Das Vermächtnis aus der Vergangenheit. Sabine von der Wellen
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Das Vermächtnis aus der Vergangenheit - Sabine von der Wellen страница 11
Ob Ellen und Daniel wohl zusammen sind? Sie hatte mir nichts davon erzählt. Ich werde sie in der Schule danach fragen.
Was war das für ein verrückter Abend und jetzt bin ich bei Marcel, der mich nur schnell wieder loswerden will.
Ich spüre Tränen über meine Wange rollen und versuche keinen Ton von mir zu geben. Wegwischen will ich sie auch nicht, um keine verräterischen Bewegungen zu machen.
Aber auch das werde ich überstehen. Man übersteht vieles. Dann ist Marcel mich endlich los und kann sein Leben leben. Ohne mich! OHNE MICH!
Ich ziehe den Deckenzipfel in mein Gesicht und wische mir verstohlen die Tränen weg. Mit aller Macht versuche ich an etwas anderes zu denken. Mir fällt das Video von dem Schmetterling ein, und das Lied dazu. Ich lasse es durch mein Innerstes wallen. Dabei komme ich etwas von meinen mich zermürbenden Gedanken runter und schlafe endlich erschöpft ein.
Ich sehe Tim zusammen mit Julian und einem Pulk Geistern durch einen Wald laufen. Kurt Gräbler, Maja und ein Mann, den ich für Aaron halte, sind direkt hinter ihnen. Sie schleifen jemanden durch den Wald.
Marcel!
Ich spüre einen Schmerz durch meinen Körper fahren.
Vor einem tiefen Loch bleiben sie stehen und werfen ihn hinein. Tim und Julian nehmen sich zwei Schaufeln und beginnen das Loch zuzuschütten.
Ich renne durch den Wald auf sie zu, falle immer wieder hin und schreie nach Marcel. Irgendwie scheint die Entfernung zu ihnen aber nicht geringer zu werden und meine Füße fühlen sie bleischwer an. Es erfasst mich eine unbeschreibliche Panik. Wenn ich sie nicht aufhalten kann, wird Marcel dort sterben. Diese Einsicht erschüttert mich zutiefst, zumal ich nicht weiß, wie ich die alle stoppen soll. Es scheint jetzt schon ein hoffnungsloses Unterfangen zu sein, unmöglich zu verhindern und für Marcel endgültig.
Als ich sie dann doch endlich erreiche, hält Julian mich fest. Ich schreie erneut nach Marcel … und werde hochgerissen.
Im Licht der nackten Birne an der Decke sehe ich in das erschrockene Gesicht von Marcel, der mich an sich drückt. „Ich bin doch da! Es ist alles gut!“, stammelt er.
„Scheiße!“, hauche ich entsetzt.
Ich sehe mich um. Einen Augenblick lang weiß ich nicht, wo ich bin und was los ist. Mein entsetztes Herz rast in meinem Brustkorb und mein Magen rebelliert schmerzhaft. Dann fällt es mir wieder ein. Ich bin bei Marcel. Er ist Okay. Das war nur ein Traum. Ein Traum mit Julian und Kurt Gräbler …
Marcel kniet vor mir und hält mich fest umschlungen.
Ich werfe meine Arme um ihn und flüstere: „Oh Mann! Es geht dir gut. Bin ich froh!“
Marcel raunt fassungslos: „Du hast geschrien.“
Langsam lasse ich ihn los und er mich auch.
„Tut mir leid!“, murmele ich verlegen und sehe ihn nicht an. Mir ist das Ganze unendlich peinlich.
Seine Wärme rückt ganz von mir ab und er legt sich langsam hin, ohne seinen Blick von mir zu nehmen. Dabei zieht er mich vorsichtig mit … in seinen Arm.
Ich bin verwirrt und weiß nicht, ob er das wirklich will. Doch er legt vorsichtig die Decke über mich und hält mich fest umschlungen. Mit rauer Stimme stammelt er aufgebracht: „Und du hast immer wieder meinen Namen gerufen.“
Ich kann nur nicken. Dieser Traum entsetzt mich immer noch zutiefst. Diese Angst, dass jemand Marcel etwas antun könnte, setzt mir schmerzhaft zu. Es ist nicht auszuhalten! Wenn ihm etwas passieren würde, wäre es auch mit mir vorbei.
