Mondschein-Serenade. Albert Morava

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Mondschein-Serenade - Albert Morava Die Flucht

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man zwar auch kaufen, doch waren sie teuer. Eine der Luxusmarken hieß Rembrandt und trug auf der Verpackung das Portrait des holländischen Meisters. Sie enthielt feine, amerikanische Tabakmischung, als Filterzigarette war sie leicht und elegant.

      "Bis gleich!" sagte Dana. Sie kam sich plötzlich wie ein Lehrmädchen der beiden vor, langsam und lustlos stand sie auf und verschwand in der lärmenden Menschenmenge.

      Tamara schaute um sich. Ihre verträumt wirkenden dunklen Augen, der bräunliche Teint ihres Gesichts machten sie für das andere Geschlecht interessant.

      Anders als Nadja, die gleichfalls auf der Suche nach lohnenden Männerbekannschaften war, und es verstand, sich entsprechend verführerisch zur Schau zu stellen, wirkte Tamara sanft.

      Ihre Melancholie, die früher oder später jedem auffiel, der mit Tamara zu tun hatte oder ihr näher kam, hatte einen Grund: Tamara war nicht wirklich gesund, obwohl ihr keine Krankheit anzusehen war.

      Seit über einem Jahr kam sie regelmäßig hierher, manchmal mit Begleitung - doch oft auch ohne. Sie hatte Leukämie. Blutkrebs, den man ihr schon im zarten Kindesalter diagnostiziert hatte. Tamara wollte leben.

      *********

      Jan konnte sich mit Leichtigkeit an den Tag erinnern, an dem er das erste Mal über die Karlsbrücke ging. Er war sieben Jahre alt und mit seinen Eltern auf Besuch bei seinem Onkel in Prag. Sein Vater wollte ihm das historische Universitätsgebäude zeigen, dort sollte Jan später studieren. Jan aber gefiel das Gebäude gar nicht, er fand es alt und grau. Von der Fassade blätterte der Putz ab: die eindrucksvollen Statuen auf der Karlsbrücke waren im lapidaren Zustand und dringend restaurierungsbedürftig.

      Fast schwarz waren sie und einigen Figuren fehlten sogar gewisse Korperteile; so hatte der Patron der Flossfahrer und Beschützer der tschechischen Sprache Johannes von Nepomuk hatte keine Nase und keinen Mund mehr.Statt dessen nur zwei dunkle Löcher im Gesicht. Jan war nicht beeindruckt.

      Nichtsdestotrotz lief er später als Student in Prag unzählige Male über die älteste Brücke der Stadt und fühlte sich mit ihr innerlich verbunden. An sonnigen Tagen genoss er von hier aus die Sicht auf Prags zahlreiche Brücken und Türme und auf die Königsburg Hradschin, die sich majestätisch über der Prager Kleinseite erhebt und dem Bilderbuchpanorama der Stadt den letzten Schliff gibt.

      Als Jan auf der Suche nach Tamara an jenem Abend über die Karlsbrücke lief, verdichtete sich der Nebel immer mehr und die Statuen waren kaum sichtbar, nur schemenhaft konnte er sie wahrnehmen und doch - als er am Ende der Brücke angekommen war, wusste er, dass er vor Nepomuks Statue stand.

      Er blieb stehen und sah genau hin, dem Heiligen fehlte immer noch der Mund. Seitdem er die Statue zum ersten Mal als Kind sah, hatte sich nichts geändert.

       Der heilige Johannes von Nepomuk wurde hier ertränkt, da er die ihm gebeichteten intimen Bekenntnisse der Königin dem König Wenzel nicht preisgab. Selbst im Grab verweste die Zunge des treuen Beichtvaters nicht.

      So wollte es eine alte Überlieferung. Das Leben in Prag konnte auch grausam sein, dachte Jan. Ist Prag eine grausame Schönheit mit dunkler Vergangenheit?

      Auf der Suche nach Tamara schritt behutsam weiter durch den Nebel, der die schmalen Gassen der Kleinseite wie ein vom gelblichen Licht der Gaslaternen verfärbter Schleier umhüllte. Er suchte eine Nadel im Heuhaufen.

      **********

      Als Dana am gleichen Abend mit einem fettigen Pappteller voll von knoblauchbestrichenen Brotcroutons zum Tisch zurückkam, war ihr Stuhl besetzt. Zwei Männer hatten sich den Mädchen zugesellt und Dana musste sich mit dem schmalen Rand der Sitzbank begnügen auf dem es sich gerade noch sitzen ließ. Ihr Bier war schon abgestanden, kaum gab es noch Schaum in dem klebrigen Glaskrug.

