Die Flüchtlinge und wir. Neue Osnabrücker Zeitung
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Die interkulturelle Kompetenz sei heute besser als vor fünfzehn Jahren. Auch werden heute Universitätsabschlüsse eher anerkannt als früher. Baba musste ganz von vorn beginnen, schrieb sich in Oldenburg für Germanistik und Sozialwissenschaften ein. „Ich war 38, das war eine Herausforderung“, sagt sie. Zuvor hatte sie zwei Jahre als Kellnerin und ein Jahr als Kassiererin gearbeitet – und Menschen unterstützt, ihnen von ihren Erfahrungen erzählt, sie begleitet und unterstützt.
Bis heute unterrichtet sie an der Volkshochschule Delmenhorst und bei der regioVHS Ganderkesee Deutsch für Migranten, hat Integrationslotsenlehrgänge in Delmenhorst und Wildeshausen angeboten. Für sie ist es ein Vorteil, dass sie Araberin ist. Viele Flüchtlinge kommen derzeit aus Syrien, dem Irak und Eritrea. Mit ihnen bespricht sie Fragen zu Ärzten, Schulen, allgemeine Probleme. „Unsere Aufgabe ist es, sie zu beruhigen“, sagt Baba. Sie sagt ihnen, dass sie nur ein bisschen Zeit brauchen, und dass die Situation nicht so schlimm ist, wie sie anfangs glauben. Dies sei manchmal wichtiger als sie überall hin zu begleiten.
Sandra Baba besucht die Flüchtlinge, ist fast immer unterwegs. Kürzlich brachte sie eine Deutsche, die gerne helfen wollte, und eine alleinerziehende Mutter aus Syrien zusammen. Es sei eine Erleichterung für die Flüchtlinge, dass sie in Sandra Baba jemanden haben, zu dem sie mit ihren Sorgen gehen können. Und Sandra Baba sagt: „Was ich heute mache, war genau mein Ziel.“
Flüchtlingsberaterin Sandra Baba bei ihrer Sprechstunde in ihrem Ganderkeseer Büro: Sie erläutert (von links) Hysein Hasan, Amjad Khzam und Mohamad Bashir Sankari aus Syrien ein offizielles Schreiben.(Katja Butschbach)
Landarzt im Emsland? Zusage nach zwei Monaten Bedenkzeit
Von Manfred Fickers
Landarzt im Emsland zu werden, das hätte sicher niemand von Jun-Young Jung erwartet, als er 1969 in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul geboren wurde. Die Entscheidung, eine Praxis in Twist zu übernehmen, sei richtig gewesen, sagt er nach eineinhalb Jahren in dem Dorf an der niederländischen Grenze.
Seinen Eltern sei die Entscheidung, ihre Heimat zu verlassen, sicher nicht leicht gefallen, meint Jung. Südkorea war noch Jahre nach dem Ende des Koreakriegs (1950–1953) ein bitterarmes Land. Fast die gesamte Industrie wurde zerstört, der Wiederaufbau in Südkorea gewann nur allmählich an Tempo. Vom Wirtschaftsboom nach 1980 ahnte damals noch niemand etwas. Der Vater, ein Ingenieur für Elektrotechnik, bewarb sich erfolgreich um einen Arbeitsplatz im deutschen Steinkohlenbergbau. Deshalb zog die Familie mit ihrem elfjährigen Sohn nach Waltrop, Kreis Recklinghausen.
Fleißig lernte Jung Deutsch, wobei man heute noch heraushören kann, wo er es gelernt hat. Nach dem Abitur begann der in Hamburg ein Medizinstudium, das er an der University of California mit einer Promotion zum Einsatz eines Ultraschallgeräts in der Therapie von Speiseröhrenkrebs-Patienten abschloss. Zusätzlich ließ er sich in der Fachklinik in Kötzting, Bayern, in traditioneller chinesischer Medizin ausbilden. Kenntnisse, die er auch seinen Patienten zur Verfügung stellt.
Nach dem Studium arbeitete der junge Doktor unter anderem als Notfallmediziner. Zu den beruflichen Stationen gehörten das Franziskus-Hospital Harderberg und die Paracelsus-Klinik in Osnabrück. Zwar bezeichnet sich Jung nicht als „sportbegeistert“, aber seit dieser Zeit ist er am VfL Osnabrück interessiert.
