Pyjamamord. Ole R. Börgdahl

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Pyjamamord - Ole R. Börgdahl страница 10

Pyjamamord - Ole R. Börgdahl Tillman-Halls-Reihe

Скачать книгу

klingt so, als entspräche das nicht der Wahrheit.«

      »So lautet die offizielle Version, die Seitens der Justiz noch immer Gültigkeit hat, aber dazu sag ich gleich noch was. Auf jeden Fall wurde die Leiche einer Frau, die mit einem grünen, seidenen Pyjama bekleidet war, wenige Tage später von einem Bauern gefunden.«

      »Ein grüner Pyjama. Das ist eine Übereinstimmung. Ihre Schaufensterpuppen hatten doch auch alle grüne Pyjamas an, oder?«

      »Ja, aber nur einer war aus Seide.«

      »Woher haben Sie übrigens diese Details über das Pyjama Girl?«

      »Internet, da steht alles drin, man braucht gar nicht lange zu suchen.«

      Ich nickte und Bruckner fuhr fort. »Also, Linda Agostini war mit einem grünen Pyjama bekleidet. 1934 war man nicht in der Lage sie zu identifizieren. Die Presse hat ihr daraufhin den Namen Pyjama Girl gegeben. Da der Fall nicht geklärt werden konnte, wurde die Leiche zehn Jahre lang in einem Formalinbad konserviert. Gruseliger Gedanke, was?« Bruckner räusperte sich. »Anfang der vierziger Jahre rückte das Pyjama Girl dann wieder ins Blickfeld der Justiz. Die Fakten wurden noch einmal zusammengetragen. Schon 1934 gab es den Verdacht, dass die tote Frau Linda Agostini sein könnte. Diese Spur wurde wieder aufgenommen, forensische Beweise wurden erneut überprüft, unter anderem wurde der Zahnstatus der noch unbekannten Leiche mit dem von Linda Agostini verglichen. 1934 war da wohl was schiefgelaufen. Das Ganze lieferte gerade erste Ergebnisse, als zufälligerweise Toni Agostini im Jahre 1944 aus der Internierung freikam. Er war ja Italiener, zählte also zu den Kriegsgegnern der Engländer und Australier. Achsenmacht Italien und so weiter, sie wissen schon. Auf jeden Fall nahm sich ein Polizeiermittler Agostini vor und er gestand schließlich.«

      »Moment, wie ist man auf ihn gekommen?«

      »Sehen Sie, jetzt kommen wir noch einmal zu dem, was ich vorhin meinte. Es gibt dazu nämlich eine Verschwörungstheorie. Das Pyjama Girl soll gar nicht Linda Agostini gewesen sein. Antonio Agostini hat zwar zugegeben, seine Frau ermordet zu haben, aber er will sie nicht dort abgelegt haben, wo man das Pyjama Girl gefunden hat. Der Mann hat wohl vielmehr einen Deal gemacht. Die Polizei hat als großen Erfolg endlich die Identität einer zehn Jahre alten Leiche geklärt und Agostini bekommt dafür ein mildes Urteil.«

      »Und war sein Urteil mild?«, fragte ich.

      »Das kann man wohl sagen. Er hat sechs Jahre wegen Totschlags gesessen und wurde am Ende seiner Haftstrafe nach Italien ausgewiesen, wo er übrigens 1969 starb. Ich glaube, das Urteil hätte eher auf Mord lauten müssen. Linda Agostini wurde erschossen, eine Kugel unter dem rechten Auge. Gemäß Obduktion soll sie aber an den heftigen Schlägen gestorben sein, die sie zusätzlich noch auf den Kopf bekommen hat. Vielleicht wäre das heute Totschlag, wo man dem Täter verlorene Selbstkontrolle attestiert. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass man im Australien der Dreißiger- und Vierzigerjahre schon so gedacht hat. Ich habe mal weiter gegoogelt. In Australien wurde die Todesstrafe erst 1985 vollständig abgeschafft.«

      »Eines kann man sagen, das was Sie mir über den Fall des Pyjama Girls erzählt haben, ist um einiges mehr, als in dem Artikel hier steht. Dieser ARTUS hat sich anscheinend nicht gut vorbereitet.«

      Bruckner schüttelte den Kopf. »Ich denke da an etwas anderes. Ich denke, es soll eine Fortsetzungsgeschichte werden. Zunächst präsentiert er nur die allgemeinen Fakten und dann später rollt er alles so aus, wie ich es Ihnen geschildert habe.«

      »Dass Ganze hat für mich zwei Seiten«, warf ich ein. »Zum einen die Funde der Schaufensterpuppen und das, was der Redakteur darüber weiß. Und zum anderen die Story von dieser Linda Agostini. Ja, und die Verbindung zu beiden, das ist der oder sind die Pyjamas, die grünen Pyjamas.«

