Das Vermächtnis aus der Vergangenheit. Sabine von der Wellen
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Das Vermächtnis aus der Vergangenheit - Sabine von der Wellen страница 18
Auf dem trockenen, gelben Rasen liegend, lachen und scherzen wir über die erstaunlichen Gänge, die unser Essen durch unseren Körper zurücklegt und müssen alle feststellen, dass unser Interesse geweckt ist.
„Puh, also wenn ich mein Essen ewig in meinem Körper behalte, werde ich dick und rund bleiben“, jammert Andrea. „Aber, wenn ich doch nicht aufs Klo kann!“
Sabine lacht. „Tja, das werden wir dann morgen mal als Gesprächsrunde in unserer Biostunde anbringen. Was machen wir mit Andrea, die nicht auf die Toilette gehen kann.“
„Nein, bloß nicht!“, ruft Andrea bestürzt aus und wird rot.
Wir halten uns den Bauch vor Lachen, und völlig albern und verspielt wie Grundschüler reißen wir weiter dumme Witze.
Mein Handy klingelt und ich hole es aus der Tasche. Es zeigt mir eine Nummer ohne Namen an. Also ist das niemand, den ich kenne.
„Ja!“, kichere ich immer noch völlig albern in das Handy.
„Carolin?“, höre ich eine tiefe Stimme fragen.
„Ja“, hauche ich und mir bleibt mein Kichern im Hals stecken.
Verdammt, das ist Erik!
Ich werfe Ellen einen schnellen Blick zu und stehe auf, um mich ein Stück von der Gruppe zu entfernen. Wer weiß, was jetzt kommt? Ich für meinen Teil bin schrecklich wütend auf ihn, weil er Ellen so zugerichtet hat.
„Ich bin es, Erik!“
„Ja. Was willst du?“ Ich klinge auch dementsprechend.
„Nur hören, ob du den Samstagabend gut überstanden hast. Wenn ich gewusst hätte, dass du dir die Kekse reinziehst, hätte ich besser auf dich achtgegeben. Ellen ist deswegen ziemlich sauer auf mich.“
Einen Moment bin ich sprachlos. Dann raune ich ungehalten: „Du hast genug auf mich achtgegeben und du wusstest sehr wohl, dass ich die Kekse esse, wenn mir keiner sagt, was da drinnen ist. Wenn ich mich recht erinnere, hast du mir sogar noch den Teller zugeschoben. Aber egal. Ich kann selbst auf mich aufpassen“, brumme ich.
„Und warum bist du dann abgehauen?“, fragt er herausfordernd.
„Das war nicht ganz freiwillig, aber letztendlich wohl besser“, antworte ich und sehe zu den Mädels, die immer noch kichernd und herumalbernd sich in der Sonne aalen.
Erik brummt missmutig: „Warum besser? Dir wäre doch bei uns nichts passiert. Aber so weiß ich ja nicht, wo du in der Nacht noch gelandet bist.“
Komisch, hatte Ellen ihm nicht gesagt, dass mein Ex-Marcel mich abgeholt hat und der nun nicht mehr mein Ex ist?
Ich will nicht weiter mit Erik reden. Es geht ihn auch nichts an, wo ich abgeblieben bin. Aber es gibt etwas, was ich ihm zum Nachdenken mitgeben will. Unbedingt!
„Erik, wenn du das nächste Mal ein Problem mit mir hast, kläre das gefälligst mit mir und nicht mit deiner Schwester. Sie hat mir die blauen Flecken gezeigt, die du ihr zugefügt hast. Ich hasse solche Leute!“, fauche ich aufgebracht. „Ist das klar?“
Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und vor meinem inneren Auge baut sich Eriks Gestalt in seiner vollen Größe auf. Vielleicht hätte ich meine Worte bedachter wählen sollen.
Einige Zeit ist es still am anderen Ende, was mich noch mehr beunruhigt. Dann verrät ein Räuspern, dass überhaupt noch jemand am anderen Ende der Leitung ist. „Okay, wann und wo?“, höre ich Erik wütend zischen.
