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“Vielleicht. Bei uns fließt die Schelde und in Prag die Moldau“, meinte Florent.
" Und wie gefällt Ihnen Prag?" fragte Nadja ihren den Kavalier mit graumellierten Haaren. Kokett und siegesgewiss klang sie.
"Prag ist großartig", sagte Florent. "Wir sind hier auf Kafkas Spuren." Er sah plötzlich nicht Nadja, sondern Tamara lächelnd ins Gesicht. .“Sie sehen aus wie die Schwester von Franz Kafka!“
Mit jedem Schluck dunklen Gerstensaft wurde das Gespräch lockerer.
.“In Antwerpen gibt es eine der größten jüdischen Gemeinschaften in Europa, zwanzig Synagogen - und ein Diamantenmuseum.“
“Wir haben auch eine Synagoge“, sagte Dana, “aber ich gehe nicht dahin.“
“Gibt es hier viele Juden?“ fragte Florent,. “Wir sind auch jüdisch..“
Die Mädchen lachten, ohne klar zu antworten. Schließlich meinte Nadja, die keine Jüdin war: “Es kommt darauf an.“
"Hendrik studiert Germanistik in Brüssel und schreibt an seiner Dissertation über Franz Kafka."
"Ja", sagte Hendrik ,“ich bleibe hier in Prag etwas länger und werde in den Bibliotheken herumstöbern. Ich suche nach Zeitungsberichten über ihn aus seiner Zeit und Ähnliches."
"Im Klementinum gibt's wohl einiges", sagte Tamara.“ Über Antwerpen berichtete hier übrigens die Königlich-kaiserliche privilegierte Prager Zeitung bereits im neunzehnten Jahrhundert. Und das in zwei Sprachen – deutsch und tschechisch!“
“Zwei Sprachen, ganz wie bei uns“, staunte Hendrik .“Im Klementinum? Ist das das alte Jesuitenloster mit der kleinen Kirche?“
“Ja. Mit der Spiegelkapelle und einer großen Bibliothek. Ich gehe oft hin, einen großen Lesesaal gibt es dort. Und unten im Keller kann man rauchen."
"Gut zu wissen", sagte Hendrik.
Der Kellner erschien wieder, diesmal gut gelaunt, mit fünf großen Bierkrügen; zu dieser neuen Runde lud Florent die.Mädchen ein. Die Zungen wurden lockerer.
Nadja sprach mit Florent über Diamanten und er - der Diamantenhändler - erklärte ihr, wie die precious stones von Südafrika nach Belgien gelangen und was mit ihnen dann weiter geschieht.
“Dort werden sie erst einmal ordentlich durchgeschliffen“, schmunzelte er. “Diamonds are the girl´s best friend!“
Dana erzählte stolz über das böhmische Glas und dessen Eigenschaften, über die wunderbaren, bunten Gläser und Glasperlen, die man daraus fabriziert.
Tamara plauderte anregend mit Hendrik über Kafkas Bücher und seinen anstehenden Aufenthalt in Prag - und Florent zahlte alles, nicht nur die zweite, sondern auch die erste Runde.
Zum Schluss fragte er Nadja, ob sie Lust hätte, nach Antwerpen zu kommen, wo er sie doch noch besser über die Herstellung und den Vertrieb von Diamanten aufklären könnte. Darauf gab Nadja ihm zwar keine klare Antwort, dennoch nahm sie mit wohlwollendem Lächeln seine Visitenkarte entgegen. "Sehen wir uns dann im Klementinum?" fragte Hendrik Tamara etwas scheu, bevor sie gingen.
"Vielleicht", sagte Tamara, ohne sich klar festzulegen.
Nachdem die Belgier aus dem nebligen Brabant sich mit Nadja und Tamara auf den Weg zum Ausgang gemacht hatten, blieb Dana sitzen und aß die letzten Brotcroutons vom Pappteller auf. Hungrig war sie. Ihre zwei Freundinnen verschwanden mit ihren Begleitern im silbernen Nebel der Prager Strassen mit unklarem Ziel.
Dana hatte keine Visitenkarte und auch keine Verabredung. Von ihrem Prager Frühling war sie noch weit entfernt..
