften, die wir einnehmen, gibt es Forderungen zum Rollenbild an andere Menschen. Wir sind enttäuscht, wenn andere dieser Pflicht nicht nachkommen.
Stellen Sie sich vor, der Moderator einer großen Abend-Gala kündigt einen Gast an. Der Gast heißt Yasmin Meyer. Tatsächlich betritt aber Herbert Meyer die Bühne. Die Erwartung, die die Ankündigung ausgelöst hat, wird dann enttäuscht. Wenn aber Yasmin Meyer die Bühne betritt und ein T-Shirt mit Jeans trägt, sind wir auch enttäuscht, denn unsere Rollenvorstellung erwartet von einer Frau auf einer Gala ein Abendkleid. Selbst wenn T-Shirt und Jeans von einem Stardesigner durchgestylt sind, widersprechen wir. Erst müssen wir den Bruch mit unserer Rollenerwartung überwinden, um anerkennen zu können, dass die T-Shirt-Jeans-Kombination ihr vielleicht großartig passt. So verhält es sich auch aktuell mit Männerröcken.
Wenn Leute sagen, ‚Röcke für Männer, das passt doch gar nicht“, dann ist das genauso richtig wie die Meinung, dass Hosen nichts für Frauen sind. Beide Meinungen stehen in Übereinstimmung mit dem Rollenverständnis und dem Zeitgeist einer bestimmten Ära. Nur, Zeiten und Moden ändern sich. Das hat mehr mit Vorlieben zu tun als mit dringenden Notwendigkeiten. Ist das nicht ein guter Anlass mehr Toleranz zu zeigen?
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