Zwillingsschmerz. Ana Dee
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„Wie wäre es mit einem Kredit? Könnten dir deine Eltern vielleicht unter die Arme greifen?“
„Nimm es mir nicht übel Elena, wenn ich mich wundere, aber wieso kommst du ausgerechnet heute auf dieses Thema zu sprechen?“
„Eine Kollegin von mir kennt einen Detektiv, der ihre verschollen geglaubte Tochter wieder aufgespürt hat. Das Mädchen war vor zwei Jahren von zu Hause ausgerissen und hat in Berlin auf der Straße gelebt. Seine Erfolgsquote ist überdurchschnittlich hoch.“
„Ich weiß nicht so recht. Was, wenn Frank recht behält und ich mich wieder einmal in eine Sache verrenne? Die Enttäuschung würde ich nur schwer verkraften.“
„Das mag wohl sein. Aber möchtest du dich weiterhin Tag für Tag mit der Frage quälen, was mit Marie geschehen sein könnte? Du bist immer noch eine attraktive Frau und verwehrst dir seit Jahren das Glück durch dein Singledasein.“
„Ich will Mia keinen Stiefvater vor die Nase setzen, sie hatte unter unserer Scheidung schon genug zu leiden.“
„Aber ich merke doch, wie sehr dir eine starke Schulter zum Anlehnen fehlt und wie traurig du frisch verliebten Pärchen hinterher schaust“, beharrte Elena.
„Ertappt.“ Marlene lächelte schüchtern.
Elena legte eine Visitenkarte auf den Tisch und schob sie mit zwei Fingern zu ihr hinüber. „Für deinen inneren Frieden. Ich wünsche mir von Herzen, dass er eine Spur findet, und vielleicht sollten wir beide ganz fest an ein Wunder glauben.“
Zaghaft griff Marlene nach der Karte und las die geschwungene Schrift. Thomas Fields, Privatdetektiv.
„Ich muss erst einmal darüber nachdenken und wenn ich mich dafür entschieden habe, werde ich Mia einweihen.“
„So ist es richtig.“ Elena hielt ihr leeres Glas hoch. „Also wenn du noch so einen leckeren Drink hättest, ich wäre dabei ...“
Seit zwei Tagen grübelte Marlene, ob sie sich mit dem Privatdetektiv treffen sollte. Ihr Herz schrie förmlich danach, doch ihr Verstand fürchtete sich vor den Konsequenzen. Die Visitenkarte war schon völlig zerknittert. Ständig nahm sie die Karte in die Hand und drehte und wendete sie nervös zwischen ihren Fingern.
Mia hatte sich wieder einmal in ihrem Zimmer verbarrikadiert, um mit ihrem neuen Freund zu skypen. Marlene war der Neue noch nicht vorgestellt worden und sie war gespannt, in wen sich ihre Tochter diesmal unsterblich verliebt hatte.
Nervös schritt sie auf und ab, um sich gleich darauf wieder zu setzen. Schließlich ging ein Ruck durch ihren Körper. Sie lief in die obere Etage und klopfte zaghaft an Mias Zimmertür.
„Jetzt komm schon rein, Mama.“
Die Tür schwang einen Spaltbreit auf und Marlene steckte den Kopf ins Zimmer. „Nanu, ich dachte, du wolltest mit deinem Freund reden?“, fragte sie verwundert.
„Schön wär’s. Seine Eltern machen ihm Druck, damit er fürs Abi lernt“, entgegnete Mia.
„Tja, was soll ich dazu sagen? Ich schlage mich natürlich auf die Seite der Eltern.“ Ein warmherziges Lächeln umspielte Marlenes Lippen, dann wurde ihr Blick wieder ernst. „Ich denke, wir müssen uns über eine wichtige Sache unterhalten“, wagte sie einen Vorstoß.
„Mama, das mit den Blümchen und Bienchen hatten wir doch schon.“
„Du machst es mir nicht gerade leicht.“ Marlene griff nach der Hand ihrer Tochter und drückte sie sacht.
„Ist etwas mit Papa passiert?“, fragte Mia betroffen.
„Nein, nichts dergleichen.“ Eine zarte Röte zeigte sich auf Marlenes Wangen. „Elena hat mir die Adresse eines hervorragenden Privatdetektivs gegeben.“
„Was willst du denn mit dem? Will sie dich wieder verkuppeln?“
„Um Gottes willen Mia, wo denkst du denn hin!“ Entrüstet sah sie ihre Tochter an. „Es geht um Marie.“
„Und was soll dieser Detektiv richten können? Die Polizei hat doch schon alles unternommen? In der Realität ziehen dir diese Typen das Geld aus der Tasche und in Büchern torkeln sie meist sturzbetrunken durch die Gegend.“
„Und du weißt natürlich genauestens darüber Bescheid, weil du so belesen bist, nicht wahr?“
„Ach Mama ...“ Mia rollte genervt mit ihren Augen.
„Bitte Mia, ich muss dich das fragen.“ Marlene atmete noch einmal tief ein. „Du träumst doch auch von Marie, und widersprich mir bitte nicht. Wie erscheint sie dir in deinen Träumen, gibt es da eine Verbindung zwischen euch?“
„Du weißt doch ganz genau, wie ungern ich darüber spreche.“
„Aber warum? Was ist so schlimm daran?“
„Ich will keine falschen Hoffnungen wecken, denn ich weiß genau, wie Papa auf das Thema reagiert. Ich hasse es, wenn ihr euch streitet.“
„Aber es ist wirklich wichtig für mich. Wenn der Detektiv keine Spur findet, dann kann ich nach all den Jahren endlich abschließen. Denkst du, ich spüre nicht, wie sehr dich das belastet? Du bist meine Nummer eins, aber manchmal habe ich trotzdem das Gefühl, dass Marie zwischen uns steht. Das soll sich endgültig ändern.“
Marlene stand auf und lief zum Fenster. „Ich möchte in unserem Garten eine kleine Feier veranstalten und Familie und Freunde dazu einladen. Mit Himmelslaternen und all unseren guten Wünschen möchte ich Marie Lebewohl sagen. Wir werden in alten Fotos stöbern, uns erinnern und Abschied nehmen.“
In Mias Augen glitzerten Tränen. „Mama, das ist die beste Idee, die du je hattest.“
„Danke, mein Schatz.“
Mutter und Tochter lagen sich in den Armen.
„Du kannst mein Sparbuch plündern“, flüsterte Mia ihrer Mutter ins Ohr. „Aber wehe, dieser Kerl rührt auch nur einen Tropfen Alkohol an.“
Marlene lachte unter Tränen. „Ich bin so stolz auf dich, danke für dein wirklich großzügiges Angebot. Aber mach dir bitte keine Sorgen, ich habe schon mit meiner Bank gesprochen, um einen Kredit aufzunehmen.“
„Dann vereinbare einen Termin und triff dich mit diesem Detektiv.“
„Das werde ich tun, Liebes. Und es würde dir übrigens nichts schaden, wenn du deine Nase mal wieder in ein Schulbuch steckst.“
„Typisch Mütter“, maulte Mia.
„Typisch Töchter“,