Steintränen. Manja Gautschi

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Steintränen - Manja Gautschi Steintränen

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waren dabei hilfreich, um für Aussenstehende als nichtjagdbares Gut schnell erkannt zu werden. Zwischen den dunkelblauen Schilfgräsern leuchteten die orangenen Kleidungsstücke besonders schön heraus.

      „Zeig her“ Mara griff Arons linke Hand. „Also weißt du“ sie lächelte, während sie ein Taschentuch aus dem Sack zog und es erst mit Wasser benetzte, damit das Blut abwischte, nochmals ins Wasser, ein paar Steintränen darauf und um die Hand wickelte. „Aua“ Aron wollte die Hand wegziehen, Mara hielt fest, zog den Knopf fest zusammen, damit es auch hielt. „Hatte gar nicht gewusst, dass du so ungeschickt bist.“ nun sah sie Aron in die Augen. „Das heilt schnell. Du stirbst nicht daran.“ beendete sie ironisch die Verarztung und liess Arons Hand los. Der zog sie etwas beleidig zu sich heran, drückte am Tuch herum und meinte ebenso ironisch „Damit kann ich dir morgen nun leider nicht mehr helfen bei dieser Strafarbeit hier.“ neckisch hob er seine beiden Augenbrauen und blickte zurück. Beide fingen herzhaft an zu lachen.

      Es tat richtig gut. Nach all den verstörenden Geschehnissen der letzten Tage war Mara mehr als nur froh um diese Auszeit.

      Nachdem Boris zum Stadtmeister ausgerufen worden und dabei nicht ums Leben gekommen war, fing es an sich in Maras Gefühlswelt zu stabilisieren. Beruhigen wäre das falsche Wort, aber sie fühlte sich nicht mehr so aufgelöst. Die Trauer um Zylins Verlust hängte jeden Tag schwer an ihrem Herzen, doch es war nicht zu ändern. Dafür war die Erleichterung über Boris ‚Weiterleben’ umso grösser gewesen. Sie war froh um Arons Gesellschaft, der ihr neben Custa half, sich aufs Hier und Jetzt zu besinnen. Sein Auge war zwar immer noch etwas geschwollen, wofür sie sich weiterhin täglich bei ihm entschuldigte, so unangenehm war der Gedanke daran. Aber es heilte und zu spüren, dass es ihm wirklich egal war, weil er bedingungslos einfach ihr Freund war, gab ihr Sicherheit.

      Überhaupt fühlte sich die gesamte Gegend wohler an, seit der Stadtmeister ausgerufen worden war: Joret und die Stadtherren von Rotsand hatten endlich einen adäquaten politischen Ansprechpartner. Die Rupianer selbst trugen zwar noch viele Fragen und Probleme mit sich herum deswegen, aber noch mehr waren sie stolz und fühlten sich gut, eine ‚starke’ Persönlichkeit klar als Anführer zu wissen, der sich für sie gegen das Terra Sonnensystem einsetzte, ihre Interessen vertrat.

      Und man mochte sie für verrückt halten, aber die Energie der Luft war eine völlig andere seither. Viel mächtiger, ruhiger und angenehmer, fand Mara. Ihr gefiel es eindeutig, fühlte sich ähnlich an wie in den Steinbergen früher. Auch wenn es bedeutete, dass sämtliche Elektrizität im rupianischen Tal nicht mehr funktionierte. Es gab bereits Leute, die siedelten deswegen nach Rotsand um, denn dort war alles beim Alten geblieben. Der ‚harte’ Kern allerdings blieb, es waren hauptsächlich Zugezogene, die sich für einen Umzug entschlossen hatten und wurden dafür belächelt ‚Weicheier’ und ‚typisch Zugezogene‘ hiess es.

      Merkwürdigerweise hatten kurz nach Boris Ernennung die vielen schönen Verzierungen im Verwaltungsgebäude angefangen zu ‚leben’ oder so etwas. Als ob etwas angefangen hatte durch sie hindurch zu fliessen, wie Blut in Adern. Die staunenden Besucher nahmen täglich zu und Tamsane, die weiterhin die Auskunftsstelle betreute, erhielt zusätzliche Unterstützung um so eine Art ‚Touristenführungen’ zu organisieren, damit die Leute nicht unbeaufsichtigt im Gebäude herumstolperten.

      Jedenfalls funktionierten die Geräte im Verwaltungsgebäude. Wobei betont werden muss, die ‚alten’ Geräte. Alles was in den letzten Jahren widerwillig neu angeschafft worden war: Funkgeräte, zusätzliche Tablets, usw. war tot. Alles andere an Computern und Gegensprechanlagen, ja sogar Jorets ungeliebter ‚Rauschfunk’ funktionierten einwandfrei.

