Das Vermächtnis aus der Vergangenheit. Sabine von der Wellen

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Das Vermächtnis aus der Vergangenheit - Sabine von der Wellen Das Vermächtnis aus der Vergangenheit

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stand. Mir war klar, dass ich ihm eine Erklärung schuldig war … und dann Tim noch dazu, der mich fast schon erpresste. Ich sage euch! Ich beschloss, dort an dem Tisch dieser Eisdiele, Marcel alles über mich und Tim zu erzählen.“

      Und so lasse ich die Geschichte mit Marcel und meiner Aussprache mit ihm am See folgen, in der er von mir und Tim erfuhr, und dass Marcel mich daraufhin einfach stehenließ. Und mit trauriger Stimme, die meine Gefühle von diesem Tag wiederspiegeln, erzähle ich von Tim, der mich auf meinem Nachhauseweg aufgriff und dem ich sagte, dass es zwischen uns ein für alle Male aus ist.

      „Ich beschloss an diesem Sonntagnachmittag, völlig erschüttert von allem, nie wieder etwas mit einem Kerl anzufangen“, sage ich in einem unumstößlichen Ton und sehe von einer zur anderen.

      „Poor! Das kann ich nur zu gut verstehen“, raunt Susanne, während alle anderen mich nur groß anstarren.

      Meine Geschichte soll natürlich mit einem Happy End enden und ich fahre fort: „Und dann war ich letztes Wochenende mit Ellen in Osnabrück unterwegs und obwohl sie immer aufpasst wie ein Luchs, hat mir jemand etwas ins Glas getan und ich war völlig stoned.“

      Ich zwinkere Ellen zu, die hellhörig diese Version meiner Geschichte verfolgt, ein leichtes Schmunzeln in den Mundwinkeln. Ich kann schließlich nicht sagen, dass es ihr Bruder bei ihr zu Hause war, während sie irgendwelche Junkies retten wollte.

      „Ellen rief Marcel an, damit er mich abholt. Ich konnte so weder zu ihr noch zu mir nach Hause. Und der ist tatsächlich gekommen. Er hat mich in seine neue Wohnung mitgenommen und dort schlimm zusammengefaltet und mir vorgehalten, dass ich ohne ihn im Nullkommanichts unter die Räder komme. Das musste ich natürlich einsehen … und so sind wir halt wieder zusammengekommen“, beende ich meine Geschichte ziemlich lapidar.

      Einige Zeit ist es still um mich herum. Selbst die Vögel auf den Bäumen scheinen sich erst mal fangen zu müssen. Auch die Gruppen um uns herum erwachen nur langsam wieder zum Leben. Oder meine ich das nur? Auf jeden Fall sind meine Zuhörerinnen ziemlich mitgenommen.

      „Manometer! Das ist unglaublich, was bei euch auf dem Land so alles abgeht. Ich glaube, ich ziehe um“, sagt Sabine, die sich am schnellsten wieder einkriegt, lachend.

      Ellen steht auf. „Kommt, Mädels. Ich denke, wir genehmigen uns in der nächsten Kneipe einen Drink. Das war Stoff für einen Film. Das muss man erst mal verkraften!“

      Sie zwinkert mir zu und weiß, dass ich vieles, was die Mädels noch mehr aus der Bahn geworfen hätte, weggelassen habe. Aber selbst die Softvariante hatte selbst mich in meinen Tiefen erneut erschüttert. Ich merke, ich bin da noch lange nicht drüber weg.

      Ich halte Ellen meine Hand hin und sie zieht mich hoch. Die anderen folgen uns und wir schlendern wieder Richtung Altstadt. Vielleicht bekommenen wir einen Platz im „Kleinen Lord“, der kleinsten Kneipe der Welt? Mit uns ist die schon voll.

      Aber wir kehren dann doch schon in einer anderen Kneipe ein, weil wir alle durstig sind und nicht weiterlaufen wollen. Dort spielt schöne Musik und sie haben einen kleinen Gastgarten, in dem wir es uns bequem machen. Außerdem ist das eine Kneipe, die Ellen kennt.

      Ich bestelle mir ein großes Alster und die anderen sich Cola, Orangensaft mit Wodka oder ein Bier. Da ich noch später auf Marcel treffe, verkneife ich mir den Orangensaft mit Wodka lieber.

      „Mann, willste jetzt wirklich brav werden?“, fragt mich Ellen aufgebracht und zieht ihr Handy aus der Tasche, das einen Anruf ankündigt.