*********
Durch diesen nebligen Abend kündigte sich der Prager Herbst an. Die studentischen Neuzugänge, zu denen auch Jan gehörte, waren mittlerweile so groß, dass die Universitätsverwaltung beschloss, sie in eine provisorische Studentensiedlung am Stadtrand von Prag zu verlegen. Für Jan bedeutete dies einen langen Anfahrtsweg – von mehr als einer Stunde in der oft überfüllten Straßenbahn - von der Siedlung bis zur philosophischen Fakultät im Zentrum der Stadt.
Die neuen Behausungen waren gut fünfzig Jahre alt und auf die Schnelle notdürftig renoviert worden. Sie befanden sich in der Nähe eines ehemaligen Fabrikgeländes, wo immer noch eine alte, heruntergekommene Fabrik stand, seit Jahren schon außer Betrieb. Zeitweise diente dieses Gelände auch als Sammelstelle für Metallschrott aller Art.
In der Nähe des Geländes gab es eine billige Gaststätte – Zum Eber genannt. - mit einer schäbiger Bierschänke, frequentiert von lokalen Alkoholikern.
Unweit der Endhaltestelle der Straßenbahn befand sich ausserdem eine Würstelbude; dort konnte man Bratwurst mit Senf im trockenen Brötchen kaufen - für den schnellen Verzehr im Stehen. Somit war nach der Meinung der Universitätsverwaltung das physische Überleben der Studenten gesichert.
2 In der Kolonie
Als Jan hier mit seinem Gepäck ankam, regnete es, kalter Novemberregen, der bereits nach Schnee roch. Als erstes musste er sich beim Verwalter der Häuser anmelden, einem alten Prager Lebemann, der ihn zwar freundlich aber mit doppeldeutigen Sprüchen als Neuzugang registrierte. Obwohl er im Dienst war, roch er nach Wodka, doch daran störte sich keiner, Wodka war Medizin, nicht Alkohol.
"Mädchen wohnen in der zweiten Häuserreihe", sagte er. "Ihr seid doch alle geil und ich weiß, dass du sie studieren wirst!" Er lachte. "Offiziell ist Damenbesuch weder erlaubt noch verboten, hahaha... und eine fesche Studentin ist immer einen Stoß wert", belehrte er ihn.
Die weiß gestrichenen, spartanisch ausgestatteten Zimmer in der Siedlung glichen einander wie ein Ei dem anderen; drei getrennt stehende Betten mit klapprigen Bettkästen, ein großer Tisch mit drei Stühlen und ein gelber Kleiderschrank. Einfache Dreibettzimmer waren die Regel, die Dekoration der Zimmer durch Poster, Bilder oder ähnliches ließ der Phantasie der Zimmergenossen freien Lauf.
Jan teilte sein Zimmer mit zwei anderen Studenten; Milan studierte Landwirtschaft und war nur selten da. Sein Vater hatte in der Nähe von Prag einen Bauernhof, wo Milan ihm regelmäßig mit verschiedenen Arbeiten aushalf. Nur an bestimmten Tagen kam er nach Prag, um Vorlesungen zu hören und dort zu übernachten.
Martin, der zweite, war Medizinstudent und kam aus einer größeren Stadt an der polnischen Grenze. Mit ihm konnte Jan besser reden als mit Milan, der zwar - wenn angesprochen – immer hilfsbereit grinste, aber nie eine richtige Meinung von sich gab. Wenn es Männer ohne Eigenschaften gibt, so war Milan einer.
Der Mediziner hingegen war ein richtiger Typ. Sein Gesicht wirkte äußerst konzentriert. Hohe Denkerstirn, markante Charakternase mit aufgesetzter Brille, die Oberlippe lang und steif. Wenn er sprach, artikulierte er stets mit Sorgfalt. Sein Lieblingswort war exakt.
Neben seinem Bett stand immer eine Flasche Mineralwasser und auf dem Bettkasten lagen mehrere Bücher, die er gleichzeitig las. Nie war er richtig rasiert, doch Bart trug er auch nicht.
Ein Gespräch mit Martin