Dünenvagabunden. Katrin Maren Schulz

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Dünenvagabunden - Katrin Maren Schulz

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      Impressum:

      Dünenvagabunden

      Katrin Maren Schulz

      Copyright: © 2013 Katrin Maren Schulz

      Umschlagfoto: Katrin Maren Schulz

      Umschlaggestaltung: Stephan Geitz

      published by: epubli GmbH, Berlin

      www.epubli.de ISBN 978-3-8442-5364-1

      Vagabundenleben, das:

      ungebundenes, unstetes Leben mit häufigem Wechsel des Aufenthaltsortes und der Lebensumstände.

      Düne, die:

      durch den Wind aufgeschütteter Sandhügel oder -wall.

      Duden 2011, 7. Auflage.

      Ich fühle die Gezeiten in meinem Körper, als fänden sie in meinem eigenen Blut statt. Unsere Beziehung ist so sehr verschmolzen inzwischen, im Laufe der vielen gemeinsam verbrachten Zeit, als wären wir beide eins. Hat da noch ein Mensch Platz in meinem Leben?

      Katrin Maren Schulz, Jahrgang 1969, lebt in Berlin - bis auf den Frühsommer, den verbringt sie seit einigen Jahren in St. Peter- Ording an der nordfriesischen Nordseeküste, um zu schreiben.

      Ihre Texte befassen sich mit den Höhen und Tiefen des menschlichen Daseins und all den Fragen, die wir alle uns immer wieder einmal stellen, irgendwann gestellt haben, oder bestimmt noch stellen werden: Glücklich sein, lieben, zufrieden sein - wie geht das?

      Ihr Roman Dünenvagabunden entstand 2012.

      Weitere Veröffentlichungen:

      Rapsgezeiten (Roman; epubli, 2011)

      andere Zeiten: echte (Gedicht- und Fotoband; epubli, 2011)

      Kontakt: [email protected]

      Inhalt

       1. Viktoria. Anfang Januar.

       2. Marielou. Im Februar.

       3. Kai. Anfang März.

       4. Viktoria. Ende März.

       5. Marielou. Anfang April.

       6. Kai. Ende April.

       7. Viktoria. Anfang Mai.

       8. Marielou. Mitte Mai.

       9. Kai. Mitte Mai.

       10. Viktoria. Ende Mai.

       11. Marielou. Ende Mai.

       12. Kai. Ende Mai.

       13. Viktoria. Anfang Juni.

       14. Marielou. Anfang Juni.

       15. Kai. Mitte Juni.

       16. Viktoria. Mitte Juni.

       17. Marielou. Ende Juni.

       18. Kai. Ende Juni.

      Der Winter ist hart an der Nordseeküste. Mal wieder. Ich tue mich schwer, es zuzugeben, aber: das alte Backhaus, das ich mir zu meiner kleinen Behausung umgebaut habe, taugt nicht wirklich für den Winter. Es ist bitter kalt darin, zugig, die Winterstürme kriechen durch die Ritzen im Mauerwerk, und mein kleiner Kohleofen kommt dagegen nicht an. Er vermag die schlimmste Kälte zu mindern, aber er schafft es nicht zu wärmen, wenn draußen die Stürme toben.

      Diese Stürme, die ich dennoch so sehr liebe. Sie pusten im Herbst das Alte weg, das, was sich im Laufe des Jahres angesammelt hat an Erlebnissen und Erschwernissen und Konflikten und Unbrauchbarem - sie pusten es einfach weg, stelle ich mir vor. Und sie machen so Platz für Neues, das im neuen Jahr auf mich wartet. Die Stürme machen das den ganzen Winter lang. Und sie peitschen die See auf, dass sie zu brüllen scheint und zu toben, sie brüllt zusammen mit dem Sturm gegen all das an, wovon sie im Sommer belagert wird. Sie tosen den Trubel hinweg, um wieder rein und frei zu werden für die nächste Saison. Sie stürmen sich frei vom Treiben der vielen Badegäste, Wattwanderer und Kitesurfer am Strand, die immer mehr werden hier. Ja, der Ort boomt, welch furchtbares Wort, erst recht für dieses wunderschöne Stück Land am Ende des Kontinents, das doch eigentlich so friedlich und still war so unendlich viele Jahrzehnte lang. Nun kommen sie alle und nehmen das Land ein, wollen bummeln im Ort und schlemmen am Strand. Also wird die Infrastruktur dort ausgebaut, wo ich sie nicht haben will: vor und hinter dem Deich.

      Gegen all das tosen sie nun an den Herbst und Winter über, der Sturm und die See. Und der Sturm pustet mir den Kopf frei, er lässt mich wieder allein sein am Strand, weil dort kaum mehr jemand spazieren geht bei Böen von acht Beauforts.

      Die See hat sich den Strand zurückerobert, ihre Wasseradern ausgedehnt gen Deich. Als würde es sich von hinten anpirschen, kommt das Wasser im Winter von seitlichen Prielen, die fast am Deich entlang zu laufen scheinen. Der Blick auf den Gezeitenkalender, und das Wissen um die Wege, die sich das Meer über den Strand bahnt, sind zu keiner Jahreszeit so lebens-notwendig wie im Winter.

      Und bei meinen winterlichen Spaziergängen in dieser karstigen Prärie aus Sturm, Treibsand und überlaufenden Prielen muss ich an Marielou denken, und ihr so viel menschenfreundlicheres und verständnisvolleres Gemüt, als es das meine ist. Sie hätte mir wahrscheinlich widersprochen, mir und meiner Abneigung gegenüber den immer mehr werdenden Touristen. Und mir wird klar dabei, dass ich kein Recht habe zu urteilen über all jene, die immer mehr werden hier, und immer öfter und lieber an diesen Ort kommen. Auch ich gehöre doch zu ihnen, auch ich bin doch keine Einheimische, sondern eine Zugezogene. Ich habe eben ein einfaches, altes Backhaus auf einem abgeschiedenen, weitläufigen Gelände gewählt als Unterkunft, und kein Luxusappartement. Eine Zugezogene bin ich dennoch. Also steht es mir nicht zu, über sie zu urteilen, sie zu verurteilen, aber es fällt mir schwer. Vielleicht fordert es mich jedoch auch zu etwas auf, zu etwas heraus?

      Ich werde meinen Lebensort nicht noch einmal verlagern, nein, das habe ich nicht vor. Ein zu harter Einschnitt in mein Leben war der Wechsel vom Stadtleben in mein einsiedlerisches Leben hier auf der Halbinsel Eiderstedt. Nun soll Ruhe sein, und Frieden, und ich hier bleiben.

      Nur an der Dämmung meines Backhauses, an der muss ich arbeiten im kommenden Sommer. Noch solch einen Kältewinter mag mein Körper nicht mehr mitmachen, dafür ist er doch schon etwas zu alt.

      Im nahenden Frühjahr wird sich mein Leben - für meine Verhältnisse - ganz wesentlich verändern. Marielou wird wieder ihre Auszeit hier verbringen, und ich möchte die lebhaften Gespräche, die wir im letzten Jahr begonnen haben miteinander

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