Mord nach W.E.G.. Peter Jokiel
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Da er mir aber noch einen Gefallen schuldig ist, bin ich mir jedoch sicher, dass er mir ein paar Minuten seiner kostbaren Zeit opfern wird.
Vor einiger Zeit war bei der Verfolgung eines Verdächtigen von einem seiner Leute von der Schusswaffe Gebrauch gemacht worden.
Der Kollege hat zwar danebengeschossen, aber es schlug doch ein wenig Wellen. Bei so was ist dann immer schnell von der Verhältnismäßigkeit die Rede und in der Presse kommt man selten gut dabei weg.
Jedoch gelang es mir, aus einem Schuss auf einen unbewaffneten Verdächtigen einen korrekten Warnschuss zu machen und alle kamen mit einem blauen Auge davon. Da es nicht viele Personen wussten und der Staatsanwalt diese Version ebenfalls geschluckt hatte, schrieb die Presse sogar einen Vorzeigeartikel über die Mordkommission.
Nachdem ich meinen Kaffee ausgetrunken hatte, telefonierte ich mit Herrn Fischer, dem Leiter des Morddezernates. Wie gesagt, wir hatten in der Vergangenheit schon gut miteinander zusammengearbeitet und ich hoffte, dass er mich wenigstens anhört und nicht gleich wieder auflegt, sobald er weiß, was ich von ihm wollte.
Zu meinem Glück hatte er Zeit für mich und bat mich, ihn in seinem Büro aufzusuchen. Gesagt, getan und schon saß ich zehn Minuten später mit Herrn Fischer und einem weiteren Kollegen von der Mordkommission zusammen.
Ich kannte ja Herrn Fischer bereits und wusste noch, was er für eine hagere Figur hat. Neben seinem Kollegen sieht er aber regelrecht dürr aus. Was ihm jedoch an körperlicher Masse fehlte, machte er durch analytisches Denken locker wieder wett.
Er begrüßte mich freundlich und stellte mir seinen Kollegen, Kriminalhauptkommissar Köster, vor. Ein Typ um die 40 mit sportlicher Figur, leicht schütterem Haar und sympathischer Erscheinung.
Nachdem ich beide begrüßte und mich für den schnellen Termin bedankte, fing ich an meine Geschichte zu erzählen.
„Wie Sie ja bereits wissen, wurde gestern eine 34 jährige Frau von einem Fahrzeug erfasst und tödlich verletzt. Im Moment wird fieberhaft nach dem Fahrzeug, wahrscheinlich ein SUV eventuell ein Mercedes, sowie dem Fahrer, hier könnte es sich laut Zeugenaussagen auch um eine Frau handeln, gefahndet. Leider immer noch ohne Erfolg. Die Presse macht uns die Hölle heiß und wir sehen im Augenblick ziemlich blöd aus. Blöd ist hier noch untertrieben. Gegenwärtig wird noch von einem Unfall mit Todesfolge sowie Fahrerflucht ausgegangen. Ein paar Tage kann ich unsere Lieblingsjournalisten noch vertrösten, aber dann muss ich Farbe bekennen.
Entweder wir haben dann einen Fahndungserfolg und idealerweise die ganze Aufklärung des Unfalls oder wir stehen noch viel blöder da als jetzt.“.
Der Dezernatsleiter, Herr Fischer, und Kriminalhauptkommissar Köster hörten mir aufmerksam zu, ohne mich zu unterbrechen.
Im Gegenteil, Herr Köster machte sich bereits Notizen. So fuhr ich mit meiner Erklärung fort. „Zwar gibt es momentan keinerlei Anhaltspunkte, dass dies ein Fall für die Mordkommission ist, ich möchte Sie jedoch trotzdem bitten, sich den Fall etwas genauer anzuschauen. Zum einen möchte ich später sagen können, sollten wirklich alle Stricke reißen, wir haben alles versucht und nichts vergessen. Außerdem könnte wirklich mehr an der Sache dran sein. Noch dazu hört es sich auch nach draußen, also eben für die Presse, besser an, wenn wir sagen können wir ermitteln in alle Richtungen“.