      So verhielt es sich in allen ‚alten’ Gebäuden der Stadt, die irgendwo Verzierungen an den Wänden trugen, Boris musste sie lediglich einmal berühren, die Verzierungen, um sie zum 'Leben' zu erwecken.

      Die Techniker versuchten das Geheimnis zu lüften um damit weitere Geräte bauen zu können, blieben bisher erfolglos. Einer der Schlüsselträger hatte die Leitung der eigens dafür gegründeten Abteilung übernommen.

      Boris selbst entpuppte sich als wahre Wundertüte, was Informationen über den Stadtmeister und seine Fähigkeiten betraf. Wie hatte das allen nur unbemerkt bleiben können? ‚Dieser Spitzbube‘ wie Esmar zu sagen pflegte und dafür jeweils ein ‚Ja Gleichfalls’ kassierte, weil sie ebenso allen verheimlicht hatte, dass ihre Familie, bzw. sie selbst eine Schlüsselträgerin war, schon seit Generationen.

      Als solche hatte sie die Leitung der Patroullienwachen übernommen. Sora die internen Stadtwachen und Esmar die um die Stadt herum. Die beiden energiegeladenen forschen Frauen bildeten ein echtes Powerteam und behielten ihre Leute im Griff.

      Noch nicht so ganz im Griff hatte Boris seine Fähigkeiten selbst. Wie ein Blinder bewegte er sich nach wie vor durch dieses Meer aus Energie - Lichtern. An die Lautstärke der Stimme gewöhnte er sich nur schwer, musste immer wieder nachfragen, was gerade gesagt wurde, denn er konnte noch nicht gut unterscheiden zwischen Nebengeräuschen und ‚Wichtigem’. Dass sein Gehör besser werden würde, hatte er schon gewusst, es sich nur anders vorgestellt. Seine anderen Sinneswahrnehmungen versuchte er fürs Erste einfach zu verdrängen, zu ignorieren. Er erklärte es Mara so, dass sie sich vorstellen solle, dass sie alles, was sie im Moment gerade fühlt und wahrnimmt, wirklich alles, gleichzeitig und gleichstark empfangen würde. Also sich der Zeh, der die Socke berührt, das Bein, das die Hose berührt, sich gleich ‚wichtig’ anfühlten wie die Hand, die gerade die Tasse hält. Die Luft im Haar, die Zunge im Mund, einfach alles.

      Mara hatte begriffen, hatte erstaunt genickt. Mit „Wow, das ist heftig“ kommentiert und Boris hatte ergänzt „Und dazu alles andere im Tal.“ „Wie?“ „Ja, ja.“ bestätigte Boris „Ich spüre alles andere auch. Es ist wie heissen Sand in Händen zu halten und dabei zu versuchen ein einzelnes Sandkorn zu spüren. Ich hab keine Ahnung, wie ich das machen soll. Bin froh, dass ich die Tasse“ er hob dabei die Tasse an, die er hielt „nicht fallen lasse.“ dann trank er einen Schluck. „So, ich muss los.“ hatte er gesagt und die überraschte Mara in der Küche stehen gelassen.

      Die Küchentür fasste er dann an wie ein rohes Ei, denn immer noch ungewohnt war ebenfalls seine ‚physische’ Kraft, die ihn beim Ausrufen, als er hatte aufstehen wollen, in die Leute katapultiert hatte. Irgendwie hatte Mara Mitleid mit Boris, traute es ihm aber zu, dass er es schon in den Griff bekommen würde. Es fragte sich nur ‚wann’.

      Die Gespräche mit den Delegierten des Terra Sonnensystems, Admiral Torns und dem Regenten Bachschaum, hatten wie erwartet ein relativ schnelles Ende gefunden. Nach zwei Tagen schon verliess die Delegation Rupes wieder. Boris hatte sie weggeschickt, mit Jorets und Barras Zustimmung.

      Sie hatten dem Terra Sonnensystem die Möglichkeit angeboten in Rupes oder Rotsand Botschaften einzurichten, was einem wirklichen Entgegenkommen entsprach. Würde es dem Terra Sonnensystem doch eine engere Zusammenarbeit und kontinuierliche Informationspolitik mit Steinwelten ermöglichen.

      Aber einen vertraglichen Einfluss auf den Anteil an Steintränen und dessen Preispolitik zu erhalten, geschweige denn die Übernahme oder gar Regierung der Städte, Länder oder des Planeten zu übernehmen, kam nicht in Frage. Auch nicht, wenn sie damit drohten ihre Truppen zu schicken um es sich gewaltsam zu holen.

      Die Freilassung der Geiseln ‚Koron und Co.’ stiess bei Joret und Barra auf keinen fruchtbaren Boden, da sie dieselben ebenso strafrechtlich verfolgten. Und Boris liess sich nicht erpressen, er meinte, das würde Koron auch nicht wollen. Worauf Torns damit drohte, dass er Boris und Koron

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