Eine unglaubliche Welt. Sabine von der Wellen

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Eine unglaubliche Welt - Sabine von der Wellen

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packt ihn ein kalter Schauer.

      Ein erneuter Angriff mit grünem widerlichem Sabber aus dem riesigen Maul reißt Gerrit ganz aus seiner Erstarrung. Er dreht sich um und rennt in den Gang zurück. Er läuft und läuft und lässt das Licht hinter sich.

      Das wütende Fauchen und Toben aus der Höhle verfolgt ihn. Er bleibt keine Sekunde stehen, um zu verschnaufen. Die Angst, dieses seltsame Geschöpf könne sich doch noch losreißen und ihm hinterherhechten, treibt ihn voran. So rennt er in den dunklen Gang zurück, den er gekommen ist. Keine Sekunde kommt ihm der Gedanke, dass er die falsche Richtung eingeschlagen hat und doch eigentlich diesen Gang geradeaus weiterverfolgen wollte - hinter der Katze her.

      Voller Panik stolpert er den Weg zurück.

      Ein gutes Stück entfernt drückt er endlich die Taschenlampe an, deren Schein in seinen zittrigen Händen mal hier, mal dorthin schießt und er läuft in dem Lichtschein weiter. Die Geräusche des tobenden Ungeheuers sind längst verstummt, als Gerrit sich endlich etwas beruhigt und langsamer wird. Bald gönnt er sich sogar eine kleine Verschnaufpause.

      Ihm schmerzen die Beine, und der Rest seines Körpers ist mit blauen Flecken übersät. Er hatte ein paar Mal unsanfte Bekanntschaft mit den Wänden gemacht, als er so kopflos geflohen war und seine körperliche Verfassung, nach seinem Sturz durch das Loch in der Alkenkuhle, war dadurch nicht besser geworden. Aber nichts hat ihn gefressen und das erscheint ihm fast wie ein Wunder.

      Kurz setzt er sich auf einen Stein, um sich die Knie zu reiben und um zu Atem zu kommen. Dann rappelt er sich wieder auf und läuft weiter.

      Musste er nicht schon längst wieder bei der Höhle ankommen, durch deren Decke er eingebrochen war? Er weiß es nicht. Bis zu diesem Augenblick hatte er alle Gedanken an den richtigen Weg wegen dieses seltsamen Tieres verdrängt. Es hatte ihn nur kopflos vorangetrieben. Wie lange, kann er kaum einschätzen. So geht er nun schwer atmend weiter und nimmt langsam wieder mehr von dem Weg wahr, den er geht.

      Der Gang ist schmal und glitschig.

      Ihm kommt es so vor, als wäre das nicht der Weg, den er gekommen ist. Hat er sich vielleicht verlaufen? Findet er noch nicht einmal den Weg in die Höhle zurück, durch deren Decke er in diese seltsame Welt gestürzt war?

      Völlig erschöpft und von Hoffnungslosigkeit und Angst gequält, schleicht er voran. Wer hält sich hier unten solche Ungeheuer und zu welchem Zweck?

      Dieser Gedanke lässt ihn nicht wieder los. Was für ein Geheimnis verbirgt sich unter der Erde von Osnabrück? Hat das hier etwas mit dem Verschwinden seiner Schwester und den anderen Kindern zu tun? Sind sie zu Futter für dieses Ungetüm geworden?

      „Oh, Nina! Was ist dir nur passiert?“, jammert er flüsternd und mit den aufsteigenden Tränen kämpfend. Doch dann schüttelt er den Kopf und reckt seine müden Knochen. Er darf sich jetzt nicht in Selbstmitleid oder Traurigkeit verlieren. Er muss kämpfen!

      Gerrit lässt den Strahl der Taschenlampe von dem Weg vor seinen Füßen hochschnellen und sieht, dass der Gang allmählich breiter geworden ist. Er scheint wieder in einer kleinen Höhle angekommen zu sein. Müde und durstig sucht er sich neben dem Eingang einen einigermaßen trockenen Platz, um sich erschöpft auf den Boden gleiten zu lassen. Langsam lässt er den Lichtstrahl über die Wände wandern und sucht alles nach einer Gefahrenquelle ab. Doch es gibt nur nasse Wände und eine tropfende Decke. Außerdem braucht er die Pause, wenn er nicht bald vor Erschöpfung umfallen will.

      Im Schein der Taschenlampe holt er aus dem Rucksack die Fleischwurst und die Milch. Er nimmt einen Schluck und isst ein Stück Wurst. Sein Hunger ist noch nicht gestillt, aber er will mit dem Wenigen noch etwas länger auskommen. Milch trinkt er etwas mehr. Wasser gibt es hier schließlich im Überfluss, auch wenn es ihm wenig behagt, aus einer der Pfützen trinken zu müssen wie ein Hund.