Nun meldete sich Herr Köster zu Wort und fragte mich ganz ungeniert: „Herr Bosch, bitte eine ehrliche Antwort, machen Sie das, um vor dem Polizeipräsidenten nicht in Grund und Boden gestampft zu werden oder haben Sie wirklich einen konkreten Verdacht?“. „Um ganz ehrlich zu sein spiele ich auf Zeit mit der Presse, wie schon gesagt. Außerdem will ich nicht vorm Chef dastehen wie ein Trottel. Aber zusätzlich habe ich so ein Gefühl, dass da doch mehr hinter dem Unfall stecken könnte.“ gab ich als Antwort. Jetzt sagte auch Herr Fischer was zu der Sache, „Herr Bosch, ich denke, Sie haben die Situation ehrlich beschrieben und wir werden die Sache genauer unter die Lupe nehmen. Keiner von uns möchte sich hinterher Vorwürfe machen, wir hätten etwas übersehen oder waren nicht gründlich genug.“
Da war ich dann doch etwas überrascht, dass das so einfach gegangen sein soll, lasse mir aber nichts anmerken. Ich hatte mich schon auf endlose Diskussionen eingestellt, aber so ist es doch gleich viel entspannter.
„Haben Sie noch irgendwelche Informationen oder einen begründeten Verdacht in dieser Sache, die Sie uns mitteilen können?„ fragte mich Herr Köster.
Nun erzählte ich von der Unterhaltung mit meinem Kumpel Heinz und dessen Vermutung, dass bei der Hausverwaltung, die unser Opfer führte, nicht alles mit rechten Dingen zuging.
Ich konnte das Ganze wenigstens so darstellen, dass es sich nicht wie das übliche Gerede von Nachbarn anhörte, sondern einer Überprüfung wert zu sein schien. Nachdem ich mit meiner Erzählung fertig war, meinte Herr Köster „Wir halten also mal fest: Frau Vogel, 34 Jahre alt, Hausverwalterin, nicht verheiratet, keine Kinder und auch sonst keine engere Verwandtschaft, wurde gestern Opfer eines VU`s (Verkehrsunfall) und erlag Ihren Verletzungen.
Der Fahrer des Fahrzeuges ist immer noch flüchtig. Die Verwaltung die sie betrieb war also unter Umständen nicht ganz astrein und Sie denken bzw. hoffen, dass hinter der Sache mehr stecken könnte. Also ein bisschen dünn ist das zwar schon Herr Kollege, aber vielleicht haben Sie ja Recht und es könnte doch was dran sein. Und wie sagte schon Friedrich Schiller, ‚Wer nichts wagt der darf auch nichts hoffen‘.„.
„Im Moment fühle ich mich eher wie Sokrates der sagte, ‚Ich weiß, dass ich nichts weiß‘.„. Mit diesem philosophischen Abschluss verabschiede ich mich von Herrn Fischer und Herrn Köster und verspreche, mich zu melden, sobald ich Neuigkeiten habe. Umgekehrt natürlich genauso.
Nach diesem doch erfreulichem Gespräch gehe ich noch kurz bei meiner Chefin vorbei, um sie auf dem Laufenden zu halten. Danach habe ich die grandiose Idee etwas früher Feierabend zu machen und mit meinem Sohn auf den Spielplatz zu gehen. Außerdem will ich noch einen kleinen Strauß Blumen für meine Frau besorgen, man muss ja nicht immer bis zum Geburtstag warten.
Was soll ich sagen, die Idee kommt natürlich sowohl bei meinem Sohn als auch bei meiner Frau richtig gut an. Und beim Sandbuddeln auf dem Spielplatz, umgeben von einer Horde Kinder aus der Nachbarschaft, bekommt man auch mal den Kopf wieder frei.
Am Abend rufe ich dann doch noch bei meinem Freund Heinz an und hake nochmal nach wegen der Gerüchte über Ungereimtheiten bezüglich der Hausverwaltung und ganz speziell über Frau Vogel. Zu meiner Überraschung kann mir Heinz mittlerweile sogar mehr als nur Gerüchte liefern. Da gab es eine etwas ältere Nachbarin die von Frau Vogel sogar richtig bedrängt wurde. Einzelheiten solle mir aber dann doch lieber die Dame persönlich erzählen. Zwar wohne ich nicht in der Wohnanlage, bin aber seiner Nachbarin trotzdem schon mal über den Weg gelaufen und weiß genau, von wem er da spricht.
Nachdem mir Heinz noch die Telefonnummer mitteilte, rufe ich auch gleich bei Frau Probst an.
„Schönen guten Abend Frau Probst„, meldete ich mich am Telefon „hier spricht Bosch, sie wissen schon, ich bin der Freund von Ihrem Nachbarn Heinz Seeler.“
„Ja, Sie sind doch der nette Polizist, das ist aber eine Freude dass Sie mich anrufen“, antwortete sie wirklich erfreut.
„Liebe Frau Probst, wie Sie ja wissen, wurde Ihre Verwalterin Opfer eines Verkehrsunfalls. Herr Seeler meinte, Sie hätten mir eventuell etwas über die Frau Vogel zu erzählen.“, führte ich das Gespräch gleich auf den Punkt.
Jetzt