      Bruckner sah mich ein, zwei Sekunden schweigend an. »Ich habe mit ARTUS gesprochen. Er heißt mit richtigem Namen Denn, Robert Denn.«

      »Oh, und was sagt er, wer ist sein Informant oder ist er es selbst?«

      »Nein, nein, so einfach ist das nicht«, rief Bruckner. »Es war ja schon schwer, am Telefon überhaupt an den Mann heranzukommen. Alles läuft unter Pressefreiheit und Schutz der freien Meinung. Was glauben Sie, warum der Typ unter Pseudonym veröffentlicht.«

      »Aber Sie sind zu ihm durchgestellt worden?«, fragte ich. »Haben Sie Ihren Dienstausweis durchs Telefon geschoben?«

      »So ähnlich! Ich habe ihm meinen Namen genannt. Da war er schon einmal sehr interessiert, schließlich hatte ich ja auch eine Rolle in seinem Artikel. Er war aber so vorsichtig, mich erst über die Auskunft des Präsidiums zurückzurufen. Ich habe fast eine halbe Stunde gewartet, bis er sich wieder gemeldet hat. Er hatte also genug Zeit, sich vorzubereiten. Mein Überraschungseffekt, den ich mit dem Anruf beabsichtigt hatte, war natürlich dahin.«

      »Jetzt machen Sie es nicht so spannend«, forderte ich Bruckner auf.

      »Da war nichts spannend. Er hat nicht geredet. Er fühlte sich sehr überlegen, sprach immer von seinen Quellen und dass er weitere Fakten habe, die er in seinen nächsten Artikeln verwenden werde. Ich habe dann auch behauptet, dass ich als ermittelnder Beamter neue Erkenntnisse zu dem Fall hätte. Er hat abgewogen und entschieden, mich zu empfangen.«

      »Sie haben sich mit ihm getroffen?«

      »Nein, noch nicht.« Bruckner schaute auf seine Armbanduhr. »Ich bin um halb vier mit ihm verabredet. Kennen Sie das Industriegebiet im Nordwesten von Eidelstedt?«

      Ich nickte. »Da gibt es einige Druckereien.«

      »Ganz richtig«, bestätigte Bruckner. »Die Redaktion von Hamburg Direkt hat dort ein kleines Bürogebäude. Die Zeitung wird auch in Eidelstedt gedruckt. Unser Revolverblatt ist dort ein guter Kunde und ihre rasenden Reporter, wie dieser Robert Denn einer zu sein scheint, sorgen mit ihren Storys auch dafür, dass es so bleibt.«

      Ich überlegte. »Wenn Ihr Termin mit ARTUS noch aussteht, dann kann ich mir denken, dass Sie nicht nur hier sind, um mir die neusten Fakten mitzuteilen, oder?«

      Bruckner grinste. »Wir können mein Auto nehmen, ich bin jetzt auch wieder offiziell mobil. Die Mondeos wurden übrigens im März versteigert, ich habe jetzt einen nagelneuen Audi A6 Avant.«

      »Da hat sich das Blatt für Sie ja sehr schnell gewendet«, stellte ich fest.

      Bruckner schüttelte den Kopf. »Der Audi war schon vor einem Jahr für mich bestellt und was die andere Sache betrifft, habe ich allerdings noch Karenz.«

      »Was heißt das, Karenz?«

      »Ich muss mich weiter bewähren, darf mir keine Fehler erlauben, muss Erfolge aufweisen.«

      *

      Ich fand die Kombis von Audi immer schicker als die Limousinen. Der A6 war gut ausgestattet. Erst einmal hatte er vorne eine Menge Platz. Ich streckte meine Beine aus und betrachtete mir das Interieur. Jetzt wusste ich, woher mein Century seine Sportlichkeit hatte. Bruckner verriet mir noch, dass er einen FSI 2.8 Liter Motor fuhr, mit 204 PS, die von dem sportlichen Automatikgetriebe ordentlich in Szene gesetzt wurden. Mein Century hatte ähnliche Werte, war jedoch leichter und damit spritziger. Der A6 ging aber dennoch gut ab. Wir brauchten eine halbe Stunde bis nach Eidelstedt. Als wir in das Industriegebiet einbogen, gerieten wir noch kurz in einen Stau. Ein Papierlaster wurde mitten auf der Straße entladen. Als wir die Stelle erreichten, trat Bruckner kräftig ins Gas und fand zwischen den Gabelstablern eine gefährlich enge Lücke.

      Das

Скачать книгу