Zwillingsschmerz. Ana Dee

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Zwillingsschmerz - Ana Dee Privatdetektiv Thomas Fields

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die Hoffnungslosigkeit.

      Frank waren die beruhigenden Worte ausgegangen und inzwischen bereute er zutiefst, nicht auf Marlene gehört zu haben. Vielleicht hätten Sie Marie gefunden, wenn sie dageblieben wären? Doch er wollte seinen Fehler vor Marlene nicht eingestehen und kümmerte sich stattdessen aufopferungsvoll um Mia und den Haushalt.

      Marlene hingegen fühlte sich wie in einem Vakuum, sie war zu nichts mehr fähig. Die Haare hingen ihr strähnig ins Gesicht und sie wirkte kränklich. Teilnahmslos saß sie am Tisch und hing ihren Gedanken nach. Frank machte sich große Sorgen und wenn sich ihr Zustand nicht bald besserte, würde er um psychologische Hilfe bitten müssen.

      Der schrille Klingelton des Telefons zerriss die Stille. Marlene sprang auf und umklammerte den Hörer, sodass die Knöchel ihrer Hand weiß hervortraten.

      „Nein, es gibt keine Neuigkeiten, tut mir leid. Wir melden uns, sobald Marie wieder wohlbehalten bei uns ist, aber jetzt brauchen wir eine freie Leitung, entschuldige bitte.“ Mit einem traurigen Gesichtsausdruck legte sie den Hörer zur Seite. „Deine Mutter“, erklärte sie schroff.

      „Bitte Marlene, sie kann doch nichts dafür. Sie macht sich genauso verrückt wie wir.“

      „Aber ich habe ihr doch schon etliche Male gesagt, dass wir uns melden, sobald sich an der Situation etwas ändert.“

      „Wir sollten jetzt nicht über das Thema Schwiegermütter streiten. Meine Mutter ist ebenfalls an ihrem seelischen Limit angekommen, genau wie du. Sie liebt ihre beiden Enkeltöchter abgöttisch.“

      „Entschuldige bitte.“ Marlene senkte schuldbewusst den Kopf.

      Frank beugte sich zu ihr herunter und küsste zärtlich ihren Nacken. „Wir schaffen das, wir sind stark. Bestimmt hat sich Marie nur irgendwo verkrochen ...“

      Tröstend legte er seinen Arm um ihre Schultern, doch Marlene schüttelte ihn ab.

      „Das glaubst du doch selbst nicht!“ Ihre Augen funkelten zornig.

      „Ich will es aber glauben und ich will mir meine Hoffnung nicht zerstören lassen.“ Frank klang wie ein trotziges Kind.

      „Ich habe mir die Statistik angesehen und die ist nicht sonderlich berauschend, wenn es um vermisste Kinder geht.“

      „Warum musst du immer alles schwarzsehen? Die meisten Kinder tauchen wieder auf.“

      „Weil ich es als Mutter fühlen kann, verdammt noch einmal!“

      Marlene machte eine ausholende Handbewegung und fegte die Kaffeetassen vom Tisch. Kleine braune Kaffeelachen breiteten sich zwischen den Scherben aus. Ein trockenes Schluchzen schüttelte ihren Körper und sie eilte in das Badezimmer.

      „Papa, streitet ihr wieder?“

      „Komm her mein Mäuschen.“ Frank hob seine Tochter hoch und strich ihr liebevoll durch die blonden Locken.

      „Seid ihr wegen Marie traurig?“

      „Ja, das sind wir.“ Er drückte Mia fest an sich. „Aber die Polizei wird sie finden, da bin ich mir ganz sicher.“

      Tag für Tag verging ohne eine positive Nachricht über den Verbleib ihrer gemeinsamen Tochter. Inzwischen begann auch Franks fester Glaube zu bröckeln, dass Marie wohlbehalten zu ihnen zurückkehren würde.