Mir fällt die Kinnlade runter. Damit habe ich nicht gerechnet. Ich versuche meine aufsteigende Unruhe zu ignorieren. Was soll ich jetzt tun? Ich werfe Ellen erneut einen schnellen Blick zu.
Am anderen Ende höre ich ein leises Lachen. „Ah, Schiss?“
Verdammt.
„Bestimmt nicht! Wir werden sehen, wann wir uns über den Weg laufen. Und ich habe keine Zeit mehr, die anderen warten. Tschau!“
„Okay! Dann bis ganz bald … zur Problembesprechung“, knurrt Erik übellaunig.
Oh weh. Wo habe ich mich da wieder hineinbugsiert? Ich lege schnell auf.
Als ich zu den Mädels zurückgehe, sieht Ellen mich fragend an.
Ich winke nur ab. Ich kann ihr nicht sagen, dass ihr Bruder so etwas wie eine Aussprache mit mir haben will … worüber auch immer. Wahrscheinlich ist er sauer, weil ich weiß, dass er Ellen so zugerichtet hat. Mir wird mulmig. Könnte er mir auch etwas antun? Oder ist das eins seiner Psychospiele, die Ellen erwähnte?
„Meine Güte, es ist schon nach fünf. Mein Bus fährt in zwanzig Minuten.“ Andrea springt auf. „Ich muss los. Muss noch jemand zum Bahnhof?“
Sabine steht auch auf, während Ellen an ihr Telefon geht, das zu klingeln begonnen hat. Sie winkt den beiden zu und wirkt irritiert, als sie sich meldet.
„Wo gehen wir denn am besten von hier aus lang?“, fragt Andrea mich und ich schüttele unwissend den Kopf. Ausgerechnet mich hier in Osnabrück nach dem Weg zu fragen ist wirklich unklug.
„Moment!“, raunt Ellen ins Telefon und wendet sich an Andrea. „Geht hier den Weg lang, dann kommt ihr direkt an der Hauptstraße beim Haseplatz raus. Dort haltet ihr euch rechts, bis zur Ampel. Dort geht ihr geradeaus drüber und folgt der Straße auf der anderen Seite, bis ihr links den Bahnhof seht. Ganz einfach.“
Gut das Ellen sich hier bestens auskennt.
Die wendet sich wieder ihrem Gespräch zu und wirkt beunruhigt. Sie wirft mir einen seltsamen Blick zu und schüttelt verständnislos den Kopf.
Wir winken Sabine und Andrea noch mal zu, die eilig aufbrechen und ich lege mich ins Gras, die Sonne genießend. Während Ellen telefoniert, gebe ich mich der Müdigkeit hin, die mich überfällt. Ich bin nach den letzten zwei Nächten und dem Ganzen, was passiert ist, müde und wie erschlagen, und das Gespräch mit Erik hat mich nicht gerade aufgebaut. Was will der eigentlich? Bloß weil ich mit seiner Schwester befreundet bin, muss ich mich nicht auch noch mit ihm auseinandersetzen. Oder soll das ein normaler Zustand werden? Ellen ist schließlich auch irgendwie mit seinem Daniel liiert. Glaubt er, weil er die beiden ständig tyrannisiert, kann er das auch mit mir machen?
Ich höre Ellen ziemlich fassungslos immer nur „Ja“ und „Nein“ ins Handy murmeln und dämmere vor mich hin. Dabei schweifen meine Gedanken zu Marcel ab. Die Vorfreude auf unseren gemeinsamen Abend und die Nacht in seinen Armen jagt mir einen wohligen Schauer über den Rücken.
„Völlig durchgeknallt, sage ich dir“, höre ich Ellen neben mir raunen. „Weißt du, was gerade passiert ist?“ Sie wartet erst gar nicht auf eine Erwiderung von mir. „Mein Bruder hat sich bei mir entschuldigt. Das hat er in seinem ganzen Leben noch nie gemacht. Das ist bestimmt erneut so ein Psychoscheiß mit Hintergedanken. Sonst kann ich mir das