Mord nach W.E.G.. Peter Jokiel
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Читать онлайн книгу Mord nach W.E.G. - Peter Jokiel страница 8
Bevor Sie mir noch überschnappen kann, entgegne ich ihr: „Liebe Frau Probst, gerne würde ich Sie morgen besuchen und Sie erzählen mir das alles in Ruhe.„ Da habe ich jetzt was gesagt. Jetzt ist sie erst Recht aus dem Häuschen.
„Kommen Sie doch morgen Nachmittag, ich back uns einen Kuchen und ich erzähl Ihnen alles, was ich weiß.“ freute sich Frau Probst.
Irgendwie bereue ich zwar auf einmal, dass ich überhaupt angerufen habe, denn auf ein Kaffeekränzchen habe ich eigentlich keine Lust. Da ich aber Frau Probst als eine zwar ältere, ich schätze sie so auf 75 Jahre, aber genauso patente Dame kennengelernt habe, sagte ich zu. Aus der Nummer wäre ich sowieso nie und nimmer rausgekommen.
Ich hoffte nur inständig dass sich der Besuch auch lohnen wird, denn ein paar Fakten zusätzlich zu den Gerüchten, wären mehr als wünschenswert.
Am nächsten Tag klingle ich pünktlich um 15 Uhr bei Frau Probst an der Haustür.
Freudig öffnet sie mir die Tür und ich zeige ihr noch bevor ich eintrete, meinen Dienstausweis. „Aber Herr Bosch, das ist doch nicht nötig ich kenne sie doch.„ entgegnet sie mir. „Ich weiß Frau Probst, aber erstens ist es Vorschrift und zweitens die Macht der Gewohnheit„ antworte ich.
Nachdem ich eintrat glaube ich, mich in einer Zeitreise zu befinden. Die ganze Wohnung ist im Stil der 80er Jahre eingerichtet.
Eiche rustikal Schrankwand im Wohnzimmer inklusive mit der ganzen Brockhaus Enzyklopädie, ein Monster von einem Röhrenfernseher, von der Decke hängt keine Lampe sondern ein Lüster, natürlich mit den originalen Glühbirnen, der wahrscheinlich als Flutlichtanlage durchgegangen wäre und im Gang fehlt natürlich auch nicht das gute alte Wählscheibentelefon, akkurat auf einem weißen selbstgehäkelten Deckchen und das Ganze auf einem kleinen Schränkchen im Biedermeierstil.
Ich fühle mich in meine Kindheit zurückversetzt und erinnere mich daran, dass es bei meiner Oma früher genauso aussah. Allerdings ist das schon gute 30 Jahre her.
Als ob Frau Probst meine Gedanken lesen könnte, sagt sie zu mir: „Ja mei, ich kann mich halt von den Sachen nicht trennen, seit mein Mann gestorben ist.„
„Macht gar nichts Frau Probst, ich find es richtig gemütlich bei Ihnen“. antwortete ich ihr und das ist keineswegs gelogen. Obwohl alles vom Zeitgeist längst überholt ist, kann man augenscheinlich vom Boden essen. Nachdem ich im Wohnzimmer auf einer Polstercouch Platz genommen habe, die mich zu verschlingen drohte, kommt meine Gastgeberin auch schon mit Kaffee um die Ecke. Der Apfelkuchen stand schon am Tisch und lässt mir das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Als Frau Probst den Kaffee eingeschenkt hat, komme ich ohne Umschweife auf den Grund meines Besuches zu sprechen: „Also liebe Frau Probst, Sie sagten gestern am Telefon, Sie hätten mir etwas über Frau Vogel zu erzählen. Was genau ist denn passiert?“
Jetzt kommt sie wieder in Fahrt: „Stellen Sie sich mal vor, die wollte doch glatt meine Wohnung kaufen. Die war hinter mir her, wie der Teufel hinter der Seele. Da ich ja keine Kinder habe und mein Mann ja schon lange tot ist, dachte die sie könnte mich irgendwie einlullen und mir die Wohnung für ein Trinkgeld abluchsen. Dauernd kam sie vorbei und ging mir schon reichlich auf die Nerven, die dachte ich wäre eine alte senile Schachtel und sie hätte ein leichtes Spiel mit mir. Als sie dann irgendwann begriff, dass das nicht funktioniert, hat sie mir gedroht. Plötzlich kam sie mit überhöhten Nebenkostenabrechnungen und wollte eine Sonderzahlung bei der nächsten Versammlung durchsetzen, für irgendwelche Reparaturen die es gar nicht gebraucht hat. Das mit der Sonderzahlung hätte mich dann schon getroffen, so einfach habe ich keine 5000 Euro.