      In ihrer grenzenlosen Verzweiflung hatten sie in der näheren Umgebung Flugblätter verteilt und in den sozialen Netzwerken einen Hilferuf gestartet. Doch brauchbare Ergebnisse waren ausgeblieben. Auch ihre Ehe schien die ersten Risse davonzutragen. Jeder driftete in eine andere Richtung, aus dem vorherrschenden Wir wurde ein einsames Ich.

      Während sich Frank nach und nach mit dem Unvermeidlichen abfand, begann für Marlene die eigentliche Suche. In ihrer Verzweiflung wandte sie sich sogar an ein Medium. Diese Frau hatte ihr glaubhaft versichert, dass Marie noch am Leben sei, dass sie nur entführt wurde, um einem höheren Zweck zu dienen.

      Marlene klammerte sich an diesen Strohhalm, was Frank überhaupt nicht nachvollziehen konnte. Sie stritten sich nur noch, bis die Fetzen flogen, und selbst eine Paartherapie konnte die tiefen Risse nicht mehr kitten. Frank wollte damit abschließen, wollte wieder nach vorn schauen. Auch er litt Höllenqualen, sobald er an Marie dachte, aber er brauchte seinen inneren Frieden.

      Fünf Jahre später kam es zur Trennung.

      Während Marlene einsam zurückblieb, verliebte sich Frank neu. Die Hochzeit mit Juliane, die darauffolgende Schwangerschaft, alles ging so rasend schnell. Diesen Umstand konnte sie ihm nie verzeihen. Die Suche nach Marie war für sie zur Obsession geworden.

      Kapitel 2

      „Guten Morgen meine Große und alles Gute zu deinem Geburtstag.“ Marlene betrat mit einem Tablett das Schlafzimmer und stellte es auf dem Nachtschränkchen ab. „Ich denke, an diesem besonderen Tag können wir eine kleine Ausnahme machen und im Bett frühstücken.“

      „Gute Idee“, pflichtete Mia ihr bei und biss herzhaft in ein frisches Croissant.

      „Du kannst es wohl nicht abwarten“, tadelte Marlene mit einem Lächeln.

      „Wo sind eigentlich meine Geschenke abgeblieben?“, nuschelte Mia mit vollem Mund.

      Wie auf Kommando klingelte das Telefon.

      „Hier, für dich.“ Marlene reichte es an Mia weiter.

      „Was? Das ist jetzt nicht wahr, oder? Danke Dad, ich werd verrückt!“ Mia ließ das Croissant fallen und fiel ihrer Mutter um den Hals. „Danke Mama, ihr seid die Besten!“

      „Ich weiß“, wehrte Marlene lachend ihre Tochter ab. „Wir haben dich schon in der Fahrschule angemeldet, in zwei Wochen geht es los.“

      „Wahnsinn! Ich kann es noch gar nicht fassen, dass ich bald ein Auto fahren werde.“

      „Nun mal langsam, ich muss dich immerhin auf dem Beifahrersitz begleiten und eingreifen, wenn es brenzlig wird. Aber jetzt lass uns frühstücken.“

      Marlene setzte ein vergnügtes Lächeln auf und strahlte Mia an. Ihre Tochter sollte sich wie eine Prinzessin fühlen, sie durfte ihr den Tag auf keinen Fall verderben, Marie hin oder her.

      Nachdem Mia das Haus verlassen hatte, stieg Marlene in den Wagen und machte sich auf den Weg in die Innenstadt. Sie hatte heute extra Urlaub genommen und befürchtete, dass genau dieser Umstand ihr zum Verhängnis werden könnte. In einem leeren Haus herumzusitzen und über den noch immer tiefsitzenden Verlust zu grübeln, würde sie wahrscheinlich an den Rand des Wahnsinns treiben.

      Sie steuerte den Wagen in ein Parkhaus und machte sich auf den Weg in die Innenstadt. Gemächlich bummelte sie durch die Fußgängerzone und ergatterte eine reduzierte und ausgesprochen elegant geschneiderte Bluse. Sie kleidete sich gern im klassischen Stil, auch wenn es in ihrem Leben niemanden gab, der ihr dafür Komplimente machte.

      In einem lauschigen Café setzte sie

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