Ich lege den Arm über seine Brust und schiebe mich so dicht an ihn heran, wie es nur geht. Ihm darf nie etwas passieren. Wie hatte Ellen das mit ihrem Alex nur überstehen können?
Marcel schiebt mich weiter. Ich begreife erst nicht, was er vorhat. Mit dem einen Arm schiebt er mich, mit der anderen Hand zieht er mich auf sich.
Ich stütze mich verwirrt links und rechts neben seinem Kopf ab und sehe ihn an. Seinen warmen Körper unter mir zu spüren, verwirrt mich vollends.
Er streicht mir ganz vorsichtig die Haare aus dem Gesicht, die immer wieder zurückfallen. Leise raunt er und sieht mir dabei aufgebracht in die Augen: „Du hast diese schrecklichen Träume wieder, stimmt’s?“
Gott, er hat recht. Die Erkenntnis schiebt sich wie ein Schneeflug durch meine Eingeweide und mir bleibt einen Augenblick die Luft weg. Bitte nicht! Ich hatte es doch überwunden!
Mit Marcel an meiner Seite hatte ich sie im Griff.
Marcel …!
Ich kann nicht anders. Ich bin bei ihm und unsere Körper berühren sich und schreien nach ihrer Zusammengehörigkeit. Ich muss ihn einfach küssen, vorsichtig und abwartend, ob er das überhaupt erlaubt. In meinem Kopf gibt es nichts anderes mehr. Ich will Marcel jetzt und hier und egal, was vorher war und was noch in unserem Leben kommen wird - und ich werde nie etwas anderes wollen. Ich brauche ihn.
Marcel packt mich an den Oberarmen und wirft mich von sich runter auf die Matratze.
Erschrocken und entsetzt denke ich, dass er mich aber nicht mehr will.
Unsicher scheint er mit seinen Gefühlen zu kämpfen. Seine grauen Augen funkeln aufgebracht und er schüttelt fassungslos den Kopf. Mit einem Ruck kommt er hoch und kniet im nächsten Moment über mir. Seine Augen glänzen wie Silber und plötzlich packt er meine Handgelenke, die ich erschrocken wie zum Schutz vor meiner Brust verschränkt halte. Einen Moment macht er mir Angst und seine Ablehnung mich fassungslos. Wütend reißt er meine Hände über meinen Kopf und fixiert sie dort, mich wieder unsicher musternd. Und dann fällt ein Schleier über sein Gesicht und er gibt seine bockige und angsteinflößende Haltung auf. „Oh Mann, Carolin!“, stammelt er und küsst mich.
Seine starre Haltung wird zu einer fließenden Bewegung und er lässt meine Handgelenke los. Seine Hände legen sich um mein Gesicht und er schiebt sich neben mich, mein Gesicht mit Küssen bedeckend. Als seine Zunge sich zwischen meine Lippen schiebt, weiß ich, er will mich auch.
Seine zärtliche Art und Leidenschaft hauen mich um.
Langsam zieht er mich aus, mich weiter küssend und ich ziehe ihn aus, ihn weiter küssend. Als seine Lippen über meinen Körper gleiten, ist alles wieder da. Die letzten zwei Wochen sterben im Hagel seiner Küsse. Es gibt nur noch unsere Liebe vor dieser Zeit, … und das Erkennen dieser Liebe. Als er sich auf mich schiebt, bin ich bereit, ihm mein ganzes Leben zu schenken. Es soll keine Partys, keine Drogen und keine anderen Männer mehr geben. Nur noch ihn.
Wir sind ausgehungert wie Wölfe nach einem langen Winter und wollen uns nur noch spüren. Und diese Heftigkeit unserer Gefühle macht uns beide fassungslos. Wie konnten wir nur glauben, je ohne den anderen leben zu können?
Als ich am Vormittag wach werde und in Marcels Armen liege, bin ich verwirrt.