Steintränen. Manja Gautschi
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Steintränen - Manja Gautschi страница 3
„Ach du Scheisse!“ stöhnte Koron, schloss die Augen und liess seinen Kopf gegen die Rückwand fallen, atmete aus. Einen Moment zu wenig achtsam und schon war’s passiert. Er hatte sich verraten. Doch noch. Die mussten es darauf angelegt haben. Heimlich, geduldig gewartet. Dreckskerle. "Ach Berok" flüsterte Koron und seufzte.
Der Soldat mit dem perfekt frisierten Haarschnitt, dem aalglatt rasierten Gesicht und einer offenbar frischen Uniform liess die Tür öffnen. Musste ein Offizier sein. Das konnte man sehr wohl erkennen, auch wenn alle Terra Sonnensystem Soldaten die gleichen Kleider trugen um die Ränge für Aussenstehende unkenntlich zu halten.
„Und das mit dem ‚nett’ meine ich tatsächlich, denn unser Arzt nimmt sich ab sofort gerne Zeit für euch.“ Berok wurde wütend, das konnte doch nicht wahr sein, dass die sie hier absichtlich hatten dahinsiechen lassen. „Ihr verdammten Schweinehunde!“ Er stand auf, machte sich daran diesem Soldaten eine dicke Faust ins grinsende Gesicht zu schlagen. Wozu es selbstverständlich nicht kam, denn ein weiterer soeben aufgetauchter Soldat mit Gewehr schlug ihm so heftig er konnte den Kolben erst ins Gesicht, danach stiess er ihn dem grossen Mann in den Unterlaib. Ein zweiter Soldat hielt gleichzeitig unter dem Türrahmen stehend sein geladenes Gewehr auf Berok gerichtet. Der grosse Mann blutete erneut heftig im Gesicht und krümmte sich. Hielt seinen Bauch. Stöhnte, wich zurück. Louis stand auf und hielt Berok fest. Sah entsetzt den Soldaten an, der vor ihnen in der Zelle stand. Langsam sein Gewehr umdrehte und bei der ganzen Aktion keine Regung im Gesicht gezeigt hatte. Dem war’s offenbar ganz egal, ob er Berok verletzte oder nicht.
„Macht nicht den Fehler zu denken, wir würden nicht schiessen. Auf einen mehr oder weniger kommt es jetzt nämlich nicht mehr an.“ kommentierte der mit dem grinsenden Gesicht.
Neben ihm kamen weitere drei Soldaten in den Gang, der zu den Zellen führte. Er wartete einen Moment, bis es schien, als ob kein weiterer Widerstand bestand. Dann verschwand sein Grinsen und er befahl „Den Alten da bringt ihr gleich zu Sven.“ zwei Soldaten nickten. „Und den Dicken da soll Chris als Ersten verarzten.“ er grinste wieder, sah zu Koron „Sonst verlieren wir ja noch unseren Ruf als die ‚Netten’. Nicht wahr?“
Die beiden Soldaten, der im Türrahmen und der andere, der Berok geschlagen hatte, machten sich auf um Berok zu packen. „He, he!“ unterbrach der Grinsemann, sie hielten inne „Was?“ „Mit Ketten bitte, oder wollt ihr eine Schlägerei riskieren? Idioten!“ Die beiden folgten kommentarlos.
Nachdem sie Berok in Ketten abgeführt hatten, betraten zwei weitere Soldaten die Zelle, die Koron mitnehmen sollten. „Das könnt ihr gleich vergessen. Scheisse nochmal.“ fluchte Koron. Und der nicht mehr Grinsende vor der Zelle schüttelte den Kopf, meinte „Och, komm schon Alter. Jetzt mach keine Schwierigkeiten.“ er winkte einem weiteren Soldaten, der bislang ungesehen im Gang gewartet hatte. Der betrat ebenfalls die Zelle, hielt Ketten in der Hand. Koron schüttelte den Kopf „Mistkerle, verdammte Idioten.“ und als ihn der dritte anfassen wollte, hielt ihn Sandra sachte auf „Halt, wartet. Bitte.“ sagte sie. Einer der beiden anderen verpasste ihr eine heftige Ohrfeige, sie viel rückwärts zu Boden, Koron wollte aufstehen, aber es ging einfach nicht.
„Er kann doch nicht aufstehen.“ keuchte Sandra am Boden liegend. Sie richtete sich wieder auf, sah den Offizier vor dem Eingang flehend an, hielt sich die pulsierende Wange. Telalia stellte sich neben sie. Der Offizier überlegte, runzelte die Stirn. ‚Was sollte dieses Theater?’ Sandra deutete auf Koron „Sein Bein ist gebrochen und an der Hüfte stimmt was nicht. Er kann“ „Sandra, lass! Verdammt!“ schimpfte Koron „Bitte, so glaubt mir doch. Er kann nicht alleine aufstehen.“
„Ich denke sie hat recht.“ stellte der Soldat mit den Ketten fest. Er hatte während des Gesprächs Koron mit einer Taschenlampe begutachtet.
