Klassiker der Erotik - Fanny Hill 2 - 12 Kapitel. John Cleland

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Klassiker der Erotik - Fanny Hill 2 - 12 Kapitel - John Cleland

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Welt auf dem Spiel stünde, hatte schon während des Gesprächs mit D * * * den Ausschlag gegeben. „So sei es denn!“, schloß Charles die Kette seiner Gedanken.

       Fanny fügte sich in das Unvermeidliche. Sie konnte nur noch hausfraulich um Charles’ Gepäck und eine zweckmäßige Ausrüstung des Reisenden mit Kleidungsstücken für ein Land besorgt sein, von dem sie nichts wußte. Für sie lag Montreal irgendwo am Ende der Welt, jenseits des Ozeans, den sie nur fürchten konnte. Eine so lange Seereise hätte sie nicht lebend überstanden, wie sie Mrs. Cole versicherte.

       Schließlich standen zwei mächtige Truhen mit Kleidung, Geschäftspapieren und zwei großen Lederbeuteln mit Goldmünzen abholbereit. Sie wurden von Bediensteten zur „Old Bottle“ geschafft; für dieses Schiff hatte sich Charles entschieden.

       Er nahm Abschied von seinen Kindern. Die Herzlichkeit tat dem Zusammengehörigkeitsgefühl der Familie Burton alle Ehre an. Audi Mrs. Cole gab dem Scheidenden alle guten Wünsche mit auf den Weg. Fanny begleitete ihn zum Hafen.

       Ein Wald von Masten über dunklen Schiffsrümpfen — auf den Quais schreiende, gestikulierende, hastende Menschen: Seeleute, Hafenarbeiter, herumlungerndes Volk und Neugierige. Dazwischen leichte Mädchen, die den Männern auffordernde Blicke zuwarfen. Ballen und Lasten schwebten an kreischenden Ladegeschirren durch die Luft. Schauerleute buckelten des Landes Reichtum über schwankende Laufplanken. Englands Herz, sein kommerzielles Leben, pulsierte hier am stärksten.

       Auf den Schiffen, die von langer Seereise zurückgekehrt waren oder zu neuer Fahrt rüsteten, scheuerten Matrosen und Schiffsjungen die Decks. An Bordwänden hingen Arbeiter in

       Strickleitern und teerten die Schiffsrümpfe. Über allem Lärm und aller hektischen Geschäftigkeit lag ein durchdringender Gestank von Fisch, Teer, Wasser und fauligen Abfällen. Fanny hielt sich die Nase zu, als sie die Kutsche verließ. Wie gräßlich! Wie konnte man nur in diesem Milieu atmen und leben?!

       Dann aber gingen ihre Gedanken siebzehn Jahre zurück. Hätte es das Schicksal nicht gut mit ihr gemeint, was wäre aus der mittellosen Fanny Hill von damals geworden?! Eine Dirne, die sie ohnehin — wenn auch auf einer anderen Ebene — gewesen war. Ein Straßenmädchen vielleicht, wie diese armseligen, aufgeputzten Geschöpfe hier am Hafen. Es schauderte sie.

       Die „Old Bottle“ war ein schönes, ungewöhnlich schnelles Schiff. Ein Viermastschoner, dessen weit vorgebauter Bug verriet, daß es zu den Schnell-Seglern zählte. Man wartete nur noch auf Charles. Der Kapitän auf der Kommandobrücke erteilte seine Befehle — die Matrosen kletterten in die Wanten.

       Es war an der Zeit, Abschied zu nehmen. Fanny preßte Charles’ Arm, drängte sich an ihn, bot ihren Mund zum Kuß. Erst der Ruf des Steuermanns: „Mr. Burton, wir warten auf Sie!“ brachte beide zur Besinnung. Eine letzte Zärtlichkeit — Charles löste sich aus den Armen seiner Frau. Dann ging er schweren Schrittes an Bord.

       Die Ankerketten rasselten — rauschend entfalteten sich die Segel. Das schwere Schiff legte vom Quai ab. Hastige, törichte Worte des Abschieds, bis das Schiff außer Rufweite war. Seidene Tüchlein hüben wie drüben — Zeugen flatternder Gedanken, die nichts mehr fassen konnten, als den Schmerz des Abschieds. Auf wie lange?

       Bedrückt bestieg Fanny die Kutsche.

      Kapitel 2

      „Liebe Mrs. Cole, ich langweile mich zu Tode!“ Fanny hatte trotz der vielen Jahre, die ihre mütterliche Freundin nun schon bei ihr war, trotz der weiten Kluft, die gesellschaftlich zwischen ihnen lag, nicht daran gedacht, sie wie eine Angestellte zu behandeln. Und für Mrs. Cole war Fanny immer noch das kleine, bezaubernde Mädchen, das sie einst in ihr „Haus“ genommen und am reichlich fließenden Quell getränkt hatte, den weiberlustige, finanzkräftige Kavaliere nie versiegen ließen.