Es ist der Ärztemangel auf dem Land, der dem in Südkorea geborenen deutschen Staatsbürger eine neue berufliche Perspektive bot. Dabei half der am Krankenhaus Ludmillenstift Meppen tätige, aus Burundi stammende Kollege Dr. Evariste Gafumbegete. Jahrzehntelang hatte Dr. Michael Jaron die Hausarztpraxis an der Apotheke in Twist-Mitte geführt, aber die Gesundheit nötigte den Mediziner zur Aufgabe seiner Tätigkeit. Gafumbegete kaufte ihm das Praxisgebäude ab. Sein Kollege Jung besaß gute fachliche Voraussetzungen, aber er war zunächst skeptisch. Deshalb verordnete er sich eine Probezeit.
Die zwei Monate als Honorararzt „auf dem Twist“, wie Jung sagt, „waren sehr wertvoll, um Land und Leute kennenzulernen“. Das zeigt, wie schnell er im Emsland heimisch geworden ist. Denn der Arzt weiß, dass es im Sprachgebrauch der Einheimischen „auf dem Twist“ heißt und nicht „in Twist“. Schließlich zog er mit seiner Ehefrau und den beiden Kindern nach Meppen. Die Stadt und ihre Umgebung gefallen dem Arzt und seiner Familie.
Die Praxisräume wurden vor der Übernahme durch den neuen Hausarzt modernisiert, und Jung konnte das kompetente Praxisteam seines Vorgängers übernehmen. Seine Ehefrau hat einen Arbeitsplatz gefunden, und es konnte eine passende Wohnung in Meppen bezogen werden. Er selbst und seine Familie leben gern im Emsland.
Zur Praxisübernahme gratulierte Bürgermeister Ernst Schmitz persönlich. Er ist froh darüber, dass keine Lücke in der ärztlichen Versorgung in Twist und Umgebung entstand und die Arbeitsplätze in der Praxis gesichert wurden. Die Praxis in der Mitte der Gemeinde ist gut zu erreichen, die Patienten kommen nicht nur aus Twist, sondern auch aus Nachbarorten im Emsland, der Grafschaft Bentheim und den Niederlanden. Dank guter Organisation sei das Arbeitspensum zu schaffen, sagte der Landarzt.
In der Gemeinde und vom Patientenkreis der Praxis sei er freundlich aufgenommen worden. Fremdenfeindlichkeit habe er in Deutschland nur einmal erlebt, im Osten Berlins, erzählt Jung. Seine Herkunft und seine internationale Erfahrung sieht der Arzt als einen Vorteil im Umgang mit seinen Mitmenschen an, sie führe zu einer größeren Gelassenheit und Toleranz. In zwei Kulturen zu Hause zu sein mache es möglich, aus beiden Gutes für sich auszuwählen. Trotz der Klagen über Ärztemangel auf dem Land sei man in Deutschland noch sehr gut versorgt, findet er. Als Arzt ist er in einem Teil seines Urlaubs für ein Hilfswerk in einem Slum der indischen Stadt Hyderabad tätig, „aus christlicher Überzeugung“.
Das Gemeindewappen hat Bürgermeister Ernst Schmitz dem Arzt Jun-Yong Jung ans Revers geheftet. Das Bild zeigt von links: Jenny Albers, Jun-Yong Jung, Margret Ribbels und Ernst Schmitz. (Manfred Fickers)
Verlockendes Angebot auf der grünen Insel
Von Kirsten Muck
Als Markus Rehm im Sommer 2003 nach Dublin ging, war die irische Forscherwelt noch in Ordnung. Die Wirtschaft brummte, die Regierung pumpte viel Geld in die Grundlagenforschung. Ein Eldorado für Krebsforscher wie Markus Rehm.
„Als junger Forscher konnte ich schon viel Verantwortung übernehmen. Davon habe ich profitiert“, erzählt der Biophysiker, der seit 2006 eine eigene Forschungsgruppe leitet. Nach dem Abi am Gymnasium Oesede und dem Studium in Osnabrück, Münster und Frankfurt ging er mit seinem Doktorvater und zwei weiteren Forschern nach Dublin. Das Angebot des Royal College of Surgeons in Ireland, der Königlichen Hochschule für Chirurgen in Irland, war zu verlockend: ein Fünfjahresvertrag und ein nagelneues Forschungslabor. Und die Freiheit, ungezwungen Dinge zu erforschen, die nicht sofort eine Anwendung oder ein Produkt hervorbringen mussten.
Rehm erforscht das Verhalten von Tumorzellen – Forschungsfeld Angewandte Systembiologie. Mithilfe von Computersimulationen und zellbiologischen Experimenten versucht seine siebenköpfige Forschungsgruppe, biologische Prozesse im Körper vorherzusagen. „Wir gehen weg vom einzelnen Eiweiß oder Gen und untersuchen die Netzwerke,