„Meinetwegen. Dann holt halt eine Bahre. Ist mir doch egal. Aber bringt ihn zu Sven. Wir brauchen ihn lebend.“ er fuchtelte mit den Armen „Also hopp hopp! Ich habe noch anderes zu tun.“ befahl er.
Der mit den Ketten rannte los. Alle anderen warteten.
„Was ist mit den anderen?“ unterbrach Koron das Warten. „Wie? Mit den anderen?“ fragte der Offizier zurück. „Na, verarztet ihr nur Berok und mich? Oder was? Verfluchte Kacke.“ Der Offizier runzelte die Stirn, schüttelte den Kopf „Selbstverständlich alle. Wir sind keine Barbaren, so wie ihr.“ „Du kleiner Mistkäfer nennst uns Barbaren?!“ „Natürlich.“ er breitete die Arme aus „Oder wie willst du diesen Lebensstil und eure Kleidung, ja eure gesamte Art und Weise sonst nennen? Ihr bringt grundlos Leute um.“ „Was für ein dreckiger Lügner behauptet das?“ Koron musste husten. Seine Kehle war völlig ausgetrocknet, denn er hatte aufgrund der Schmerzen in letzter Zeit nicht viel trinken mögen.
„Wenn ich mal von den jüngsten Ereignissen absehe, das mit der Gruppe um John Dek, zum Beispiel, meine ich.“ fing der Offizier an zu erklären „Dann wissen wir sehr wohl, dass ihr es wart, die in den letzten Jahren unsere Leute immer wieder habt ‚verschwinden’ lassen. Man erzählt, ihr hättet sie an diese Viecher verfüttert. Diese überdimensionalen grauen Pumas oder Katzen oder wie ihr sie nennt. DAS nenn ich barbarisch!“
Das Gespräch wurde vom Hereinfahren der Bahre unterbrochen. Und statt der Ketten hielt der Soldat von eben nun eine Spritze in der Hand die er nach einem kurzen „Was soll der Mist?!“ seitens Korons, ohne viel Feingefühl in Korons Schulter steckte und zügig den gesamten Inhalt injizierte. Koron viel bewusstlos zusammen, wurde unter den sorgenden Blicken seiner Leute auf die Bahre gelegt und weggestossen.
Essen und Trinken wurden in die Zelle gestellt, dann die Gittertür verriegelt.
2 - Alltag - Mara & Aron
Sonnenschein, feiner Wind, herrliche Luft. Die Baumkronen hatten sich in den letzten Tagen rasch komplett gelb gefärbt, die Immer-Blauen Sorten stachen nun besonders hervor. Das Gras war blau, würde sich bald bordeaux-dunkel verfärben, absterben und im Frühling wieder hellgrün ausschlagen. Das war die perfekte Zeit um Schilfgras zu ernten, welches genau jetzt am meisten Mineralien enthielt.
Custa spielte am seichten Uferrand des grünen Sees, gefiel sich darin hinter Enten herzurennen, die ihr jeweils kurz vor der Nase davonflogen um ein paar Meter daneben wieder zu landen.
Mix, Boris Packpferd, das sich Aron als Reittier ausgeliehen hatte, frass sich friedlich durchs Gras am Waldrand. Zwischendurch auch mal ein paar Blätter vom Baum.
Der Wind spielte fein mit den Haaren, kräuselte angenehm. Mara zog die Luft durch die Nase, schloss die Augen. Nachher würde sie noch kurz bei Zylin, also seiner ‚Gedenkstätte’, vorbeisehen, bevor sie nach Hause ging. Die Luft duftete herrlich, die Geräusche beruhigten. Der Winter war spürbar nahe.
„Autsch! So ein Mist. Das war das Letzte Mal, das sag ich dir.“ Aron hatte sich am Schilf geschnitten, schon wieder. Mara schmunzelte. Sah erst zu Rupes, dessen Umrisse weit in der Ferne ganz klein am Seeufer erkennbar waren, ging dann zu Aron um sein x-tes Wehwehchen zu begutachten.
Beide trugen braune Hosen und ein orangenes langärmeliges Oberteil. Die dunkelbraunen Jacken lagen neben den Sätteln ihrer Reittiere im Gras, etwas weiter weg. Die Kleider sahen ziemlich mitgenommen aus, weil man sich zum