      Ich schmunzele nur und wende mich an Andrea, die auf der anderen Seite neben mir sitzt und mich am Arm zu sich zieht. „Und seid ihr jetzt wieder richtig zusammen, du und Marcel?“, fragt sie. Scheinbar lässt sie die Geschichte nicht mehr los.

      „Joop! Ich fahre heute Abend zu ihm und wir werden unser erstes gemeinsames Wochenende in einer eigenen Wohnung verbringen.“

      „Wow! Das wird bestimmt heiß!“ Sie grinst mich an.

      Ich grinse zurück. „Bestimmt! Deshalb kann ich dieses Wochenende auch nicht mit euch mitgehen. Wir wollen einfach wieder unsere Zweisamkeit genießen.“

      „Das verstehe ich“, raunt sie träumerisch. „Das wird bestimmt toll … nach all dem Stress.“

      Ich nicke, werde aber auf Ellen aufmerksam, die ins Telefon brummt: „Das ist eigentlich schlecht. Ich bin noch mit den Mädels unterwegs. Wir sind jetzt erst mal in unserer Kneipe … am Bocksturm.“

      Ich sehe sie fragend an und sie sagt zu mir, nur die Lippen bewegend: „DANIEL!“

      „Okay, wenn du meinst! Wir treffen uns dann an dem Taxistand am Wall. Ich komme da hin. Aber erst später.“

      Sie hört erneut zu und antwortet genervt: „Ich möchte Carolin hier nicht allein lassen. Sie kennt sich hier kaum aus und ich weiß nicht, was die anderen vorhaben.“

      Ich sehe Ellen irritiert an. Dass sie schon wegmuss gefällt mir gar nicht. Nach einiger Zeit sagt sie: „Ja, gut. Ich komme ja. In 10 Minuten, okay?“ Sie wirkt beunruhigt.

      „Was ist los?“, frage ich, als sie auflegt.

      „Keine Ahnung. Daniel hat irgendetwas Wichtiges. Was, sagt er nicht. Aber ich muss sehen, was los ist. Ich kann also nicht länger bleiben. Meinst du, du kommst klar?“

      „Sicher!“, beteuere ich. „Überhaupt kein Ding. Die anderen müssen doch bestimmt auch zum Bahnhof. Ich gehe einfach mit denen mit. Ich komme schon klar und wir telen einfach später noch, wenn du willst.“

      Ellen trinkt aus und steht auf. Sie will an der Theke bezahlen und dann zu dem Taxistand aufbrechen … wo auch immer der ist.

      Ich stehe auch auf und drücke sie kurz. „Dann wünsche ich dir einen schönen Abend“, raune ich und zwinkere ihr zu. Schließlich verbringt sie ihn mit ihrem Daniel.

      „Dir auch“, brummt Ellen, durch den Anruf beunruhigt.

      Sie geht, den anderen auch noch einen schönen Abend wünschend und ich sehe ihr hinterher. Was Daniel wohl für einen Stress hat, dass er Ellen sofort abholen muss? Hoffentlich nicht wieder ein Drogenproblem ihren alten Freundinnen?

      Die Kellnerin kommt und ich bestelle mir doch noch einen Wodka-Orangensaft. Ohne Ellen bin ich hier in der Stadt nur halb so locker und mir fehlt der Halt. Damit das nicht auffällt hilft mir hoffentlich der Alkohol.

      Die anderen fühlen sich auch ohne Ellen wohl und beginnen eigene Geschichten aus ihren bisher missratenen Liebesleben zum Besten zu geben. Auch Michaela ist eine gute Erzählerin und hat auch schon einiges mit dem anderen Geschlecht erlebt. Aber das hätte mich auch gewundert, wenn es anders gewesen wäre. Sie hat eine super Figur, ist groß und mit ihren langen, blonden Haaren und den blauen Augen wirkt sie wie einem Modemagazin entsprungen. Dass ihr die Männer zu Füßen liegen ist klar. Auch wenn ihre überhebliche Art bestimmt den einen oder anderen abschreckt.

      Eine halbe Stunde, nachdem Ellen sich auf den Weg zu Daniel machte, werde ich unruhig. Irgendetwas macht mich nervös, ohne dass ich weiß was es ist.

      Andrea bestellt sich das dritte Bier und ich mir noch ein kleines Alster bei der netten Bedienung, die alles ordentlich in ein Gerät eintippt. Ich sehe ihr immer noch seltsam beunruhigt hinterher, als sie den Gastgarten verlässt. Als sie durch die Tür in die Kneipe tritt, erstarre ich.

      Völlig

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