Soviel wollte die nämlich als Sonderumlage durchsetzen, für was aber genau habe ich nicht verstanden. Aber dass sie die Macht dazu gehabt hätte, steht für mich außer Frage. Das hat die genau gewusst und darauf spekuliert, dass ich dann doch verkaufen muss. So eine war das und unser Beirat hat ihr immer schön die Stange gehalten. Außerdem wäre das erst der Anfang gewesen, die wäre mit immer neuen Forderungen angekommen. Heute wäre es ein neuer Aufzug und morgen die Dachsanierung und so weiter. Also ich weine ihr keine Träne nach.“
Ich hörte ihr aufmerksam zu und lasse sie erst mal ausreden. „Sie meinen also, Frau Vogel wollte sie über den Tisch ziehen, um es mal auf den Punkt zu bringen?“
„Darauf können Sie Gift nehmen! Die war alles, nur keine nette Person. Die hatte mehr als nur zwei Gesichter und machte nichts ohne persönlichen Vorteil.“, kam von Frau Probst als Antwort.
Nachdem ich mir noch ein zweites Stück Kuchen genommen hatte, fragte ich Frau Probst: „Haben Sie über die Sache irgendwelche Schriftstücke? Vielleicht ein schriftliches Kaufangebot oder irgendwas Ähnliches?“
Jetzt strahlte meine Frau Probst förmlich. „Natürlich, die wollte doch sogar gleich zum Notar mit mir. Stellen Sie sich nur vor, die wollte nur 50.000 Euro für die Wohnung bezahlen. Das ist kein Angebot gewesen, das war eine Frechheit. Ich habe gleich mal bei der Frau Schindler vom dritten Stock angerufen. Wissens, die Tochter von der Frau Schindler ist doch Immobilienmaklerin und die hat mir dann gesagt dass unter 150.000 Euro da gar nichts geht.“ Gerade jetzt, wo doch sowieso die Immobilienpreise richtiggehend explodieren. Jetzt redet sich Frau Probst schon etwas in Rage und ich versuchte sie wieder zu beruhigen. „Könnten Sie mir die Unterlagen bitte mal zeigen?“, fragte ich vorsichtig nach.
Sofort geht sie zu ihrem Massivholzmonsterschrank und holt einen Vorvertrag aus der Schublade. Daraus geht eindeutig hervor, dass Frau Vogel die 4 Zimmer Wohnung zum Preis für 50.000 € kaufen wollte. Zum Glück hatte sich Frau Probst nicht kleinkriegen lassen und hat nicht unterschrieben.
„Ja wie hat denn Frau Vogel reagiert, als sie merkte, dass das wohl nichts werden würde mit dem Kauf?“, wollte ich noch wissen.
„Also das war ja das allerschärfste, kann ich Ihnen sagen. Bis dahin war unser Hausmeisterdienst ja immer freundlich, auf einmal aber war da ein neuer Mitarbeiter von denen und der hat mich immer ganz komisch angeredet wenn er mich sah. Ich hatte schon den Eindruck dass der auf mich wartet und mir Angst machen wollte“, erzählte Frau Probst weiter.
Jetzt wird es auf einmal spannend und vor allem hat das schon eine ganz spezielle Qualität. „Was hat denn der Mitarbeiter von ihrem Hausmeisterdienst zu Ihnen gesagt, dass Sie verängstigt hat?“, hakte ich nochmal nach.
„Ja der hat mir immer gesagt, dass ich in meinem Alter doch schon besser im Heim aufgehoben wäre, wenn mir z.B. im Waschkeller was passieren würde, dann wäre es doch schon schade um mich“, so zitierte Frau Probst den Hausmeistergehilfen.
Jetzt wollte ich es aber schon genau wissen: „Können Sie mir den Mann beschreiben und würden Sie ihn wiedererkennen?“
Leicht beleidigt hält sie mir eine kleine Standpauke: „Lieber Herr Bosch, ich bin zwar schon etwas älter aber kann noch sehr gut sehen und hören. Natürlich kann ich Ihnen den Mann beschreiben und ich würde ihn jederzeit wiedererkennen. Der ist aber seit dem Unfall von Frau Vogel nicht mehr in unserer Anlage aufgetaucht.“
Jetzt erhalte ich eine astreine Beschreibung eines ca. 30 jährigen Osteuropäers, oder wie Frau Probst ihn nannte: „Ein Russe halt„.
Eigentlich sollte so ein Typ gut zu finden sein: Tätowiertes Spinnennetz am Hals und große Narbe an der Wange.
Ich habe mir alles notiert und stecke mir das Schreiben über den Vorvertrag noch ein. So verabschiede ich mich ganz herzlich von Frau Probst und verspreche, mich