Die ersten drei Jahre Eurokrise. Arne Kuster

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Die ersten drei Jahre Eurokrise - Arne Kuster

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Empfänger landen.

      Wenn z.B. ein Grieche in Deutschland Immobilien kauft, spielt sich auf den Target-2-Konten genau das Gleiche ab, was auf unseren Girokonten passiert, wenn ich Olaf Storbecks Schmucksammlung kaufe. Die Griechische Notenbank beansprucht genauso einen Überziehungskredit, wie ich es in dem Beispiel getan habe. Sie beansprucht ihn allerdings nicht bei der Deutschen Bundesbank, sondern bei der EZB. Dies hat auch Hans-Werner Sinn nicht genügend klargestellt.

      Die Bundesbank ist andererseits tatsächlich Gläubiger, allerdings auch nicht Gläubiger der griechischen Notenbank, sondern wiederum der EZB. Die Bundesbank hat bei ihr ein Guthaben, aber Guthaben nennen wir lediglich die Kredite, die wir den Banken geben.

      Und was sehen wir in Schritt 3? Tatsächlich findet eine Tilgung statt, indem der “Gläubiger” dem “Schuldner” Geld übergibt. Da ist nichts Mysteriöses daran, wenn man die EZB explizit berücksichtigt. Negative Target-2-Salden sind wie Überziehungskredite. Quod erat demonstrandum.

       Target 2 als Rettung deutscher Sparergroschen?

      14. Juni 2012

      Wenn’s nach mir gegangen wäre, man hätte die Debatte um die Targetsalden abschließen können, nachdem ifo-Chef Hans-Werner Sinn, der Entdecker des Targetsaldenproblems der Bundesbank, seine Ausgangsposition etwas erweitert und korrigiert hatte. Seitdem gab es keine wesentlichen neuen Erkenntnisse mehr. Es wäre nun Sache der Politik und der Bundesbank gewesen, aus der Debatte die Konsequenzen zu ziehen.

      Stattdessen sind die Targetsalden der Bundesbank weiter exorbitant gestiegen, erreichen nun 700 Milliarden €. Und die Risiken eines Ausfalls dieser Forderungen sind mit dem drohenden Austritt Griechenlands aus der Eurozone ebenfalls gestiegen. Da vermag auch André Kühnlenz nicht zu trösten, wenn er meint, bei 1.100 Milliarden sei spätestens Schluss.

      Immerhin gab es in letzter Zeit dann doch noch einen neuen Aspekt des Problems. Sebastian Dullien und Mark Schieritz weisen in einem Artikel für Vox darauf hin, dass durch die Targetsalden nicht nur das Leistungsbilanzdefizit der Süd-Euroländer alimentiert wird oder die Kapitalflucht ihrer Bürger hauptsächlich in den sicheren Hafen Deutschland finanziert wird.

      Ein dritter Grund für den Anstieg der Salden sei der Abzug deutschen Geldvermögens aus der Eurozone, darauf weist Schieritz auch noch mal in seinem neuesten Blogbeitrag hin. Auch um diesen Abzug zu ermöglichen, mussten Griechen & Co. also neues Geld schöpfen und als Targetsaldo bei der Bundesbank anschreiben lassen. Schieritz feiert das als Rettung deutscher Sparergroschen durch das Targetsystem wie weiland 1940 die Engländer den Abtransport ihres eingekesselten Expedititonskorps bei Dünkirchen.

      Zwei Einwände: Zunächst sind die Dimensionen wahrscheinlich nicht so groß, wie Dullien und Schieritz vermuten. Die beiden stellen den 390 Milliarden € Targetsaldo (das war Stand Januar 2012) die 320 Milliarden € gegenüber, die die Forderungen der deutschen Banken an das Euro-Ausland seit August 2008 abgenommen haben. Diese Forderungen wurden aber zunächst durch die Mittel aus dem Euro-Rettungsschirm für die Krisenländer und durch den Ankauf von Staatspapieren durch die EZB abgeglichen. Ein Teil wurde wohl auch einfach abgeschrieben. Nur was darüber hinaus noch abgezogen wurde, benötigte – wahrscheinlich – die durch das Targetsystem angetriebene griechische Druckerpresse.