       „Hmm,“ nickte die Cole, „Charles ist jetzt über ein halbes Jahr fort, und sein letzter Brief erreichte uns vor zwei Monaten. Aber — Sie haben doch die Kinder!“

       „Wer hat die Kinder?!“ Fanny brauste auf. „Sie haben sie doch! Dorothee und Edward hängen mehr an Ihnen als an mir!“

       „Nur Frances nicht!“ maulte die Cole. „Für die haben Sie immer Zeit.“

       „Na und??“ Kam die Rede auf Frances, kehrte Fanny ihre Stacheln wie ein Igel heraus. Ihre Augen begannen zu flackern, die Unterlippe schob sich vor. Mrs. Cole kannte diese Sturmzeichen. Sie lenkte ein. Wegen Frances hatte es schon genug Streit gegeben. „Sie haben recht! Charles fehlt an allen Ecken und Enden. Aber gewiß wird er bald zurückkehren.“

       Fanny war davon nicht überzeugt: „Es kann unter Umständen noch Monate dauern, bis die Geschäfte in Montreal abgewickelt sind. Und die Rückreise nimmt auch einige Wochen in Anspruch.“

       Wirtschaftliche Not litt sie nicht. Charles hatte das Vermögen, das sie in die Ehe eingebracht hatte, gut verwaltet und um über die Hälfte vermehrt. Aber es ärgerte sie, während der Abwesenheit ihres Mannes von der Substanz zehren zu müssen, da laufende Einnahmen ausblieben. Fanny war überdies eine Frau, die sich gern bewundern ließ, die bestätigt wissen wollte, daß sie schön, begehrenswert, reich und glücklich sei. Charles hatte mit dererlei Vorstellungen nie gegeizt.

       Mrs. Cole kannte den Grund der Unzufriedenheit. So beschloß sie eines Tages, Fanny vorzuschlagen, eine Gesellschaft zu geben. Auch ihr ging die Zurückgezogenheit auf die Nerven. Außer Lord Douglas und dem Juwelier Mr. Whitman, der das Vermögen der Burtons verwaltete, empfing Fanny kaum Besuch.

       „Fannykind,“ flötete die Cole anderntags am Frühstückstisch, „Sie sollten etwas für Ihre Gesundheit tun!“

       Fanny blickte auf. Da war etwas im Unterton der Cole, das sie an längst vergangene Zeiten erinnerte.

       „Wenn ich so bedenke, was Sie früher für ein lebenslustiges, unbekümmertes Weibsbild . . . — sie sagte mit voller Absicht „Weibsbild“ — „waren, dann erscheint mir Ihr jetziger Zustand beklagenswert!“ Sie machte eine Pause und fuhr fort: „Sie sollten wieder einmal Menschen um sich sammeln!“

       Fanny verschluckte sich und hustete, bis die Tränen kamen, die von einem Lachen abgelöst wurden. Konnte die Cole Gedanken lesen?

       Mrs. Cole lief um den Tisch herum und klopfte der Hausherrin den Rücken. Als der Anfall vorüber war, protestierte Fanny zum Schein gegen einen solchen „unmöglichen“ Vorschlag.

       Die Cole gab diesem „Protest“ die richtige Deutung.

       Beim Tee stellten beide Frauen bereits Überlegungen an, wie diese Soiree zu gestalten sei und unter welchem Vorwand. „Ist es notwendig, sich durch irgendeinen äußeren Anlaß für eine Einladung zu rechtfertigen, die in Abwesenheit des Hausherrn gegeben wird? Ich glaube nicht!“, beschwichtigte die Cole ihre jüngere Freundin.

       „Und wenn,“ trumpfte Fanny auf, „dann sollen sie sich die Mäuler zerreißen; ich pfeife darauf!“ So war die Soiree beschlossene Sache.

       Lohndiener wurden engagiert, Essen und Getränke bestellt. Einladungen gingen hinaus. Am wichtigsten aber war die Frage, was Fanny anziehen sollte. Nichts unter zahlreichen Roben schien ihr geeignet. Also mußte innerhalb von zehn Tagen ein neues Kleid geschneidert werden. Selbstverständlich vom ersten Taylor Londons.

       Das war zur Zeit Monsieur Legrand, der sich seit kurzem in London niedergelassen hatte, um, wie er sagte, den Damen der Gesellschaft Pariser Eleganz zu bringen. Er war überbeschäftigt und sündhaft teuer. Zudem war es schwer, ihn zur Einhaltung eines Termins zu bewegen. Er brauche Zeit zur Inspiration

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