      Als er alles wieder in seinem Rucksack verstaut hat, will er seinen Weg weitersuchen. Doch er ist so müde und ihm schmerzt jeder Muskel, dass er sich noch einen Moment der Ruhe gestatten will. Es ist so still um ihn herum und nur das Plätschern des Wassers ist zu hören. Gerrit merkt gar nicht, wie er langsam zur Seite sackt und einfach vor Erschöpfung einschläft.

      Als er wieder die Augen öffnet, starrt er in eine starre Dunkelheit und weiß im ersten Moment nicht, ob er wirklich schon die Augen geöffnet hält oder nicht. Sein Zimmer ist doch niemals so dunkel!

      Langsam wird ihm bewusst, dass er auf einem kalten, feuchten Boden liegt und nicht in seinem Bett. Wie ein Hammerschlag trifft ihn die Erinnerung an die schreckliche Falle, in der er sich befindet. Schnell setzt er sich auf und starrt in die grauenhafte Dunkelheit um sich herum.

      Er ruft sich seine Situation ins Gedächtnis. Er ist in einer kleinen Höhle. Seine Hände fühlen die feuchten, schlierigen Wände neben sich. Durch den Gang, durch den er in diese Höhle gekommen war, wischt ein Zug kalter, muffiger Luft an seiner Wange entlang und lässt ihn erzittern.

      Gerrit rückt schnell etwas zur Seite, daran denkend, was ihn durch diesen dunklen Gang getrieben hatte. Oder ist das doch alles nur ein schrecklicher Albtraum gewesen?

      Er wünscht sich nichts sehnlicher, als in seinem Bett aufzuwachen und alles nur geträumt zu haben. Doch es hilft kein Kneifen und kein Wange reiben. Er ist wach und das hier ist nicht nur ein Albtraum. Auch riecht sein Ärmel immer noch nach der schleimigen Spuke dieses Ungeheuers, die nun festgetrocknet und bretthart ist.

      Langsam steht er auf und greift nach seinem Rucksack.

      Etwas fällt laut krachend zu Boden und entsetzt verfolgt Gerrit das Echo. Dann ist es um ihn herum wieder still.

      Er lauscht angespannt und wilde Fantasiebilder von aufgeweckten, sich das Maul leckenden Drachen oder anderen Ungeheuern spuken ihm sofort im Kopf herum und lassen ihn erneut erzittern. Doch nichts rührt sich um ihn herum. Kein Geräusch dringt zu ihm durch, nur das leise Plätschern des Wassers, das ständig durch kleine Rinnsale fließt.

      Was hatte er nur heruntergeworfen?

      „Meine Taschenlampe!“, schießt es ihm durch den Kopf, als ihm bewusstwird, was so laut scheppernd zu Boden gefallen war.

      Sofort lässt er sich auf die Knie sinken und tastet alles nach ihr ab. Aber der Boden unter ihm ist schwarz wie die tiefste Nacht und er kann noch nicht einmal seine suchenden Hände auf dem kalten Stein sehen. Dennoch sucht er fieberhaft weiter, findet aber außer ein paar Steinen und seltsam schlierigen Pflanzenwucherungen nichts.

      Er setzt sich enttäuscht und mutlos auf den kalten Boden. Tränen der Verzweiflung und Angst verschleiern ihm den Blick und er versucht sie niederzukämpfen. Er will nicht weinen. Er darf auch gar nicht weinen. Er muss seine Taschenlampe wiederfinden. Irgendwo muss sie doch sein!

      Erneut rafft er sich auf und kriecht tastend den ganzen Boden ab. Seine Hose trieft vor Nässe und an seinen Handflächen fühlt er matschigen Schleim, der in den winzigen Rissen, die er sich durch spitze Steine zugezogen hat, brennt. Die Höhle scheint etwas zu einer Seite abzufallen. Wahrscheinlich ist die verdammte Lampe irgendwohin gerollt.

      Gerrit kriecht auf allen Vieren weiter und sucht mit seinen Händen erneut den dunklen Grund ab.

      Er ist schon bis auf der anderen Seite der Höhle angekommen, als ein Geräusch ihn zusammenfahren lässt. Schnell reißt er den Kopf hoch und spürt einen kalten Luftzug, der ihm, mit einem seltsamen Geruch vermischt, ins Gesicht bläst. Gerrit streckt vorsichtig tastend eine Hand aus und fühlt über den kalten Stein der Wand. Plötzlich reißt er erschrocken seine Hand zurück, die einen Moment ins Leere griff

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