      Soweit aber Dullien und Schieritz recht haben – und damit nun zum zweiten Einwand – werden wieder einmal lediglich private Risiken durch die öffentliche Hand (in diesem Fall die Bundesbank) übernommen. “Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren” ist auch hier das Motto. Kein Grund zum Feiern für den Steuerzahler.

      “Die Ursünde ist der Exportüberschuss, nicht das Target-System”, so Schieritz. Ja, natürlich, aber mich erstaunt immer wieder die Inkonsequenz, mit der Leute wie Schieritz argumentieren. Das Targetsystem mit der Möglichkeit, dort Salden zu bilden, macht selbst Exporte lukrativ, deren Abnehmer im Grunde genommen pleite sind. Es ist – wie der Euro insgesamt – ein gigantisches Exportsubventionsprogramm, dessen Kosten den volkswirtschaftlichen Gewinn bei weitem übersteigen.

       Immerhin, im September 2012 sind die Target-2-Forderungen der Bundesbank so stark gesunken wie lange nicht mehr. Ist das eine Trendwende?

       Beruhigung an der Target-2-Front?

      8. Oktober 2012

      “Die Euro-Skeptiker haben ja in den letzten Monaten einen Riesenbohei um jeden Anstieg gemacht … Ob die jetzt auch alle genau so breit über den Rückgang berichten?“, fragt Blogger Egghat. Nun, ich nehme hiermit den Ball auf. Absolut gesehen ist der September-Rückgang der Targetforderungen der Bundesbank mit 56 Milliarden € tatsächlich der größte monatliche überhaupt. Was sind die Ursachen?

      Eine erste Fährte liefert Hans-Werner Sinn in einem Welt-Interview: Im Rahmen der EZB-Politik kauft die Bundesbank Staatsanleihen der Problemländer. Das nennt sich Wertpapiermärkteprogramm oder “Securities Markets Programm” – SMP. Dadurch fließt wieder Liquidität in die Problemländer. Die Targetsalden können sinken. Es werden aber lediglich Targetkredite durch reguläre Auslandskredite ersetzt.

      Nun erhöhte sich der gesamte Bestand der im Rahmen des SMP von den Euro-Zentralbanken gehaltenen Wertpapiere zwischen dem 31. August und dem 28. September nur um 700 Millionen Euro. Das ergibt sich aus den Wochenberichten der EZB. Man bedenke, das von Draghi angekündigte neue und unbegrenzte Anleihekaufprogramm ist noch nicht aktiv. So lässt sich also nur ein sehr kleiner Teil des Targetsaldenrückgangs mit dem SMP erklären.

      Der Hauptteil des Rückgangs geht damit wohl tatsächlich auf eine Beruhigung der Finanzmärkte zurück. Draghis Ankündigung eines neuen Anleihekaufprogramms hat die gewünschte Wirkung gezeigt. Fluchtgelder fließen wieder in ihre angeschlagenen südlichen Heimatländer.

      Doch wie lange wird der Effekt andauern? Es ist meiner Meinung nach geradezu die Tragik aller bisherigen Euro-Rettungsmaßnahmen, dass sie kurzfristige erfolgreich sind zulasten des langfristigen Wohlstands Europas.

      Auch im Dezember 2011 gab es schon einmal einen Rückgang des Bundesbank-Targetsaldos um 32 Milliarden €, ohne dass dadurch der allgemeine Aufwärtstrend unterbrochen wurde. Zwei Monate später wurde wieder der Stand wie zuvor erreicht.

      In Prozentzahlen gemessen gab es seit Beginn der Krise (Oktober/November 2008) schon größere monatliche Rückgänge des Targetsaldos als die jetzigen 7,5%. Jedes Mal war es nur ein kurzes Atemholen beim Klettern der Targetsalden. Ob es dieses Mal anders sein wird, werden erst die nächsten Monate zeigen.

      Im Vergleich zu vielen

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