      Die Männer verhielten sich auffallend ruhig und redeten miteinander in einer Sprache, die keines der Mädchen verstand.

      Der Ältere, mit graumellierten Haaren - er hätte auch der Vater des Anderen sein können – war überkorrekt angezogen. Mit dunkelblauem Anzug und gestreifter Krawatte glich einem Börsianer von der New Yorker Wall Street; er trug ein feines, blaugestreiftes Hemd mit goldenen Manschettenknöpfen, am Handgelenk eine Golduhr und an seinem dicklichen, behaarten Ringfinger protzte ein Diamantenring.

      Sein Begleiter, ein flachsblonder junger Mann mit Stoppelbart im Gesicht und ausdruckslosen blauen Augen, wirkte sportlich. Er trug verwaschene Edeljeans, einen weißen Rollkragenpullover und braune Cowboy-Stiefel.

      Als ihr Bier auf den Tisch kam, ergriffen sie die Glaskrüge und tranken sich gegenseitig zu.

      "Chinchin!" sagte der Ältere zu dem Jüngeren, dann wandte er sich an die Mädchen und sagte :“Na sdarowje! Gesundheit!". Nadja lächelte ihm charmant zu und versuchte ihr bestes Englisch:: Cheers, gentlemen!" Das Eis gebrochen.

      Aus Belgien waren sie, die beiden Stadtbesucher, aus Antwerpen, wie es sich im Laufe des Gesprächs herausgestellt hatte. Vater und Sohn. Florent, der Ältere und Hendrik, der Jüngere. Über Belgien wusste man wenig, ein kleines Land, oft für ein Teil Frankreichs gehalten, welches sich irgendwann historisch bedingt verselbständigt hatte.

      "Welche Sprache haben Sie vorhin gesprochen?" fragte Dana. "Spricht man in Belgien nicht französisch?"

      "Das ist eine der beiden Amtssprachen", erwiderte Florent, der Börsianertyp."Aber wir haben vorhin flämisch gesprochen, die zweite Amtssprache."

      "Wir haben auch zwei Sprachen", erklärtete Dana mit naivem Stolz. "Tschechisch und Slowakisch."

      "Ja, aber die Sprachen sind sehr ähnlich“, warf Tamara ein.“ Die Tschechen brauchen Slowakisch nicht zu lernen, um es zu verstehen."

      Die Belgier hörten interessiert zu, leicht amüsiert vielleicht; es ging wieder einmal um die Sprache, das Thema war ihnen geläufig.

      :“Französisch spricht man bei uns nur eigentlich nur in Brüssel und in der Wallonie an der französischen Grenze,“ sagte schließlich Hendrik.

      “Wir sind Flamen aus Antwerpen und sprechen flämisch“, erklärte er stolz. "Belgien ist ein flämisches Land!".

      “Wie ist Antwerpen? Eine große Stadt?“ fragte Tamara. Ihre großen, weit geöffneten Augen drückten Interesse und Neugier aus, die Hendrik nicht kalt ließ.

      “ Eine alte Stadt mit langer, interessanter Geschichte. Kennt ihr die Sage von der abgehackten Hand? Nach einer alten Überlieferung hackte der junge Held Silvius Brabo - Antwerpen liegt in Brabant - dem Riesen Druon Antigon die Hand ab, nachdem er ihn im Kampf besiegt hatte. Dann warf er sie in die Schelde. Der Branobrunnen am Grossen Markt der Stadt zeugt davon. Daher kommt der Name Antwerpen ....wie Hand werfen!“

      “ Die Hand abgehackt?“ staunte Dana. “Warum?“

      ”Um sich zu rächen. Der böse Riese hatte am Scheldeufer von den brabantischen Schiffern, die den Fluss hinauffuhren, Zoll verlangt. Wer nicht zahlen konnte, dem hackte er die rechte Hand ab!“

      “Grausam”, meinte Dana, doch Nadja lachte.

      “In Prag wurden vor langer Zeit nicht Hände, sondern siebenundzwanzig Köpfe abgehackt. Nicht weit von hier - am Altstädter Rathaus.“

      .“Dort wo das Glockenspiel steht?“

      “Ja,

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